Historische Filmkritik: Fridericus (1937)

von Sven Eichholt

Der Film „Fridericus“ von Johannes Meyer nach dem Drehbuch von Walter von Molo thematisiert das Ende des Siebenjährigen Krieges (1756–1763) und bemüht sich hierbei nicht um historische Präzision. Stattdessen werden die Angriffskriege Friedrichs II. nachträglich legitimiert, wie der dem Film vorangestellte Text erkennen lässt:

„Eingekreist von den erbeingesessenen Großmächten Europas ringt das aufstrebende Preussen seit Jahrzehnten um sein Lebensrecht. Zum Erstaunen der ganzen Welt hat sich der Preussenkönig, erst verlacht, dann gefürchtet, jahrelang gegen eine vielfache Übermacht behauptet. Jetzt aber scheint sie ihn zu erdrücken. Preussens Schicksalsstunde ist gekommen.“ Historische Filmkritik: Fridericus (1937) weiterlesen

Historische Filmkritik: Morgenrot (1933)

von Noel Telizin

Rudolf Forster als Kapitänleutnant Liers in „Morgenrot“ (1933). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.
Rudolf Forster als Kapitänleutnant Liers in „Morgenrot“ (1933). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.

„Wir wollen in der Kunst kein Milieu, das es im Leben nicht gibt, und wir wollen keine Menschen, die es im Leben nicht gibt, und wir wollen keine Typen, die wir im Leben nicht wiederfinden können. Wenn wir in das Filmtheater gehen und auf die Leinwand schauen, so möchten wir auch sagen können: so ist das Leben! […] Ich bin überzeugt, der deutsche Film wird nicht die Welt dadurch erobern, daß er möglichst verwaschen und farblos ist, der deutsche Film wird vielmehr die Welt erobern […], wenn er unsere Wesensart, […] unsere Tugenden, und, wenn Sie wollen, auch unsere Schwächen wieder zur Darstellung bringt. Dann […] nämlich, wenn das unsterbliche Deutschland wieder über die Leinwand marschiert.“1 So kündigte Propagandaminister Joseph Goebbels in einer 1934 vor der Reichsfilmkammer gehaltenen Rede die Marschrichtung für seine Vision des zukünftigen deutschen Films an. Historische Filmkritik: Morgenrot (1933) weiterlesen

  1. Heinz Siska, Wunderwelt Film. Künstler und Werkleute einer Weltmacht, Heidelberg 1943, S. 117. []

Semesterferien und kein Praktikumsplatz in Sicht?

Repräsentativ: Sitz der Geschäftsstelle der Historischen Kommission im Erbdrostenhof.
Repräsentativ: Sitz der Geschäftsstelle der Historischen Kommission im Erbdrostenhof.

In der Geschäftsstelle der Historischen Kommission für Westfalen in Münster kann auch kurzfristig ein vier- bis sechswöchiges, freiwilliges und unbezahltes Praktikum absolviert werden. Geboten wird eine erste Einführung in die Arbeit einer wissenschaftlichen Forschungsstelle.

Die Historische Kommission für Westfalen ist ein Zusammenschluss von ca. 150 Historikerinnen und Historikern, die sich ehrenamtlich für die Erforschung der westfälischen Geschichte engagieren. Sie wurde 1896 gegründet und hat seitdem mehr als 500 Publikationen vorgelegt. Weitere Informationen und Ansprechpartner finden Sie hier.

