François Bayle - Théâtre d'Ombres
(Schattentheater, shadow theater)
... ombres blanches
(...weiße Schatten, white shadows)
1988
Premiere:
Nice, Cloite de
Cimiez,
Festival Manca, 6 July
1989.
Commissioned by the french republic. Awarded the
Prix Ars Electronica 89 at
Linz, for ... Ombres blanches
Wovon befreit sich nun die
Kunst der unsichtbaren Klänge?
Weil es sich hinsichtlich dieses Werkes um eine mich selbst einschließende Erfahrung handelt, darf gefragt werden, auf welches
Theater ich mich bei der Befreiung dieser Schatten beziehe.
Zunächst einmal muss die Absicht, die sich aus der dem
Titel eingeschriebenen Fiktion ergibt, präzisiert werden.
Die namengebenden Schatten sind offensichtlich Klangschatten.
Diese entwickeln sich folglich aus Bildern, Umrissen, Formen, Abdrücken,
Spuren und sogar aus Zeichen.
Im
Spiel mit diesen Formen - diese Schatten - möchte ich mich zweifellos von einem alten Prinzip distanzieren, das für gewöhnlich in der
Musik waltet: das des Interpreten, welcher als konstituierendes sowie organisierendes Individuum das Hören in eine aktive Gegenwart verwandelt.
Dieser Vorgang - die Exponierung des Interpreten, seiner Meisterhaftigkeit, die inspirierte Aufführung, die er feilbietet - ist stets ein Sieg über die
Zeit gewesen: ein überlegener Sieg des Körpers.
Meine Suche verfolgt hingegen einen anderen Weg als den der Zeit; einen anderen Sieg, nämlich den über den Prozeß der Wahrnehmung, über Erinnerung. Ich versuche dabei den durch die Bewegung von Formen und Figuren erzeugten Raum zu verschriftlichen.
Das Unsichtbare durch die Zeichnung von Klängen - und ihrer in der schemenhaften
Welt der gedanklichen
Bilder beheimateten Schatten zu gestalten, ermöglicht es, eine andere Geschichte zu erzählen.
Diese Geschichte ist die der "personnages-sons", die sich in Räumen auflösen, wohligen oder unheilvollen Räumen, widerspenstig, störrisch, aber auch wohlklingend und sanft.
Unter diesen Klangfiguren/-personen befindet sich eine, die den
Helden symbolisiert. Handelt es sich hierbei um den Hörer?
Zweilfellos. Und da dieser oft in Erzählungen Erwähnung findet, darf er nicht allein von Mutproben, Überfahrten, Schlachten und Verwandlungen kraft magischer Objekte abhängig sein.
Daher habe ich aus der den "images den sons", aus der den i-sons innewohnenden Magie neue Verfahren für die Mikromontage, die Formantgewinnung bzw. die auf unterschiedliche Materialien angewandte Filterung gesucht, um unterschwellig lauernde, innere Relationen zu schaffen.
Vielleicht besteht der Sieg für den Hörer-Helden darin, auditiv "hinter das Bild" zu treten, um den Bereich der "weißen Schatten" zu erreichen. Die ist der Ort der Ausgeglichenheit, an dem der menschliche Schatten transparent wird.
Dort gibt es nur noch die Erinnerung. Es ist der Garten
Eden, der Teich der Nymphen, ein Ort flüchtiger Erscheinungen, die Erinnerung an einen
Gesang,
Atmen, Schlagen, unsichtbare Flügel, stille oder bewegte Wesen, überreizt und fieberhaft, die allmählich sich beruhigen, sich trennen, auflösen, vergehen....
Ein Augenblick der Refelxion...
Und wie man so schön sagt: Ein
Engel, der vorbeifliegt.
-
Francois Bayle (ins Deutsche übersetzt)
Video created with
Sonic Visualizer and Vokoscreen on an OpenSUSE 12.3
Linux System.
- published: 07 Apr 2014
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