Archiv der Kategorie 'der Sozialdemokratie'

Freerk Huisken zu Oslo.

[…] Und es fällt keinem der Kommentatoren ein, journalistisch auf
die Barrikaden zu steigen und den Geisteszustand der europäischen Politikergarde anzuprangern.
Warum eigentlich nicht? Und warum wird er bei A.Breivik bezweifelt? Nur weil die Damen und
Herren in Regierung und Opposition weder höchstpersönlich solche Bomben basteln noch
höchstpersönlich mit Schießeisen private Rachefeldzüge gegen Verräter durchführen? In der Tat:
Den Schreiberlingen und Talkmastern gilt nicht das politische Programm des A.Breivik als
Wahnsinn; sondern allein, dass da sich jemand unbefugt, also ohne politische Legitimation per
demokratischer Wahl auf einen privaten Rachefeldzug begibt. Denken darf jedermann diesen mehr
als groben Unfug, sogar aufschreiben darf er ihn. Dafür haben wir ja unsere Freiheiten. Und die
sind eben auch dafür da, dass der Privatmensch seinen Anti-Islamismus und Anti-Kommunismus
nur als Meinung im Kopf herum trägt, ansonsten aber seinen bürgerlichen Pflichten nachgeht:
arbeitet, wählt, Familien gründet usw.. Dann gilt so einer nicht als wahnsinnig. Für die Macher der
Öffentlichkeit beginnt der Wahnsinn erst dort, wo ein Privatmensch sein Leben diesem geistigen
Gebäude unterordnet, es mitsamt seinem bisschen hierzulande erlaubten Materialismus ganz der
fixen Idee opfert und den brutalen Standpunkt dann auch noch in die brutale Praxis umsetzt. Das
allein ist für sie das „Unbegreifliche“ der Taten von Oslo. […]

Wen die Ansichten des Attentäters an faschistische Pamphlete erinnern, der liegt nicht falsch. Ist Brevik daher jedoch ein Neonazi, wie es es aus vermeintlich ganz radikaler, linker Ecke heißt? Sein Blutbad jedenfalls will er als Weckruf zur Verteidigung westlich-christlicher Werte verstanden wissen, als Staatsform schlägt er eine gelenkte Demokratie nach Vorbild Russlands vor. Die Ähnlichkeit zu faschistischen Programmen wiederum keine exklusive Eigenschaft seines Machwerks – in der Sache der Verteidigung des Vaterlandes gegen die islamistischen/islamischen Horden, die religiöse wie säkuläre Werte zersetzen und „unserer“ Gesellschaft feindlich gesinnt sind, sie in ihrem Sinne umbiegen wollen, ist man sich einfach, egal ob in Norwegen oder Deutschland, von Kirche über Neonazi-Bewegung bis zur Sozialdemokratie und hinein in die „radikale Linke“ sehr einig. Aber ob man die Feinde der offenen Gesellschaft gleich (selbst) umbringen muss…

Hier der ganze Text von Huisken (drei Seiten).

Der ‚Friedensmarsch‘ der ‚Zapatisten‘ nach Mexiko-City: Eine Guerilla präsentiert sich als nationale Kraft – das hat den Indios noch gefehlt!

Die Zeiten, in denen ich die Kulleraugen-Guerilla gut fand, sind lange vorbei. Dafür reichte bei mir die Beschäftigung mit deren Programm. Vielen Leuten ist dieses wiederum völlig egal. Dafür gibts ja schöne T-Shirts und tolle Fotos vom reitenden Commandante Marcos und vermummten Indianern mit Knarren. Hier mal ein Artikel, der sich mit den zentralen Forderungen dieser Leute auseinandersetzt.

„Der Regierung wird die Obhut über das Vaterland entzogen; die Fahne von Mexiko, das oberste Gesetz der Nation, die Hymne Mexikos und das Nationalwappen sind ab heute unter der Obhut der Widerstandskräfte, bis die Legalität, die Legitimität und die Souveränität auf dem ganzen nationalen Gebiet wieder hergestellt sind.” (Erklärung aus dem Lacandona-Wald) „Wir marschieren heute, weil die mexikanische Fahne die Unsere werden soll, aber stattdessen bietet man uns das zerfetzte Tuch des Schmerzes und des Elends ” (Le Monde diplomatique, März)

So marschiert diese Guerilla demonstrativ durchs Land, um ihrem Staat mit einem eigenen patriotischen Beitrag zum Gelingen der Herrschaft zu dienen. Gegenüber einer Herrschaft, die ihren Massen selbst die elementarsten Lebensbedürfnisse gewaltsam streitig macht, treten die Vorkämpfer für ‚Vielfalt‘ im politischen Leben mit dem Schlachtruf ‚Einheit statt Spaltung‘ an und legen den Vertretern der Staatsgewalt die drangsalierten Massen als die besten und aufopferungsvollsten Anhänger Mexikos ans Herz. Die wollen endlich zu einem Staat halten können, der sie als staatstragende Basis gar nicht braucht und schätzt: (mehr…)

Dreist kommt weit.

Linksparteiler auf Anti-Sparpaket-Demo
Unter dem Motto „Wir zahlen nicht für eure Krise“ hatte ein Bündnis aus mehr als 30 linken Organisationen und Parteien sowie Gewerkschaften zu einer Demonstration vor dem Roten Rathaus aufgerufen. Das Bündnis wendet sich gegen die geplanten Sparpakete in Deutschland und Europa.

…und da beteiligt sich dann ausgerechnet die Linkspartei, die der Berliner Bevölkerung im Namen des Staates alle möglichen Sozialleistungen gekürzt hat und sich regional für die Drangsale der staatlichen Elendsverwaltung verantwortlich zeichnet, sowieso nichts gegen die produktive Be- und Vernutzung der Menschen hat, mit einem eigenen Block. Aber ganz heuchlerisch ist es wohl auch garnicht: Die Linksparteiler meinen wahrscheinlich wirklich, dass soviel staatliche Gängelung und so wenig soziale Absicherung nicht sein müssten. (mehr…)