Archiv der Kategorie 'wider den (Post-)Operaismus'

Ein weiterer Artikel zum Kongress

Wertlose Scheinradikalität. Wenn von Klassen und gesellschaftlichen Konflikten, an denen sich radikale Kritik entzünden könnte, nicht die Rede ist, wird der Kampf »ums Ganze« zur Farce. von felix baum

[…] Dass die Konferenz einiger linker Gruppen, die sich im Anschluss an den Prozess gegen den G8-Gipfel in Heiligendamm gewissermaßen nachträglich um theoretische Klärung bemühen will, einen Schritt in diese Richtung darstellt, muss nach Lage der Dinge bezweifelt werden. Der Aufruf jedenfalls zeugt von großer Konfusion: Wo es höchst allgemein und unverbindlich um die »Bestimmung politischer, sozialer, ökonomischer und struktureller Prozesse im Kapitalismus« geht – struktureller Prozesse! – und ein »Ansatz« den nächsten jagt, ist Aufschluss über die gegenwärtige Situation nicht zu erwarten. (mehr…)

Michael Heinrich zum „UmsGanze“-Kongress

Eingreifen, aber nicht belehren! Die Kritik an den Voraussetzungen der eigenen Kapitalismusanalyse ist die Voraussetzung aller Kritik. Es kommt aber auch darauf an, die Kritik in die Tat umzusetzen.

Das Label »Wertkritik« wurde vor allem von Ro­bert Kurz und der Zeitschrift Krisis benutzt. Die­se Position schließt die Betonung der sachlichen Herrschaft des Werts mit einem fragwür­digen Tech­nikdeterminismus zusammen: Die »mi­kro­elektronische Revolution« führe dazu, dass dem Kapital die »Wertsubstanz« ausgehe. Daher sei die unvermeidliche Zusammenbruchskrise schon in vollem Gange, auch wenn man das nicht so richtig sehen könne, da dieser Zusammenbruch immer wieder durch andere Faktoren verdeckt werde. (mehr…)

Thesen zu Fragen des prekären Lebens

„All that is solid melts into the air“ – Kerstin Stakemeier in der Phase 2

»Es geht um die Frage nach globalen sozialen Rechten. Darunter verstehen wir zum Beispiel das Recht, sich dort niederzulassen, wo es einem gefällt, das Recht auf Gesundheitsversorgung, auf Bildung, ein Dach über dem Kopf, eben alles, was du für ein gutes Leben brauchst und zwar jenseits von Staatsangehörigkeit und Arbeit«. (Presseerklärung Euromayday Hamburg, 2006)
»Das Recht auf ein bedingungsloses Grundeinkommen für alle Menschen. Das Recht auf dauernden Aufenthalt für alle, die hier leben wollen. Das Recht auf gebührenfreie Bildung. Das Recht auf selbstbestimmtes Leben und freie Nutzung des öffentlichen Raums.« (Euromayday, Berliner Aufruf 2006)
Diese beiden Zitate stammen aus dem bisherigen Ende (post)operaistischer(6) Theorien, von der Stelle an der sie in eine arbeiterbefreite Praxis übergehen: im Euromayday. Die Unterscheidung gesellschaftlicher Rollen wird hier aufgehoben zu Gunsten eines nicht mehr über die eigene Praxis, sondern über deren rechtliche Validierung bestimmtes »wir«. Von hier aus beginnt die Frage nach dem begründeten Interesse. Was kann eine radikale, antikapitalistische Linke überhaupt am Euromayday interessieren? Kategorisch recht wenig, denn es besteht keine gemeinsame Basis. Die Kollektivität, die sich beim Euromayday herstellt, ist fundiert in der gemeinsamen Staatsbürgerschaft, im gemeinsamen europäischen Standort und im Ausschluss von der materiellen gesellschaftlichen (Re)Produktion. Es finden sich weder Ansatzpunkte eines antinationalen noch eines antikapitalistischen Standpunktes. Was gefordert wird, ist das gute Leben – ungeachtet des schlechten gesellschaftlichen Systems, dass zu einer bloßen Hilfskonstruktion des eigenen Freiheitsbegehrens wird.
Die eigene Vergesellschaftung wird in einem Maße als unhintergehbar angenommen, dass das Subjekt zur Rollenverschiebung aufgerufen wird, nicht zur Abschaffung desjenigen Systems in dem diese Rollen eingeschrieben sind. Das Leben selbst scheint prekär, nicht die eigene Position in seiner spätkapitalistischen Erscheinungsform.