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Android Warum nur wenige Android-Geräte „Nougat“ bekommen

Von Benedikt Fuest | Stand: 24.08.2016 | Lesedauer: 4 Minuten
Android-Updates sind vor allem Sache der Smartphone-Hersteller. Bis die die Software angepasst haben, können sich einige Sicherheitslücken auftun Android-Updates sind vor allem Sache der Smartphone-Hersteller. Bis die die Software angepasst haben, können sich einige Sicherheitslücken auftun

Android-Updates sind vor allem Sache der Smartphone-Hersteller. Bis die die Software angepasst haben, können sich einige Sicherheitslücken auftun

Android-Updates sind vor allem Sache der Smartphone-Hersteller. Bis die die Software angepasst haben, können sich einige Sicherheitslücken auftun

Quelle: dpa/dpa-ZB

Viele Smartphone-Hersteller lassen sich bei der Verbreitung des Betriebssystems „Nougat“ Zeit. Die Updates lohnen sich für ältere Geräte meist nicht – was die Nutzer vor enorme Probleme stellt.
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Der Internetkonzern Google hat die neueste Version seines Mobilbetriebssystems Android auf den Markt gebracht: Android 7.0 „Nougat“ steht ab sofort zum Download zur Verfügung.

Das jedoch bedeutet nicht, das auch alle Android-Smartphonebesitzer tatsächlich die neueste Version des Betriebssystems für ihr Gerät bekommen. Denn Android plagt ein grundsätzliches Problem: Nicht Google selbst ist für die Verteilung der Updates für alle Geräte verantwortlich, sondern die Smartphonehersteller. Und die lassen sich in vielen Fällen entweder sehr viel Zeit mit dem Update – oder sparen sich den Aufwand gleich ganz.

Insbesondere ältere Modelle – und dazu zählen manche Hersteller sogar Geräte, die Anfang 2016 noch neu verkauft wurden – bekommen kein „Nougat“. Wie lieblos die Hersteller die Altgeräte in der Vergangenheit mit Updates versorgt haben, zeigt ein Blick auf die Statistik der im Mai 2016 verwendeten Android-Versionen: Auf über 32 Prozent aller noch genutzten Android-Geräte läuft noch das im Herbst 2013 veröffentlichte Android 4.4 „Kitkat“, Android 4.1 „Jelly Bean“ von Anfang 2012 kommt noch immer auf über 20 Prozent Marktanteil. Die aktuellste Version 6 „Marshmallow“ ist dagegen auf nur knapp acht Prozent aller Geräte installiert.

Android Nougat schickt alte Apps in Rente

Diese Fragmentierung des Android-Marktes in Dutzende verschiedene Versionen ist für Nutzer und App-Programmierer ein großes Problem: Wenn eine App Funktionen wie etwa Grafikschnittstellen oder Bedienhilfen voraussetzt, die nur in der neuesten Android-Version funktionieren, erreicht sie nur einen Bruchteil aller Android-Nutzer. Schlimmer noch: Nicht nur die neuesten Android-Apps bleiben den Gerätebesitzern mit veralteten Betriebssystemen verwehrt, auch Sicherheitsupdates werden teils nur noch für neuere Android-Versionen herausgebracht.

Wer ein älteres Gerät mit alter Android-Software darauf nutzt, muss eventuell mit gravierenden Sicherheitsproblemen leben: Anfang August fanden Forscher der IT-Sicherheitsfirma Check Point heraus, dass im Treiber für einen verbreiteten Funkchip des Herstellers Qualcomm eine Lücke verborgen ist, mittels der Angreifer komplette Telefone ausspähen können.

Quelle: Infografik Die Welt

Doch längst nicht alle Mobiltelefonhersteller machen sich die Mühe, ihre Geräte mit aktualisierter Software gegen diese Lücke zu versorgen. Die Check-Point-Forscher kritisieren in ihrem Report fehlende Updates für die Mehrzahl aller Android-Geräte. Nutzer mit veralteter Software setzen sich im Alltagsbetrieb ständig dem Risiko von Angriffen aus und sollten insbesondere sicherheitskritische Anwendungen wie Mobile Banking nicht länger verwenden.

Android-Update wird von Herstellern angepasst

Das Updateproblem liegt darin begründet, wie die Arbeitsteilung zwischen Google und den Android-Herstellern funktioniert: Google selbst programmiert eine Masterversion von Android, das sogenannte „Stock Android“. Das kommt ohne jede Anpassungen der Oberfläche aus und enthält nur Google-Programme. Diese Version jedoch läuft nur auf den von Google selbst vermarkteten „Nexus“-Geräten. Alle anderen Hersteller passen das von Google als Open-Source-Software zur Verfügung gestellte Android mit eigener Oberfläche, eigenen Apps und eigenen gerätespezifischen Bedienhilfen an. Die Software von Samsungs Android-Telefonen etwa sieht deswegen im Alltagsbetrieb komplett anders aus als die von Sony-Smartphones – auch wenn beide auf dem selben Betriebssystem basieren.

Wenn Google eine neue Android-Version herausbringt, müssen die Hersteller diese erneut komplett anpassen – und dabei sicherstellen, dass die gerätespezifischen Treiber etwa für unterschiedliche Bildschirmgrößen, Smartphonekameras, Gehäuseknöpfe oder Soundfunktionen auch in der neuen Android-Version funktionieren.

Android 7 für Galaxy S6 und S7

Das bedeutet für die Hersteller einen erheblichen Testaufwand. Dieser Aufwand aber lohnt sich für ein zwei Jahre altes Billiggerät nicht. Meist gilt: Je billiger das Gerät ursprünglich war und je älter es ist, desto unwahrscheinlicher ist ein Update.

Aktuell haben diverse Hersteller bereits Listen veröffentlicht, welche Geräte in den kommenden Monaten noch ein Update erhalten: Sony bringt „Nougat“ zwar auf seine ein Jahr alten Smartphones Xperia Z3 Plus/Z4, auf diverse Mittelklassegerät und natürlich für das aktuelle Xperia Z5. Doch das erst im September 2014 vorgestellte erfolgreiche Premiumgerät Z3, das von diversen Händlern immer noch neu verkauft wird, bekommt kein „Nougat“-Update – und wird damit de facto zum Alteisen erklärt.

Samsung hat noch keine Update-Pläne für Nougat veröffentlicht – doch die Koreaner sind meist nicht die schnellsten Update-Programmierer: Android 6.0 Marshmallow wurde im Herbst 2015 veröffentlicht, die ersten Samsung-Galaxy-Besitzer bekamen ihre Version davon erst fünf Monate später.

Laut diversen Mobilblogs bekommen das Galaxy S6 und S7 sowie das Note 5 und das neue Note 7 definitiv „Nougat“ – die Besitzer des S5 jedoch könnten leer ausgehen.

HTC versorgt seine Flaggschiffe mit Android 7

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Lenovo ist meist etwas schneller als Samsung, doch „Nougat“ bekommen laut Herstellerangaben zuerst nur die Moto-G4-Geräte der neuesten Generation sowie das Moto Z. Ob das grade mal gut ein Jahr alte Moto G3 ebenfalls neue Software bekommt, ist zweifelhaft.

HTC hatte bereits anlässlich der „Nougat“-Vorstellung im Sommer Updates für seine Flaggschiffmodelle HTC10 sowie HTC One A9 und M9 angekündigt, weitere Geräte könnten folgen.

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