Von GUIDO BELLBERG
Die Zeiten haben sich geändert, aber das ist noch nicht bei allen angekommen. Jahrzehntelang hat man uns erzählt, dass Raserei der Grund allen Übels sei und sicherlich passieren Unfälle auch durch zu schnelles Fahren. Wenn man aber regelmäßig auf Autobahnen unterwegs ist, bekommt man einen anderen Eindruck. Die Autofahrer, die am gefährlichsten für andere Verkehrsteilnehmer sind, sind oft die unberechenbaren Schleicher. Denn die leben in ihrer eigenen, abgeschotteten Welt, in der sie sich nicht um andere Fahrzeuge kümmern müssen. Einer Welt, in der es vollkommen in Ordnung ist, einfach so auf die linke Spur zu wechseln und dabei so langsam zu fahren, dass alle, die sich bereits auf dieser Spur befinden, hart bis voll bremsen müssen. Weil Rückspiegel schließlich kompliziert sind und Geschwindigkeiten generell nicht einschätzbar. Oder Lkw auch in 1200 Metern Entfernung noch gefährlich sind.
Besonders auf Autobahnabschnitten, die durch eher ländliche Gegenden führen, muss man mittlerweile ständig damit rechnen, von rechts attackiert zu werden. Die Anzahl der Autofahrerinnen und Autofahrer, die meinen, es sei völlig angemessen, auf einer zweispurigen Autobahn einen Lkw, der 85 km/h fährt, mit 100 oder weniger Stundenkilometern zu überholen, ist hoch. Tendenz steigend. Dabei ist das Überholen selbst natürlich nicht das Problem, sondern das unerwartete Herausscheren auf die linke Spur, im Volksmund auch Überholspur genannt. „Überholspur“. Nicht etwa „Ewiglangenebeneinanderhereiernspur“ oder „Verkehrsberuhigungspur“.
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