Rainer Hank und Georg Meck, die Autoren eines im wahrsten Sinne des Wortes sozialkritischen Artikels in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, haben ihr Ziel erreicht: Sie haben ihren speziellen Beitrag zur aktuellen Debatte um Sinn und Unsinn von Sozialleistungen geleistet, das Thema vorgegeben und dabei mächtig polarisiert. Wütend fragt sich ein Kommentator auf faz.net: „Was hat die Verfasser veranlasst in diesem Maße undifferenziert eine ganze Bevölkerungsgruppe zu diffamieren und zu diskriminieren?“ Ein anderer hält dagegen: „Die Opferrolle einzunehmen hat Probleme noch nie gelöst. Die Zukunft gehört den Aktiven!“
Neben einer Unzahl von Blogs hat auch die eine oder andere Tageszeitung reagiert. Sowohl in Print- als auch in Neuen Medien wird der Standpunkt der Autoren meist als Provokation aufgefasst. Der Umstand, dass Fundamentalkritik an sozialen Rücksichten immer noch auf Widerspruch stößt, hat manchen Schreiber und sicher auch viele sozial eingestellte Leser erleichtert: „Ein Lichtblick: Nicht nur im FAZ-Leserforum, sondern auch in etlichen bürgerlichen Medien überwiegen Kommentare, die die Einschätzungen der Kieler »Experten« als unseriös zurückweisen.“ (Junge Welt, 29.1.) Ins Feld geführt wird dabei allerdings eine überschaubare Anzahl von Einwänden, deren Lichtblickcharakter eine Überprüfung verdient. Die Kritik an der Kritik führt stets an zentraler Stelle an, die Forderung nach weniger Sozialleistungen sei unmenschlich, entbehre jeder Grundlage und stelle die Lage Alleinerziehender in ein zu rosiges Licht.
Im Folgenden soll gezeigt werden, dass diese Zurückweisungen an der Argumentation des FAZ Artikels vorbeigehen, von einem Missverständnis zeugen und im schlimmsten Fall den Maßstab teilen, an dem Hank und Meck die Berechtigung von Sozialleistungen messen. Angeführt werden dazu exemplarisch die Reaktionen zweier Blogs sowie Artikel aus der Jungen Welt und der Gießener Allgemeinen. (mehr…)
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Die Lage der meisten Alleinerziehenden im Staate Deutschland ist hinlänglich bekannt und schnell skizziert: In Abwesenheit eines Familienernährers erwerbsmäßig auf sich allein gestellt, einen ob der lieben Kleinen erhöhten Finanzbedarf gepaart mit der Angewiesenheit auf eine deswegen noch lange nicht reichlicher sprudelnde Geldquelle namens Lohnarbeit, vielmehr in der Konkurrenz um Jobs durch häusliche Pflichten und Erwerbsbiographie benachteiligt und sowieso beim besten Willen nicht „Vollzeit“ für einen etwaigen Arbeitgeber verfügbar gilt für Alleinerziehende verschärft, was für den nur durchschnittlich bemittelten Bundesbürger ohnehin gilt: Kinder sind ein Armutsrisiko, denn sie sind sowohl Kost als auch Wettbewerbsnachteil und mit Lohnarbeit keineswegs ohne weiteres vereinbar.
Das wirft bei genauerer Betrachtung schon die Frage auf, wie es denn wirklich um den allgegenwärtigen „Wohlstand“ bestellt ist, der mit Demokratie und Marktwirtschaft sprießt und blüht. Weite Teile der Bevölkerung können davon nicht allzu sehr partizipieren, wenn selbst die normalsten Veränderungen von Lebensumständen dazu führen, dass die Betroffenen zu Sozialfällen werden: Alter und Arbeitslosigkeit, Nachwuchs und Scheidungen, von Krankheit nicht zu reden, scheinen diese Sorte allgemeinen Wohlstand schnell zu überstrapazieren und bedürfen staatlicher Pflege zu Bewahrung geordneter Zustände.
Das weiß man natürlich auch bei der FAZ, legt dem geneigten Leser die Problemlage allerdings aus einem etwas anderen Blickwinkel zu sonntäglichen Reflexion vor: „Alleinerziehende werden umsorgt. 40 Prozent von ihnen erhalten Hartz IV zu besseren Konditionen als andere Bedürftige. Arbeit lohnt sich da kaum. Ein neuer Partner auch nicht.“ (mehr…)