Kategorie-Archiv: Broder

Car Accident

Aggressiv am Steuer

Von HENRYK M. BRODER

Ich mag mich ja täuschen, aber es scheint mir, als würden die deutschen Autofahrer zunehmend aggressiver fahren. Nicht nur, dass wesentlich mehr gehupt wird als noch vor zwei, drei Jahren – eine Beobachtung, die sich statistisch nicht belegen lässt, weil das Hupverhalten meines Wissens nicht untersucht wird. Ich komme mir immer öfter wie ein Verkehrshindernis vor.

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Montage: Antonia Aravena

Montage: Antonia Aravena

Spitzel auf Rädern

Von HENRYK M. BRODER

Können Sie sich noch an die Aufregung erinnern, als bekannt wurde, dass amerikanische Geheimdienste den Verkehr auf deutschen Datenautobahnen überwachen? Dass sie sogar das Handy der Kanzlerin angezapft haben und genau wissen, wann sie mit wem telefoniert hat? „Ausspähen unter Freunden – das geht gar nicht“, empörte sich Angela Merkel und ließ es auch Präsident Obama in einem – vermutlich abgehörten – Telefongespräch wissen. „Das gilt für jeden Bürger und jede Bürgerin in Deutschland. Dafür bin ich als Bundeskanzlerin auch verantwortlich, das durchzusetzen.“
Das ist noch keine drei Jahre her. Und dass „wir“ den Amis damals, Ende 2013, keinen Krieg erklärt haben, hatte vor allem damit zu tun, dass die Bundeswehr nur bedingt einsatzfähig ist.

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autofahren kann toedlich sein

Der Unfall des Tages

Von HENRYK M. BRODER

Wie wir alle wissen, ist letzte Woche in der Bundesrepublik eine EU-Regelung in Kraft getreten, wonach Tabak- und Zigarettenpackungen mit ekelerregenden Schockbildern versehen sein müssen: Lungenödemen, verfaulten Zähnen, schwärenden Wunden. Es handelt sich um eine volkserzieherische Maßnahme. Man will den Rauchern den Tabakkonsum verleiden, indem man sie auf die Folgen dieser Sucht aufmerksam macht. In der Tat spricht vieles dafür, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Lungenerkrankungen und Rauchverhalten, auch wenn Kettenraucher wie Johannes Heesters und Helmut Schmidt uralt werden und nicht an Lungenkrebs sterben. Die Zahl der „Tabaktoten“ lässt sich nicht genau ermitteln.

Ganz anders dagegen ist die Lage im Straßenverkehr. Im Jahre 2015 kamen 3339 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 393.700 Personen – Fußgänger, Rad- und Autofahrer – wurden mehr oder weniger schwer verletzt. In all diesen Fällen ist man weiterlesen

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Radfahrer auf Abwegen

Von HENRYK M. BRODER

Neulich beim Gassigehen mit meinem Schwiegerhund Chico fiel mir an einer Bushaltestelle ein Plakat auf, das ich bis dahin noch nie gesehen hatte. Es zeigte einen bärtigen jungen Mann in einem roten T-Shirt und einem Fahrradhelm auf dem Kopf. In der rechten Hand hielt er eine blaue Dose, die er mir entgegenstreckte.

Aha, dachte ich, eine neue Kampagne von Red Bull. Ich schaute genauer hin. Auf der Dose stand das Wort „RÜCKSICHT“ und darunter in kleinen Buchstaben „im Straßenverkehr“. Ich trat noch näher ran. In der rechten unteren Ecke entdeckte ich des Rätsels Lösung: berlin-nimmt-rücksicht.de

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Senioren im Test

Von HENYRK M. BRODER

In der letzten Zeit sind einige schwere Verkehrsunfälle mit Toten und Verletzten passiert, die auf „menschliches Versagen“ zurückzuführen waren. Menschliches Versagen bedeutet: Die Fahrer hatten die Kontrolle über ihre Autos verloren, einer hatte das Gaspedal für die Bremse gehalten. Als er die Orientierung wiedergefunden hatte, waren zwei Menschen tot.

Nun kommt menschliches Versagen immer und überall vor. Ich beispielsweise habe neulich nach meinem Wohnungsschlüssel gesucht, bis ich merkte, dass ich ihn in der Hand hielt. Dass ich morgens nicht mehr weiß, wo ich das Auto am Abend abgestellt habe, gehört zu meiner täglichen Routine. Ebenso wie die Suche nach dem Handy. Es kommt auch vor, dass der Bankomat meine Karte verschluckt, weil ich dreimal hintereinander die falsche PIN eingegeben habe. Alles unangenehm, aber nicht weiter schlimm. Vor allem: Mein „menschliches Versagen“ bleibt ohne Folgen für meine Mitmenschen.

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Illustration: Ekaterina Kochneva

Illustration: Ekaterina Kochneva

Idiotisierung durch Automatisierung

Von HENRYK M. BRODER

Neulich in Wilmersdorf an der Ecke Uhlandstraße-Berliner Straße. Ein Ministau vor der Ampel. Rechts und links neben mir Autos, vor und hinter mir auch. An sich nichts Besonderes. Das Pärchen vor mir hat die Köpfe zusammengesteckt, die Fahrerin links neben mir telefoniert über eine Freisprechanlage und gestikuliert dabei heftig, der Fahrer rechts neben mir hört offenbar Radio und trommelt den Rhythmus auf dem Lenkrad mit. Ob in dem Auto hinter mir eine Frau oder ein Mann sitzt, kann ich nicht erkennen. Er oder sie spielt mit der Scheibenwaschanlage. 

