Irak

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جمهورية العراق (arab.)

Ǧumhūriyya al-ʿIrāq
كۆماری عێراق (kurd.)
Komarî Êraq
Republik Irak

Flagge des Irak
Wappen des Irak
Flagge Wappen
Wahlspruch: الله أَكْبَر

Allāhu Akbar
(Arabisch für „Gott ist am größten“)

Amtssprache Arabisch und Kurdisch
Turkmenisch, Syrisch-Aramäisch und Armenisch ebenfalls anerkannt[1]
Hauptstadt Bagdad¹
Staatsform föderale Republik
Regierungssystem parlamentarisches System
Staatsoberhaupt Staatspräsident
Fuad Masum
Regierungschef Ministerpräsident
Haider al-Abadi
Fläche 434.128 km²
Einwohnerzahl 28.946.000 (2009)
Bevölkerungsdichte 66,7 Einwohner pro km²
Bevölkerungs­entwicklung +2,07 %[2] pro Jahr
Bruttoinlandsprodukt
  • Total (nominal)
  • Total (KKP)
  • BIP/Einw. (nominal)
  • BIP/Einw. (KKP)
2011[3]
  • 115,3 Milliarden $ (59.)
  • 127,6 Milliarden $ (61.)
  • 3.513 $ (109.)
  • 3.886 $ (127.)
Human Development Index 0,642 (120.)[4]
Währung Irakischer Dinar (IQD)
Unabhängigkeit 3. Oktober 1932
(vom Vereinigten Königreich)
Nationalhymne Mautini ²
Zeitzone UTC+3
Kfz-Kennzeichen IRQ
ISO 3166 IQ, IRQ, 368
Internet-TLD .iq
Telefonvorwahl +964
¹: Hauptstadt der autonomen Region Kurdistan ist Erbil

²: Die kurdische Nationalhymne heißt Ey Reqib

Ägypten Tunesien Libyen Algerien Marokko Mauretanien Senegal Gambia Guinea-Bissau Guinea Sierra Leone Liberia Elfenbeinküste Ghana Togo Benin Nigeria Äquatorialguinea Kamerun Gabun Republik Kongo Angola Demokratische Republik Kongo Namibia Südafrika Lesotho Swasiland Mosambik Tansania Kenia Somalia Dschibuti Eritrea Sudan Ruanda Uganda Burundi Sambia Malawi Simbabwe Botswana Äthiopien Südsudan Zentralafrikanische Republik Tschad Niger Mali Burkina Faso Jemen Oman Vereinigte Arabische Emirate Saudi-Arabien Irak Iran Kuwait Katar Bahrain Israel Syrien Libanon Jordanien Zypern Türkei Afghanistan Turkmenistan Pakistan Griechenland Italien Malta Frankreich Portugal Spanien Kanaren Kap Verde Mauritius Réunion Mayotte Komoren Seychellen Madagaskar São Tomé und Príncipe Sri Lanka Indien Indonesien Bangladesch Volksrepublik China Nepal Bhutan Myanmar Kanada Dänemark (Grönland) Island Mongolei Norwegen Schweden Finnland Irland Vereinigtes Königreich Niederlande Belgien Dänemark Schweiz Österreich Deutschland Slowenien Kroatien Tschechische Republik Slowakei Ungarn Polen Russland Litauen Lettland Estland Weißrussland Moldawien Ukraine Mazedonien Albanien Montenegro Bosnien und Herzegowina Serbien Bulgarien Rumänien Georgien Aserbaidschan Armenien Kasachstan Usbekistan Tadschikistan Kirgisistan Russland Vereinigte Staaten Malediven Japan Nordkorea Südkorea Republik China (Taiwan) Singapur Australien Malaysia Brunei Philippinen Thailand Vietnam Laos Kambodscha IndienIraq on the globe (Afro-Eurasia centered).svg
Über dieses Bild

Die Republik Irak (arabisch ‏جمهورية العراق‎, DMG Ǧumhūriyya al-ʿIrāq, kurdischكۆماری عێراقKomarî Êraq, aramäisch  ܟܘܬܢܘܬܐ ܥܝܪܩ  Kutnutho ĉiraq) ist ein Staat in Vorderasien. Den Norden des Landes bildet die Autonome Region Kurdistan, die ein eigenes Parlament und eine eigene Amtssprache, Kurdisch, führt.

Der Irak grenzt an Kuwait, Saudi-Arabien, Jordanien, Syrien, die Türkei, den Iran und den Persischen Golf und umfasst den größten Teil des zwischen Euphrat und Tigris gelegenen „Zweistromlandes“ Mesopotamien, in dem die frühesten Hochkulturen Vorderasiens entstanden sind, sowie Teile der angrenzenden Wüsten- und Bergregionen. Er wird zu den Maschrek-Staaten gezählt.

Der heutige Irak entstand 1920 aus den drei osmanischen Provinzen Bagdad, Mossul und Basra. Von 1921 bis 1958 bestand das Königreich Irak, 1958 wurde der König durch einen Militärputsch abgesetzt und die Republik ausgerufen. Von 1979 bis 2003 wurde das Land von Saddam Hussein diktatorisch regiert, das Land führte Kriege gegen die Nachbarstaaten Iran und Kuwait. Der Irankrieg wurde von den USA unterstützt. Eine multinationale Invasionstruppe („Koalition der Willigen“) unter Führung der Vereinigten Staaten stürzte 2003 das Regime Saddam Husseins, doch gelang es ihr nicht, stabile Strukturen für die Nachkriegsära aufzubauen. Die Infrastruktur des Landes wurde weitgehend zerstört; Hunderttausende Zivilisten wurden getötet. Es folgte ein mehrjähriger blutiger Aufstand gegen die Besatzungstruppen. 2010 wurde der größte Teil der ausländischen Truppen abgezogen, der Abzug am 18. Dezember 2011 abgeschlossen. Heute ist der Irak de facto in ethnische Zonen geteilt. Im Juni 2014 eroberten militante Islamisten der ISIS als Teil der Irakkrise 2014 Teile des Staatsgebietes.[5] Nach Angaben des Pentagon befanden sich im Januar 2015 ca. 55.000 Quadratkilometer unter Kontrolle des IS, dies entspricht etwa 13 % des Staatsgebiets.[6] Der Irak steht auf der Weltrangliste der Länder mit den meisten Bodenschätzen auf Platz 4.

Geographie[Bearbeiten]

Satellitenaufnahme mit eingezeichneten Landesgrenzen
Zagrosgebirge im Nordosten Iraks
Landschaft im Nordirak am Großen Zab

Der Irak gehört zum Orient. Zum Kulturraum des Orients werden gewöhnlich Länder Nordafrikas und Südwestasiens gezählt. Sie liegen überwiegend im Bereich des subtropischen Trockengürtels der „Alten Welt“.

Im Nordosten befindet sich eine etwa 3000 m hohe Bergkette aus den Ausläufern des Taurusgebirges und des Zagros'. Diese Kette gehört zum alpinen Gebirgszug, der sich vom Balkangebirge aus ostwärts in die Türkei, den nördlichen Irak und Iran und dann weiter nach Afghanistan erstreckt. Der höchste Berg ist der Cheekha Dar mit 3611 m Höhe.

Landesgrenzen[Bearbeiten]

Der Irak grenzt an den Iran (1458 km gemeinsame Grenze), Kuwait (240 km), Saudi-Arabien (814 km), Jordanien (181 km), Syrien (605 km) und die Türkei (352 km). Mit Ausnahme der Grenze zum Iran, die bis 1918 die Ostgrenze des Osmanischen Reiches bildete, wurde der Grenzverlauf des Iraks von den Kolonialmächten bestimmt. Die Neutrale Zone zwischen Saudi-Arabien und dem Irak wurde 1975–1983 zwischen beiden Ländern aufgeteilt. Zudem besitzt der Irak einen 58,3 km langen Küstenstreifen.

Klima[Bearbeiten]

Der Norden des Iraks, bis etwa auf die geographische Breite von Bagdad, liegt im Winter im Bereich der sog. Westwindzone der gemäßigten Breiten und im Sommer unter Hochdruckeinfluss bei Temperaturen zwischen −6 °C im Winter und 51 °C im Hochsommer (Jahresmittel 22 °C). Der Raum südlich Bagdads dagegen gehört ganzjährig zum subtropischen Hochdruckgürtel. Die Sommer sind im gesamten Land niederschlagslos und mit Ausnahme der Gebirgsregionen recht warm bei Durchschnittstemperaturen um 33 bis 34 °C. Mitunter starke, ganzjährige Winde aus nordwestlicher Richtung führen dazu, dass beispielsweise die Städte Bagdad und Basra an ungefähr 20 respektive 15 Tagen im Jahr von Staubstürmen heimgesucht werden.

Die Temperaturen schwanken zwischen 50 °C im Sommer und etwa dem Nullpunkt im Januar. Frost ist möglich, insbesondere im Bergland. Regen fällt etwa 10 bis 18 cm im Jahr, Hauptregenmonate sind Dezember bis April. Die an den Golf angrenzenden Gebiete sind etwas feuchter.

Flüsse und Seen[Bearbeiten]

Der Irak wird von zwei wichtigen Flüssen durchzogen, dem Euphrat und dem Tigris. Dies schlug sich in der geographischen Bezeichnung Mesopotamien nieder, was übersetzt das „(Land) zwischen den zwei Flüssen“ bedeutet. Euphrat und Tigris kommen von Nordwesten aus Syrien bzw. der Türkei und durchqueren das Land bis in den Südosten. Bei al-Qurna im Süden des Iraks fließen Tigris und Euphrat zusammen. Sie bilden dort den 193 Kilometer langen Schatt al-Arab/Arvandrud, dieser mündet in den Persischen Golf. Euphrat und Tigris waren und sind die Lebensadern des Landes, da sie die Wasserversorgung eines Großteils der irakischen Landwirtschaft und der Bevölkerung sicherstellen. Im Südosten des Landes ragt die Halbinsel Faw zwischen dem Iran und Kuwait in den Persischen Golf und stellt damit den einzigen Zugang des Iraks zum Meer dar.

Westlich von Bagdad gibt es drei Senken, in die bei Hochwasser Wasser aus Euphrat und Tigris geleitet werden können: Wadi Tharthar, al-Habbania-See und Razzaza-See.

Die Sumpfgebiete im südlichen Irak, die sog. Ahwar, wurden während der Anfal-Operation in den 1980er und 1990er Jahren systematisch trockengelegt. Mit internationaler Hilfe versucht die irakische Regierung seit 2003, diese Gebiete wieder zu bewässern.

Flora und Fauna[Bearbeiten]

Da im Irak unterschiedliche Niederschlagsverhältnisse herrschen, gibt es ebenfalls unterschiedliche Vegetationsarten. Im Nordirak gibt es Strauchvegetation und vereinzelte Waldbestände. An den Uferbereichen von Euphrat und Tigris gibt es Dattelpalmen und Schilfgürtel. Der Süden hingegen ist nur spärlich bewachsen. Projekte der Regierung, aus den Wüstengegenden fruchtbare Böden zu machen, wurden in den 1980er Jahren aufgegeben.

