Texte auszugsweise von Musikmagazin Deutsche Mugge
Bandgeschichte:
Bereits im Jahre
1957 gründeten die Brüder Lajos und Károly Illés ihre erste
Band, die offenbar auch schon ILLÉS hieß. Offizielle Gründung der Band ILLÉS war allerdings im
Jahr 1960. Die Gruppe zählt in ihrer
Heimat Ungarn zu den Wegbereitern der Beatmusik.
Eine größere Popularität außerhalb der Studentenclubs wurde der Gruppe in den ersten Jahren jedoch nicht zuteil. Ab
1963 begann der
Sender "
Radio Luxemburg" Programme in ungarischer Sprache zu senden, die in Ungarn zwar illegal waren, aber trotzdem gehört wurden. Diese Sendungen und die dort gespielte
Musik beeinflusste die ungarische Jugend- und Bandkultur sehr stark.
Auch ILLÉS begann, in diese "neue" Richtung zu musizieren. Die Band verstand es wie keine andere, ungarische
Folklore mit Beat-Musik zu verknüpfen und sich damit einen eigenen Stil zu erarbeiten. Beim Publikum kam die Musik sehr gut an. Bereits im Jahre 1964 veröffentichte das ungarische
Label Qualiton eine EP mit vier Coverversionen internationaler
Hits, z.B. "
Long Tall Sally" und "
Chapel of Love", gespielt und gesungen von ILLÉS.Weitere
Singles und eigene
Songs entstanden, darunter auch das Lied "Még fáj minden csók" (zu deutsch "
Jeder Kuss tut immer noch weh") aus dem Jahre 1966, das aufgrund
Levente Szörényis quietschigen Gesangs in Ungarn für einiges Aufsehen sorgte.
Auch wenn ILLÉS mit ihrer Musik gelegentlich aneckten, wurde die Band auch aufgrund der "Politik der kleinen Freiheiten" von der ungarischen Regierung gefördert. Ein
Album von ILLÉS ließ indes lange auf sich warten. Erst im Jahre 1967 war die Band auf einer Langspielplatte vertreten. Für den
Soundtrack zum
Film "
Ezek a fiatalok" (zu deutsch "Diese jungen Leute!" oder "Das sind die jungen Leute") steuerten ILLÉS den Großteil der Songs bei. Die anderen
Titel kamen von den Gruppen
OMEGA und
METRO. Die Hauptrolle im Film spielte übrigens
Zsuzsa Koncz.
Schon ein Jahr später erschien mit "Nehéz Az Út" das erste komplett eigene Album der Gruppe. Zu dieser
Zeit entstanden eine ganze Reihe Beat-Bands in Ungarn und zwischen den
Fans der Gruppen OMEGA und ILLÉS entstand eine ähnliche Rivalität wie zwischen den Fans der
Rolling Stones und der
Beatles. Anfang der 70er kam es auch zu einer Kooperation mit der oben erwähnten Sängerin Zsuzsa Koncz, für die die Gruppe als Studio- und Live-Band arbeitete.Anfang der 70er spielten ILLÉS auch in der
DDR. Sie gaben erfolgreich Konzerte, traten in Fernsehen und Rundfunk auf und produzierten bei
AMIGA einige ihrer erfolgreichsten Songs in deutscher Sprache. Daraus entstand im Jahre
1972 die AMIGA Langspielplatte "Illés". Die Songs "Wo ist
Julia" und "
Komm geh mit mir" wurden noch im gleichen Jahr als
Single veröffentlicht. Durch ihre Kooperation mit der Sängerin Zsuzsa Koncz waren ILLÉS in der
DDR dann auch auf deren Publikationen zu hören
Trotz ihrer Erfolge im In- und
Ausland löste sich die Band im Jahre
1973 - wahrscheinlich auf
Druck von oben - auf. Tatsächlich bekamen Musiker der Band eine Sperre incl. Geldstrafe aufgebrummt, weil sie während ihres Aufenthalts in
England ein brisantes
Interview (mit Kritik an der ungarischen Regierung) gegeben hatten.
Janos Bródy und die Brüder Levente und Szabolcz Szörényi gründeten daraufhin am Silvesterabend '73 die Gruppe Fonograf, um in der Musikszene weiterarbeiten zu können. Fonograf setzte auch die Zusammenarbeit mit Zsuzsa Koncz als Studio- und Live-Band fort. Lajos Illés war der einzige Musiker, der nach dem
Bruch und der Auflösung noch übrig geblieben war und stellte die Gruppe ILLÉS komplett neu auf. Ab
1974 wurde die Bandarbeit mit neuer Besetzung fortgeführt. Mit zur neuen Besetzung gehörte u.a. auch Anikó Serfozo, die später durch ihren Einstieg bei
Peter & Paul auch in der DDR bekannt wurde. Die Gruppe Illés arbeitete bis
1982 weiter, und veröffentlichte noch zwei weitere Studio- und ein Live-Album. Die
Platten konnten allerdings nicht an die Erfolge früherer Werke anknüpfen. Im Jahre 1982 löste Lajos Illés die Band endgültig auf.
In den Jahren danach kam es immer mal wieder zu einzelnen Auftritten der
Formation zu ausgewählten Anlässen, z.B. im Jahre
1990 im
Népstadion, als ILLÉS anläßlich des Regime-Wechsels mit anderen ungarischen Musikgrößen auftrat. Auch
2001 kam es zu einem Bühnencomeback, als ILLÉS zusammen mit OMEGA und METRO auf einer Bühne standen. Der ehemalige Schlagzeuger Zoltán Pásztory, der in den 70ern nach West-Deutschland ausgewandert war, starb im Jahre
2005 im
Alter von 60 Jahren. Im gleichen Jahr sollte es zwei Konzerte mit ILLÉS geben, bei denen er am Schlagzeug sitzen sollte. Nach seinem Tod wurde er von Örs Szörényi, dem
Sohn von Levente Szörényi, am Schlagzeug vertreten. Zu weiteren Auftritten der ungarischen Band wird es wohl nicht mehr kommen, denn im Jahre
2007 starb auch Bandgründer und -chef Lajos Illés im Alter von nur 64 Jahren.
- published: 04 Dec 2014
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