Gott,
Allah und die Frauen: Diskriminierung im Namen des Herrn?
Im Katholizismus dürfen nur
Männer Priester werden. In der islamischen Gesetzgebung zählt die Aussage einer
Frau nur halb so viel wie die eines Mannes. In der evangelischen Kirche scheinen Frauen gleichberechtigt zu sein - aber auch hier ist die Führungsriege größtenteils männlich.
Tacheles fragt:
Sind Religionen frauenfeindlich? Oder meint es Gott besser mit den Frauen als die
Kirchen von heute?
Darum geht es bei Tacheles am 28. April um 19:00 Uhr in der
Marktkirche Hannover.
Die Gäste der Sendung:
Generalsekretärin des Evangelischen Kirchentages
Dr.
Ellen Ueberschär: Frauen ins Pfarramt
Die Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Dr. Ellen Ueberschär, sieht kritisch, dass in der katholischen Kirche das Priesteramt nur Männern vorbehalten ist. Das sei nicht zu rechtfertigen -- weder theologisch noch kirchlich. Zur
Rolle der Frau im
Islam sagt Ueberschär: „Problematisch wird es dann, wenn auf Frauen und
Mädchen aus muslimischen Familien
Druck ausgeübt wird und sie die Teilhabechancen, die ihnen unsere Gesellschaft bietet, nicht nutzen können." Die Theologin plädiert für einen offenen
Dialog -- Unterschiede zwischen den Religionen, etwa zwischen Christentum und Islam, werden auch
Thema auf dem Kirchentag sein.
Ministerpräsidentin a.D.
Heide Simonis (
SPD): Frauen tun der Kirche gut
Dass Frauen in der katholischen Kirche kein Priesteramt bekleiden dürfen, hält die SPD-Politikerin Heide Simonis für falsch. Theologische Begründungen seien nicht tragbar. Zu Bibelstellen wie dem Paulus-Wort „das Weib schweige in der Gemeinde" sagt
Simonis: „
Warum sollte
Paulus anders gewesen sein, als heute Männer, die ungern mit Frauen diskutieren?". Für die
Frau, die erste Ministerpräsidentin Deutschlands wurde, ist klar: „Frauen tun der Kirche gut."
Katholische
Position
Kuby: Frauen gehören nicht ins Priesteramt
Die katholische Soziologin und Publizistin
Gabriele Kuby hält nichts davon, dass Frauen zu Priestern geweiht werden -- denn geweihte Priester stünden in der Nachfolge der Apostel, und die sind nach traditionellem Bibelverständnis allesamt Männer gewesen. „Die Frau hat jede
Menge Möglichkeiten in der katholischen Kirche", sagte Kuby bei Tacheles, „nur dass sie gerade nicht Papst und lieber Gott werden kann". Sie rügt, dass die Sexualmoral der katholischen Kirche unter „Dauerbeschuss der Mainstream-Medien" stehe, die jetzt versuchten, "die Kirche in die Knie zu zwingen". Während die
Süddeutsche Zeitung notiert, die streitbare Publizistin isoliere sich mit solch einer "steilen These" selbst, wählte sie das konservativ-evangelische Wochenmagazin idea 2008 zur „Journalistin des Jahres".
Islamwissenschaftlerin und Autorin
Lamya Kaddor: Ehrenmorde haben mit Islam nichts zu tun
Die muslimische Autorin und Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor wehrt sich gegen die Vorwürfe, der Islam unterdrücke die Frauen, etwa in
Form von Zwangsverheiratungen. „Weder
Religion noch Kultur sind für soziale Probleme verantwortlich", schreibt sie in ihrem neuen
Buch „Muslimisch -- weiblich -- deutsch:
Mein Weg zu einem zeitgemäßen Islam". Gewalt im Namen Allahs ließe sich nicht pauschal dem Islam anlasten. „Ehrenmorde haben mit dem Islam etwa soviel gemeinsam wie das Umbringen von Abtreibungsärzten mit dem Christentum", schreibt die gläubige Muslima.
„Deutschlands Chef-Atheist"
Dr.
Michael Schmidt-Salomon: Religionen sind frauenfeindlich
Der Vorstandsprecher der
Giordano Bruno Stiftung Dr. Michael Schmidt-Salomon, den der
Spiegel als „Deutschlands Chef-Atheisten" beschreibt, sagt: „Religionen, Christentum wie Islam, sind frauenfeindlich." Die Religionsgemeinschaften bräuchten die Kritik von außen, um sich zu verändern. Gerade die katholische Kirche sei zu dogmatisch.
Auch die Rolle der Frau im Islam sieht Schmidt-Salomon kritisch: Das Kopftuch beispielsweise sei mehr als ein
Symbol. Der Schriftsteller und Philosoph sieht darin ein
Instrument zur Verhinderung von
Integration.
Eine muslimische Frau zeige mit ihrem Kopftuch, dass sie nur für den innerislamischen Heiratsmarkt in Frage komme.
- published: 06 Aug 2012
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