“Du verstehst das nicht, du musst davon träumen, für 850 Euro netto, 45 Stunden pro Woche zu arbeiten.“

Lesenswerter Bericht über das, was der Arbeitskreis Auflösen in seinem Flugblatt zum Thema Obdachlosigkeit „hirnrissige Motivationstrainings“ genannt hat.

„Nachdem ich zwei Drittel dieser “Wiedereingliederungsmaßnahme” hinter mich gebracht hatte, wurde ich in sog. “Seminare” geschickt, die ab da wöchentlich stattfanden. Die Titel der ersten drei Veranstaltungen ließen nichts Gutes erahnen. 1. “Networking im Sinne meines zukünftigen Arbeitsplatzes”, 2. “Gesundheit und Stressbewältigung für die erfolgreiche Jobsuche”, 3. “Zwischenmenschliche Kommunikation am Arbeitsplatz”. Dauer: Jeweils sechs Stunden, plus einer halbstündigen Pause. Leiterin: Frau Doktor P. – eine grauberockte, hoffentlich kinderlose, etwa 40 Jährige Frau mit dunkelblondem Haar, lautstarkem Organ und sportlicher Figur.“

https://dasgrossethier.wordpress.com/2012/10/13/keiner-kommt-hier-lebend-raus/

Nachtrag:

Auch die Gruppe „Bremen macht Feierabend“ gibt einen kurzen Einblick in die „Maßnahmen“.

http://bremerfeierabend.blogsport.eu/2013/02/26/das-jobcenter-herr-jansen-und-ich/

Bournoutgeschwätz: Uta Glaubnitz

Freue mich einen Gastbeitrag veröffentlichen zu können. Der Text bezieht sich auf: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,797368,00.html

 

„Nicht jedes Leistungstief ist auch ein Burnout. Das B-Wort ist ein Modebegriff geworden – und dient vielen als willkommene Entschuldigung für Selbstmitleid, meint die Berufsberaterin Uta Glaubitz. Wirksames Gegenmittel: Sehen Sie sich nach einem Job um, mit dem Sie glücklich werden.“

 

Solche Artikel machen mich wütend.

 

„Eine ordentliche Analyse aber beginnt immer bei einem selbst: Was ist mein eigener Anteil an der Sache?“

 

Ja. Was denn? Den ganzen Tag auf der Arbeit verbringen, sich abstressen, am Ende keine Freizeit haben und der Ertrag der Arbeit ist auch lächerlich gemessen am materiellen Reichtum, den es gibt, der aber privat angeeignet wird.

 

„Dabei gehört die Arbeit seit jeher zum Menschsein dazu.“

 

Ja? Sicherlich. Aber dass Leute durch ihre Arbeit immer mehr kaputt gehen. Das gab es schon immer? Und das obwohl die Arbeit so dermaßen produktiv geworden ist? Den Stress, den die heutige Arbeit bringt, kannte nicht mal der Steinzeitmensch. Klar, der hat nicht Dinge wie heute produziert. Dafür fehlten ihm die Mittel. Aber heute sind sie da und das Reich der Notwendigkeit wird trotzdem nicht weniger.

 

Unzufrieden damit? Ja. Dann stell deine Ansprüche nicht so hoch. Als würden Leute, die unter Leistungsdruck leiden, sich diesen Druck selbst aufhalsen. Als wären es nicht Ansprüche, die an einen gestellt werden, denen man einfach nicht gerecht wird oder werden kann. Diese Ansprüche sollen sich aber nicht ändern. Wenn man das nicht gebacken bekommt, soll man sich einen anderen Job suchen. So als könnte man sich den Job aussuchen, der einem am wenigsten Leistung abverlangt.

 

In jedem modernen Beruf wird so viel Leistung wie geht verlangt. Das liegt aber nicht an dem Lauf der Zeit, dass das so ist und vom Himmel fällt, sondern die Eigenart einer ganz spezifischen Produktionsweise, bei der gar keine zweckmäßige und den Bedürfnissen gerecht werdende Absprache über die Produktion gemacht wird. Im Kapitalismus werden die Resultate der Arbeit von den Produzenten getrennt und diese von denen, die arbeiten lassen, privat angeeignet. Somit ist die Arbeit im Dienst derjenigen, deren Eigentum damit vermehrt wird. Als solche gilt sie als Kostenfaktor, weil der Lohn immer Abzug vom Gewinn ist, um den es jedem Unternehmen geht. Mit der Lohnzahlung ist aber gar nicht garantiert, dass ein Überschuss herauskommt. Mit dem Lohn verschafft sich ein Unternehmen also das Kommando über die Arbeit und sorgt dafür, dass die Arbeit intensiv stattfindet, dass jede Arbeitsminute gearbeitet und sich nicht ausgeruht wird. Und das 8 Stunden und länger am Tag. Danach ist man einfach kaputt.

 

„Oft wird die Notwendigkeit, seinen Lebensunterhalt mit Arbeit zu verdienen, als belastend dargestellt.“

 

Und wenn Arbeit so stattfindet, dann ist sie eine einzige Belastung, weil sie gar nicht zum Zweck derer veranstaltet wird, die arbeiten und von dieser auch was haben wollen:

 

„Das Erste, womit sich jedes Lebewesen beschäftigt, ist, Nahrung herbeizuschaffen.“

 

Diesen Anspruch stellt jeder an seine Arbeit. Dass sie seinen Bedürfnissen dient.