Ich denke darüber nach, ob ich, sobald es grün wird, rechts ranfahren und mir beim Türken an der Ecke ein halbes Hähnchen kaufen soll, gebe den Gedanken aber sofort auf, weil im Rückspiegel ein Blaulicht auftaucht, das immer näher kommt. Dann höre ich das jaulende Auf- und Ab der Sirene. Ein Krankenwagen im Einsatz.

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Illustration: Ekaterina Kochneva

Illustration: Ekaterina Kochneva

Lasst uns Autos durch Lastenräder ersetzen!

Von HENRYK M. BRODER

Vor Kurzem kam ein Berliner Wochenmagazin mit einer sehr spannenden Titelgeschichte heraus, über Berlin als Stadt der Radfahrer. Genauer, wie man die Hauptstadt zur einer Radfahrerstadt machen könnte. Mir kam es vor, als hätte ich schon mal etwas darüber gehört oder gelesen, googelte „Berlin, Radfahrerstadt“, fand eine Vielzahl von Artikeln zu dem Thema und stellte fest: Über diese Idee wird schon so lange diskutiert, wie der neue Berliner Flughafen gebaut wird.

Das ist kein gutes Omen, dachte ich und suchte weiter. Dabei stieß ich auf eine Berliner Initiative mit dem Namen „Berlin dreht sich“, die für ein Volksbegehren beziehungsweise einen Volksentscheid eintritt, um Berlin zu einer Stadt der Radfahrer zu machen. Ich stelle das etwas verkürzt dar, denn die Rede ist nicht von „Radfahrern“ und „Radfahrerinnen“, wie es politisch korrekt wäre, sondern von „Radfahrenden“, also ungeschlechtlichen Radbenutzern und –benutzerinnen. Aber das nur nebenbei. Was mich mehr beeindruckte, war die Antwort auf die Frage „warum ein Volksbegehren“ nötig und unumgänglich wäre.

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Die Kampagnen gegen Raserei lenken nur ab

Von HENRYK M. BRODER

Das ganze Leben ist Erziehung und wir sind alle Debütanten. Täglich lernen wir etwas Neues dazu. Kaum haben wir uns mit einem Betriebssystem für unseren Laptop vertraut gemacht, kommt ein neues auf den Markt. Gerade erst haben wir, der Gesundheit zuliebe, aufgehört, Fleisch zu essen, schon wird uns gesagt, wie ungesund vegetarische oder vegane Ernährung sein kann. Man kommt sich vor, wie ein Meerschweinchen in einem Labor, an dem ständig etwas Neues ausprobiert wird.

Die größte Erziehungsanstalt aber ist der Straßenverkehr. Alle paar Sekunden wird uns mitgeteilt, was wir machen müssen oder nicht machen dürfen. Dass wir am Ende einer Reise müde sind, ist nicht nur eine Folge der physischen Anstrengung. Wir werden mit Informationen bombardiert, mehr als wir aufnehmen und verarbeiten können.

Dabei steht alles, was man über das Verhalten im Straßenverkehr wissen und woran man sich halten muss, im ersten Satz der StVO: „Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.“

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Autonomes Fahren

Autonomes Fahren schafft die Autonomie ab

Von HENRYK M. BRODER

Ich finde es rührend, wie sich unsere Regierungen um unser aller Wohlergehen kümmern. Raucher werden gewarnt, der Tabakkonsum könnte ihnen gesundheitliche Schäden zufügen oder gar den vorzeitigen Tod herbeiführen. In einigen Bundesländern wurde der Verkauf von alkoholischen Getränken an Tankstellen, Supermärkten und Kiosken zwischen 22 und 5 Uhr verboten. Wer sich die Kante geben will, darf es weiter tun, allerdings nur in Bars und Restaurants, die eine Alkoholkonzession haben und wo der Stoff mehr kostet.

Aber auch der Konsum alkoholfreier Limonaden ist nicht ohne. Das darin enthaltene Koffein könnte, so das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, „direkte Auswirkungen auf den Knochenstoffwechsel“ haben, bei Jugendlichen aber auch im fortgeschrittenen Alter in Form der Osteoporose, also Knochenschwund. Ich rechne jeden Tag damit, dass die Prinzenrolle von De Beukelaer, ein wesentlicher Bestandteil meiner Diät, demnächst mit einer Banderole in die Regale kommt: „Achtung! Diese Kekse enthalten Zucker. Und Zucker verursacht Diabetes!“

Umso erstaunlicher finde ich, dass die Bundesregierung soeben grünes Licht für ein Projekt gegeben hat, das unausgereift und gefährlich ist. Vergangenen Mittwoch nahm das Kabinett einen Entwurf von Verkehrsminister Dobrindt an, mit dem „die rechtlichen Grundlagen für das autonome Fahren und für die Verwendung automatisierter Fahrsysteme“ festgelegt werden.

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Nächste Ausfahrt: Hammelburg

Von HENRYK M. BRODER

Zu den vielen schönen Dingen, die aus der Mode gekommen sind, gehören das gemeinsame Tischgebet und der zweckfreie Besuch von Cafés zum Zwecke der Entspannung. Man muss schnell essen, um den Anfang des Promidinners auf VOX nicht zu verpassen, da bleibt für ein „… und segne, was du uns bescheret hast“ keine Zeit. Und nur wenige Cafés halten eine Auswahl von Zeitungen bereit, der Gast soll nicht zu lange bei einem Glas Tee oder einer Tasse Kaffee sitzen bleiben, denn das wäre nicht gut für den Umsatz.

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