1. Home
  2. Motor
  3. Das T-Modell der Mercedes E-Klasse AMG – Testfahrt

Motor

AMG-Kombi von Mercedes Erste Dienstfahrt im neuen T-Modell der E-Klasse

Von Stefan Anker | Stand: 12:55 Uhr | Lesedauer: 5 Minuten
Mercedes E-Klasse T-Modell Mercedes E-Klasse T-Modell

Mercedes E-Klasse T-Modell

Mercedes E-Klasse T-Modell

Quelle: Daimler

Das neue T-Modell der E-Klasse von Mercedes gibt es in der AMG-Version jetzt auch mit 401 statt 600 PS.
  • Mercedes will damit einen neuen Markt erschließen, den es bisher gar nicht gab. Die Modelle werden individueller.
  • Das Serienmodell punktet vor allem mit einem sehr großen Kofferraum. Mehr Ladefläche bietet nur der Skoda Superb.
Anzeige

Natürlich ist es die AMG-Version. Ola Källenius, Vertriebsvorstand von Mercedes, bittet zu einer kleinen Ausfahrt mit dem neuen T-Modell der E-Klasse, und da muss es schon etwas Standesgemäßes sein.

Rote Nähte an den Sportledersitzen, der Biturbo-V6 faucht dezent beim Starten, und Källenius hat erkennbar gute Laune. Nicht nur, weil er mal AMG-Chef war, sondern auch, weil er eben ein typischer Automanager ist: Die meisten Automanager haben zumindest so viel Benzin im Blut, dass sie die unvernünftigen Autos im Modellprogramm besonders mögen.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Chefsache: Ola Källenius, Vertriebsvorstand von Mercedes, chauffiert den Reporter

Chefsache: Ola Källenius, Vertriebsvorstand von Mercedes, chauffiert den Reporter

Quelle: Stefan Anker

Wobei: Aus Källenius’ Sicht ist der E 43 AMG eine Art Einstiegsmodell. „Damit gehen wir in ein Segment, in dem wir vorher nicht waren“, sagt der Vorstand. Tatsächlich deutete der AMG-Schriftzug an einer E-Klasse sonst auf einen fetten V8 unter der Haube hin. Den gibt es weiterhin (wohl erst 2017), er wird dann um 600 PS haben, und der 401 PS starke Sechstzylinder im E 43 AMG soll nun die Lücke zur Modellpalette des Serienmodells schließen.

Alle Autofirmen sind inzwischen ganz gut darin, Marktlücken zu entdecken, wo früher definitiv keine waren. „Die Wünsche des Kunden werden individueller“ sagt Källenius dazu. Mit anderen Worten: Nicht das Angebot der Autohersteller schafft die Nachfrage, sondern die Leute forderten immer mehr Abwechslung.

„Die Kunden sind heute innerhalb ihres Preissegments beweglicher“, sagt Källenius. Es sei gut möglich, dass jemand von einem T-Modell zu einem SUV und später zu einem Cabriolet wechsle. Das habe es früher nicht gegeben.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Der Einstiegspreis für das T-Modell der E-Klasse liegt bei 48.665 Euro. Mit solch einem edlen Kombi kann man durchaus auch vor einem Schloss vorfahren

Der Einstiegspreis für das T-Modell der E-Klasse liegt bei 48.665 Euro. Mit solch einem edlen Kombi kann man durchaus auch vor einem Schloss vorfahren

Quelle: Stefan Anker

„Darum bieten wir heute schon knapp über 30 Aufbauformen an, und bis 2020 werden es ungefähr 40 sein. Wir haben noch Ideen für neue Mercedes-Modelle ohne Vorgänger.“ Wirtschaftlich zu verwirklichen sei das über eine Kombination aus Plattform- und Modulstrategien: Überall, wo der Kunde es nicht sieht, werden gleiche oder zumindest ähnliche technische Lösungen eingesetzt.

Källenius spricht mit einer Mischung aus Routine und Begeisterung über solche Themen, sein Fahrstil bleibt dabei seriös. Erstens soll der Gast auf dem Beifahrersitz ja die Chance haben, sich ein paar Notizen zu machen, und zweitens ist der Vorstand viel zu kontrolliert, um öffentlich über die Stränge zu schlagen.

Jede zweite E-Klasse ein T-Modell

Diese Selbstkontrolle geht sogar so weit, dass Källenius zwar lachend zugibt, dass er als Schwede mit großen Kombis geradezu aufgewachsen sei, aber das Wort „Volvo“ nur mit viel Widerwillen in den Mund nimmt. So sind sie oft, die Manager: Bloß kein Wort zur Konkurrenz, weder im Guten noch im Schlechten und nicht mal ganz im Allgemeinen.

Der Kombi an sich jedenfalls ist – nicht nur für Källenius – ein europäisches Phänomen, Amerikaner und Asiaten helfen sich anders, wenn sie etwas zu transportieren haben. Die einen nehmen Pick-ups, die anderen SUVs. In Europa dagegen verkauft Mercedes etwa jede zweite E-Klasse als T-Modell, und bei der C-Klasse „ist der Anteil noch höher“, wie Källenius sagt.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Das Cockpit des T-Modells

Das Cockpit des T-Modells

Quelle: Daimler

Und andere Autos haben noch deutlich größere Kombi-Anteile, der VW Passat etwa oder der Opel Astra. Bei der E-Klasse ist die Limousine europaweit vergleichsweise stark, weil sie auch als Taxi und Führungskräftefahrzeug eingesetzt wird.

