Fahrenheit 451 von
Ray Bradbury - Hörbuch.
Guy Montag ist Feuerwehrmann. Sein Job ist es, Bücher zu verbrennen, denn diese sind als Quelle aller Zwietracht und allen Unglücks verboten. Trotzdem ist Guy unglücklich, denn in seiner Ehe ist die Zwietracht vorhanden.
Sind etwa Bücher in seinem Haus versteckt?
Bradburys Utopie-Klassiker einer postliterären Zukunft gehört in eine Reihe mit Orwells
1984 und Huxleys
Brave New World in seiner kritischen Behandlung der Versklavung der westlichen Gesellschaft durch Medien, Drogen und Konformität.
Auch 50 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung hat Fahrenheit 451 nichts von seiner schockierenden und aufwühlenden Wirkung verloren.
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In einer nicht zu fernen Zukunft sind Bücher abgeschafft. Irgendwann kam die Bevölkerung der
USA auf die Idee, dass Bücher für nichts gut sind. Sie lenken vom passiven Konsum ab und erfordern permanent aktive Stellungnahme und Diskussion.
Dies führte dazu, dass man sich dieser Unruhestifter ein für alle mal entledigte und sie einfach verbot. Da man sowieso die Feuerlöschaufgaben der
Feuerwehr nicht mehr benötigte (schließlich sind ja alle Häuser feuersicher), funktionierte man diese kurzerhand zu einer Buchverbrennungsmaschinerie um.
Ganz nebenbei hat man das Spitzeltum perfektioniert, jeder vernadert jeden, und so hat die Feuerwehr alle Hände voll zu tun, Bücher und Bibliotheken zu verbrennen und die Besitzer der Staatsgewalt zu übereignen - soferne diese nicht mitverbrannt werden. Dies ist die Geschichte des Feuerwehrmannes Guy Montag, der durch einige
Begegnungen nachzudenken beginnt, ob ihm nicht etwas fehle. Dieses
Werk schildert den Kampf der freien Gedanken gegen die allesbeherrschende totale Dröhnung - würde man heute etwas ungeniert und wenig wortgewandt formulieren.
Anders als in den beiden anderen großen Dystopien des 20. Jahrhunderts ('1984' und 'Schöne neue
Welt') wird das totalitäre Regime nicht durch permanente Kontrolle und
Druck gestützt, sondern durch Gleichgültigkeit -
Brot und Spiele eben.
Trotz der wenigen Seiten die dieses
Buch aufzuweisen hat, erreicht es einen Tiefgang wie man ihn in vielen 1000-seitigen Schmökern suchen muss und niemals findet. Ganz selten gelingt es Autoren den inneren Kampf des Protagonisten derart gut darzustellen, wie es Bradbury in diesem Buch mit seinem Guy Montag schafft. Alleine die sprachliche Eloquenz des Erzählers rechtfertigt die fünf
Sterne dieses Buches, doch damit ist es noch lange nicht getan.
In teilweise kafkaesken Szenen gelingt es Bradbury eine Anklage gegen das Verkümmern des aktiven Denkens zugunsten der Konsum- und Mediengesellschaft zu erheben. Besonders begeisternd war für mich der teilweise wunderbare expressioniste Schreibstil, der diese Dualität, diesen ewigen Kampf, beinahe physisch erlebbar macht. Auf wunderschöne
Weise gelingt es Bradburry diesen Zweikampf zwischen Ewigem und Vergänglichen, in den beiden zentralen Frauenbegegnungen des Guy Montag aufzuzeigen; einerseits das Ehrliche,
Reine und
Zarte (Clarisse) und andererseits das Verstörte, Dumpfe und Zukunftslose (
Mildred).
Den
Film - wenngleich schon vor 20 Jahren gesehen - kann ich noch sehr gut erinnern, und immer wieder taucht
Oskar Werner beim Lesen des Guy Montag vor meinem geistigen Auge auf. Aber das
Ende des Buches ist nicht das Ende des Filmes.
Das Buch geht noch einen Schritt weiter. Fazit: Der zweifellos sehr gute Film reicht dennoch nicht an dieses Buch heran, nicht weil Filme meist schlechter sind als deren literarische Vorlagen, sondern weil dieses Buch so überragend ist. 5 Sterne reichen hier nicht aus.
- published: 15 Oct 2015
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