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Ryanair und Co. Billigflieger sind nicht so schädlich wie gedacht

Von Daniel Wetzel | Stand: 16.09.2016 | Lesedauer: 3 Minuten
Eine Ryanair- und eine Easyjet-Maschine in Berlin-Schönefeld Eine Ryanair- und eine Easyjet-Maschine in Berlin-Schönefeld

Eine Ryanair- und eine Easyjet-Maschine in Berlin-Schönefeld

Eine Ryanair- und eine Easyjet-Maschine in Berlin-Schönefeld

Quelle: dpa

Die Klimabilanz von Billigfluggesellschaften ist besser als man gemeinhin erwarten könnte.
  • Billigflieger sind im Durchschnitt nämlich umweltfreundlicher unterwegs als Passagiere auf klassischen Linienflügen.
  • Billig-Airlines nehmen meist deutlich mehr Passagiere auf und haben eine hohe Sitzplatzauslastung.
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Billigflieger wie Ryanair oder EasyJet haben die einst teuren Flugreisen für Jedermann erschwinglich gemacht. Der schnelle Trip an Mallorcas Strände oder in Londons Shoppingmeile ist zum Schnäppchen geworden.

Doch der Boom des Luftverkehrs bringt hohe Kollateralschäden für Umwelt- und Klimaschutz mit sich. Laut Europäischer Umweltagentur haben die Treibhausgas-Emissionen der zivilen Luftfahrt seit 1990 um 93 Prozent zugenommen. Im übrigen Verkehrssektor stieg der CO2-Ausstoß „nur“ um 20 Prozent an. Damit trägt der Luftverkehr insgesamt schon vier bis fünf Prozent zu den globalen Treibhausgas-Emissionen bei – Tendenz steigend.

Wen angesichts dieser Entwicklung das Umweltgewissen plagt, findet jetzt Trost in einer Untersuchung aus Schweden. Das Royal Institute of Technology (KTH) in Stockholm hat einen Algorithmus entwickelt, mit dem sich der CO2-Ausstoß einzelner Flüge berechnen lässt. Für die Berechnungen wurden der Kraftstoffverbrauch, die zurückgelegte Strecke, der Flugzeugtyp und die Passagierauslastung der Maschine berücksichtigt.

Höhere Auslastung macht den Unterschied

Überraschendes Ergebnis der ersten Datenauswertung: Billigflieger sind im Durchschnitt umweltfreundlicher unterwegs als Passagiere auf klassischen Linienflügen. Wer beim Ticket spart, erspart dem Klima offenbar auch CO2-Emissionen.

Grund für die vergleichsweise grüne Bilanz: Die Flugzeuge der Billigflieger nehmen meist deutlich mehr Passagiere auf und haben in der Regel eine hohe Sitzplatzauslastung. Dadurch sinkt der CO2-Ausstoß pro Passagier. Auch das Alter der eingesetzten Flugzeugflotte schlägt als Kriterium oft positiv zugunsten der Billigflieger aus.

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Mitentscheidend für die Bewertung einer Urlaubsreise ist zudem die Anzahl der Zwischenstopps. Eine einzige Zwischenlandung kann den CO2-Ausstoß einer Flugreise um bis zu 37 Prozent erhöhen. Dieser Faktor fließt in die Berechnungen der Wissenschaftler natürlich mit ein.

„Zum ersten Mal können Reisende Flugangebote auch aus einer Umweltperspektive vergleichen“, sagt Joel Larsson, der am KTH an der Erstellung des Algorithmus beteiligt war. „Die Studie zeigt, dass es nicht teuer sein muss, eine ökologischere Wahl zu treffen, was auch dazu motivieren wird, das zu tun.“

Gar nicht fliegen hilft am meisten

Die Flugsuchmaschine Überflieger.de hat die Analyse des Stockholmer Instituts unterstützt. Die Ergebnisse nutzt das Portal jetzt dazu, neben dem schnellsten oder billigsten Flug auch das Suchkriterium „Flug mit dem geringsten CO2-Ausstoß“ auf der Homepage anzubieten.

„Wir möchten, dass unsere Anwender informiert und durchdacht eine Entscheidung treffen können, wenn sie Flüge vergleichen“, sagt „Überflieger“-Chef Matthias Nyman: „Der Umwelt-Suchfilter ist eine wichtige Information, um eine solche Wahl treffen zu können.“

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Quelle: Die Welt

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Für den Klimaschutz dürfte die Wahl des CO2-ärmsten Flugs hilfreich, aber kaum entscheidend sein. Zusätzlich müssten Fluggäste schon für den von ihnen mitverursachten Ausstoß von Treibhausgasen einen Kompensationsbeitrag an Organisationen wie „atmosfair“ oder „myclimate.org“ überweisen, die dann für ausgleichende Maßnahmen zum Klimaschutz sorgen.

Immerhin: Umweltbewusste Reisende können ihre Kompensationszahlungen verringern, wenn sie ihre Flüge künftig auch nach CO2-Intensität aussuchen. Unabhängig davon gilt: Am meisten schützt man das Klima, wenn man gar nicht fliegt.