ZDF-History: Countdown zur Katastrophe - Der Kriegsbeginn 1939 (Doku)
Der
Sommer 1939 ist heiß, die Deutschen suchen nach Abkühlung und Ablenkung. Nach Jahren der Krise und Not genießt die Mehrheit der Bevölkerung wieder einen bescheidenen Wohlstand. Der nationalsozialistischen
Propaganda, die vom
Frieden säuselt, glaubt man nur allzu gerne. Doch der anstehende "
Reichsparteitag des
Friedens" in Nürnberg ist nur
Fassade. In Wahrheit plant
Hitler bereits die weitere
Expansion nach Osten. Propagandaminister
Goebbels erhält im
August 1939 von Hitler den Befehl, die antipolnische Hetze zu intensivieren.
Propagandafilme wie "
Danzig muss nationalsozialistisch werden" fallen im so genannten Korridor auf fruchtbaren
Boden. Die ostdeutschen Gebiete des Korridors wurden nach dem Ersten Weltkrieg zu Gunsten Polens vom
Reich abgetrennt. Danzig steht als freie
Stadt unter Aufsicht des Völkerbunds.
Das NS-Regime kann mit seinen Gebietsforderungen an
Polen auf verbreitete Ressentiments in der Stadtbevölkerung bauen. Danzig wird zur Propagandaplattform für die Expansionsbestrebungen des Regimes, eine neu formierte SS-Truppe für die Stadt soll Hitlers Forderungen gegenüber Polen drohend unterstreichen. Dabei hatte das deutsche Reich Polen in einem Nichtangriffspakt über Jahre Versöhnung versichert.
Pakt der Diktaturen
Nach der einseitigen Aufkündigung des Nichtangriffspaktes durch das Hitler-Regime verbreitet die polnische Führung Selbstbewusstsein und Entschlossenheit. Sie zählt auf die Unterstützung der Westmächte, die Polens Unabhängigkeit garantieren. Doch das Westbündnis rechnet nicht mit Stalins Expansionsbestrebungen für das Sowjetreich.
Anstatt auf Frieden und ein Bündnis mit dem
Westen zu setzen, geht
Stalin einen Pakt mit Hitler ein. Für die deutsche
Öffentlichkeit wirkt auch dieses Übereinkommen wie ein Friedensbündnis, doch in einem geheimen Zusatzprotokoll besiegeln die beiden Diktaturen die Aufteilung der Mitte Europas zwischen ihren Ländern. Ihr größtes Beutestück ist Polen.
Diplomatie auf Hochtouren
Beflügelt durch den Nichtangriffspakt mit
Moskau, lässt Hitler Truppen in den Osten verlegen. Er will Polen gänzlich "ausrotten" und das
Land mit Deutschen besiedeln. Jetzt haben militärische Belange im Reich Vorrang. Der lang geplante "Reichsparteitag des Friedens" wird abgeblasen und Reservisten mobilisiert. An der Grenze rücken die Truppen in ihre Ausgangsstellungen vor.
Am
Ende des Monats August läuft die Diplomatie auf Hochtouren. Vor allem die Briten wollen um jeden Preis verhindern, dass Hitler einen Vorwand für seinen Angriff bekommt. Den Westmächten ist allerdings aus der Vergangenheit klar, dass sich Hitler mit Nachgiebigkeit nicht von seinen Plänen abbringen lässt.
Scheinüberfälle Als Polen schließlich am 30. August die allgemeine Einberufung anordnet, warnen die Westmächte:
Warschau soll alles unterlassen, was den deutschen
Aggressor noch weiter reizt. Um einen Kriegsgrund zu schaffen, setzt das NS-Regime eine Spezialeinheit ein. Verkleidet als polnische Freischärler inszenieren SS-Männer einen Scheinüberfall auf die deutsche Grenzstation Hochlinden. Zum "Beweis" lassen sie tote polnische KZ-Häftlinge am
Tatort zurück.
Auch ein fingiertes Attentat auf die
Radiostation der schlesischen Stadt
Gleiwitz verläuft nach gleichem Muster. Vor der Weltöffentlichkeit präsentiert sich das Hitler-Regime als Opfer polnischer
Aggression. Mit den Bomben auf das polnische Städtchen
Wielun, in der sich nicht ein
Soldat befindet, beginnt am 1. September um 4.40 Uhr der deutsche Überfall auf Polen. Die Luftattacke ist Auftakt zum ersten umfassenden Bombenkrieg der Geschichte.