Die Rahmenbedingung für diese Geschichte war der Kalte
Krieg, der seit
1990 zu
Ende ist.
Manche Entscheidung jener
Zeit stellt sich heute zum Teil anders dar als noch vor Jahren. Dieser "Blick von heute auf der
Basis neuen Quellenmaterials war ein besonderes Anliegen der Autoren und ist das grundlegend Neue an dieser Dokumentation. Dabei sind so weit wie möglich deutsche und ausländische Zeitzeugen mit eingebunden worden. Dafür haben die Autoren seit
2005 Interviews mit jenen Akteuren geführt, die die Geschichte dieser Republik maßgeblich mitgestaltet haben.
Ludwig Erhard, seit 1949 Wirtschaftsminister der
Bundesrepublik Deutschland, wird im Oktober
1963 Nachfolger von
Konrad Adenauer. Ende 1966 tritt er zurück: Aus seiner Sicht haben ihn Machtgier, Neid und
Ehrgeiz innerhalb der
CDU/
CSU gestürzt.
Heute gilt er als gescheiterter Kanzler, gescheitert in den Beziehungen zu
Frankreich und den
USA.
Was bleibt, ist seine historische Weichenstellung von der Plan- zur Marktwirtschaft noch vor Gründung der Bundesrepublik: Er bleibt der Garant für den wirtschaftlichen Aufstieg.
Adenauer schätzt ihn zwar als Wirtschaftsfachmann, hält ihn aber als seinen Nachfolger für völlig ungeeignet, insbesondere mit Blick auf die Außen- und Sicherheitspolitik. Darüber gibt es 1963 eine heftige innerparteiliche und zum Teil öffentlich durchgeführte Kontroverse. Zu den ersten Erfolgen seiner Regierungszeit zählt zweifelsohne die Passierscheinregelung für die Berliner im Dezember 1963. Das Verhältnis zu Frankreichs de Gaulle bleibt unterkühlt, dessen Vorstellung einer deutsch-französischen
Allianz als Kern eines Europas, das unter seiner Führung die dritte
Kraft zwischen den USA und der
Sowjetunion werden sollen - unter Ausschluss Großbritanniens - lehnt Erhard kategorisch ab. Zu den großen Debatten seiner Regierungszeit im
Bundestag gehört das
Thema Verjährung von NS-Verbrechen und in diesem Zusammenhang der aufsehenerregende Auschwitz-Prozess gegen 22 ehemalige SS-Aufseher im
Konzentrationslager Auschwitz.
Eine moralisch motivierte Entscheidung Erhards, die Bestand haben wird, ist seine einsame Entscheidung zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen mit
Israel. Die Europäische
Integration ist ein durchgehendes Thema: Rückschläge und Erfolge wechseln sich ab. So etwa
1965 mit dem Rücktritt Frankreichs, das eine "Politik des leeren Stuhles verfolgt.
Als FDP-Minister 1966 zurücktreten, ist Erhards Sturz vorprogrammiert. Von den Zeitzeugen äußern sich u. a. der Historiker
Arnulf Baring,
Helmut Kohl,
Horst Ehmke,
Egon Bahr,
Hans-Dietrich Genscher und
Rainer Barzel.
Nachfolger Erhards wird der Ministerpräsident von Baden-Württemberg,
Kurt-Georg Kiesinger, der zusammen mit der
SPD die erste
Große Koalition bildet.
Helmut Schmidt und Rainer Barzel führen die jeweiligen Fraktionen im Bundestag und sind die Schwergewichte der Koalition. Hinzu kommen
Franz Josef Strauß, 1962 als Verteidigungsminister über die "Spiegel-Affäre gestürzt, als Finanzminister, und
Karl Schiller, ehemaliges NSDAP-Mitglied, als Wirtschaftsminister. Sie gelten als Garanten für die Bewältigung der Wirtschafts- und Finanzkrise.
Zentrales Ereignis in der Zeit der Großen Koalition ist der Tod des Studenten
Benno Ohnesorg bei den Demonstrationen gegen den Schahbesuch am 2.
Juni 1967. Wir wissen heute, dass der Todesschütze, der Westberliner Kriminalbeamte
Karl-Heinz Kurras, SED-Mitglied und jahrelang Spitzel des DDR-Geheimdienstes war.
Benno Ohnesorgs Tod führt zu schweren Auseinandersetzungen in
Berlin und zahlreichen Städten in der Bundesrepublik und wird zum Fanal für eine jahrelange, bundesweite Protestbewegung.
Dazu gehört auch ein Mordanschlag eines rechtsgerichteten Malergesellen auf den Studentenführer
Rudi Dutschke, sowie die verschärften Proteste gegen den Krieg der Amerikaner in
Vietnam sowie die Massenproteste gegen die geplanten
Notstandsgesetze der Großen Koalition. Mit der Wahl von
Gustav Heinemann im März
1969 kündigt sich ein Koalitionswechsel an.
Die
Katastrophe von Lengede wird genauso dokumentiert wie die erste Landung auf dem Mond 1969. Von den Zeitzeugen äußern sich u. a.
Theo Waigel,
Hans Apel, Helmut Schmidt, Arnulf Baring,
Horst Eppler und Rainer Barzel,
Walter Scheel und Helmut Kohl
.
THEMA: Die Nacht der Bonner Republik
2009 wurde die Bundesrepublik Deutschland 60 Jahre alt. Aus Anlass dieses Jubiläums hat der
WDR eine zeitgeschichtliche Serie produziert, in der in sechs Teilen die Geschichte der Bonner Republik von 1949
1998 dokumentiert wird.
- published: 14 Jan 2014
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