Diverse Vogelarten wie Geier, Bussarde, Raben und Eulen sind im Irak beheimatet, ebenso leben Säugetiere wie Leoparden, Hyänen, Schakale, Gazellen und Antilopen im Irak. An Tigris, Euphrat und Schatt al-Arab herrscht außerdem ein großer Fischreichtum. Bis Anfang des 19. Jahrhunderts gab es im Irak Löwen und Strauße.

Bevölkerung[Bearbeiten]

Bevölkerungsstruktur des Iraks 2014

Der Irak hat eine Bevölkerung von etwa 29,6 Millionen Einwohnern (Schätzung für 2010), dies entspricht einer Bevölkerungsdichte von 70,3 Einwohnern/km². Etwa 67 % der Bevölkerung leben in Städten, wovon allein 6,2 Millionen Menschen auf die Agglomeration Bagdad entfallen. Die Hauptstadtregion hat eine Bevölkerungsdichte von 25.751 Einwohnern/km². Die Stadt und das gesamte Governorat Bagdad zusammen haben 7,1 Millionen Menschen. Weitere bevölkerungsreiche Governorate sind Niniveh (2,8 Millionen), Basra (1,9 Millionen) und al-Suleymaniah (1,8 Millionen). Weite Teile des Landes sind dagegen sehr dünn besiedelt, vor allem im trockenen Süden.

Die Bevölkerung des Landes hat sich in den letzten 50 Jahren fast verfünffacht.

Volkszählung Bewohner (in Millionen)
1957 6,7[7]
1977 12
1987 16,3
1997 22[8]
2010 29,6

Eine Volkszählung war für das Jahr 2007 angesetzt worden, und sollte auch erstmals seit 1987 wieder die drei kurdischen Provinzen berücksichtigen. Das Vorhaben wurde allerdings immer wieder verschoben. Hauptursache für die Verzögerung sind nach Angaben des irakischen Planungsministeriums vor allem die ethnischen Spannungen im Norden des Landes.[9]

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Iraker beträgt 69,94 Jahre (Frauen 71,34 Jahre, Männer 68,6 Jahre). Das Durchschnittsalter beträgt bei Frauen 19,8 Jahre, bei Männern 19,6 Jahre Die Bevölkerung wuchs 2008 um etwa 2,5 %. Der Alphabetisierungsgrad der Bevölkerung liegt mit insgesamt 74,1 % weit unter dem Weltdurchschnitt. Lediglich 84,1 % aller Männer können lesen und schreiben, bei den Frauen sind es nur 64,2 %. Die Situation hat sich in den letzten 20 Jahren stark verschlechtert – Ende der 1980er-Jahre betrug der Anteil der Analphabeten nur 10 bis 12 %.

Ethnische Gruppen[Bearbeiten]

Von Kurden bewohnte Gebiete (1992)

Etwa 75–80 % der heute im Irak lebenden Bevölkerung sind Araber, 15–20 % sind Kurden und 5 % sind Turkomanen, Assyrer/Aramäer oder Angehörige anderer ethnischer Gruppen.[10] Von turkomanischen Quellen wird der Anteil der eigenen ethnischen Gruppe auf etwa 10 % geschätzt.[11] Weiterhin sollen im Südosten 20.000 bis 50.000 Marsch-Araber leben.

Flüchtlinge und Vertriebene[Bearbeiten]

Bereits zur Zeit Saddam Husseins verließen viele Iraker das Land, Ende 2002 waren bereits ca. 400.000 Flüchtlinge weltweit registriert.[12] Aufgrund der instabilen Lage im Land haben seit 2003 weitere 1,8 Millionen Menschen den Irak verlassen. Auf dem Höhepunkt der Gewalt in den Jahren 2006 und 2007 überquerten täglich bis zu 3000 Menschen die Grenzen zu Syrien, dem Iran und Jordanien. Dazu gibt es über 1,6 Millionen Binnenflüchtlinge.[13][14][15] Die Bundesregierung Deutschlands ist wegen eines Beschlusses der EU-Innenminister im November 2008 dazu verpflichtet, 2.500 Irakische Flüchtlinge aus Syrien und Jordanien aufzunehmen.[16]

Religion[Bearbeiten]

Etwa 97 % der Bevölkerung sind muslimisch. Über 60 % sind Schiiten und zwischen 32 und 37 % Sunniten. Die große Mehrheit der muslimischen Kurden ist sunnitisch. Christen, Jesiden und andere Religionen bilden mit ca. 3 % eine Minderheit[17][18] gegenüber etwa 25 % vor 100 Jahren. In den letzten Jahren sind fast 2 Millionen Christen geflohen. Die Christen zählen überwiegend zu den orientalisch-christlichen Gemeinschaften: Chaldäisch-katholische Kirche, Assyrische Kirche des Ostens, Alte Kirche des Ostens, Armenische Apostolische Kirche, Römisch-katholische Kirche, Syrisch-katholische Kirche, Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, Assyrisch-evangelische Kirche und andere.

Bis 1948 lebten noch 150.000 Juden im Irak. Aufgrund von Flucht und Vertreibung in den 1940er Jahren und in der Folge der Staatsgründung Israels verringerte sich die Zahl der im Irak lebenden Juden sehr stark und wird gegenwärtig auf unter 10 Personen geschätzt.[19] Des Weiteren gibt es noch kurdische Jesiden, Schabak und einige Tausend Mandäer.

Unter dem Regime von Saddam Hussein hatte die Religionsfreiheit der verschiedenen Bevölkerungsgruppen einen verhältnismäßig hohen Stand; der Regierung des Diktators gehörten z. B. als Minister der christliche Assyrer/Aramäer Tariq Aziz oder auch für kurze Zeit der kurdische General Mustafa Aziz Mahmoud an. Seit dem Beginn des Krieges im März 2003 hat allerdings schätzungsweise die Hälfte der irakischen Christen das Land verlassen.[20]

Geschichte[Bearbeiten]

Hauptartikel: Geschichte des Irak

Antike bis Neuzeit: Von Mesopotamien zum Osmanischen Reich[Bearbeiten]

Der Irak liegt auf dem Gebiet des alten Mesopotamien (Ben al Naharain); hier sind ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. einige der frühesten Hochkulturen der Menschheit entstanden (Sumer, Akkad, Assyrien, Babylonien, Mittani, Medien), weshalb die Region heute von vielen als Wiege der Zivilisation gesehen wird.

Nach der Schlacht von Kadesia 636 bemächtigten sich die arabischen Muslime des Gebietes. Der Irak wurde zu einem wichtigen kulturellen Zentrum des sich ausbreitenden Islams. 762 wurde Bagdad von al-Mansur als Hauptstadt des Abbasidenkalifats gegründet und entwickelte sich bald zur bedeutendsten Stadt der islamischen Welt. Die folgende Periode wird auch als Blütezeit des Islams bezeichnet, in der besonders Wissenschaft und Künste ein deutlich höheres Niveau entwickelten als etwa in Europa.

1401 wurde Bagdad durch Tamerlan verwüstet, 1534 fiel das Land an das Osmanische Reich. Der Irak blieb lange ein unbedeutender Nebenschauplatz; seine geostrategische Position an den Schnittrouten zwischen Europa, Britisch-Indien, Zentralasien, dem Kaukasus und Südarabien machten ihn aber vom Ersten Weltkrieg an zum Gegenstand weltpolitischer Interessen. Während des Ersten Weltkrieges (am 6. November 1914, einen Tag nach der Kriegserklärung an das Osmanische Reich) marschierten britische Truppen und arabische Aufständische gemeinsam ein und besetzten 1917 Bagdad.

Moderner Irak ab 1920[Bearbeiten]

1920 löste Großbritannien aus dem ehemaligen Osmanischen Reich die Vilâyets Bagdad, Mossul und Basra heraus und verschmolz sie zum heutigen Irak. Der Völkerbund übertrug Großbritannien das Mandat über den Irak. So wurde das Britische Mandat Mesopotamien eingerichtet. Am 23. August 1921 wurde Faisal, Sohn des Scherifen Hussein von Mekka, zum König proklamiert. Die Aufnahme des Königreichs Irak in den Völkerbund erfolgte am 3. Oktober 1932.

Die wesentlichen Ölaktivitäten im Land waren in der 1929 aus der Turkish Petroleum Company hervorgegangenen Iraq Petroleum Company zusammengefasst, die nur geringe Konzessionsgebühren zahlte und vollständig ausländischen Unternehmen gehörte.

Zweiter Weltkrieg und vereitelter Putsch[Bearbeiten]

Bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs brach die irakische Regierung unter Nuri as-Said die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab und nahm in der Außenpolitik eine probritische Haltung ein, die in Armeekreisen und breiten Bevölkerungsschichten keinen Rückhalt hatte. Am 1. April 1941 putschte die Armee und brachte den antibritischen Politiker Raschid Ali al-Gailani an die Regierungsspitze, der die Neutralität des Irak verkündete und den Abzug aller britischen Soldaten forderte. Am 2. Mai 1941 begannen militärische Auseinandersetzungen zwischen britischen und irakischen Truppen, die einen Monat andauerten und mit der irakischen Niederlage endeten.

Mit britischer Unterstützung übernahm im Oktober 1941 wieder Nuri as-Said die Regierung. Die vertraglich abgesicherte politische, ökonomische und militärische Einflussnahme Großbritanniens als ehemalige Mandatsmacht im Irak war auf Dauer bis hin zum Bagdadpakt Mitte der 1950er Jahre wiederhergestellt. Am 16. Januar 1943 erklärte Irak den faschistischen Achsenmächten den Krieg.

Unabhängigkeit 1958[Bearbeiten]

Als Reaktion auf die Gründung der Vereinigten Arabischen Republik erklärten am 14. Februar 1958 die beiden haschemitischen Königreiche Irak und Jordanien ihre Vereinigung zu einer von Großbritannien unterstützten Arabischen Föderation. Unter General Abdel Karim Qasim schlossen sich die so genannten „Freien Offiziere“ zusammen, um die britische Kontrolle abzuschütteln. Sie stürzten am 14. Juli 1958 mit Hilfe des Volkes die pro-britische Monarchie (Faisal II. 1935–1958). Am 15. Juli wurde die Föderation mit Jordanien aufgelöst und die Republik Irak proklamiert. Es strömten hunderttausende Iraker auf die Straßen, um ath-Thawra (die Revolution) zu feiern.

Mit Ausrufung der Republik wurden neue politische Verhältnisse geschaffen. Die Monarchie wurde abgeschafft und der Irak trat aus dem mit der Türkei, Pakistan und dem Iran geschlossenen CENTO (Bagdad)-Pakt aus. Die letzten britischen Soldaten verließen das Land am 24. März 1959.[21]

Putsch der Baath-Partei 1963[Bearbeiten]

Die kleine irakische Baath-Partei putschte mit Hilfe von Verschwörern in der irakischen Armee am 8. Februar 1963 gegen Qasim. Durch interne Flügelkämpfe geschwächt, wurde die Baath-Partei wenige Monate später mit dem Militärputsch vom 18. November 1963 durch den Präsidenten Abd as-Sallam Arif gestürzt. Unter seinem Bruder Abd ar-Rahman brach der Irak 1967 die diplomatischen Beziehungen zu den USA ab. Nach einem zweiten Putsch am 17. Juli 1968 eroberte die Baath-Partei wieder die Macht, Ahmad Hasan al-Bakr wurde Staatspräsident und Vorsitzender des Revolutionären Kommandorates (RKR), Saddam Hussein Vizepräsident und stellvertretender Vorsitzender des RKR.