 

„Schön, wenn man dabei nicht alles selbst machen muss.“

 

Ja. Wenn man sich die Arbeit teilt, wird die Arbeit ergiebiger und wäre damit auch für alle zum Vorteil, wenn die Produktion und Befriedigung der Bedürfnisse ein gemeinschaftliches Anliegen wäre. Ja, wenn es nur so wäre. So findet Arbeitsteilung aber auch gar nicht statt, weshalb so ein Satz ziemlicher Blödsinn ist:

 

„Man geht arbeiten, verdient Geld und bezahlt dann den Biobauern dafür, Gemüse anzupflanzen und die Polizei dafür, den Acker zu bewachen.“

 

Wenn die Arbeitsteilung so ein Segen ist für alle, warum rückt der Bauer sein Zeug nur gegen Geld raus, warum nutzt er die Angewiesenheit auf Lebensmittel dafür aus ein Geschäft damit zu machen. Warum produzieren alle in Konkurrenz zueinander und ziehen Produktionen auf, um mit ihrer Arbeit gegen den anderen erfolgreich zu sein. Ein zweckmäßiger Bezug der Produzenten aufeinander gibt es gar nicht. Sie teilen sich die Arbeit gar nicht nach Absprache auf, um den Aufwand zu minimieren, sondern versuchen möglichst viel (rentable) Arbeit anwenden zu lassen, um Marktanteile zu erobern. Das, was jeder andere auch versucht, der produziert. Der Erfolg der einen ist dabei der Misserfolg der anderen. Der Arbeitsaufwand der Letzteren war damit umsonst, weil er sich nicht in Geld verwandelt hat. Und weil alles Produzierte und die Mittel zum Produzieren Eigentum sind, ist man von allem Reichtum, den es gibt und auf den man angewiesen ist, ausgeschlossen, wenn man nicht über das nötige Geld verfügt, welches den Eigentümer dazu bewegt die Dinge, die andere benötigen, rauszurücken. Ob man an Geld kommt, ist so eine fragwürdige Angelegenheit. Das gibt es nur, wenn man zu den Bedingungen produzieren kann, die die Konkurrenz am Markt setzt. Dafür benötigt man Mittel, die nicht jeder hat und dadurch nicht in der Lage ist konkurrenzfähig zu produzieren. Individueller Aufwand zählt da nicht, wenn man seine Waren nicht verkaufen kann. Und auch wer überhaupt von Produktionsmitteln ausgeschlossen ist und als Eigentum nichts anderes übrig bleibt als das eigene Arbeitsvermögen, dann ist auch da der Geldzulauf nicht sicher. Weil man nichts anderes anzubieten hat und von Geld abhängig ist, ist man gezwungen seine Arbeitskraft zu verkaufen. Die ist nur von Interesse, wenn sie dafür nützlich ist für die Vermehrung fremden privaten Geld-Reichtums in Anwendung gebracht zu werden. Und dies tut sie nur, wenn sie mehr hergibt als sie selbst kostet. Dieses Verhältnis schließt die Leute, die den Reichtum produzieren, immer mehr von diesem aus. Weil deren Bedürfnisse im Gegensatz zum Zweck dieser Privatwirtschaft stehen und immer mehr Armut hervorbringt, muss bei dieser wundervollen Arbeitsteilung auch noch das Eigentum von der Polizei geschützt werden: ohne sie gibt es dieses übrigens auch nicht. Um die Armut aufrechtzuerhalten braucht es diese Gewalt, die dieses Verhältnis aufrechterhält.

 

Aber die Befassung mit diesem gesellschaftlichen Verhältnis steht nach Uta Glaubitz auch gar nicht an. Leiden tut man an diesem Verhältnis gar nicht. Es ist erst mal so. An ihm soll sich nichts ändern. Wenn man dennoch leidet, kann man nur krank sein oder hat die falschen Erwartungen. Zum Glück kann man sich ja entscheiden, wo man arbeiten will.

 

Eine Sache bleibt aber dennoch merkwürdig:

 

„Der Chef ist gemein, der Leistungsdruck viel zu hoch, der Arbeitsmarkt ungerecht.“

 

Das hält unsere Uta für falsch. Nicht die moralischen Titel, die da in Anschlag gebracht werden. Sie bestreitet die sachliche Existenz dieser Härten. Aber das nur, weil diese kein Fehler der anderen sind (damit hat sie recht, wenn auch sie nicht weiter macht, wie der Satz noch richtiger wäre: der Chef ist der Gegner gerade weil er alles richtig macht; ihn und die gesellschaftlichen durchgesetzten Kalkulationen, die er exekutiert, gehören aus dem Weg geräumt), sondern ein Produkt der Natur, an dem man nichts ändern kann. Eines soll man aber ändern können: nämlich sich selbst. Der Unzufriedenheit oder dem Druck, dem man nicht standhält, soll man auf die Weise aus dem Weg gehen können, indem man sich Grenzen setzt. Dann ist eben der eine Job die Grenze. Woher kommt aber die der Grenze entgegenstehende Alternative? Der Mensch hat seine Lebensumstände ja nicht im Griff, ist den Bedingungen, die die Arbeit so hervorbringt, unterworfen. Wo soll man denn da bestimmen können, wann und womit man zurechtkommt? Wie soll man den Stress meiden können, wenn diese Frau doch für jede Arbeit als wesentliches Moment festhält, dass man sich für diese gut zu „polstern“ hat. Zwischen belastender und nicht belastender Arbeit kann man also gar nicht wählen, nur zwischen denen, die – nicht von der Natur, sondern – von kapitalistischen Unternehmen so zur Verfügung gestellt werden. Ob man von denen genommen wird, ist übrigens auch fraglich. Und damit auch der Lebensunterhalt.

 

Wenn sich die gesellschaftlichen Verhältnisse also der eigenen Kontrolle entziehen (und selbst wenn man diese für ein quasi natürliches Verhältnis hält), warum soll dem eine Änderung des Ichs entgegenwirken?

 

Die gute Nachricht ist: Da das doch keine so natürliche Sache ist, kann man das Ganze auch loswerden. Das ist dann aber ein Kampf um die Macht über die Produktion. Statt sich bei seinem Vorgesetzten über den Druck zu beschweren oder sich nur von ihm zu wünschen er solle nachlassen, statt sich für die Arbeit zu rüsten und vergeblich zu hoffen sie damit erträglicher zu machen oder nach neuen vermeintlich besseren Gelegenheiten Ausschau zu halten, muss man den Dienst an fremden einem entgegenstehenden Interessen aufkündigen, um sich seine Lebensverhältnisse zu sichern.