Wer sich die neue E-Klasse als T-Modell bestellt, wird weiterhin den Wagen mit dem größten Laderaum seiner Klasse erhalten – wenn man mal den Skoda Superb unterschlägt, den Mercedes nicht zur selben Fahrzeuggattung zählt. Trotzdem bietet er 660 bis 1950 Liter Ladevolumen, während es im T-Modell der E-Klasse „nur“ 640 bis 1820 Liter sind.

Damit hat Mercedes den maximalen Raum seines Businesskombis gegenüber dem Vorgänger sogar ein wenig verkleinert, aber angesichts der sehr ästhetischen Gestaltung des Hecks ist das eine lässliche Sünde. Außerdem weist Källenius auf die „Cargo-Stellung“ der Rücksitzbank hin.

Als Nachfolger für Zetsche gehandelt

Man gewinne 30 Liter Kofferraumvolumen, wenn man die Lehne etwas steiler stelle – das tue dem Sitzkomfort aber keinen Abbruch. Es ist immer interessant, mit den Vertriebschefs zu sprechen, die kennen sich wirklich mit den Details aus und erwähnen ständig die kleinen Vorzüge der Autos, wie besonders gute Verkäufer.

Dabei wird Källenius nicht mehr lange Verantwortung tragen für die stetig wachsenden Absatzzahlen (per Ende August 2016 ist Mercedes Weltmarktführer bei den Premiumherstellern) – am 1. Januar 2017 wechselt er das Ressort und wird als Nachfolger von Thomas Weber Vorstand für Forschung und Entwicklung.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Ein halbes Jahr nach der Limousine schickt Mercedes Ende Oktober auch das T-Modell der neuen E-Klasse ins Rennen

Ein halbes Jahr nach der Limousine schickt Mercedes Ende Oktober auch das T-Modell der neuen E-Klasse ins Rennen

Quelle: Daimler

Das ist nicht nur deshalb eine interessante Personalie, weil der 47-Jährige schon als Nachfolger für Konzernchef Dieter Zetsche gehandelt wird. Sondern auch, weil Källenius internationales Management und Finanzen studiert hat – man wird den Entwicklungsvorstand also künftig nicht mehr als Daimlers obersten Ingenieur bezeichnen können. Es wäre schön, mit ihm darüber zu reden, aber auch das verbietet die Selbstkontrolle. „Vor Januar spreche ich nicht über das Thema Entwicklungsvorstand.“

Eine halbe Stunde ist vergangen, wir erreichen den Ausgangspunkt der Fahrt, und das AMG-T-Modell, so viel erkennt man auch vom Beifahrersitz aus, wäre ein Traum für die eigene Garage.

Man muss nicht mehr Auto haben als das T-Modell

Wenn man nach der AMG-Erfahrung etwas durchgeatmet hat, kann man allerdings auch mit den bodenständigeren Modellen gut zurechtkommen.

Schon der E 220d präsentiert sich nach wenigen Fahrminuten als eines dieser Autos, bei denen man sich fragt: Wer braucht eigentlich noch mehr? 194 PS, 400 Newtonmeter Drehmoment, ein leiser, druckvoller Vierzylinder-Diesel mit zwei Liter Hubraum und 4,2 Liter Normverbrauch.

Wie alle E-Klassen hat der Wagen zudem eine famose Neungang-Automatik serienmäßig, die unaufgeregt, aber nicht trödelnd die Gänge wechselt, die sich dem Fahrstil des Autobesitzers anpassen kann und in der Lage ist, auch den größten Selbstschalt-Fan zu bekehren.

Dazu ist das T-Modell der E-Klasse groß, geräumig, komfortabel, enorm gut gestaltet und verarbeitet – man sitzt großartig auf allen Plätzen und muss in diesem Leben wirklich nicht mehr Auto haben als einen Mercedes E 220d T-Modell.

Mercedes E-Klasse T-Modell

Lademeister: In das T-Modell der E-Klasse passen 640 bis 1820 Liter. Damit liegt der Mercedes-Kombi vorm Audi A6 Avant (565 bis 1675 Liter), dem BMW 5er Touring (560 bis 1670 Liter ...

Lademeister: In das T-Modell der E-Klasse passen 640 bis 1820 Liter. Damit liegt der Mercedes-Kombi vorm Audi A6 Avant (565 bis 1675 Liter), dem BMW 5er Touring (560 bis 1670 Liter) vor dem Volvo V90 (560 bis 1526 Liter)

Lademeister: In das T-Modell der E-Klasse passen 640 bis 1820 Liter. Damit liegt der Mercedes-Kombi vorm Audi A6 Avant (565 bis 1675 Liter), dem BMW 5er Touring (560 bis 1670 Liter) vor dem Volvo V90 (560 bis 1526 Liter)

Quelle: Daimler

Anzeige

Wahrscheinlich aber geht es bei den meisten nicht ums Müssen, sondern ums Können, denn der 220er überschreitet schon in der Grundausstattung die 50.000-Euro-Marke. Zwar ist die Basisausführung ordentlich ausstaffiert, etwa mit Luftfederung, Klimaautomatik, Radio, elektrischer Heckklappe und elektrisch verstellbaren Sitzen. Doch 50.485,75 Euro sind eben auch ein Wort.

Oder vielmehr ein Satz, einer von Ola Källenius nämlich: „Wir bieten etwas mehr, und wir verlangen etwas mehr.“

Mehr zum Thema

Themen