Mohammed Amin al-Husseini (arabisch
محمد أمين الحسيني,
DMG Muḥammad Amīn al-Ḥusainī; * vermutlich 1893 in
Jerusalem; † 4.
Juli 1974 in
Beirut), auch Haj/
Hajj Amin al-Husseini oder auch al-Hussaini, war ein islamischer Geistlicher und palästinensischer arabischer
Nationalist aus einer der einflussreichsten Familien Jerusalems. Er wurde bekannt als Großmufti von Jerusalem. Daneben war sein wichtigstes Amt die Präsidentschaft des obersten islamischen
Rats.
Amin al-Husseini spielte eine entscheidende
Rolle bei der Ausbreitung des modernen Antisemitismus im arabischen Raum und der Zusammenarbeit von islamistischen Antisemiten mit den Nationalsozialisten. Er war überzeugter Befürworter der Vernichtung der europäischen
Juden im Deutschen
Reich. Er knüpfte Kontakte zu den Nationalsozialisten, gewann die Unterstützung durch deutsche Führungskreise und lebte ab
1941 in
Berlin. Al-Husseini war Mitglied der SS und betrieb
Propaganda für
Deutschland in arabischer Sprache. In der Spätphase des Zweiten Weltkrieges half al-Husseini auf dem
Balkan bei der Mobilisierung von Moslems für die Waffen-SS. Der französische Innenminister erklärte im Mai
1945 rückblickend, al-Husseini sei die „Leitfigur deutscher Spionage in allen muslimischen Ländern“.
Nach dem
Krieg wurde al-Husseini in mehreren europäischen Staaten als Kriegsverbrecher gesucht und nach seiner Festnahme in der
Schweiz an die französischen Behörden übergeben. Nachdem
Frankreich,
England und die
USA aus strategischen Gründen darauf verzichteten, Husseini als Kriegsverbrecher anzuklagen, fand er 1946 in Ägypten Asyl, von wo aus er seine Ideen weiterverfolgte
1933, wenige Wochen nach Hitlers „
Machtergreifung“, bot al-Husseini dem deutschen Generalkonsul im britischen Mandatsgebiet Palästina mit Sitz in Jerusalem erstmals seine Dienste an. Das Angebot wurde zunächst abgelehnt, um die deutsch-britischen Beziehungen nicht durch ein Bündnis mit einem antibritischen Führer zu gefährden. Erst nach
1938, als die deutsch-britischen Beziehungen nicht mehr von Belang waren, wurde al-Husseinis Angebot angenommen.
Der Mufti suchte am 15. Juli
1937 wieder die Zusammenarbeit mit dem NS-Regime. Er wollte dessen öffentliche Erklärung für eine arabisch-palästinensische Unabhängigkeit, gegen den Peel-Plan. Später sandte er einen persönlichen Beauftragten nach Berlin zu Verhandlungen mit den NS-Führern. SS-Obergruppenführer
Reinhard Heydrich, der
Chef des Reichssicherheitshauptamts, schickte im
September 1937 zwei SS-Leute, SS-Hauptscharführer (Hauptfeldwebel)
Adolf Eichmann und SS-Oberscharführer (Oberfeldwebel)
Herbert Hagen nach Palästina. Sie kamen in
Haifa an, konnten aber nur ein Transitvisum bekommen und fuhren deswegen nach
Kairo.[21]
Dort trafen sie sich mit einem Mitglied der Haganah, aber der Zweck der Reise ist umstritten. Während dieser
Zeit erhielt al-Husseini finanzielle und militärische Unterstützung von Deutschland und dem faschistischen Italien. Politisch wollte das Außenamt allerdings nicht für al-Husseinis Interessen eintreten, denn zu dieser Zeit galt es, England nicht zu verärgern.
1939 floh al-Husseini aus dem
Libanon in den
Irak. Dort beteiligte er sich an der
Organisation eines Aufstands gegen die britische Kolonialmacht sowie an Pogromen gegen irakische Juden.
Im Mai
1940 lehnte das britische
Foreign Office ein Angebot des Vorsitzenden des Va'ad Le'umi (jüdischer
Nationalrat in Palästina) ab, al-Husseini zu ermorden, aber im November dieses Jahres stimmte
Winston Churchill dem
Plan zu. Im Mai 1941 wurden mehrere Mitglieder der Irgun freigelassen, einschließlich ihres Führers
David Raziel und zu diesem Zweck in den Irak geflogen. Die
Mission wurde aufgegeben, als
Raziel durch ein deutsches Flugzeug getötet wurde.
Am 20.
Januar 1941 schrieb der Großmufti an
Hitler und forderte wiederum dessen öffentliche politische Zusage eines rein arabischen Palästina; als Gegenleistung würden seine Leute England bekämpfen. Darauf antworteten die Nationalsozialisten durch
Ernst von Weizsäcker wiederum hinhaltend: Man werde helfen, auch Waffen liefern, wenn der Transportweg sicher sei. Die Nationalsozialisten wollten Abmachungen mit dem Achsenpartner Italien, dem das Mittelmeer und seine Anrainergebiete als Operationsfeld versprochen waren, nicht allzu offensichtlich aushebeln.
Ribbentrop empfahl dem Mufti Sabotage- und nachrichtendienstliche Aktionen zugunsten der Achse. Erst als die Briten am 2. Mai 1941 den vorübergehend pro-nationalsozialistischen Irak angriffen, der ihre Truppen in
Basra vom Nachschub abgeschnitten hatten, setzte das Außenamt am 3. Mai
Fritz Grobba in Bewegung und lieferte den Pro-Deutschen um Mufti und al-Gailani ab dem 15. Mai 24 Kampfflugzeuge. Für die militärische Seite wurde
Hellmuth Felmy in
Gang gesetzt. Letztendlich verloren die pro-nationalsozialistischen Kräfte im Irak jedoch den Kampf, nur eines ihrer Flugzeuge blieb intakt.
- published: 09 Aug 2014
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