[KURZFRISTIG] Veranstaltungshinweise Bremen

Workshop “Von der Verlegenheit des DGB, dem faschistischen Lob der Arbeit etwas entgegenzusetzen”

Faschisten sind Fanatiker des nationalen Ertrags der Klassen­gesellschaft: Sie stellen sich eine Volksgemeinschaft vor, in der Kapital und Arbeit ohne Gegensatz im Dienste der Nation als »Arbeitsbeauftragte des deutschen Volkes« zusammenwirken:
Das Kapital darf und soll Gewinne machen, wenn es seine Produktion in den Dienst der Nation stellt. Dazu gehört auch, dass es Arbeitsplätze schafft, die allen Deutschen den Arbeitsdienst an Deutschland ermöglichen.

Wenn Arbeiter in dieser trostlosen Rolle aufgehen, haben sie für Faschisten den Anspruch auf einen doppelten Lohn: Sich für die Volksgemeinschaft mit Arbeit einsetzen zu können, darin besteht der ideelle Lohn. Daneben haben sie das Recht auf Mindestlohn verdient, um eben dafür leben zu können. Was kann dagegen eigentlich eine Gewerkschaft einwenden, die sich den »Kampfum Arbeitsplätze« auf die Fahnen schreibt, und mit der Parole »Gutes  Geldfür gute Arbeit« an die »Verantwortung der Unternehmer« appelliert?

Mittwoch 27. April (!) 2011 19:00 Mediencoop, Lagerhaus Bremen

 

 

Was mißfällt Faschisten am Finanzkapital …und warum mancher Linke sich schwer tut, das zu kritisieren.

Sybille v. Flatow

Die NPD warnt vor dem »Heuschreckenkapital« und stellt sich globalisierungskritisch auf. Sie sieht ein »teuflisches Weltverschuldungssystem« am Werke, das Produkt der Geldgier eines undeutschen Finanzkapitals. Schon Hitler prangerte die Bankiers dafür an, dass sie mit »Wucherzinsen« u.dgl. »nur« ihr Geld statt den Nutzen der Nation vermehren würden und geiferte gegen das »Finanzjudentum«. Der Workshop nimmt diese dumme Kritik am Finanzkapital aufs Korn. Mit den erarbeiteten Argumenten erübrigen sich dann vielleicht bloß deklamatorische Abgrenzungsversuche mancher Linken, die, jenseits vom Antisemitismusvorwurf, nicht so recht wissen, was man dagegen eigentlich einwenden kann.

Donnerstag 28.04.11 um 19 Uhr im Infoladen Bremen

Auflösen – Gegen Faschismus und demokratischen Normalzustand

Die „Auflösen – Gegen Faschismus und demokratischen Normalzustand.“ gibts wahlweise ganz oldschool auf Papier in HB und umzu oder hier als PDF zu lesen.

Aus dem Inhalt:

  • Verhältnisse umrühren, nicht die Suppe!
  • Die Nazis passen nicht zu Deutschland – ihre Parolen schon.
  • Kein schöner Land. Warum Rassismus bei Deutschland anfängt
  • Den Menschen soll es dufte gehen
  • „Woran erkennt man Neonazis?“Steckbriefe und Enttarnungen als Kritikersatz
  • Mit Sarrazin-Partei Deutschlands (SPD) gegen die NPD? Zur neuesten Nützlichkeits-Debatte
  • Rechter Anti-Klassenkampf: „Arbeit für Deutschland“

Allgemeiner Wohlstand? – Anmerkungen zu Adam Smith‘ Hauptwerk

Hier findet ihr ein paar Gedanken die ich mir zu Adam Smith‘ Der Wohlstand der Nationen gemacht habe. Es handelt sich um eine aufgehübschte Fassung eines Textes den ich für die Uni fabrinziert habe, dabei beziehe ich mich in diesem Text nur auf die Kapitel die im Text genannt werden.

Erstes Kapitel: Die Arbeitsteilung.
Arbeit und Produktivkraftsteigerung
Smith‘ Darstellung hält die technische Seite der Arbeitsteilung und die spezifische Einbindung, der beschriebenen technisch-organisatorischen Fortschritte in den bestimmten Typ Gesellschaft, mit der er es zu tun hat nicht auseinander. Er erklärt anschaulich, wie Arbeitsteilung die Produktivität der menschlichen Arbeit steigert, begeht dann aber eine Reihe, nicht ganz unzweckmäßiger Verwechselungen, wenn es darum geht, die Bedeutung dieser Entwicklungen für die Arbeitenden zu klären.
Anders als Adam Smith hält der Autor dieser Zeilen die Bemerkung, Maschinen erleichtern die Arbeit, nicht für „ohne Weiteres ein[leuchtend]“ (vgl. Smith, S.13). Verrät doch ein Blick in den Arbeitsalltag in dieser Gesellschaft sofort: Der Einsatz einer produktivitätserhöhenden Maschine in einem Betrieb verkürzt nicht der Arbeitstag der Beschäftigten, vielmehr ist festzustellen, dass einige Lohnabhängige entlassen werden, der Rest weiter die vertraglich festgelegte Arbeitszeit ableistet – und das nicht trotz, sondern wegen des höheren „Outputs“.1

