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Finanzierung

Kreditvergabe Es ist nicht alles Gold, was glänzt

Von Michael Posch | | Lesedauer: 3 Minuten
Blick auf Frankfurts Bankenzentrum: Niedrige Zinsen und neue Vorschriften des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich belasten die Geschäftserwartungen der Kreditinstitute Blick auf Frankfurts Bankenzentrum: Niedrige Zinsen und neue Vorschriften des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich belasten die Geschäftserwartungen der Kreditinstitute
Blick auf Frankfurts Bankenzentrum: Niedrige Zinsen und neue Vorschriften des Basler Ausschusses der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich belasten die Geschäftserwartungen de...r Kreditinstitute

Quelle: Getty Images

Die Stimmung ist gut, die Auftragbücher sind gefüllt. Doch Sorge bereitet dem Mittelstand, dass die Finanzinstitute wegen neuer Auflagen durch „Basel“ die Kreditvergabe einschränken könnten.

Sonnige Konditionen mit Schatten durch Basel.“ Was sich wie ein spätsommerlicher Wetterbericht anhört, ist das knappe Fazit der aktuellen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) zu den Finanzierungsmöglichkeiten für mittelständische Unternehmen. Denn weiterhin sorgt zumindest die Freude über gute Kreditkonditionen für positive Stimmung.

Nach Angaben von Christian Fahrholz, DIHK-Experte für Unternehmensfinanzierung, bewerteten vor fünf Jahren 45 Prozent der Unternehmen den Kreditzugang mit gut, 41 mit befriedigend. Seitdem kletterte die Zufriedenheit stetig auf neue Höchststände.

In der aktuellen Studie bezeichnen 56 Prozent der Firmen die Situation als positiv und 31 als befriedigend. Lediglich acht Prozent waren unzufrieden. Weitere fünf Prozent der Firmen, meist sehr kleine, bekamen keine finanzielle Hilfe von den Banken. Diese negativen Einschätzungen haben sich in den vergangenen Jahren kaum verändert. Der Hauptgrund für eine Ablehnung waren und sind fehlende Sicherheiten.

Niedrige Kreditzinsen sorgen für gute Stimmung

Laut Fahrholz bestätigen die Ergebnisse „die Vorteile der momentan günstigen Finanzierungssituation durch die niedrigen Kreditzinsen“. Zudem würden die Firmen durch ein solides Wirtschaften selbst zum positiven Stimmungsbild beitragen.

Denn in den vergangenen Jahren habe sich die Quote der Mittelständler weiter erhöht, die für Vorhaben eigene Rücklagen nutzen.

So benötigen 30 Prozent aller Mittelständler derzeit keine Fremdfinanzierung, da sie über genügend Kapital verfügen, um Investitionen oder Zukäufe selbst stemmen zu können.

Geschäftserwartungen der Banken auf Tiefpunkt

Eitel Sonnenschein herrscht dennoch nicht. Dafür sorgen potenzielle Probleme mit den Banken. Denn die geschäftlichen Aussichten der Finanzwirtschaft trüben sich nach der jüngsten DIHK-Konjunkturumfrage zunehmend ein. Die ohnehin pessimistischen Erwartungen der Finanzinstitute haben laut Fahrholz einen neuen Tiefpunkt erreicht.

So befindet sich der Saldo aus positiven und negativen Nennungen bei den Geschäftserwartungen mit minus 37 Punkten auf einem neuen Tiefstand. Selbst 2008, als die Finanzkrise ausbrach, war der Wert laut Fahrholz nicht so schlecht.

Grund sind neben den wegbrechenden Einnahmen durch die Niedrigzinsphase die noch umfassenderen Vorgaben an die Branche durch „Basel“.

Technologiesektor beklagt fehlende Finanzierungen

Die Vorschriften des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht bei der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) sehen etwa eine höhere finanzielle Absicherung für vergebene Kredite vor.

Die Zurückhaltung der Banken durch Basel spüren Gründer aus dem Technologiesektor bereits seit längerer Zeit. Denn Finanzierungen in diesem Bereich sind durch ihre nur bedingt einschätzbaren Erfolgsquoten mit besonderen Risiken verbunden.

So ist nach Angaben von Niklas Veltkamp, Geschäftsleiter des Digitalverbandes Bitkom, für 55 Prozent der Tech-Start-ups fehlendes Kapital das größte Hemmnis, um erfolgreich arbeiten zu können. Zudem dauere es aus Sicht der Unternehmen zu lange, bis Finanzierungsrunden abgeschlossen sind.

Firmen brauchen 2,4 Millionen Euro an frischem Kapital

Nach einer Untersuchung des Branchenverbands hat mit 34 Prozent nur jedes dritte Start-up ausreichende Mittel für die kommenden 24 Monate. Die verbleibenden zwei Drittel brauchen laut Studie bis 2018 durchschnittlich 2,4 Millionen Euro an frischem Kapital.

Laut Bitkom steigt der Finanzierungsbedarf mit der Größe des Start-ups. Bei kleinen Firmen mit bis zu drei Mitarbeitern liegt er bei rund 640.000 Euro, bei bis zu neun Beschäftigten klettert er auf 1,7 Millionen Euro. Firmen mit bis zu 19 Angestellten brauchen durchschnittlich 3,1 Millionen Euro und die mit mehr als 20 Kollegen 4,7 Millionen Euro.

Für Veltkamp ist es deshalb wichtig, in Deutschland noch stärker private Wagniskapitalgeber zu gewinnen. Derzeit seien aber in anderen Ländern die steuerlichen Bedingungen für Geldgeber oft noch attraktiver als hierzulande.

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