Im Frühjahr 1969 brachen erneut Kämpfe zwischen den Regierungstruppen und den seit 1961 gegen die Zentralregierung kämpfenden Kurden aus. Zwar unterzeichneten Saddam Hussein und der Kurdenführer Molla Mustafa Barzani im März 1970 einen Friedensvertrag, der den Kurden politische Autonomie gewährleistete. Die Kämpfe dauerten allerdings bis April 1975 an, als der Irak mit dem Nachbarland Iran das Abkommen von Algier über die Neuregelung der Grenze am Schatt al-Arab unterzeichnete. Der Iran beendete daraufhin seine Hilfe für die Kurden, was zu deren Kapitulation führte.

Zeit seit dem zweiten Putsch der Baath-Partei; Machtübernahme Husseins 1979; Kriege 1980–1991[Bearbeiten]

Als die Baath-Partei an der Macht war, folgten Massenhinrichtungen und willkürliche Verhaftungen, vor allem von kommunistischen und anderen linksgerichteten Intellektuellen. Besonders nachdem Saddam Hussein nach dem Rücktritt al-Bakrs am 16. Juli 1979 an die Macht gelangt war, kam es zu massiven Menschenrechtsverletzungen, denen auch viele Baathisten zum Opfer fielen.

Nach monatelangen Auseinandersetzungen mit dem Iran befahl Hussein der irakischen Armee am 22. September 1980, das Nachbarland mit insgesamt neun von zwölf Divisionen anzugreifen. Nach anfänglichen Erfolgen musste sich die irakische Armee ab 1982 immer weiter zurückziehen und schließlich ab 1984 den Krieg im eigenen Land führen. Dieser Erste Golfkrieg dauerte bis 1988 an und kostete schätzungsweise 250.000 Iraker das Leben. In diesem Krieg setzte der Staat auch mehrmals chemische Kampfstoffe sowohl gegen die Iraner als auch gegen die eigene Bevölkerung ein.

Nach einem gescheiterten Attentat auf Saddam Hussein wurden am 17. Juli 1982 600 Einwohner der Kleinstadt Dudschail verhaftet und 148 von ihnen hingerichtet. 1988 startete das Regime die sogenannte Anfal-Operation, bei der nach Schätzungen bis zu 180.000 irakische Kurden ermordet wurden.

Am 2. August 1990 marschierte die irakische Armee in Kuwait ein und besetzte das Land. Erst durch die Intervention internationaler Truppen unter der Führung der Vereinigten Staaten wurde das Land im Februar 1991 im Zweiten Golfkrieg befreit. Als Folge der Besetzung verhängten die Vereinten Nationen Sanktionen über das Land, die zu internationaler Isolierung und durch die Misswirtschaft mit den erlaubten Handelsgütern zur Verarmung weiter Teile der Bevölkerung führten.

1991 Niederschlagung des Schiitenaufstandes, Genozid: 60.000-100.000 Tote (laut anderen Schätzungen bis zu 300.000 Tote). 1991 hatten die Schiiten erst im Südirak und dann auch in anderen Regionen eine Revolte gegen das Regime gewagt, nachdem eine internationale Koalition unter Führung der USA die irakischen Truppen aus Kuwait vertrieben hatte. Die Regierungstruppen beendeten den Aufstand damals nicht nur mit militärischen Mitteln. Sie verbreiteten auch Terror, indem sie in den Schiiten-Städten willkürlich Zivilisten zusammentrieben und hinrichteten. Die Massengräber aus dieser Zeit wurden erst nach dem Sturz des Regimes 2003 entdeckt. [22]

Irakkrieg 2003, Absetzung Husseins und Besatzungszeit[Bearbeiten]

Am 20. März 2003 begann der Irakkrieg mit Luftangriffen auf die Hauptstadt Bagdad. Im Mai 2003 erklärte US-Präsident Bush die größeren Kampfhandlungen für beendet und der Irak wurde in Besatzungszonen aufgeteilt.

Besatzungszonen des Irak durch die USA (türkis und blau), Großbritannien (grün) und Polen (hellrot) im September 2003

Nach Bildung eines Übergangsrates Ende 2003 wurde der bis dahin von der Koalitions-Übergangsverwaltung ausgeübte Verwaltungsauftrag am 28. Juni 2004 einer repräsentativen irakischen Übergangsregierung übertragen. Der Irak befindet sich politisch seitdem in einem Übergangszustand: Nach diesem Dritten Golfkrieg sind die früheren Machtstrukturen, insbesondere der Revolutionäre Kommandorat, nicht mehr vorhanden, aber die neuen Verhältnisse, damals noch zwischen der westlichen Besatzung, der Zivilverwaltung und dem Irakischen Regierungsrat, waren nicht endgültig etabliert.

Am 15. Oktober 2006 rief al-Qaida im Irak einen islamischen Staat aus, der insgesamt sechs Provinzen umfassen solle.

Al-Qaida im Irak verfolgte anscheinend die Strategie, einen Bürgerkrieg zwischen Schiiten und Sunniten zu provozieren, um so zu verhindern, dass der Irak eine staatliche Ordnung findet. Todesschwadronen griffen gezielt Anhänger der gegnerischen Religionsgruppe an. Als wichtigster Kopf der irakischen Organisation Ansar al-Islam wurde seit 2003 der Jordanier Abu Musab az-Zarqawi angesehen (von US-amerikanischen Einheiten getötet am 7. Juni 2006). Die USA warfen dem Iran und Syrien vor, nichts gegen das Eindringen ausländischer Kämpfer zu tun. Von Sunniten und Schiiten gegeneinander geführte Terrorangriffe, aber vor allem die direkten und indirekten Folgen der amerikanischen Besatzung forderten bis 2008 je nach Studie zwischen 100.000 und 1.000.000 Tote. [23]

Abzug der US-Truppen[Bearbeiten]

Am 30. Juni 2009 verließen die amerikanischen Kampftruppen die Städte und übergaben ihre Stützpunkte und andere Einrichtungen an die irakischen Streitkräfte. Im August 2010 verließen die letzten US-Kampftruppen das Land, seitdem befanden sich noch 50.000 Ausbilder und Militärberater im Land. Deren Abzug wurde am 18. Dezember 2011 abgeschlossen.[24][25][26]

Die zweiten Parlamentswahlen seit Inkrafttreten der neuen Verfassung fanden am 7. März 2010 statt. Stärkste Kraft wurde die von Iyad Allawi geführte Irakija mit 91 Sitzen vor der Rechtsstaat-Koalition des amtierenden Premierministers Nuri al-Maliki, das 89 Sitze gewann. Die Nationale Irakische Allianz wurde mit 70 Sitzen drittstärkste Kraft im Parlament.[27]

Ab 2014 wurden Teile des Iraks, wie die Stadt Mossul, von der Terrororganisation Islamischer Staat im Irak und der Levante besetzt. In dieser Zeit wurde ebenfalls das Massaker von Tikrit von dieser Terrorzelle ausgeführt.[28][29]

Politik[Bearbeiten]

Die irakische Politik wird seit der Staatsgründung 1921 und der Aufnahme in den Völkerbund (1932) von zwei Hauptfaktoren geprägt:

  • dem Reichtum an Erdöl und den daraus folgenden Interessen des Westens und Russlands,
  • den ethnisch-religiösen Unterschieden der drei Landesteile, die den ehemaligen osmanischen Provinzen Mossul, Bagdad und Basra entsprechen: Kurden und Turkmenen im Norden, sunnitische Araber in der Landesmitte und Schiiten im Süden.

Einigend wirkte u. a. der langjährige Widerstand gegen den britischen Einfluss, der bis zum Sturz von König Faisal II. (1958) und der Verstaatlichung der Ölunternehmen bestand. Die Demokratie wurde jedoch durch heftige Machtkämpfe unterminiert, die bis heute unter Panarabisten, Schiiten und Kurden nachwirken und in denen sich 1968 die nationalistische Baath-Partei durchsetzte. Ihre Macht ging 1979 in die Alleinherrschaft von Saddam Hussein über, die durch zwei „Golfkriege“ gegen den Iran (1980–1988) und gegen Kuwait und dessen Verbündete (1990/91) noch gefestigt wurde.

Nationenbildung[Bearbeiten]

Seit der Gründung 1920 kam keine gemeinsame nationale Identifikation der drei Volksgruppen, Schiiten, Kurden und Sunniten zustande. Diese mangelnde nationale Einigkeit ließ Platz für radikalislamische Machtbestrebungen. Vor dem Sturz Saddams regierten die Sunniten, nach Abzug der Amerikaner die Schiiten, die das vormals herrschende Regierungsgefüge unter „fadenscheinigen“ Argumenten „sprengten“ (Baath-Partei). Die ethno‑religiösen Auseinandersetzungen verstärkten sich weiter und stellen akut eine Bedrohung für die irakische Einheit dar.[30]

Verfassungen[Bearbeiten]

Übergangsverfassung[Bearbeiten]

In der Zwischenzeit geht die Diskussion um eine neue Verfassung weiter. Als erster Schritt wurde am 8. März 2004 von den 25 Mitgliedern des Regierungsrates eine Übergangsverfassung feierlich unterzeichnet. Nach anfänglichen Einwänden und einer Verschiebung des Termins wurde dann aber das Werk ohne Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Entwurf verabschiedet.

Die Übergangsverfassung regelt die Geschicke des Staates seit der Machtübergabe am 28. Juni 2004. Der Irak ist laut Verfassungstext eine multi-ethnische und multi-religiöse parlamentarische Republik, die sich zur Demokratie, zum Pluralismus und zum Föderalismus bekennt. Im Text verankert sind die Menschen-, Freiheits- und Bürgerrechte, das Recht auf freie Meinungsäußerung und Versammlungsfreiheit sowie die Rechte ethnischer und religiöser Minderheiten.[31]

Es besteht Religionsfreiheit, wobei der Islam als Staatsreligion festgeschrieben ist. Amtssprachen sind arabisch, kurdisch und syrisch-aramäisch. Sprachen von anerkannten Minderheiten, wie z. B. Turkmenen, Chaldäern/Assyrern werden in den entsprechenden Regionen ebenfalls als offizielle Amtssprachen akzeptiert.

Politische Macht geht im Rahmen von freien, gleichen und unmittelbaren Wahlen ausschließlich vom Volk aus. Der vom Volk alle vier Jahre gewählte Repräsentantenrat ist das höchste gesetzgebende Organ des Staates. Der vom Repräsentantenrat gewählte Präsident und Ministerpräsident nehmen gemeinsam die höchste Exekutivgewalt wahr. Die Gesetzgebung basiert auf den Regeln des Islams (Scharia) aber auch auf den Prinzipien der Demokratie bzw. der Verfassung. Alle Iraker sind vor dem Gesetz gleich. Die Judikative ist von den anderen Gewalten unabhängig und das höchste Rechtsorgan ist der Bundesgerichtshof, der eine noch nicht bestimmte Anzahl islamischer Rechtsgelehrte umfasst (Schariarichter). Er überwacht u. a. die Verfassungskonformität der Legislative.

