Venedig im 16. Jahrhundert: Wie kann die
Stadt unabhängig bleiben, obwohl sie von mächtigen Staaten umgeben ist? Wie verhandeln ihre Regenten erfolgreich mit Feinden, auch wenn diese über mehr Soldaten, Geld und
Land verfügen? Und wie behauptet sich ein Stadtstaat gegenüber mächtigen und ausgedehnten Reichen wie dem Spanien Philipps II. und dem Osmanischen
Reich unter
Sultan Selim II.? Die Dokumentation sucht die Antworten auf diese Fragen in der
Kunst.
Im
Jahr 1575 übertrumpft Venedig sämtliche Städte an Reichtum und Ruhm. Die Stadt versetzt ihre Besucher in eine einzigartige
Welt: Sich wiegende Schiffe, der Widerschein der Lichter auf dem Wasser, die Schönheit der Frauen, alles an Venedig verzaubert. Der Fremde schaut, staunt und sagt sich, dass das
Leben hier schön und anders sein muss als zu Hause. Soweit der Schein. In Wirklichkeit ist der
Triumph Venedigs weniger spektakulär. Andere Nationen treten als Rivalen auf: Spanien und das Osmanische Reich sind größer, mächtiger und gewinnen ständig an Einfluss. Doch Venedig lässt sich davon nicht beunruhigen, sondern vertraut seinen Architekten und Malern. Sie verfolgen alle das gleiche
Ziel, nämlich die Schönheit Venedigs ohne Unterlass zu mehren, um den Ruhm der Stadt zu erhalten. Das Schicksal keiner anderen Stadt ist so eng mit der Kunst verwoben wie das von Venedig. Die Kunst trägt zum internationalen
Prestige der Stadt bei, lässt Macht vermuten, gaukelt sie vor. Die Kühnheit und der freiheitliche
Geist eines
Tintoretto, Veronese und vor allem eines
Tizian passen zu dieser vermessenen
Stadt, die sich von niemandem etwas vorschreiben lässt und sich ungeachtet aller Hindernisse immer treu bleibt.
Samstag, 22.
April 2006
- published: 21 Mar 2013
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