Diese Aussage von Smith über die Maschine ist also von der technischen Seite her unzweifelhaft: Habe ich den Zweck eine bestimmte Menge Produkt herzustellen, wird mir das mit einer entsprechenden Maschine schneller und leichter gelingen. Diese Seite ist aber nicht zu verwechseln mit der gesellschaftlichen Anwendung der Produktivkräfte: Herrscht ein anderer Zweck, ergeben sich auch andere Ergebnisse aus dem Gebrauch bzw. Einsatz von Maschinerie (vgl. Marx, S.454). Ein erster Hinweis darauf findet sich bei Smith selbst: Er lobt die Maschine dafür, dass sie dem Arbeiter austreibt, „gemächlich und lässig-nachlässig“ (Smith, S.13) seiner Tätigkeit nachzugehen. Wenn dies also eine Bestimmung der Maschine ist – mehr Arbeitskraft aus den Leuten zu quetschen – kann sie sich nicht zugleich dadurch auszeichnen, den Arbeitenden zu entlasten.
Die Maschine ist ein Mittel für den Gewinn. Sie wir vom Unternehmen eingesetzt um (Lohn-)Kosten zu sparen und so besser in der Konkurrenz zu bestehen. Der Unternehmer kann mehr Waren in weniger Zeit produzieren lassen. Daraus ergeben sich zwei Möglichkeiten, die in der Realität meist kombiniert vorkommen. Zum einen können die gesunkenen Kosten auf den Verkaufspreis umgelegt und so der Konkurrenz Marktanteile streitig gemacht werden – oder die Menge der ausgestoßenen Produkte wird nicht erhöht und das Unternehmen verschafft sich einen Kostenvorteil in dem Es sich den Rest der Arbeiter (respektive ihre Lohnkosten) spart. So folgt also in dieser Wirtschaftsweise aus technischer Modernisierung für die Arbeitenden zweierlei. Zum einen Entlassung und Arbeitslosigkeit; für die verbliebenen Arbeiter die gleiche Menge Arbeit, dazu gibt die neue Maschine Arbeitsrhythmus und Geschwindigkeit vor und holt das Maximum aus ihm heraus. Trägheit und Schwerfälligkeit (vgl. Smith, S.13) werden dem Arbeiter ausgetrieben, zu seinem Nutzen gerät die Modernisierung also in dieser Wirtschaft nicht.

So mutet dann auch das Beispiel, welches Smith für den Vorteil der Arbeiter aus der Produktivkraftsteigerung nennt absurd an: Ein Kind möchte lieber Spielen als an der Maschine die Hebel zu bedienen und denkt sich eine technische Verbessrung aus – es macht seinen eigenen Arbeitsplatz (vgl. Smith, S.14) überflüssig um mit seinen Freunden zu spielen – die Frage wie das Kind nun in Zukunft etwas zu Beißen bekommt, wird nicht beantwortet.
Produktivitätszuwachs + gute Regierung = allgemeiner Wohlstand
Den oben kurz skizzierten Gegensatz zwischen einem Gewinn auf Unternehmerseite und einem auf die Gesamtheit der Lohnabhängigen betratet hohen Lohn auf der anderen Seite will Smith nicht gelten lassen. Um darauf bestehen zu können, dass sich Produktivkraftsteigerungen auch für die Arbeitenden auszahlen bedient sich Smith eines „Tricks“.
„Und dieses ungeheure Anwachsen der Produktion […], führt in einem gut regierten Staat zu allgemeinem Wohlstand, der selbst in den untersten Schichten der Bevölkerung spürbar wird.“ (Smith, S.14)
Zum einen gesteht Smith hier ein, dass die von ihm dargestellte Produktionsweise keineswegs aus sich heraus Wohlstand für die Masse der Arbeitenden bereithält.  Vielmehr bedarf Eingriffe– durch den Staat und seine Institutionen – um den von Smith angestrebten Zustand zu erreichen. Zweitens schafft er hier eine „Hintertür“ in seiner Argumentation: Verweist jemand auf die herrschende Wirtschaftsordnung als Wurzel von z.B. Armut kann man ihn mit Smith jederzeit darauf verweisen, dass es eben an der schlechten Regierung liege, schließlich käme es „in einem gut regierten Staat“ zu „allgemeinem Wohlstand“.
(Exkurs: Die Gesellschaft als Abweichung von sich selbst
Diese Methode der „Kritik“, der hier Tür und Tor geöffnet wird hat Smith nicht erfunden und dennoch möchte ich kurz darauf eingehen, da sie bis heute Kontinuität hat. Es ist die Art der Kritik, die die für die eigenen Interessen schädlichen Auswirkungen der Gesellschaft immer als „eigentlich nicht nötig“ und damit die real existierende Gesellschaft als eine Abweichung von sich selbst konstruiert.
Das Ganze lässt sich gut exemplifizieren an den Sätzen „Nur wegen des Profits verschmutzen die Unternehmen die Umwelt“ bzw. „Wegen des Profits verschmutzen die Unternehmen die Umwelt“. Währende derjenige der den ersten Satz spricht zumeist eine Abweichung, der Gesellschaft von ihrem „eigentlichen“, guten, in unserem Beispiel umweltfreundlichen Wesen beklagt, benennt der zweite Satz schlicht einen Grund. Die beiden Sätze unterscheiden sich also fundamental: Der Abgleich der Welt mit seinen persönlichen Idealen ist das eine, etwas anderes ist die sachliche Erklärung der Zwecke und Kalkulationen die einem Interesse (z.B. an einer sauberen Umwelt) entgegenstehen.)
Smith bestimmt also an dieser Stelle „gute Regierung“ nicht anders, als das Sie die Art der Regierung ist, die allgemeinen Wohlstand hervorbringt. Statt also zu untersuchen, welche Zwecke Staaten mit ihren jeweiligen Entscheidungen verfolgen, trägt er den Maßstab des allgemeinen Wohlstands an den Staat heran. Somit resultiert sein implizites Lob aus seinem Ideal von einem guten Gemeinwesen.
Der nächste Abschnitt steht dafür, dass Smith sich große Mühe geben muss die Umsetzung seines Ideals in der Wirklichkeit vorfindlich zu machen. Statt einfach auf den stofflichen Reichtum oder das angenehme Leben der „Gewöhnlichen Handwerk[er] oder Tagelöhn[er]“ als Ausdruck des „allgemeinen Wohlstands“ (Smith, S.14) zu verweisen, sollen in seiner Darstellung die Zahl der beteiligten Arbeiter sowie der Vergleich mit anderen Weltgegenden, deren Gute Stellung bebildern. Weder das eine, noch das andere ist dazu geeignet: Die Zahl Arbeiter, die an der Produktion eines Gutes beteiligt sind, ist in keiner Weise in ein Verhältnis zu bringen zur „grob[heit] oder anspruchslos[igkeit]“ (Smith, S.15) des Bedürfnisses, das damit befriedigt wird.2 Die Darstellung des Besitzes der breiten Masse taugt also einzig zur euphemistischen Vorfindlichmachung des s.g. Wohlstandes.
Ähnliches gilt für den Vergleich mit anderen Weltgegenden: Einen Grund, warum ein Vergleich des Arbeitslohns mit afrikanischen Verhältnissen klüger, als der mit europäischen Fürsten ist, nennt Smith nicht. Zur Bestimmung der Sache, ist sein Verfahren für unbrauchbar: Ein Vergleich ist eben keine Bestimmung des Wesens einer Sache, sondern nur die Angabe einer Relation zu einer anderen Sache. „Höher als in Afrika“ ist keine korrekte Antwort auf die Frage, was der Lohn in Europa sei.
Zweites Kapitel: Das Prinzip, das der Arbeitsteilung zugrunde liegt
Der Mensch, das tauschende Wesen
Das zweite Kapitel leitet Smith mit einem psychologischen Axiom ein: Arbeitsteilung sei nicht „das Ergebnis menschlicher Erkenntnis“ sondern erwachsen „aus einer natürlichen Neigung des Menschen, zu handeln und Dinge gegeneinander auszutauschen“ (Smith, S.16). Alternativ bietet er die Erklärung des Tausches als „notwendige Folge der menschlichen Fähigkeit denken und Sprechen zu können“3 an.
Dadurch, dass Smith in der einen wie der anderen Erklärung kategorisch ausschließt, das der Grund des Tauschens „in den subjektiven Absichten oder Beweggründen der handelnden Subjekte liegt.“ (vgl. Krölls, S.21) konstruiert er den menschlichen Willen als bedingt bzw. determiniert.
„[E]in Wille, der sich seine Zwecke unbewusst vorgeben lässt [ist] kein Wille “ (Krölls, S.21), da er sich als Wille gerade durch das Erkennen der Welt und das Setzen von Zwecken auszeichnet.
Radikal zu Ende gedacht ist Smith‘ einleitende Bemerkung, Arbeitsteilung sei nicht „das Ergebnis menschlicher Erkenntnis“ also quasi überflüssig. Ist der Wille determiniert, existiert er nicht, somit würde auch die Rede von „streben“ und „Erkenntnis“ (vgl. Smith, S.16) nichtig; die menschlichen Gedanken und Handlungen gingen darin auf, das Produkt der Umstände zu sein.4
Diese psychologisch-deterministische Deutung des Tausches rückt die nachfolgende Charakterisierung einer Gesellschaft von Warenbesitz und Privateigentum in ein neues Licht:  Die existierende Gesellschaft ist nicht mehr vorrangig gekennzeichnet, durch ihre Zwecke und Zwänge, sondern verdient das Lob, unmittelbar dem Wesen des Menschen gerecht zu werden.
Aus seinem Axiom leitet Smith ab, es gäbe ausschließlich die Alternativen entweder Subsistenzwirtschaft oder Tauschwirtschaft. „Ohne die Neigung […] zum Tauschen […] müßte jeder selbst für alle Dinge sorgen, die er zum Leben […] haben möchte“ (Smith, S.16). Die antropologische Setzung wird also insofern nutzbar gemacht, als das nun behauptet werden kann, das ihr Wesen es den Menschen verbietet, ohne Tausch von der Arbeitsteilung zu profitieren.