Die zentralstaatlichen Kompetenzen sind die Außen-, Verteidigungs-, Handels-, Einwanderungspolitik, die Währung, das Zoll- und das Messwesen. Die Regionen und Provinzen genießen eine weitreichende Autonomie. So haben die Provinzen bei Angelegenheiten, über die mit dem Bund gemeinsam entschieden wird, das letzte Wort. Provinzen sind berechtigt, gemeinsame Verwaltungsbezirke mit weitreichenden Kompetenzen zu bilden, sofern dies im Rahmen eines Referendums durch das Volk bestätigt wurde. Auch sind die Provinzen berechtigt, eigene Sicherheitskräfte zu unterhalten.

Die Gleichberechtigung der Frau ist explizit in der Verfassung garantiert. So müssen mindestens 25 % der Abgeordneten des Repräsentantenrats weiblichen Geschlechts sein. Der umstrittene Artikel 39 sieht jedoch vor, dass irakische Bürger sich der Zivilgerichtsbarkeit ihrer eigenen Religionsgemeinschaft unterwerfen können, was ggf. zu einer entsprechenden Benachteiligung bei Erbschafts- und Scheidungsangelegenheiten führen kann. Bodenschätze, wie beispielsweise Erdgas und Erdöl, sind als gemeinschaftliches Eigentum aller Iraker festgeschrieben. Ihre gemeinschaftliche Nutzung wird von der Zentralregierung und den Provinzen gemeinsam bestimmt.

Am 30. Januar 2005 fanden die Wahlen für ein Übergangsparlament (Nationalversammlung) statt, in dem die Vereinigte Irakische Allianz (United Iraqi Alliance [UIA]), welche von Großajatollah Ali as-Sistani unterstützt wurde, mit 48,2 % der abgegebenen Stimmen fast die absolute Mehrheit der Sitze im Parlament erreichte. Eine von diesem Übergangsparlament ernannte 55-köpfige Kommission musste bis 15. August 2005 die endgültige Verfassung erarbeiten, über die per Volksentscheid abgestimmt wurde. 28 der Mitglieder der Kommission gehören der UIA an, die weiteren Sitze teilen größtenteils die Kurden und das Parteienbündnis des früheren Ministerpräsidenten Iyad Allawi, Irakische Liste, unter sich auf. Die Kommission wird von dem moderaten schiitischen Kleriker Hummam Hammudi geleitet, seine Stellvertreter sind der Sunnit Adnan al-Dschanabi und der Kurde Fu'ad Massum. Wegen der Unterrepräsentierung der Sunniten übte US-Außenministerin Condoleezza Rice Kritik an der Zusammensetzung der Kommission, worauf der irakische Ministerpräsident Ibrahim al-Dschafari versprach, die Sunniten mehr in den politischen Prozess mit einzubeziehen. Daraufhin wurde den Sunniten eine stärkere Beteiligung an der Ausarbeitung der Verfassung angeboten.

Neue Verfassung[Bearbeiten]

Am 15. Oktober 2005 wurde die neue Verfassung zu Abstimmung freigegeben. Wenn in drei Provinzen zwei Drittel der Wähler mit Nein gestimmt hätten, wäre die Verfassung nicht angenommen worden. Laut Ergebnis lag die Wahlbeteiligung bei über 60 %. Die Verfassung wurde mit 78,59 % der Stimmen angenommen. Nur in den Provinzen al-Anbar und Salah ad-Din stimmten mehr als zwei Drittel der Wähler dagegen, in einer dritten Provinz (Ninawa) soll die Zweidrittelmehrheit an Gegenstimmen nur knapp verfehlt worden sein.

Staatsoberhaupt[Bearbeiten]

Hauptartikel: Präsident des Irak

Die Ernennung einer Regierung ist laut Verfassung nur im Einvernehmen zwischen dem kurdischen, dem schiitischen und dem sunnitischen Vertreter im Präsidialrat möglich.[32][33]
Laut der aktuellen Verfassung von 2005 ist das Staatsoberhaupt der Präsident der Republik Irak. Am 24. Juli 2014 wurde der Kurde Fuad Masum (PUK) vom irakischen Parlament mit 211 zu 17 Stimmen zum neuen Präsidenten gewählt.[34] Seine Stellvertreter sind der frühere Ministerpräsident Nuri al-Maliki, Iyad Allawi und Osama al-Nudschaifi.[35]

Regierung[Bearbeiten]

Ministerpräsident Haider al-Abadi
Hauptartikel: Irakische Regierung

Nachdem Haider al-Abadi am 11. August 2014 von Staatspräsident Fuad Masum mit der Bildung einer neuen Regierung beauftragt worden war, trat der bisherige Ministerpräsident Nuri al-Maliki am 14. August zurück.[36] Es dauerte noch bis zum 8. September bis al-Abadi und sein Kabinett die Zustimmung der Mehrheit des irakischen Parlaments erlangte und es vereidigt wurde.[37]

Parlament[Bearbeiten]

Hauptartikel: Repräsentantenrat des Irak

Die Wahlen 2014 waren die ersten nach dem Abzug der US-Armee. Trotz starker Sicherheitsvorkehrungen durch Militär und Polizei kam es zu mehreren Anschlägen auf Wahllokale.[38]

Partei Sitze
Rechtsstaat-Koalition 92
Bürgerallianz 29
Ahrar-Block 28
Vereiniger für Reform 23
Nationalkoalition 21
Patriotische Union Kurdistans 19
Demokratische Partei Kurdistans 17
Arabische Koalition 19
Gorran 19
Nineveh-Kurdistan-Allianz 19
Irakische Islamische Wertepartei 19
Nationaler Reformtrend 19
Irak-Allianz 19
Koalition von Diyala unserer Identität 2
Islamische Union Kurdistan 2
andere 48
Minderheiten (Christen, Mandäer, Jesiden, Schabak) 8

Wahlen[Bearbeiten]

Laut Übergangsverfassung mussten auf jeder Wählerliste ein Drittel Frauen stehen. Ebenfalls stehen rund ein Viertel aller Sitze der neu gewählten Nationalversammlung Frauen zu.

Bei den Kommunalwahlen 2009 wurden in 14 der 18 Provinzen die Abgeordneten der Kommunalparlamente gewählt. In der Provinz Kirkuk wurde der Urnengang abgesagt, da die politischen Fraktionen sich nicht auf die Rahmenbedingungen einigen konnten. In den restlichen drei Provinzen, die autonom regierten kurdischen Nordprovinzen, wird die Wahl zu einem späteren Zeitpunkt durchgeführt. 15 Millionen von insgesamt 28 Millionen Wahlberechtigten haben sich zuvor für die Wahl registrieren lassen, um ihre Stimme abgeben zu können. Die Wahllokale wurden von tausenden irakischen Polizisten und Soldaten abgesichert, weitgehend ohne Beteiligung der US-Armee.[39][40] Nach Berichten von Reuters verliefen die Wahlen im Gegensatz zu 2005 weitgehend friedlich.[41]

Menschenrechte[Bearbeiten]

Im Irak wird immer noch die Todesstrafe vollstreckt. Amnesty International dokumentierte zahlreiche Fälle von Folter und Misshandlungen in Gefängnissen. Darunter zählen unter anderem: das Aufhängen an Armen oder Beinen über längere Zeiträume, das Schlagen mit Kabeln und Schläuchen, Elektroschocks, das Brechen von Armen und Beinen, beinahe Erstickung durch Plastiktüten oder Vergewaltigung. Nonkonformisten und Homosexuelle werden eingeschüchtert. Die Behörden der Autonomen Region Kurdistan gingen gegen Personen vor, welche die Korruption der Regierung kritisierten. Auch dort wurden Fälle von Folter und Misshandlungen dokumentiert.[42]

Verwaltungsgliederung[Bearbeiten]

Der Irak ist in 18 Gouvernements (muhafazat, Singular muhafaza) unterteilt:

Ninawa Dahuk (Gouvernement) Erbil (Gouvernement) As-Sulaimaniyya (Gouvernement) Kirkuk (Gouvernement) Diyala Salah ad-Din (Gouvernement) Al-Anbar Bagdad (Gouvernement) Babil Kerbela (Gouvernement) Al-Wasit (Gouvernement) Nadschaf (Gouvernement) Al-Qadisiyya (Gouvernement) Maisan (Gouvernement) Dhi Qar (Gouvernement) Al-Muthanna (Gouvernement) Basra (Gouvernement) Kuwait Jordanien Türkei Syrien Saudi-Arabien IranRegionen
Über dieses Bild

Die Schiiten im Süden wollen nach dem Vorbild der Kurden ebenfalls eine autonome Region errichten, die Basra und andere Provinzen umfassen und den Namen Sumer tragen soll. Peter W. Galbraith, einer der besten Irakkenner, hält die Einheit des Irak langfristig für unrealistisch − aufgrund der Feindschaft zwischen Sunniten, Schiiten und Kurden.[43]

Die größten Städte
Bagdad
Boot auf dem Schatt al-Arab in Basra
Stadtansicht von Mossul

Die Hauptstadt Bagdad ist sowohl geographisches als auch politisches und kulturelles Zentrum des Landes und mit 5,7 Millionen Einwohnern die mit Abstand größte städtische Agglomeration. Bagdad (persisch=Gottgegeben-im Sinne von: Gottesgeschenk-) wurde im Jahr 762 von dem abbasidischen Kalifen al-Mansur als neue Hauptstadt des islamischen Reichs gegründet und 1920 zur Hauptstadt des neu gegründeten Staates Irak erklärt. Besonders während des Wirtschaftsbooms der 1970er Jahre wurde die Stadt ausgebaut. Im Ersten Golfkrieg war die Stadt kaum betroffen, im zweiten und Dritten Golfkrieg wurde Bagdad allerdings mehrmals Ziel von Luftangriffen. In Bagdad befinden sich 3 der 6 Universitäten des Landes und der größte internationale Flughafen des Iraks.

Das im Norden gelegene Mossul steht mit etwa 2,9 Millionen Einwohnern an zweiter Stelle. Es ist Zentrum der ostchristlichen und assyrischen Kultur im Irak. Mossul war seit dem 8. Jahrhundert ein wichtiges Wirtschaftszentrum, die gesamte Provinz Nineve wurde erst 1926 völkerrechtlich an den Irak angegliedert.

Die Hafenstadt Basra am persischen Golf ist mit ihren rund 2 Mio. Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes und Zentrum des schiitischen Südens. Basra wurde 636 von Kalif Umar ibn al-Chattab als arabischer Militärstützpunkt und Handelsplatz gegründet und im 16. Jahrhundert von den Osmanen erobert. 1914 marschierten britische Truppen in die Stadt ein. Während des Ersten Golfkrieges wurde die Stadt aufgrund ihrer exponierten Lage und wirtschaftlichen Bedeutung stark in Mitleidenschaft gezogen. Basra besitzt den größten Umschlaghafen des Landes, über den große Teile des geförderten Erdöls exportiert werden, sowie die 1964 gegründete Universität und einen internationalen Flughafen.

Erbil (kurdisch: Hewlêr) ist die Hauptstadt der Autonomen Region Kurdistan und mit geschätzten 7000 Jahren eine der ältesten noch besiedelten Städte der Welt. Sie beherbergt etwa 1,3 Millionen Einwohner. Die Stadt wurde in den ersten beiden Golfkriegen nur leicht beschädigt. Erbil besitzt einen internationalen Flughafen.

