Buchpräsentation, Vortrag und Diskussion mit Christian Schmidt
Am Dienstag 10. April 2012 – 19:30 Uhr – GfZK-1, Karl-Tauchnitz-Str. 11, Leipzig
Der vorherrschende Umgang mit Stalinismus und Realsozialismus zielt auf die grundsätzliche Delegitimierung der kommunistischen Idee. Doch der Verweis auf diesen instrumentellen Charakter darf die kritische Auseinandersetzung der Linken mit ihrer Geschichte nicht verstellen. Eine Linke, die die Überwindung der kapitalistischen Verhältnisse anstrebt, muss, will sie die Fehler der Geschichte nicht wiederholen, die Analyse der historischen Versuche gesellschaftlicher Emanzipation zur Grundlage ihrer Praxis machen. Gerade an ihr ist es, den Widerspruch zwischen Realsozialismus und einer emanzipatorischen Gesellschaft aufzuzeigen und sich zu fragen, wie aus der Idee des Kommunismus die Praxis von Unterdrückung und Terror wurde.
Offensichtlich ist, dass Stalinismus und Realsozialismus als Verwirklichung der kommunistischen Idee gedacht waren und bis zum Schluss Impulse aus der Idee und ihrer Theorie bezogen. Der Verlockung, Kommunismus als abstrakte Idee zu behandeln, um ihn damit von seiner Geschichte abzuschneiden, sollte also nicht nachgegeben werden – schon weil die befreite Gesellschaft ohne ihre wirkliche Bewegung ein Traum bliebe. Gerade aber die tatsächliche Organisation und Praxis des Kommunismus sind durch die Hypothek des Realsozialismus belastet. Mit Blick auf die Orientierungsfunktion marxistischer Theorie in der heutigen Praxis linker Gruppen und Bewegungen ist es notwendig zu fragen, inwiefern die Marx’sche Kritik als Abstraktion und der Kommunismus als Idee für die Entstellungen der sozialistischen Wirklichkeit verantwortlich sind.
Von Christian Schmidt ist im gerade erschienenen Sammelband »Nie wieder Kommunismus?« ein Beitrag zur »Politik des Kommunismus« erschienen, der die in der Marx’schen Theorie fundierte Probleme bei der Überwindung des Kapitalismus behandelt.
Christian Schmidt war von 2001 bis 2010 Mitglied in der Redaktion der Zeitschrift Phase 2. Er arbeitet gegenwärtig an einem Buch zum Ereignischarakter grundlegender gesellschaftlicher Veränderungen und einem Sammelband zum Thema »Können wir der Geschichte
entkommen?«
Das Buch ist im März beim Unrast Verlag erschienen und enthält 12 Aufsätze, die unterschiedliche Aspekte des Scheiterns des historischen Kommunismus zum Gegenstand haben. Unter anderem Diethard Behrens zum „Scheitern eines Versuchs gesellschaftlicher Modernisierung – Thesen zum Stalinismus“ // Christoph Jünke über die „Schädelstätte des Sozialismus – Stalinistischer Terror Revisited“ // Bini Adamczak über die „Hauptsache Nebenwiderspruch – Geschlechtliche Emanzipation und russische Revolution“ // Hendrik Wallat: „Die Weltrekation ist auch Moskau! Rätekommunistische und anarchistische Kritik am Bolschewismus“.
Das Buch gibt es für 14,80€ beim Unrast Verlag
Interview zum und über das Buch mit Radio Corax.