Achtes Kapitel: Der Lohn der Arbeit
Revision der Harmonie?
Der Einstieg in Kapitel acht, liest sich wie eine implizite Revision der letzten These des dritten Kapitels. Hier hatte Smith noch ein konstruktives Zusammenwirken zum größtmöglichen Wohl der Marktteilnehmer behauptet:
„Die weithin verbreitete Neigung zum Handeln und Tauschen erlaubt es ihnen, die Erträge jeglicher Begabung gleichsam zu einem gemeinsamen Fonds zu vereinen, von dem jeder nach seinem Bedarf das kaufen kann, was wiederum andere auf Grund ihres Talents hergestellt haben [Herf. d. Verf.].“ (Smith, S.19).
In diesem Abschnitt der Darstellung beschreibt er hingegen, inwieweit die Ansprüche von Grundeigentümern bzw. Unternehmer die Mittel der Bedürfnisbefriedigung der Arbeiter beschneiden, wie sich also die Notwendigkeit die Güter zu kaufen als Ausschluss von den Mitteln der Bedürfnisbefriedigung geltend macht. Lohn und Preis bilden also eine Schranke, die kategorisch ausschließt, dass „jeder nach seinem Bedarf“ einkaufen kann: Die Bedürfnisse haben sich am knappen Geldbeutel zu relativieren.
Weiterhin ist die Kalkulation mit dem Lohn als Kostenfaktor in der Gewinnrechnung der Unternehmen der Ausgangspunkt dafür, dass sich der Lohn im Bereich des „offensichtlich niedrigsten Satz[es], der eben noch“ mit Smith‘ „Vorstellung von Humanität“ (Smith, S.60) vereinbar ist, bewegt.
Auch der Streik, der Umstand, dass die Arbeiter die Reichtumsproduktion nicht etwa steigern, sondern unterbrechen müssen, um in größerem Umfang an ihr zu partizipieren, ist Smith bekannt. Mit dem Bild eines gemeinsam gespeisten Fonds zum Wohle aller, scheint mir dies wenig vereinbar.  Überhaupt ist es ein ungemütliches Bild, das er von der Marktwirtschaft aufzeigt: Absprachen, Gewalt, Polizeieinsätze, Beleidigungen etc.
Rettung der Harmonie dank Wachstum?
„Lohnfonds“: Neue Arbeitsplätze sollen dadurch entstehen, dass Gewinne bzw. Überschüsse dazu führen, dass Geldbesitzer im eigenen Interesse Arbeiter einstellen (vgl. Smith, S.60). Abgesehen davon, dass dies den Widerspruch zwischen Gewinn und Lohn nicht annulieren würde (beschissen bezahlt ist besser als nicht bezahl ist aber immer noch kein gutes Leben), vernachlässigt diese Sicht der Dinge, dass das Interesse, mehr Eigentumszuwachs aus der Arbeit der Beschäftigten, auch auf anderem Wege als mit mehr Arbeitern zu realisieren ist: durch die Steigerung der Produktivität der vorhandenen Arbeiter mit Werkzeugen und Maschinen. Eine Gesetzmäßigkeit des Typs: „Vergrößert sich [der] Überschuss, wird […] natürlich mehr Personal“ (vgl. Smith, S.60) eingestellt, existiert also nicht, vielmehr ist eine bestimmte Größe von Überschuss die Voraussetzung um eine technische Rationalisierung mit anschließender Entlassung betreiben zu können (vgl. Marx, S.650ff).
Letzten Endes holt Smith seine Ausgangsfeststellung des Lohnkapitels – „[…] vor der Landnahme und der Ansammlung von Kapital, gehört dem Arbeiter der ganze Ertrag der Arbeit.“ – nicht wieder zugunsten der Marktwirtschaft ein. Er beschreibt eine Gesellschaft, in der Wachstum immer notwendige, aber nie hinreichende Bedingung der Versorgung der Menschen ist, in der also der Wohlstand der Nation nicht identisch mit dem Wohlstand ihrer Insassen ist. Wie oben gezeigt werden sollte, besteht ganz im Gegenteil ein notwendiger Gegensatz zum Wohlstand des Einzelnen, welcher also schlicht kein Grund zur Zustimmung zu dieser Art gesellschaftlichen Produzierens hat.