Sulaimaniyya (kurdisch: Silêmanî) mit circa 800.000 Einwohnern fünftgrößte Stadt des Landes. Die Stadt besitzt einen internationalen Flughafen und eine Universität.

Militär[Bearbeiten]

Hauptartikel: Irakische Streitkräfte
Die irakische Nationalpolizei sichert zusammen mit US-Soldaten einen Checkpoint in Al Shurta, August 2006

Am 23. Mai 2003 wurden die Streitkräfte des ehemaligen Regimes unter Saddam Hussein durch die Übergangsverwaltung aufgelöst. Eine große Anzahl der militärischen Hinterlassenschaften wurden zerstört. Die neuen irakischen Streitkräfte wurden mit Unterstützung der USA, Großbritanniens, Australiens und Jordaniens aufgestellt. Im Irak waren die „Koalitionsstreitkräfte“, weiterhin vorrangig die USA und Großbritannien, als Hauptteil der Multi-National Force Iraq bis 2009 für die innere und äußere Sicherheit im Land zuständig und arbeiteten eng mit der neuen irakischen Armee zusammen. Die United States Forces Iraq (USF-I) verließen den Irak 2011.

Oberbefehlshaber (Chief Joint Forces) der neuen irakischen Streitkräfte ist 2007: General Babakir Zebari.

Private Sicherheitsunternehmen

Zahlreiche Militärdienstleister und Private Sicherheits- und Militärunternehmen sind im Auftrag des US-Militärs tätig. Deren Anzahl wird auf rund 15.000 Mann geschätzt – offizielle Zahlen werden nicht bekannt gegeben. Die größten dieser Unternehmen sind:

Den privaten Militärdienstleistern kommt im Irak eine Sonderstellung zu, da nicht geklärt ist, an welches Recht diese Unternehmen gebunden sind, und diese auch keine Auskunft über Mitarbeiterzahlen oder Opferzahlen abgeben müssen.

Infrastruktur[Bearbeiten]

Verkehr[Bearbeiten]

Karte der Verkehrsinfrastruktur des Iraks 2008

Straßenverkehr[Bearbeiten]

Highway 2 zwischen Erbil und Mossul

Das irakische Straßennetz umfasst 45.550 km, von denen 38.400 asphaltiert sind. Teilabschnitte von Überlandstraßen und Straßen in Ballungszentren (in denen bis auf private Buslinien/Sammeltaxis kein öffentlicher Verkehr existiert) sind mehrspurig, sonst sind selbst bedeutende Überlandstraßen zweispurig. Ausnahmen bilden die gerade in Bau befindlichen und zum Teil fertiggestellten Autobahnen im kurdischen Norden sowie die Straße Basra-Bagdad-Jordanien, die auf weiten Strecken autobahnähnlich ausgebaut ist. Momentan explodiert die Zahl der zugelassenen Autos, hauptsächlich wegen der sprunghaft angestiegenen Einkommen und der weggefallenen Einfuhrzölle, was vor allem in den arabischen Ballungszentren zu Problemen führt, da dort aufgrund der prekären Sicherheitslage nicht ausreichend in den Ausbau des Straßennetzes investiert werden kann.

Schienenverkehr[Bearbeiten]

Das irakische Schienennetz besteht aus drei in Bagdad zusammenlaufenden Hauptlinien und umfasst 2.339 km. Ein Großteil des sich in einem katastrophalen Zustand befindlichen Schienennetzes (von der Strecke Bagdad-Erbil ist zum Beispiel oft nur noch die Trasse zu sehen, die Schwellen wurden zu Feuerholz verarbeitet und die Schienen verkauft) ist im Moment aber außer Betrieb, de facto ist nur die Strecke Bagdad-Basra in Betrieb. Benutzt wird die Bahn aber nur von Einkommensschwachen, da die Verlässlichkeit derart niedrig ist, dass Ankunftszeiten gar nicht erst angegeben werden. Eine Reisedauer von über einem Tag in die etwa 550 km entfernte südirakische Metropole ist nicht unüblich. Die neue irakische Regierung investiert jedoch viel in den Wiederaufbau, und man hofft, in einiger Zeit wieder einen regulären Bahnbetrieb aufnehmen zu können.

Mitte Februar 2010 wurde die Strecke Mossul-Gaziantep (Türkei) eröffnet. Die 18-stündige Fahrt führt über Syrien und findet einmal wöchentlich statt.[44] Der Betrieb wurde allerdings bereits nach kurzer Zeit wieder eingestellt.[45]

Flughäfen[Bearbeiten]

Eine Boeing 737-200 der Iraqi Airways am Flughafen Bagdad 2008

Im Irak gibt es über 100 Flughäfen und Landepisten, weiterhin verfügt das Land über sechs internationale Flughäfen (Bagdad, Erbil, Basra, Mossul, Nadschaf und Sulaimaniyya), zudem befindet sich der Flughafen Kerbela[46] gerade in Bau. Ein weiterer Flughafen in Tikrit ist in Planung.

Die größte Luftfahrtsgesellschaft ist die staatliche Iraqi Airways.

Wasserstraßen[Bearbeiten]

Die einst bedeutende Binnenschifffahrt ist auf 1.015 km Kanälen und Flüssen möglich, spielt heute jedoch nur noch eine untergeordnete Rolle.

Telekommunikation[Bearbeiten]

Im ganzen Land wird die Anzahl der Festnetzanschlüsse auf ca. 1,2 Millionen geschätzt, davon sollen sich allein 40 % in der Hauptstadt Bagdad befinden. Durch die maroden Netzwerke und die schlechte Infrastruktur sind ein Drittel davon nicht funktionsfähig.[47]

Die bis dahin verbotene Mobilfunknutzung stieg von 300.000 Teilnehmern im Jahr 2003 auf über 23 Millionen im Jahr 2011 an, somit war im März 2011 gut 78 % des Landes erfasst. Den Markt beherrschen die drei Unternehmen Zain Iraq, Asiacell und Korek. Ein UMTS-Netzwerk besteht allerdings noch nicht.[48]

Zu Zeiten Saddam Husseins war das Internet nur den Zuverlässigen und Reichen zugänglich. Um einen Zugang zu erhalten, musste man einen Antrag ans Kommunikationsministerium stellen und eine Gebühr von ca. 4000 Dollar bezahlen.[49] Seit dem Sturz des Regimes hat sich die Nutzung rasant erhöht, wenngleich lediglich 1,1 % der Bevölkerung über einen privaten Anschluss verfügt.[50] Auch viele politische Parteien verfügen über eigene Websites. Momentan üben Internetveröffentlichungen aber noch keinen Einfluss auf die Masse aus, das Medium wird fast ausschließlich zur Kommunikation genutzt. Die Jugendlichen benutzen häufig die in den diversen Jugendzentren zur Verfügung gestellten PCs. In den Ballungszentren sind auch Breitbandanschlüsse sowie Drahtlosverbindungen verfügbar.

Elektrizität[Bearbeiten]

Die Elektrizitätsproduktion des Landes konnte auch in den Jahren nach 2003 nicht mit der steigenden Nachfrage mithalten, weshalb es immer noch zu häufigen Stromausfällen kommt. Im Sommer 2012 konnte bei einem Verbrauch von 15.000 Megawatt lediglich 7200 Megawatt produziert werden. Die Versorgung lag deshalb bei durchschnittlich 8-9 Stunden.[51] Die meisten Iraker sind deshalb weiterhin auf Notstromaggregate angewiesen.[52]

Im Juni 2010 kam es aufgrund der schlechten Versorgungslage zu Protesten in Nassirija und Basra, bei denen ein Mensch getötet wurde. Der irakische Elektrizitätsminister trat daraufhin am 22. Juni 2010 von seinem Amt zurück.[53]

Bildung[Bearbeiten]

Die Vorschule (im Irak meist staatlich, in den letzten Jahren wurden aber immer mehr kostenpflichtige Privatvorschulen gegründet) kann in der Altersklasse zwischen vier und fünf Jahren besucht werden.

Seit 1970 gilt im Irak eine allgemeine neunjährige Schulpflicht, die Schul- und auch Hochschulausbildung wird vom Staat übernommen. Staatlich anerkannte Privatschulen wurden erst Anfang der 1990er Jahre zugelassen.

Die Grundschulausbildung dauert sechs Jahre, wobei die ersten vier Klassen als Unterstufe und die Klassen 5 und 6 als Oberstufe gelten. Unterrichtet wird lediglich eine Fremdsprache (Englisch ab der 5. Klasse). Dem Besuch der Grundschule folgt ein Besuch der Sekundarschule für weitere drei Jahre. Die Sekundarschule wird nach einer einheitlichen Abschlussprüfung und dem Erwerb der Mittleren Reife abgeschlossen. Zu Erlangung des Abiturs ist ein Besuch der Mittelschule notwendig; diese erneut dreijährige Schulform schließt mit einer zentralen Abitur-Prüfung in sechs Schulfächern (Arabisch, Englisch, Mathematik, Physik, Chemie und Biologie) ab und berechtigt zu einem Studium.

Die drei größten Universitäten des Landes (Universität Bagdad, al-Mustansiriyya-Universität und die Technische Universität Bagdad, auch al-Hikma genannt) sind in der Hauptstadt Bagdad vertreten. Weitere Universitäten befinden sich in Basra (Universität Basra), Mossul (Universität Mosul), Erbil (Salahaddin-Universität, Universität von Kurdistan), Sulaimaniyya (Universität Sulaimaniyya) und Dohuk (Universität Dohuk).

Wirtschaft[Bearbeiten]

Ein Gewürzladen in Nasiriyya mit importierten Gewürzsorten aus Indien, 2007
Moderne Mall in Erbil

Der Irak ist im Wesentlichen ein Agrarstaat, dessen Wirtschaft sich allerdings seit den ersten Ölfunden im Jahr 1927 fast ausschließlich auf den Export von Erdöl ausrichtet. Nachdem 1972 alle ausländischen Erdölgesellschaften verstaatlicht wurden und die Ölkrise zu einem rasanten Anstieg der Erdölpreise führte, gab es ab Mitte der 1970er Jahre einen Wirtschaftsboom im Land, das Bruttoinlandsprodukt des Landes wuchs zwischen 1970 und 1980 um durchschnittlich 11,7 %[54] Von dieser rasanten Entwicklung mochte auch ein Großteil der Irakischen Bevölkerung profitieren. 1979 besaß der Irak Geldreserven im Wert von 35 Milliarden US-Dollar, 1980 betrugen die Erdöleinnahmen 26 Milliarden Dollar.[55]

Der Erste Golfkrieg bremste allerdings diese Entwicklung, so schrumpfte das BIP des Landes zwischen 1980 und 1985 um 8,1 % und von 1985 bis 1989 erneut um 1,7 %[54] Durch das UN-Embargo (1991–2003) wurde die Wirtschaft fast lahmgelegt. Mit 100 Milliarden US-Dollar Schulden zählt der Irak zu den am höchsten verschuldeten Ländern der Welt. Die Wirtschaft des Landes leidet immer noch an den Folgen der Golfkriege, des UN-Embargos und an der derzeitigen instabilen Lage des Iraks.

