GAT14 akTUell: Vienna Summer of Logic

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• published: 17 Jun 2014
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Interview von T = Tarek Leitner mit H = Helmut Veith T: Die olympischen Spiele von Sochi sind gerade ein Monat vorbei, doch schon im Sommer dieses Jahres finden an der TU Wien die nächsten Spiele statt -- und zwar die ersten Olympischen Spiele in Logik. Wir haben heute den Organisator dieser Spiele bei uns, Prof. Helmut Veith. Herr Veith, können Sie uns erklären, wie man logisches Denken in einem Wettbewerb messen kann? H: Lange hat man geglaubt, dass nur der Mensch über logisches Denkvermögen verfügt. Logik war ein Teil der Philosophie, später auch ein Teil der Mathematik. Heute aber werden schwierige logische Fragen mit Hilfe von Computern gelöst -- ganz ähnlich wie ein Schachcomputer den menschlichen Spieler ersetzt. Solche logischen Fragen tauchen in der Informatik häufig auf -- von der Sicherheit bei Automobilsoftware bis hin zur Künstlichen Intelligenz. Im Zentrum der olympischen Wettbewerbe stehen Computerprogramme, die gegeneinander antreten, um schwierige logische Probleme zu lösen. Hunderte internationale Teams werden teilnehmen. Sie entwickeln Programme, die dann um die Wette rechnen -- wer in kürzester Zeit die meisten Probleme gelöst hat, gewinnt. T: Und was erhält der Gewinner? H: Medaillen wie im Sport. Ich habe eine mitgebracht. Das sind Gödel-Medaillen, benannt nach Kurt Gödel, dem bedeutendsten Logiker des 20. Jahrhunderts. Das wissen nicht viele, aber Gödel war Österreicher. Er ist in seiner Bedeutung mit seinem guten Freund Albert Einstein zu vergleichen. T: Gibt es außer Medaillen sonst noch etwas zu gewinnen? H: Ja, die Kurt-Gödel Gesellschaft wird drei hochdotierte Preise für Forschungsprojekte in der Logik vergeben, die mit einer Goldmedaille verbunden sind. T: Warum findet das in Wien statt? H: Österreich, und ganz speziell die TU Wien, ist ein internationales Zentrum für Logik in der Informatik. Neben den Olympischen Spielen finden 12 Tagungen und 70 Workshops statt -- der „Vienna Summer of Logic". Ohne zu übertreiben -- mit zweieinhalb Tausend Teilnehmern wird das die größte Logik-Tagung in der Wissenschaftsgeschichte. Und das ist auch ein Teil unserer Motivation: Mit Gödel, Wittgenstein, Popper, dem Wiener Kreis hat Wien das wissenschaftliche Weltbild im 20. Jahrhundert ganz entscheidend mitgeprägt. Und an diese große Tradition in der Logik möchten wir anschließen. T: Das klingt sehr philosophisch -- ist das überhaupt noch IT? H: Mathematik, Informatik und IT. Der Bogen spannt sich von mathematischer Logik -- das ist klassische Grundlagenforschung -- über handfeste Anwendungen in der Informatik bis hin zu künstlicher Intelligenz, der Grundlage für die Informatik von morgen. T: Nachdem wir heute so viel hochkarätige Vertreter aus der Industrie zu Gast haben: Können Sie auf die handfesten Anwendungen eingehen? H: Wie oft stürzt denn Ihr Computer ab? T: Es ist besser geworden, in den letzten Jahren passiert das immer weniger. H: Das ist ein Verdienst unserer Arbeit -- man nennt das Software-Verifikation. Wir entwickeln dazu Programme, die andere Programme lesen, um logische Fehler darin zu finden. Wenn Sie so wollen, machen unsere Programme eine Psychoanalyse für Anwendungsprogramme. Das führt aber zu logischen Widersprüchen, die man schon aus der Zeit von Aristoteles kennt: Wer garantiert, dass es nicht der Psychiater ist, der spinnt? Oder dass das Programm -- der Patient -- den Psychiater nicht an der Nase rumführt? Das kann z.B. ein Computervirus machen. Damit das in der Praxis trotzdem funktioniert, brauchen wir genau die Art von Programmen, die sich in der Logik-Olympiade messen. In Zukunft wird sie natürlich -- wie es sich für eine Olympiade gehört -- alle vier Jahre stattfinden. Im Vienna Summer of Logic sind natürlich viele weitere Themen vertreten, von der Computersicherheit über Datenbanken, intelligente Internetagenten bis hin zu Programmen, die andere Programme schreiben. T: Vielen Dank für das Gespräch. H: Sehr gerne. Für weitere Informationen stehe ich gerne zur Verfügung -- speziell auch über Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit Industriepartnern, für Exhibits, Veranstaltungen und vieles mehr. Univ.Prof. Dipl.-Ing. Dr.techn. Helmut Veith Institut für Informationssysteme T: +43 (1) 58801 18441 helmut.veith@tuwien.ac.at