Literatur

Krölls, Albert(2006): Kritik der Psychologie. Das moderne Opium des Volkes. Erweiterte Neuauflage. VSA-Verlag: Hamburg.

Marx, Karl/Engels, Friedrich(1890): Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Dietz Verlag: Berlin.

Smith, Adam(1789): Der Wohlstand der Nationen. Eine Untersuchung seiner Natur und seiner Ursachen. Aus dem Englischen übertragen von Horst Klaus Rectenwald(1978). Deutscher Taschenbuchverlag: München. 9-23, 56-61

  1. Zur weitergehenden Aufklärung der Folgen von Rationalisierungen im Kapitalismus sei auf das [nicht-antideutsche ] „Gedicht“ „Die Verbesserung“ im Blog „Ofenschlot“ verwiesen: http://ofenschlot.blogsport.de/2010/12/10/krisen-prosa/ []
  2. Der größte Luxus kann von einem einzigen Goldschmied gefertigt werden, während das industriell gefertigte Brot vielleicht durch 200 Paar Hände geht – so what? []
  3. Wie nun „Denken und Sprechen“ anders als mit den „Ergebnis(en) menschlicher Erkenntnis“ betrieben werden sollen, bleibt das Geheimnis von Smith []
  4. Siehe dazu auch http://www.gegenstandpunkt.com/mszarx/paed/arg/p2-anum.htm []

Nachtrag – Sven Giegold dem sein Realismus

Einen gutes Beispiel für die von mir am Beispiel Atompolitik dargestellte Art der Kritik, liefert nach meiner Auffassung Sven Giegold1 (EU-Wirtschafts-Politiker, Grüne, Attac). Im Duktus von „Kapitalismuskritik, schön und gut“ („Der grüne Pakt mit dem Monster, in politische Ökologie Nr. 118, Online auf2 ) widmet er sich der Frage nach „Realismus“ und dem Verhältnis von „Grundsatzkritik“ und Reform.

Als Argument gegen die – wie immer wieder betont wird – berechtigten Einwände gilt ihm die rasante Zerstörung der Umwelt, die nach seiner Auffassung einen Punkt der Umunkehrbarkeit erreicht der schnelles, darum zivilgesellschaftlich – also reformistisches – Handeln erfordern würde.

Meine Thesen dazu:

  • Wer z.B. bestimmte Effizienzzuwächse als nötig bennent (um das 2° Ziel zu erreichen3 ) setzt die real existierende Marktwirtschaft als Objekt seiner Fürsorge schon voraus: Denn was da auch immer effizienter werden soll – immer zu dem Zweck das „die Wirtschaft“ weiter in der Funktion als Kapitalmaschine existiert. Der Autor legt sich also (proklamierter Maßen) die Frage vor wie mit der Marktwirtschaft die Zerstörung der Umwelt in Grenzen gehalten werden kann.
  • Das das irgendwie möglich ist setzt er in seiner ganzen Argumentation einfach dogmatisch voraus. Kein Wort verliert er dazu, dass sich aus dem Nebeneinander von marktwirtschaftlich organisierten Staaten notwendig ein Gegeneinander, also die internationale Konkurrenz mit allerhand Sachzwängen ergibt, denen man sich – eben solange es einen nationalen Kapitalismus geben soll – auch zu beugen hat.4
  • Von seinem Dogma lässt er sich auch nicht durch die Anschauung der von ihm im ersten Teils des Artikels unter „verfehlter Krisenbewältigung“ abgehandelten Politik  abbringen, denn statt sie als Beleg zu nehmen, worauf es in dieser Gesellschaft ernsthaft ankommt – den Geldreichtum und das Vorankommen der Nation – interpretiert er die Krise zur Chance für Interventionen um: Gerade da wo die Maßstäbe des Kapitalismus (‚Banken statt Brot‘) offen zu Tage treten, soll das „Ruder herumgerissen werden“ – aber eben nicht in dem Sinne, dass  diese beschissenen Maßstäbe aus der Welt geschafft werden, sondern richtig mit ihnen verfahren wird.
  • Ernsthaft wird behauptet der Staat würde Bankenrettung, Kohlekraftwerksbau usw. mit der Krise rechtfertigen; die Parteien würden nur „Füllhörner über ihrer Klientel“ ausschütten. Das es sich bei alle den Programmen -ehrlich- um die Erhaltung des Kerns dieser Ökonomie – des Geldreichtums – und das wichtigste Anliegen des Staates: die Konkurrenzfähigkeit des Standorts dreht, will er nicht wahr haben.
  • Viel lieber macht er sich daran, die Versöhnbarkeit seines Interesses  an einer intakten Umwelt mit den Wachstumsmaßstäben einer kapitalistischen Ökonomie zu beweisen. Mit dem Green New Deal wird das „monetäre Bruttoinlandsprodukt wachsen, damit der Naturverbrauch schrumpfen kann“ – Umwelt für die Leute UND Geldreichtum für die Nation, ist das nicht klasse? Damit ist Giegold mit seinem kritischen Realismus endgültig bei gemeiner Parteinahme für die Ökonomie, deren Folgen er im Ausgang beklagt hat angekommen. Wer sich (neuerdings ja auch berufsmäßig) den Kopf von Staat & Kapital zerbricht kann nicht mehr die Interessen und Bedürfnisse der Menschen auf diesem Planeten im selben  haben, sind sie doch (bei aller „Würde“) einer Herrschaft unterworfen die sie immer nur zum Material für eben ihre Zwecke degradiert. Giegold leistet sich die Vorstellung, dass das einmal anders sein könnte höchstens als abstraktes Ideal einer „Solidarischen Ökonomie“. In materiellem Reichtum und Bedürfnisbefriedigung für alle soll aber selbst dies Programm des „schönen Lebens“ dann nicht bestehen. Das zumindest entnimmt man seinen Abschlussbemerkungen:
  • Da wird dem Kapitalismus dann noch in guter konsumkritischer Manier eine schlechte pädagogische Wirkung auf seine Insassen vorgeworfen. „Kulturell prägend“ sei die „Kraft“ des Kapitalismus, „Konsum-Wahn“ und  dem „Materialismus“ würden ausgerechnet die fröhnen die über ihren kärglichen Lohn, der stets Kostenfaktor ist, von allen Gütern des täglichen Bedarfs ausgeschlossen sind. Von „Leistungsempfängern“ gar nicht zu reden.
  • Worin also  der Konsumwahn und der ausbordende Materialismus der breiten Masse besteht? Im der lebenslang abbezahlten Doppelhaushälfte, den 300-hastenichtgesehen € Taschengeld von denen dann auch noch im nicht-bio-Konsumrausch geschwelkt wird? (KIK!) Wenn noch diese kärgliche bisschen Eigentum, das den Namen kaum ernsthaft verdient nicht sein soll, na dann kann er dieses „schöne Leben“ gern behalten…
  1. http://www.sven-giegold.de/ []
  2. http://www.sven-giegold.de/wp-content/uploads/2009/12/42_44_giegold_poe_118.pdf []
  3. zu Inhalt und Zynismus dieses Ziels habe ich hier schon einmal geschrieben http://sollbruchphantasien.blogsport.eu/2010/06/03/klimakonferenz-kopenhagen-2009-business-as-usual/ []
  4. Venezuela weiß ein Lied davon zu singen, wie ungern es gesehen ist wenn man Ölgewinne statt in Kapital zu verwandeln so mir nicht, dir nichts nutzt um irgendwelche unproduktiven Ärmlinge durchzufüttern… []

Atomdebatte – Alle für den Standort.

Ein „Apell“…

Ein rauschen geht durch den demokratischen Blätterwald: DieGeschäftsführenden der größten deutschen Kapitale sind sich einig: Atomkraft muss sein, weil es sich für die Kapitale lohnt. Diese Mitteilung ist ihnen dann auch schon einmal eine Anzeigenkam

pagne in allen größeren Zeitungen der Republik wert.  Klar wird sofort a) geht es um ihre Kostenrechnungen und Gewinne und b) ihr Appell richtet sich an die Staatenlenker und ist dementsprechend verfasst.

Eine starke und wettbewerbsfähige Industrie, die sich (!) global behaupten muss, sichert die Zukunfts- und Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland(!). Knapp ein Drittel unseres Wohlstandes und über 90 Prozent unserer Exporte werden von der Industrie erwirtschaftet.1

… sein Adressat, …

Das ist die Quintessenz; deshalb muss Energie bezahlbar bleiben. Mit dieser Ansage  meinen sie voll den Nerv des Adressaten zu treffen: Schließlich ist der Staat ständig um die Wettbewerbsfähigkeit seines Standortes bemüht. Ob mit Lohnkürzungen via Hartz IV, Umweltrichtlinien, Reformen im Gesundheitswesen, Privatisierungen, etc. –  ständig arbeitet er daran das Kapitalwachstum auf seinem Boden gegen andere Nationen voran zu treiben. Zu seinem Vorteil, weil er sich aus dem Gewinn wiederum in Form von Steuern bedient und damit seine Machtbasis sichert und erweitert. Gleichzeitig macht ein Kapital auf seinem Boden keinen konkurrierenden Staat reicher. Weiterlesen

  1. http://www.energiezukunftdeutschland.de/ []

Wer sich in bevölkerungspolitische Diskussionen einmischt…

… hat schon alles verkehrt gemacht.