Das Bruttoinlandsprodukt belief sich im Jahr 2013 auf ca. 229,3 Milliarden US-Dollar, die Wirtschaftswachstumsrate betrug 4,2 %. Die Inflationsrate beträgt 1,9 %, die Arbeitslosenquote wird mit ca. 13 % angegeben. 2012 exportierte der Irak Waren im Wert von 93,9 Mrd. Dollar. Hauptabnehmer waren die USA, Indien und Südkorea. Die Importe beliefen sich auf 56,9 Mrd. Dollar und stammen meist aus Syrien, Jordanien, der Türkei und den USA. Haupteinfuhrgüter waren Maschinen, verschiedene verarbeitete Erzeugnisse, chemische Erzeugnisse und Lebensmittel.[56]

Die geringe weltwirtschaftliche Verflechtung des Landes und die damit verbundene relativ große Unabhängigkeit des Iraks von globalen Märkten verschonte das Land bisher von der aktuellen wirtschaftlichen Krise. Einzelne Bereiche profitieren sogar direkt von der globalen Rezession. Der Nationalen Investitionskommission des Iraks (INIC) zufolge ist seit dem Beginn der Weltwirtschaftskrise vor allem die Zahl der internationalen Bau- und Vertragsunternehmen im Irak sprunghaft angestiegen. Andere Investoren sollen folgen und weiteres Auslandskapital ins Land spülen. Dazu wurde im vergangenen Jahr zwischen Deutschland und dem Irak ein Investitionsschutzabkommen aufgesetzt, das in diesem Jahr noch ratifiziert werden soll. Der kurdische Investitionsminister Herish Muharam Muhamad ließ sich jüngst sogar zu dem Vergleich hinreißen, Investitionen im Irak seien „sicherer als die Wall Street“.[57]

Laut einer staatlichen Studie leben ungefähr 23 % der Iraker unter der Armutsgrenze und damit von weniger als 2,50 Dollar am Tag.[58] Ein weiteres Problem stellt die Korruption im Land dar, laut dem Transparency International veröffentlichten Korruptionswahrnehmungsindex gehörte der Irak zu den korruptesten Staaten der Welt. Im Jahr 2011 rangierte das Land auf dem 175. Platz von insgesamt 183.[59]

Währung[Bearbeiten]

Die Währung des Landes ist der 1932 eingeführte Irakische Dinar zu 1000 Fils. Zwischen 1991 und 2003 gab es im Irak zwei Währungen, den sog. Schweizer Dinar, der im kurdischen Norden verwendet wurde (Wert: 1 US-Dollar = 0,33 Dinar), und den Print-Dinar mit dem Bild Saddam Husseins, welcher nach 1991 den Schweizer Dinar ersetzte (Wert: 1 US-Dollar = etwa 3500 Dinar). Am 15. Oktober 2003 wurde der Neue Irakische Dinar eingeführt, der beide Währungen ersetzte (Wert: 1 US-Dollar = etwa 1150 Dinar).

Bodenschätze/Bergbau[Bearbeiten]

Wichtigster Wirtschaftszweig des Landes ist die Erdölförderung.

Der Irak ist Gründungsmitglied der am 14. September 1960 gegründeten OPEC und hat nach Saudi-Arabien und Kanada (das größtenteils über sog. unkonventionelles, teuer herzustellendes Erdöl, z. B. Teersande verfügt) die größten erkundeten Erdölvorräte (113 Milliarden Barrel). Man schätzt, dass sich die gesamten Vorräte auf bis zu 250 Milliarden Barrel Öl und Gas belaufen könnten. Bis zu 45 Milliarden Barrel davon liegen im Norden in der Autonomen Region Kurdistan, darunter ein großer Teil im Kirkuk-Feld. Der Irak ist eines der Länder, die in der so genannten strategischen Ellipse liegen.

1902 begann die Suche nach Öl mit der ersten Bohrung im Zagros Basin (Nordost-Irak). Der erste Ölfund kam aber erst 20 Jahre später zustande. 1927 wurde dann mit der Baba Gurgur 1 genannten Bohrung ein gigantisches Ölvorkommen entdeckt – das Kirkuk-Feld. Es flossen zunächst 1 Million Barrel Öl in die Umwelt, bevor man das ausströmende Öl unter Kontrolle bekam. Das Feld erstreckt sich über 150–200 km und hat eine 610m dicke ölführende Schicht. Die ursprüngliche Menge Öl im Feld wird mit 17 Milliarden Barrel angegeben. Damit hatte es etwa 1/5 der Ölmenge des größten Ölfelds der Welt (Ghawar in Saudi-Arabien) und zählt zu den so genannten „Supergiganten“.

Bis 1972 wurde die gesamte irakische Ölindustrie unter dem Dach der Iraq National Oil Company (INOC) verstaatlicht.

Die Erdölförderung stieg seit 1969 kontinuierlich und erreichte 1979 ihren Höhepunkt mit 3,5 Millionen Barrel pro Tag (bopd). Der Krieg mit dem Iran und der Erste Golfkrieg führten dazu, dass die Ölproduktion zusammenbrach. 1981 wurden 900.000 bopd und 1991 dann nur noch 300.000 bopd gefördert.

Die Vereinten Nationen haben am 22. März 2003 die Sanktionen gegen den Irak aufgehoben. Die USA und Großbritannien behielten sich als Besatzungsmächte bis zur Einsetzung einer Regierung die finanzielle Verwaltung der irakischen Erdölförderung vor.

Bis 2003 wurden 75 große Öl- und Gasfelder entdeckt. Neun davon sind „Supergiganten“ (u. a. Kirkuk, Rumalia South, Rumalia North und Majnoon) und 22 „Giganten“.[60]

Die enormen Ölvorkommen im kurdischen Teil des Iraks sind auch Grund für den jahrelangen Streit zwischen der kurdischen Regionalregierung und der Zentralregierung in Bagdad. Die kurdische Regierung hat seit 2003 mit etwa 30 westlichen Firmen Verträge zur Erforschung und Ausbeutung von Ölfeldern abgeschlossen.

Am 8. Mai 2009 erteilte die Regierung in Bagdad aber diese Genehmigung zum Export von kurdischen Öl. Ab dem 1. Juni 2009 flossen 60.000 bopd vom Tawke Feld über Pipelines zum am Mittelmeer gelegenen Ölverladehafen nach Ceyhan in der Türkei. Ende Juni 2009 begann dann auch der Export vom Taq Taq Feld mit 40.000 bopd. Im September 2009 stellte Kurdistan den Export jedoch wieder ein, da mit Bagdad keine Einigung über die Bezahlung der Exporte erzielt werden konnte. Weder Kurdistan noch die Ölproduzenten erhielten Geld. Nach den irakischen Wahlen Anfang 2010 und der Regierungsbildung Ende 2010 wurden neue Verhandlungen zur Beilegung dieses Konflikts aufgenommen. Mit dem Ergebnis, dass am 3. Februar 2011 der Export mit 10.500 bopd aufgenommen wurde. Bereits 3 Tage später sollten 50.000 bopd erreicht werden und eine weitere Erhöhung auf 100.000 bopd folgen. Den Verkauf nimmt die staatseigene „State Oil Marketing Organization“ (SOMO) in Bagdad vor. Das Tawke Feld wird von der DNO entwickelt. Genel Enerji (Türkei) und Sinopec (China) betreiben das Taq Taq Feld.[61][62]

Am 17. Mai 2009 erwarben die österreichische OMV und die ungarische MOL Anteile an den Gasfeldern Khor Mor und Chemchemal. Ab 2014-15 sollen aus diesen Feldern täglich eine Mrd. Kubikmeter Gas nach Europa strömen. OMV und MOL sind Anteilseigner an der in Planung und Bau befindlichen Nabucco-Gaspipeline.

Im Juni und Dezember 2010 wurden an den unten aufgeführten irakischen Feldern Beteiligungen an westliche Ölkonzerne vergeben. Die Beteiligungen sehen feste Zahlungen pro Barrel vor. Sollten die Planungen eingehalten werden, steigt die Förderung des Iraks von 2,5 Millionen bopd im Jahr 2009 auf 12 Millionen bopd im Jahr 2016. Damit wäre der Irak größter Ölproduzent der Welt. Dieser drastische Ausbau der Förderung wird hunderte Milliarden Dollar verschlingen. Hinzu kommt ein erheblicher Bedarf an Fachkräften, Ölbohrausrüstungen, Pipelines und allem was dazugehört. Experten bezweifeln daher, dass der Irak seine Ziele erreichen kann.

  • Rumaila-Feld (17,7 Milliarden Barrel): CNPC + BP, $2 pro Barrel, Fördermengenziel: 2,8 Millionen bopd, damit wäre es das zweitgrößte ölproduzierende Feld der Welt
  • Majnoon-Feld (13 Milliarden Barrel): Royal Dutch Shell + Malaysia’s Petronas; Beteiligung $1.39 pro Barrel, Fördermengenziel: 1,8 Millionen bopd
  • West Qurna-Feld Phase 2 (12 Milliarden Barrel): Lukoil + Statoil Hydro, $1.15 pro Barrel, Fördermengenziel: 1.8 Millionen bopd
  • Halfaya-Feld (4 Milliarden Barrel): CNPC + Total + Petronas, Fördermengenziel: 535.000 bopd
  • Badra-Feld (2 Milliarden Barrel): GazpromNeft + Kogas + Petronas + TPAO, Fördermengenziel 170,000 bopd, $5.50 pro Barrel
  • Garraf -Feld (860 Millionen Barrel): Petronas + Japex, $1.49 pro Barrel, Fördermengenziel: 230,000 bopd
  • Najmah-Feld: Sonangol
  • Qaiyarah-Feld: Sonangol
  • Middle Furat: bei Kerbala, kein Bieter[63]

Der Irak verfügt neben dem Erdöl auch über Schwefel, Phosphat, Meersalz und Gips sowie über kleinere Mengen an Gold und Silber.

Landwirtschaft[Bearbeiten]

Verglichen mit anderen Nahost-Staaten verfügt der Irak über reichlich Wasser; so ist auch die Landwirtschaft ein bedeutender Wirtschaftszweig, in dem rund 40 Prozent aller irakischen Arbeitnehmer beschäftigt sind. Im Norden gibt es dank Niederschlägen und mildem Wetter Regenfeldbau; im Süden gibt es überwiegend Bewässerungsfeldbau. Angebaut werden Weizen, Reis, Mais, Gerste sowie Obst und Gemüse (vorwiegend zur Selbstversorgung). Bis in die 1980er Jahre war das Land Selbstversorger bei den meisten Lebensmitteln, heutzutage muss der Irak das meiste an seinem Grundbedarf importieren.[64]

Die wichtigsten Agrarerzeugnisse sind Datteln. In den 1970er Jahren stellte der Irak 75 % der Datteln auf dem Weltmarkt,[64] aufgrund der Massenabholzungen und Trockenlegungen während des Ersten Golfkrieges und der Zweiten Anfal-Operation 1991 ging dieser Anteil stark zurück. Im Jahr 2008 wurde mit 281.000 Tonnen lediglich die Hälfte der Produktion der 1980er Jahre erreicht.[64] Zudem ist der Bestand von über 30 Millionen Palmen auf unter neun Millionen gesunken.[64]

Industrie[Bearbeiten]

Industriell ist das Land kaum entwickelt. Vorrangige Industriezweige sind Lebensmittelverarbeitung, Textilindustrie, Herstellung von Baustoffen und die petrochemische Industrie. Die meisten Industriebetriebe sind in Bagdad und im Norden angesiedelt.

