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Dunkelheit ist mehr als nur fehlendes
Licht: Mit ihrer Hilfe können wir so manches klarer sehen. Und gerade in der Dunkelheit des Universums entdecken wir seine größten Geheimnisse.
Harald Lesch enthüllt auf seiner Reise in die
Finsternis, dass der größte Teil unserer
Welt unsichtbar ist, sich in der Dunkelheit versteckt: die sogenannte dunkle Materie. Sie zu ergründen ist eine der spannendsten Fragen der Astronomie unserer
Zeit.
Viele
Kinder haben
Angst vor der Dunkelheit, und auch Erwachsenen bereitet sie oft noch
Unbehagen.
Kein Wunder, ist es doch gar nicht lange her, da war der
Mensch ihr ausgeliefert und musste jede Nacht erneut darauf vertrauen, dass die
Sonne wiederkehrt. Mit dieser Urangst des Menschen haben die Pharaonen im alten Ägypten so geschickt gespielt, bis sie zu einer wichtigen Säule Ihrer Macht wurde. Die selbsternannten Söhne des Sonnengottes regierten mithilfe der Nacht. Für andere wirkte die Abwesenheit von Licht erkenntnisfördernd:
Newton entschlüsselte in einem dunklen Zimmer die Natur des Lichts und die Farben des Regenbogens. Einsteins wichtigste Theorie konnte nur in der Dunkelheit einer Sonnenfinsternis bewiesen werden. Heutige Astronomen rätseln über eine der größten wissenschaftlichen Fragen: Was ist dunkle Materie und welche
Rolle spielt sie im
Universum?
Die Natur des Lichts
Der Regenbogen galt noch im 13. Jahrhundert als göttliches Zeichen. Dem Dominikanermönch und Gelehrten
Roger Bacon genügte diese Erklärung nicht. Er wollte herausfinden, wie die Farben zustande kommen und warum der
Bogen nur erscheint, wenn es regnet und gleichzeitig die Sonne scheint.
Bacon war ein Experte auf dem Gebiet der Optik. Er glaubte, dass nur wahr sei, was sich auch im
Experiment beweisen lasse. Im Regenbogen sah er eine Lichterscheinung, die durch feinste Wassertropfen hervorgerufen wird. Doch solche Lehren passten nicht zur kirchlichen Auffassung der Wahrheitsfindung, und Bacon musste fast 15 Jahre seines Lebens im kirchlichen Arrest verbringen. Das Rätsel der Farben sollte erst 400 Jahre später gelöst werden.
Isaac Newton, den viele für den größten Physiker der Neuzeit halten, erforschte im
Schutz der Dunkelheit die Eigenschaften des Lichts.
Erst neuere Forschungen brachten eine verborgene Seite Newtons ans Licht, die zunächst gar nicht zu dem Bild des genialen Physikers und Mathematikers passen sollte: Zeitlebens wandte er sich der okkulten Wissenschaft der
Alchemie zu. Er war überzeugt, Materie sei mit besonderen Kräften versehen. Newton war sich des Widerspruchs zur exakten, rationalen Mathematik durchaus bewusst und betrieb die Alchimie deshalb im Verborgenen.
Seine Schriften ließ er wegschließen; niemand sollte ihn damit in Verbindung bringen. Und doch wäre Newton ohne die Alchemie vielleicht nie zu der größten Erkenntnis seines Lebens gelangt. Mit seinem messerscharfen
Verstand gelang es ihm, die Physik der Bewegung in mathematische Formeln zu fassen – Formeln, die nicht nur auf
Erden, sondern auch im
Weltall Gültigkeit haben sollten.
Eine Revolution, denn damals galt:
Himmel und Erde folgen verschiedenen Gesetzen.
Was hält die Himmelskörper auf ihren
Bahnen?
Im damals vorherrschenden
Weltbild ist das gesamte Universum von Materie erfüllt, dem Äther. Der Äther setzt die Himmelskörper in Bewegung und treibt sie an. Newton konnte sich mit dieser Theorie nicht anfreunden.
In einer von ihm selbst gepflegten Legende soll er den entscheidenden Gedanken unter einem Apfelbaum gefasst haben:
Warum fällt der Apfel stets zur Erde und nicht nach oben? Newtons Einsicht: Körper ziehen einander an. Er entwickelt das Konzept der Schwerkraft: Die Himmelskörper selbst beeinflussen sich durch eine geheimnisvolle Fernwirkung, der Äther ist keine treibende
Kraft mehr. Je schwerer ein Körper ist, umso stärker seine Anziehungskraft.
Auch der Mond wird durch die Schwerkraft der Erde auf seiner Bahn gehalten. Die „spukhafte“ Schwerkraft wirkt immer und überall und lässt sich genau berechnen. Inspiriert durch seine Erfahrungen mit der Alchemie war Newton in der
Lage, eine Kraft anzunehmen, die andere Wissenschaftler für undenkbar hielten.
Dank Newton konnte man nun die Schwerkraft berechnen, die die Erde um die Sonne laufen lässt. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts gelang es
Albert Einstein, diese Kraft auch zu erklären. Die Ursache der
Gravitation muss eine Eigenschaft des Weltraums selbst sein, vermutete er. Die Masse der Sonne krümmt den Raum.
Die Planeten surfen entlang der schrägen
Wand. Selbst das Licht der
Sterne muss sich der Krümmung des Raums beugen. Aber wie sollte er zeigen, dass diese geniale Theorie stimmt?
- published: 19 Oct 2015
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