Historische Filmkritik: Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? (1932)

von Dimitrij Schaf

Berlin Anfang der 1930er Jahre. Eine von der Wirtschaftskrise hart getroffene Arbeiterfamilie sitzt verzweifelt am Tisch. Der arbeitslose Sohn Kurt (Adolf Fischer), der sich den ganzen Tag über um Arbeit bemüht, erfährt von seinem ebenfalls arbeitslosen Vater (Max Sablotzki), dass die Arbeitslosenunterstützung gekürzt wird. Sowohl die Schwester Anni (Hertha Thiele) als auch Mutter (Lilli Schoenborn) und Vater machen dem Sohn Vorwürfe, faul und nicht engagiert genug bei der Suche nach Arbeit zu sein. Aus Verzweiflung begeht der junge Mann Suizid, indem er aus dem Wohnungsfenster springt. Eine Nachbarin kommentiert den Selbstmord mit der zynischen Aussage: „Ein Arbeitsloser weniger.“ Historische Filmkritik: Kuhle Wampe oder Wem gehört die Welt? (1932) weiterlesen

Historische Filmkritik: M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931)

von Tobias Merten

„Es stauten sich die Autos. Menschenmassen verstopften den Bürgersteig vor dem Ufa-Palast am Zoo. […] Erschienen waren alle am Film interessierten, alle markanten Köpfe aus dem geistigen, künstlerischen Berlin, aus der Finanzwelt, die Vertreter der Behörden und Ministerien waren zu sehen.“1

Dieser Ausschnitt aus der Zeitschrift Film-Kurier zeigt, dass Fritz Lang mit „M“ ein Tonfilmdebüt gelang, welches alle Schichten der Weimarer Republik in Aufregung versetzte. Siegfried Kracauer erkannte in „M“ eine Rückkehr Fritz Langs zur Qualität von Filmen wie „Der müde Tod“ und „Die Nibelungen“.2 Heutzutage gilt der Film nicht nur als Meisterwerk aus der Zeit der Weimarer Republik, sondern als prägender Teil der Filmgeschichte. Historische Filmkritik: M – Eine Stadt sucht einen Mörder (1931) weiterlesen

  1. Film-Kurier Nr. 110, 12.05.1931, zit. n. filmportal.de []
  2. Vgl. Siegfried Kracauer, Von Caligari zu Hitler. Eine psychologische Geschichte des deutschen Films, Frankfurt a.M. 1984, S. 230. []

Historische Filmkritik: Die Drei von der Tankstelle (1930)

von David Hahne

Oskar Karlweis, Heinz Rühmann und Willy Fritsch (von links) als unzertrennliches Trio in „Die Drei von der Tankstelle“ (1930). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.
Oskar Karlweis, Heinz Rühmann und Willy Fritsch (von links) als unzertrennliches Trio in „Die Drei von der Tankstelle“ (1930). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist das Beste, was es gibt auf der Welt“ – Diese bekannte Liedzeile stammt aus dem Film „Die Drei von der Tankstelle“ (1930), wenngleich der Titel vor allem in der Version der Comedian Harmonists bis heute bekannt ist. Historische Filmkritik: Die Drei von der Tankstelle (1930) weiterlesen

Historische Filmkritik: Berlin – Die Sinfonie der Großstadt (1927)

von Claudia Severin

Im Jahr 1927 eroberte ein Film die deutschen Kinos, dessen Star keine Stummfilmdiva und kein expressionistisches Monster des noch jungen Horrorgenres1 war. Der Regisseur und Autor Walter Ruttmann machte die Großstadt Berlin zum Hauptdarsteller seines Filmes „Berlin – Die Sinfonie der Großstadt“. Darin dokumentierte er das alltägliche Leben in der Metropole im Verlauf eines Tages. Historische Filmkritik: Berlin – Die Sinfonie der Großstadt (1927) weiterlesen

  1. Wie z.B. „Nosferatu“ oder „Das Cabinet des Dr. Caligari“. []

Historische Filmkritik: Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926)

von Anna M. Schmidt

„Ich glaube mehr an Märchen als an Zeitungen!“,1 so Lotte Reiniger, die Erfinderin von „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, über den Wahrheitsgehalt von Märchenerzählungen. Für den ersten abendfüllenden deutschen Animationsfilm erweckte sie unzählige Scherenschnittfiguren zum Leben, die in einer phantasievollen Umgebung die Märchen aus Tausendundeiner Nacht aufleben lassen. Der Film, dessen Entstehung ganze drei Jahre in Anspruch nahm (1923-1926), besteht aus etwa 100.000 Einzelbildern, die in Handarbeit gefertigt und arrangiert wurden. Künstler, z.B. Paul Wegener und Walter Ruttmann, unterstützten Lotte Reiniger, die Regisseurin und damit Erfinderin des deutschen Silhouettenfilms, bei ihrer Produktion. Historische Filmkritik: Die Abenteuer des Prinzen Achmed (1926) weiterlesen