Dass die meisten Leute hierzulande völkische Freaks, wie Sarrazin wohl durchaus einer ist, nicht kritisieren liegt – wie sich mir nach dem Ansehen dieser furchtbaren Beckmann-Sendung aufdrängt – nicht daran, dass sie sich dafür zu schade wären, oder seine „Furchtbaren Thesen nicht durch Kritik aufwerten wollen“ – in die Sendung sind die entsprechenden Herrschaften gekommen. Vielmehr stellte es sich so dar, dass sie die Grundlage des Nachdenkens, den Gegenstand ihrer Fürsorge teilen – eben auch im Fall Sarrazin. Ja, Renate Künast, Frau Özkan, Herr Yogeshwar und der unvermeidliche Olaf Scholz („Am Ende des Buches finden sich Forderungen, die wir ja alle teilen…„) sind sich einig: Deutschland soll vorankommen in der Welt, für Staatszwecke muss „Bevölkerungspolitik“ doch taugen. Kein Wort wird verloren über die Brutalität, die diese Kategorie schon vor der Füllung mit konkretem politischem Inhalt voraussetzt – und das ist ja im Sinne einer demokratischen Öffentlichkeit sehr Sachgerecht, die immer nur Kritik übt und üben kann, in dem sie die Herrschenden an ihren Maßstäben des Erfolgs misst.

Eine Kritik daran, dass noch bevor ein Bevölkerungspolitiker zu Tate schreitet und unter diesem Stichwort, Streetworker losschickt, Renten kürzt oder intelligente Juden ein- und „Kopftuchmädchen“ ausbürgert, allein dieses Wort sagt: Menschen sind hier Herrschaft unterworfen, die noch ihre bloße Existenz (geboren werden, Sterben, … eben „Demographie“ und ihr Wandel) zum Gegenstand der Kalkulationen einer politischen Gewalt macht, die damit ihre Zwecke verfolgt, geht ihnen vollkommen ab.

Auf der Grundlage diskutieren Beckmanns Gäste nun ob dafür (Deutschland, sein Vorrankommen in der Konkurrenz der Nationen, usw.) Selektion, (ein paar mehr intelligente Juden ein paar weniger „Kopftuchmädchen“) oder Integration (Demokratische Erziehung, Erziehung zum Leistungsstreben, ein „deutscher Islam“ etc.) besser taugen.

In den Streit wie ein staatsnützliches Menschenmaterial herbeizuregieren ist mischt man sich vernünftiger Weise nicht ein, sonder kritisiert die Grundlage der Auseinandersetzung: Die Sorge um die Nation, den Standort Deutschland und sein Vorankommen im Hauen und Stechen der Nationen mit allen Ekelhaftigkeiten die dabei für Land & Leute herauskommen.

Streigespräch: Emmely’s Sieg oder: „Die Kasse ist mein Leben“ – Die Gewerkschaftsikone des 21. Jahrhunderts

Im Folgenden dokumentiere ich ein Streitgespräch über den Fall der Kassiererin Barbara E. die wegen ein paar Pfandbons gekündigt werden sollte und sich dagegen gerichtlich zur wehr setzte.

Bei vonmarxlernen.de ist mittlerweile ein Kommentar zu eben diesem Thema erschienen.

Mein erster Beitrag in der Debatte:

„Siege“ bei denen man wirklich kotzen will: „„Ich wünsche mir so sehr, das ich endlich wieder meine Arbeit machen kann. Auch bei Kaiser´s.“ Ihr Wunsch ist gestern in Erfüllung gegangen.“

Mit dem Link: http://www.ksta.de/html/artikel/1273823401595.shtml

Darauf die Antwort: Man sollte sich mal klar machen, was die Arbeitslosigkeit für die Menschen bedeutet, vor allem Ältere. Arbeitssuchende haben es eben nicht leicht in diesem Staat. Erst schufftest du Jahre lang wie ein Irrer und dann kriegst du plötzlich die Kündigung und kaum schaust du dich um bist du arm. Ich kann den Wunsch irgendwie schon nachvollziehen, aber verstehe in gewisser Weise auch deine deine Kritik. Aber was wäre die Alternative?

Ich: Sich einfach nur das Feiern zu sparen. Das man kämpfen muss um hier überhaupt zurecht zu kommen ist doch sowieso klar. Daraus dann aber ein „ach wie schön ist arbeiten zu machen“ – Ekelhaft!

Eine weitere Person: ach wieso, auf sie trifft das wahrscheinlich schon zu. vielleicht ist sie zufällig ein mensch der seine arbeite mag und sie ist ja auch in die breduillie geraten, weil sie sich gewerkschaftlich engagiert hat und für bessere arbeitsbedingungen gekämpft hat. ich finde das kann mensch schon feiern, wenn so eine kündigung wegen engagement als unrechtmäßig erklärt wird. ich hoffe sie engagiert sich trotz allem weiter. solche enagierten arbeiter_innen bräuchten wir viel mehr.

mit den aussagen will ich natürlich nicht daran zweifeln, dass viele in einem job arbeiten der ihnnen nicht gefällt oder wo ihnen die bedingungen zu schaffen machen und dass viele sinnlose arbeit leisten, die nicht nötig wäre und dass es garnicht genug sinnvolle/sinnlose jobs für alle arbeitsfähigen in deutschland geben kann.
dieses system befindet sich wahrscheinlich in einem umbruch, ähnlich wie damals nach einigen jahrzehnten industrieller revolution wo die arbeiter sich bessere arbeitsbedingungen und absicherungen erkämpft haben. wir leben heute in einer zeit wo nur wenige arbeiten müssen um die versogung mit unseren grundbedürfnissen zu gewährleisten….

[Im Folgenden kursiv die weitere Person; regular ich] Weiterlesen

„Warum wir auf Gerechtigkeit nichts geben“

Das folgende Projekt wurde „Ein ungerechter Kurzfilm“ getauft.  Exemplarisch wird hier versucht an den Beispielen Schule & Lohnabstand eine Kritik an der Forderung nach Gerechtigkeit aufzuziehen. Ansonsten hat das vor allem Spaß gemacht 😉

Ein ungerechter Kurzfilm