Maciej schaut auf sein Bier. Er sitzt in einer kleinen Kneipe, einer Fan-Kneipe, direkt unter der Weichsel-Brücke Poniatowskiego. Es ist kurz vor 1 Uhr, viele der polnischen
Fans feiern immer noch ausgelassen den Punktgewinn gegen
Russland. Maciej nicht. Er denkt darüber nach, was er vor dem
Spiel getan hat. Als er einer wehrlosen
Frau mehrfach in den Unterleib trat, einen kleinen Jungen mit der
Faust ins Gesicht schlug.
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Die russischen Fans hatten zum Gedenken ihres Nationalfeiertags einen "
Marsch der Russen" zum Warschauer
Stadion abgehalten und wurden dabei von zahlreichen polnischen Gewalttätern angegriffen.
"Sie haben es alle verdient. Das sind dreckige Russen", sagt der 16-Jährige, der eher aussieht wie Mitte 20, ohne eine
Spur von Reue. Er hat dunkel gebräunte Haut, einen großen Bizeps und breite Schultern. Sein Kopf ist bis auf wenige Haarstoppel kahl rasiert. Auf seinem linken Unterarm ist ein Hakenkreuz mit blauer Farbe tätowiert.
Gemeinsam mit seinen drei Brüdern ist er aus der deutsch-polnischen Grenzstadt Gorzow nach
Warschau gefahren, fast
500 Kilometer entfernt. "Das war es uns wert, um diesem
Pack auf die
Fresse zu hauen", sagt Maciej. "Die haben uns nach dem Zweiten Weltkrieg alles kaputtgemacht." Was genau? "Keine Ahnung, einfach alles."
Warum er sich ein Hakenkreuz tätowieren ließ: "
Weil Hitler die Russen gehasst hat." Ob er weiß, wie viele polnische Menschen durch die Angriffe von Hitlers Militärschergen ihr
Leben verloren? Keine Antwort.
Die Gründe für den Angriff auf die russischen Fans sind unsinnig, vorgeschoben, dumm. Der junge
Mann gehört zu den "Stilon
Fighters", einer Hooligan-Gruppe, die einen Fünftligisten unterstützt und sich mit anderen
Hooligans auf Äckern trifft. "Das ist mein
Sport, das ist unser Sport.
Jeder, der bei uns was zu sagen hat, macht da mit."
- published: 12 Apr 2013
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