Staatshaushalt[Bearbeiten]

Der Staatshaushalt umfasste 2008 Ausgaben von umgerechnet 49,9 Mrd. US-Dollar, dem standen Einnahmen von umgerechnet 42,4 Mrd. US-Dollar gegenüber. Daraus ergibt sich ein Haushaltsdefizit in Höhe von 8,3 % des BIP.[65]
Die Staatsverschuldung betrug 2004 120,2 Mrd. US-Dollar.[66]

2006 betrug der Anteil der Staatsausgaben (in % des BIP) folgender Bereiche:

Medien[Bearbeiten]

Im Irak herrscht seit dem Sturz Saddam Husseins eine große Vielfalt an Medien. Die neue irakische Verfassung garantiert offiziell die Pressefreiheit. Auf der von Reporter ohne Grenzen veröffentlichten Rangliste zur Pressefreiheit konnte sich der Irak zwar im Jahr 2009 auf den 145. Rang verbessern[69] (2008: 158[70], 2007: 157.[71]), jedoch stellte die Organisation fest, dass die irakischen Journalisten immer häufiger Repressalien durch staatliche Behörden ausgesetzt sind.[72]

Generell ist zu sagen, dass man im Irak zwischen zwei Arten von Medien unterscheiden muss: den parteienkontrollierten und den unabhängigen. Jede größere Partei im Irak hat ihr Zentralorgan, nicht wenige unterhalten auch Fernsehsender. Die kurdischen Parteien unterhalten Zentralorgane sowohl in kurdischer als auch in arabischer Sprache.

Zeitungen[Bearbeiten]

Die ersten irakischen Zeitungen erschienen zur Zeit der osmanischen Besetzung des Irak. Am 15. Juni 1869 erschien mit al-Zawraa die erste Zeitung des Landes, sie sollte bis zum 11. März 1917 in Bagdad herausgegeben werden.[73] Am 25. Juni 1889 erschien die erste Zeitung in Mossul, am 31. Dezember 1889 folgte die erste Zeitung in Basra.

Die erste irakische Verfassung von 1921 garantierte Pressefreiheit. Die irakische Presse galt bis 1958 als die freieste im ganzen Nahen Osten.

Nach dem Sturz der Monarchie wurden 1959 alle regierungskritischen Zeitungen geschlossen und die Vorzensur eingeführt. 1969 wurden private Zeitungen verboten. Die irakischen Kommunisten durften von 1973 bis 1979 eine eigene Tageszeitung betreiben; diese wurde aber nach der Machtübernahme Saddam Husseins ebenfalls verboten. Zwischen 1979 und 2003 befand sich die Presse vollständig in der Hand der Husseins. Die 2003 herausgegeben Tageszeitungen waren al-Dschumhuriya, al-Thawra, al-Qadissiya, al-Iraq, Babil sowie die Sportzeitung al-Baath al-Riyadi und der englischsprachige Baghdad Observer.[73] Aufgrund des Papiermangels bedingt durch die Sanktionen mussten die Zeitungen die Anzahl ihrer Seiten kürzen und die Größe ihrer Ausgaben auf ein Viertel des Vorkriegsniveaus reduzieren, ab 1999 erschienen sie zweimal in der Woche in ihrer normalen Größe.[73]

Heute sind die sechs wichtigsten Zeitungen:

  • al-Sabah – finanziert von Iraqi Media Network, gegründet von der Coalition Provisional Authority (CPA)
  • al-Zaman – Redaktionssitz ist London, Druckorte Bagdad und Basra
  • al-Mada – Bagdad
  • al-Maschriq – Bagdad
  • al-Dustur – Bagdad
  • Iraq Today – englischsprachige Wochenzeitung
  • al-Mudschahed, al Schahed, Thaura Islamiyya – Bagdad, islamistisch

Hörfunk[Bearbeiten]

Im Irak gibt es eine unüberschaubare Vielzahl von Radiosendern, viele davon lokal. Praktisch jede politische Vereinigung unterhält zumindest einen Lokalradiosender. Die wichtigen Radiosender sind:

  • Republic of Iraq Radio – Nachfolger der Iraq Media Network-Radio Baghdad, gegründet von der CPA
  • Radio Nahrain – Basra, finanziert von den Briten
  • Voice of Iraq – Privatsender, Bagdad (Mittelwelle)
  • Hot FM – Privatsender, Bagdad (UKW Musiksender)
  • Radio Dijla – Privatsender, Bagdad (UKW Talk- und Musiksender)

Fernsehen[Bearbeiten]

Das irakische Fernsehen nahm 1956 seinen Sendebetrieb auf und war somit eine der ältesten Fernsehanstalten im Nahen Osten. Neben dem regulären staatlichen Sender gründete Udai Hussein 1994 al-Shabab TV, welcher ausländische Filme und Sendungen ausstrahlte. In den späten 1990ern ging Iraq Satellite Channel auf Sendung. Während der Amtszeit Saddam Husseins war die Installation von Satellitenschüsseln strengstens verboten.

2003 wurde al-Iraqia Nachfolger von Iraq Television, daneben entstanden mehrere private Fernsehsender. Die wichtigsten sind al-Sharqiya, al-Baghdadiya, al-Fayhaa, al-Sumaria, al-Furat und der US-Koalitionssender al-Hurra. Im kurdischen Norden hatte bereits 1999 Kurdistan TV mit der Ausstrahlung begonnen. Auch ausländische Fernsehsender wie al-Dschasira und al-Arabiya werden gesehen.

Kultur[Bearbeiten]

Der Irak kann in fünf geographische Kulturräume kategorisiert werden: die kurdische und turkmenische Kultur mit ihren Zentren in Erbil und Sulaimaniyya, die sunnitische Kultur mit ihrem Zentrum um Bagdad, die schiitische Kultur mit ihrem kulturellen Zentrum Basra, die assyrische Kultur, in mehreren Städten des Nordens präsent und die Kultur der nomadischen Marsch-Araber, die in den Sümpfen zwischen Bagdad und Basra leben.

Film[Bearbeiten]

Filme wurden seit 1909 in Bagdad vorgeführt, diese waren meist für das britische Publikum bestimmt. Erst in den 1940er Jahren unter der Herrschaft König Faisals II. begann sich eine Filmindustrie zu entwickeln, als französische und britische Filmkonzerne sich in Bagdad niederließen. Im Jahre 1955 kam der Film Haidar Al-Omar's Fitna wa Hassan, eine Verfilmung der Romeo und Julia Geschichte, in die Kinos, der Film wurde auch im Ausland registriert. Nach dem Putsch von 1958 wurde die Cinema and Theater General Organization gegründet, sie koordinierte und plante zukünftige Filme im Staatsinteresse. So wurden hauptsächlich Dokumentationen gedreht. Nach 1979 geriet die irakische Filmindustrie in ihre größte Krise, aufgrund der Ressourcenknappheit ausgelöst durch den Irakisch-Iranischen Krieg. Trotzdem wurde im Jahre 1980 der 6 Stunden Epos über das Leben Saddam Husseins fertiggestellt. Einen weiteren Schlag erlitt die Filmindustrie nach dem Kuwaitkrieg, als ein Embargo gegen das Land verhängt wurde.

Seit der US-Invasion des Landes im Jahre 2003 versucht sich die Industrie langsam zu regenerieren und es gibt vereinzelte Filmprojekte wie zum Beispiel Kilomètre zéro. Daneben gibt es zahlreiche ausländische Filme, die den Irak als Thema haben so zum Beispiel Retour à Babylone des irakischen Regisseurs Abbas Fahdel oder Tal der Wölfe – Irak.

Theater[Bearbeiten]

Seit 1880 reisten Theatertruppen aus Europa in den Irak, um vor vornehmlich britischem Publikum in Schulen und Gemeindesälen zu spielen. Im 20. Jahrhundert begannen irakische Schriftsteller Theaterstücke zu schreiben. Die großen Theaterhäuser sind das Rasheed, das Mansour und das Volkstheater. Aufgeführt werden Theaterstücke irakischer, indischer und türkischer Autoren ebenso wie die großen Dramen der Weltliteratur.

Musik[Bearbeiten]

Dalli bei einem Konzert in Amman

Die Oud (Kurzhalslaute) und die Rebab (Streichinstrument) dominieren die irakische Musik. Bekannte Musiker auf diesen Instrumenten sind unter anderem Munir Baschir (1928–1997), Ahmed Mukhtar (* 1967) und Nasir Schamma (* 1963). Erfolgreichster Popsänger des Landes ist Kaẓim al-Saher (* 1961), der in seiner Karriere bisher mehr als 30 Millionen Tonträger verkauft hat.[74] Weiterhin sind die Sängerinnen Shada Hassoun – die in der vierten Staffel der bekanntesten arabischen Musik-Casting-Show „Star Academy“ teilgenommen und gewonnen hat – und Dalli sowie der Sänger Maǧid al-Muhandes bekannt.

Sport[Bearbeiten]

Beliebteste Sportart des Landes ist Fußball. Die nationale Fußballliga erfreut sich großer Beliebtheit. Wichtige Fußballvereine sind al-Zawraa, al-Talaba, al-Shorta, al-Quwa al-Dschawiya (alle aus Bagdad), al-Minaa (Basra) und Erbil SC. Größtes Fußballstadion des Landes ist das 1966 erbaut al-Shaab-Stadion in Bagdad mit einem Fassungsvermögen von 66.000 Zuschauern. In Basra soll demnächst ein großer Sportkomplex gebaut werden. Darunter ist ein Stadion mit einem Fassungsvermögen von über 100.000 Zuschauern zu verstehen. Laut der IFA (Iraq Football Association) wird das Stadion im Jahr 2013 für den Gulf Cup zur Verfügung stehen.

Die Irakische Nationalmannschaft konnte mehrere regionale Titel gewinnen. Ihre größten Erfolge waren die Qualifikation zur Fußball-Weltmeisterschaft 1986 in Mexiko sowie der Titelgewinn bei der Fußball-Asienmeisterschaft 2007. Ein weiterer Erfolg war der vierte Platz bei den Olympischen Spielen 2004.

Nebenbei sind auch andere Sportarten wie Gewichtheben, Kampfsport, Futsal, Basketball oder Schwimmen beliebt. Bei den Olympischen Sommerspielen 1960 in Rom holte der Gewichtheber Abdu l-Wahid Aziz im Leichtgewicht die Bronzemedaille, bis heute die einzige olympische Medaille des Landes.

