Am vergangenen Freitag stand ein Besuch der Indischen Botschaft auf dem Programm der Bürgerinitiative – und wieder war das Interesse der Bürger sehr groß, im benachbarten Diplomatenviertel, gewissermaßen „um die Ecke“, sich mit einem fernen Land, seiner Geschichte und Kultur bekannt zu machen.
Die indische Botschaft in Berlin (Foto: Wikimedia)
Hat man das Eingangstor in der Tiergartenstraße 17 passiert, fühlt man sich sofort in eine andere, leicht exotische Welt versetzt. Ein kleiner begrünter Vorhof, stille Wasserbecken und Wasserläufe. Die Sommerhitze und Hektik der Großstadt, der lärmende Autoverkehr der dicht befahrenen Straße bleiben draußen.
Seit 2001 hat die indische Repräsentanz hier in Nachbarschaft zur Landesvertretung von Baden-Württemberg und der Botschaft von Südafrika ihren Sitz. Während die meisten Staaten ihre Auslandsvertretungen von Landsleuten errichten lassen, war es der ausdrückliche Wunsch Indiens, mit dem Neubau deutsche Architekten zu beauftragen, so Judith Gasch, die uns aufmerksam und kenntnisreich durch das Gebäude führte. Aus einem Wettbewerb ging das Berliner Architektenbüro Hilde Leon-Konrad Wohlhabe-Siegfried Wernik als Sieger hervor. Das Anliegen, moderne Bauformen mit traditionellem Material und alter Handwerkskunst zu verbinden, ist eindrucksvoll gelungen.
So zeigt sich die Außenfassade in rotem Sandstein, ein viel verwendeter Baustoff aus dem Norden Indiens. Weitere Natursteine sind im Inneren verarbeitet. Links neben dem Eingang zum Atrium ist unter dem indischen Staatswappen in Sanskrit geschrieben: Allein die Wahrheit siegt.
Traditionelle Elemente finden sich auch im verglasten, zylindrisch geschnittenen Atrium mit den raumhohen filigranen Trennwänden Jalis, die kunstvoll aus heimatlichen Stein gemeißelt wurden oder den farbenfrohen in Handarbeit geknüpften Wandbehängen mit Motiven aus der indischen Lebenswelt. Kleine Plastiken erweisen den Göttern Ehrerbietung.
Vom Atrium gelangt man zu den Ausstellungs- und Veranstaltungsräumen und einen luftigen, begrünten Gartenhof, der sich über zwei Ebenen erstreckt. Wasser, in Indien als heilig verehrt und Lebenselixier, wird auch hier als Gestaltungselement genutzt, so in dem symbolischen angedeuteten Wasserfall, der sich über eine Treppe in den Garten ergießt und Frische bringt. Der Aufstieg zur Dachterrasse über steile, enge Treppen wird mit einem weiten Blick über den Tiergarten belohnt. Mit einzelnen Elementen erinnert die Aussichtsplattform an das Observatorium in Jantar Mantar, das vor knapp dreihundert Jahren erbaut wurde und als größtes in der Welt gilt.
Zu den von den Gastgebern mit viel Aufmerksamkeit vorbereiteten Besuch gehörten auch die Vorführung eines Dokumentarfilmes über die Entwicklung Indiens und ein Gespräch mit Mr. Bastian Chacko, Leiter der Informations- und Presseabteilung. Die Gelegenheit, Fragen zu stellen und profunde Antworten zu erhalten, wurde reichlich genutzt. Es ging um die außenpolitischen Beziehungen Indiens zu seinen Nachbarländern, vor allem zu China und Pakistan, um Fragen des Bildungswesens, das Zusammenleben unterschiedlicher Religionen oder den Tourismus.
Zum Schluss erhielten wir noch eine Kostprobe indischer Küche: Dreieckige Teigtaschen, gefüllt mit verschiedenen Zutaten. Diese Samosas sättigen nicht nur gut, sie schmecken auch phantastisch. Wer mehr über das ferne Land erfahren will, für den bietet die Botschaft ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm u.a. mit Filmen aus der Bollywood. Der Eintritt ist frei. Notwendig ist allerdings eine Anmeldung.