Küche[Bearbeiten]

Hauptartikel: Irakische Küche

Literatur[Bearbeiten]

  • Tyma Kraitt (Hg.): Irak – Ein Staat zerfällt. Hintergründe, Analysen, Berichte, Promedia, Wien 2015, ISBN 978-3-85371-385-3.
  • Kermani, Navid: Ausnahmezustand. Reisen in eine beunruhigte Welt (2013), 1. Taschenbuchauflage C.H.Beck, München 2015, ISBN 978-3-406-64664-5, S. 191–238.
  • Kenan Engin: „Nation-Building“ – Theoretische Betrachtung und Fallbeispiel: Irak. (Dissertation), Nomos, Baden-Baden 2013, ISBN 978-3-8487-0684-6 doi:10.5771/9783845248967
  • Bawar Bammarny: Rule of Law in Iraq. In: Matthias Koetter / Gunnar Folke Schuppert (Hrsg.): Understandings of the Rule of Law in various legal orders of the World, Rule of Law Working Paper Series No. 16, Berlin 2012 ISSN 2192-6905
  • Paul Flieder:Der Barbier von Bagdad – Leben, Sterben, Glauben im Irak. Residenz-Verlag, Salzburg 2009, ISBN 978-3-7017-3148-0.
  • Jobst Knigge: Deutsches Kriegsziel Irak. Der deutsche Griff auf den Nahen Osten im Zweiten Weltkrieg. Über Kaukasus und Kairo zum Öl des Orients. Pläne und Wirklichkeit. Verlag Dr. Kovac Hamburg 2007, ISBN 978-3-8300-3030-0.
  • Christoph Reuter, Susanne Fischer: Café Bagdad. Der ungeheure Alltag im neuen Irak. Goldmann, München 2006, ISBN 3-442-15385-9.
  • Matthew Bogdanos mit William Patrick: Die Diebe von Bagdad. Raub und Rettung der ältesten Kulturschätze der Welt. Aus dem Amerikanischen von Helmut Dierlamm (Originalausgabe: Thieves of Baghdad, Bloomsbury Publishing, New York 2005), Deutsche Verlags-Anstalt, München 2006, ISBN 3-421-04201-2, ISBN 978-3-421-04201-9.
  • Barthel Hrouda, Rene Pfeilschifter: Mesopotamien. Die antiken Kulturen zwischen Euphrat und Tigris. München 2005 (4. Aufl.), ISBN 3-406-46530-7 (Sehr knapper Überblick bzgl. Mesopotamien im Altertum mit weiterführenden Literaturangaben.)
  • Matthew Bogdanos: The Casualities of War. The Truth About the Iraq Museum. In: American Journal of Archaeology Band 109/3, 2005, S. 477-526 doi:10.3764/aja.109.3.477.
  • Chris Kutschera: Le Livre noir de Saddam Hussein, Oh! éditions, Paris 2005, ISBN 2-915056-26-9.
  • Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak. Von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. Beck, München 2003, ISBN 3-406-49464-1.
  • Stephan Kloss: Mein Bagdad-Tagebuch. Als Kriegsreporter im Brennpunkt Irak. Fischer Taschenbuch, Frankfurt 2003, ISBN 3-596-16142-8.
  • Hans Krech: Der Bürgerkrieg im Irak (1991–2003). Ein Handbuch. Mit einem Konzept für eine Golf-Friedenskonferenz in Halle/S. und in Hamburg. Verlag Dr. Köster, Berlin 2003, (Bewaffnete Konflikte nach dem Ende des Ost-West-Konfliktes, Bd. 13), ISBN 3-89574-500-6.
  • Wolfgang Gockel: Irak – sumerische Tempel, Babylons Paläste und heilige Stätten des Islam im Zweistromland. Dumont Köln 2001, ISBN 3-7701-4949-1.
  • Günter Kettermann: Atlas zur Geschichte des Islam. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2001, ISBN 3-534-14118-0.
  • Kanan Makiya Republic of Fear. Politics of Modern Iraq. University of California Press, Berkeley 1998 ISBN 0-520-21439-0.
  • Kanan Makiya Cruelty and Silence. War, Tyranny, Uprising and the Arab World. Jonathan Cape, London 1993, ISBN 0-224-03733-1.
  • M. und P. Sluglett: Der Irak seit 1958 – von der Revolution zur Diktatur. Suhrkamp, Frankfurt/Main 1991, ISBN 3-518-11661-4.

Weblinks[Bearbeiten]

 Commons: Irak – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
 Wiktionary: Irak – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikivoyage: Irak – Reiseführer

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. http://www.iraqinationality.gov.iq/attach/iraqi_constitution.pdf
  2. http://www.wolframalpha.com/input/?i=Irak
  3. World Economic Outlook Database, April 2012 des Internationalen Währungsfonds
  4. Human Development Report Office: Iraq – Country Profile: Human Development Indicators, abgerufen am 24. Oktober 2014
  5. Neues Terrorregime im Irak: Wer kann, flieht Spiegel Online 11. Juni 2014
  6. Neues IS verliert im Irak kaum an Boden Spiegel Online 24. Januar 2015.
  7. Bertelmanns Hausatlas, 1. Auflage 1960 (Seite 70)
  8. citypopulation.de: Bevölkerung des Irak (Volkszählungen 1977, 1987 und 1997)
  9. BBC: Iraq abandons nationwide census
  10. CIA World Factbook: Iraq: People and Society. 20. Dezember 2011, abgerufen am 6. Januar 2012 (englisch, ISSN 1553-8133).
  11. H. Tarık Oğuzlu: The Turkomans of Iraq as A Factor in Turkish Foreign Policy: Socio-Political and Demographic Perspectives. Turkish Foreign Policy Institute, 2001, S. 7-12, abgerufen am 6. Januar 2012 (PDF; 301 kB, englisch).
  12. unhcr.org: Iraqi Refugee and Asylum-Seeker Statistics, 20. März 2003
  13. n-tv.de: Pro Tag fliehen 3.000 Menschen, 24. Dezember 2006
  14. deutsche-worldpress.com: „Immer mehr Menschen fliehen aus Irak, Lautlose Entvölkerung“, 5. November 2006
  15. alashraq.com: UNHCR: „Schleichender Exodus im Irak“ – 3,4 Millionen Flüchtlinge, 4. November 2006
  16. [1]
  17. CIA World Fact Book: CIA World Factbook Informationen über den Irak
  18. Otmar Oehring: Zur gegenwärtigen Situation der Christen im Nahen Osten, KAS-Auslandsinformationen, 4/2010.
  19. jewishvirtuallibrary: The Jews of Iraq
  20. Radio Vatikan: „Irak: Ringen um Religionsfreiheit“ (Memento vom 2. März 2007 im Internet Archive), 1. Januar 2007
  21. Fürtig, Henner: Kleine Geschichte des Irak: von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart, S. 58 online
  22.  Henner Fürtig: Kleine Geschichte des Irak : von der Gründung 1921 bis zur Gegenwart. C.H. Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-49464-2, S. 130, DNB 967242363.
  23. [2]
  24. Reuters: Reuters: US-Kampftruppen haben irakische Städte verlassen, 30. Juni 2009
  25. MSNBC: Last full U.S. combat brigade leaves Iraq vom 18. August 2010
  26. Spiegel Online: Abzug der Amerikaner: Letzte US-Truppen verlassen Irak vom 18. Dezember 2011
  27. Tagesschau: Vor schwieriger Regierungsbildung – Opposition siegt knapp im Irak (Memento vom 29. März 2010 im Internet Archive), 26. März 2010.
  28. [3]
  29. [4]
  30. [5]
  31. Untersuchung zur Konfliktbewältigung im Irak: Ein föderalistisches Konzept. (Forschungsergebnisse), VDM, Saarbrücken 2010, ISBN 978-3-639-23766-5
  32. Irak nach dem Krieg in Landeszentrale für politische Bildung, Baden-Württemberg
  33. Irak: Unterzeichnung irakischer Verfassung erneut verschoben im Stern am 5. März 2004
  34. Kurde Masum neuer irakischer Staatspräsident. Abgerufen am 24. Juli 2014.
  35. The Telegraph – Irakisches Parlament bestätigt neue Regierung (engl.)
  36. [6]
  37. [7]
  38. [8]
  39. amz/Reuters: Angst vor Attentaten – Zehntausende Soldaten bewachen Kommunalwahlen im Irak in: Der Spiegel, 31. Januar 2009 (online), abgerufen am 31. Januar 2009
  40. dpa/Reuters: Iraker bestimmen neue Provinzparlamente in: Die Zeit Online, 31. Januar 2009 (online), abgerufen am 31. Januar 2009
  41. Reuters: Irak – Kommunalwahlen enden ohne Gewalt in: Frankfurter Allgemeine, 31. Januar 2009 (online), abgerufen am 2. Februar 2009
  42. [9]
  43. taz-Artikel: Irak als Einheit wäre nicht wünschenswert
  44. 18 saatte trenle Musul’a, Artikel der Radikal vom 17. Februar 2010.
  45. [10]
  46. Kerbela bekommt internationalen Flughafen (Memento vom 5. Dezember 2010 im Internet Archive), AKnews vom 9. März 2010. Abgerufen am 4. August 2010.
  47. Soren Harms: Branchenreport Telekommunikation – Teil 1 – Festnetz auf wp-irak.de vom 5. September 2011. Abgerufen am 20. April 2012.
  48. Soren Harms: Branchenreport Telekommunikation – Teil 1 – Mobilfunk auf wp-irak.de vom 5. September 2011. Abgerufen am 20. April 2012.
  49. Perthes, Volker: „Geheime Gärten Die neue arabischen Welt“, S. 283 ISBN 3-88680-747-9
  50. Maral Jekta & Henrik Ahrens: Was kostet im Irak das Internet? auf wp-irak.de vom 11. November 2011. Abgerufen am 20. April 2012.
  51. WPI Irak: Massive Stromlücke wegen starker Hitze (abgerufen am 3. August 2012).
  52. Tagesschau.de: Trostloser Alttag – Verseuchtes Wasser, kaum Strom, wenig Jobs (Memento vom 8. März 2010 im Internet Archive), 5. März 2010
  53. Zürcher Unterländer: Iraqi electricity minister offers to resign, but public fury continues, 22. Juni 2010
  54. a b Abbas Alnasrawi: The economy of Iraq: oil, wars, destruction of development and prospects, S. 101.
  55. Alnasrawi, S. 80
  56. Germany Trade & Invest: Wirtschaftsdaten kompakt – Irak, Mai 2014 (Memento vom 4. September 2014 im Internet Archive)
  57. wp-irak.de: Einführung
  58. Associated Press: Nearly 25 percent of Iraqis live in poverty
  59. Transparency International: Corruption Perceptions Index -- 2011 (abgerufen am 3. August 2012).
  60. PDF (Memento vom 21. Mai 2009 im Internet Archive)
  61. [11]
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  64. a b c d Idle Iraqi Date Farms Show Decline of Economy, New York Times vom 15. August 2009. Abgerufen am 4. August 2010.
  65. Index Mundi
  66. Iraq: Paris Club Debt Relief (PDF; 38 kB)
  67. Der Fischer Weltalmanach 2010: Zahlen Daten Fakten, Fischer, Frankfurt, 8. September 2009, ISBN 978-3-596-72910-4
  68. a b The World Factbook
  69. ROG: Rangliste der Pressefreiheit weltweit (2009) (Memento vom 1. Februar 2011 im Internet Archive)
  70. ROG: Rangliste der Pressefreiheit 2008 (Memento vom 4. Mai 2009 im Internet Archive)
  71. ROG: Rangliste der Pressefreiheit 2007 (Memento vom 4. November 2008 im Internet Archive)
  72. ROG: Middle East / North Africa (PDF; 48 kB)
  73. a b c Edmund Ghareeb, Beth Dougherty: Historical dictionary of Iraq online
  74. arabianbusiness.com: Iraqi artist Kazem Al Saher, one of the best-selling Arab singers of all time, to perform on Prince of Poets

32.87543.055555555556Koordinaten: 33° N, 43° O