  1. Aus einem Interview mit Lotte Reiniger aus dem Jahre 1981, verfügbar auf der DVD „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“ (2008), hg. v. absolut MEDIEN. []

Historische Filmkritik: Geheimnisse einer Seele (1926)

von Martin van Breusegem

Standbild aus "Geheimnisse einer Seele"
Martin Fellman (Werner Krauß) wird in „Geheimnisse einer Seele“ (1926) von Albträumen heimgesucht. Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.

„Werner Krauß formt den leidenden Mann zu einer unvergesslichen Gestalt. Sein Gang, sein Blick, sein schreiender Mund, die mordverführten Fäuste, der Teufel in ihm.“1 Mit diesen wenigen, aber starken Worten beschrieb ein Filmkritiker am Tag nach der Kinopremiere die außergewöhnliche Performance des Hauptdarstellers von „Geheimnisse einer Seele“. Der Film erzählt die Geschichte von Martin Fellman (Werner Krauß), einem Chemiker, bei dem neurotische Symptome auftreten und der dank psychoanalytischer Methoden davon geheilt wird. Historische Filmkritik: Geheimnisse einer Seele (1926) weiterlesen

  1. Film-Kurier Nr. 72, 25.03.1926, zit. nach filmportal.de. []

Historische Filmkritik: Der letzte Mann (1924)

von Johannes Kohne

Der letzte Mann“ als soziale Studie: Handlung des Films

Der ehemalige Hotelportier (Emil Jannings) auf der Herrentoilette. Das Fenster über ihm versinnbildlicht den sozialen Abstieg zum „letzten Mann“ (1924) einmal mehr.  Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.
Der ehemalige Hotelportier (Emil Jannings) auf der Herrentoilette. Das Fenster über ihm versinnbildlicht den sozialen Abstieg zum „letzten Mann“ (1924) einmal mehr. Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.

In „Der letzte Mann“ erzählt der Regisseur Friedrich Wilhelm Murnau („Nosferatu“) die Geschichte eines Hotelportiers, der mit den Folgen des Alterns zu kämpfen hat und einen Wandel in seinem sozialem Ansehen durchlebt. Von seiner angesehenen Position wird er zu einer Stelle auf der Herrentoilette degradiert, um am Ende der Geschichte durch eine überraschende Wendung doch zum Millionär zu werden. Historische Filmkritik: Der letzte Mann (1924) weiterlesen

Historische Filmkritik: Die Hermannschlacht (1924)

von Daniel Dürringer

„Quintili Vare, legiones redde!“: Die Handlung des Films

Varus (de Stefano-Vitate) ahnt seinen Untergang voraus. Szene aus “Die Hermannschlacht”, entnommen aus der DVD-Edition des LWL-Medienzentrums für Westfalen.

Mit der sagenumwobenen Schlacht im Teutoburger Wald zwischen Germanen und Römern im Jahre 9 n. Chr. wählte Regisseur Dr. Leo König eine bekannte wie schwierige Vorlage für den 1924 entstandenen Film „Die Hermannschlacht – Ein Stummfilm in 5 Akten“. Denn einerseits sind bis heute nicht alle Details des Schlachthergangs bekannt, so etwa der tatsächliche Ort. Andererseits bieten die historisch belegbaren Ereignisse viel Raum für Interpretationen und die Aufladung mit überkommenen Klischees. Historische Filmkritik: Die Hermannschlacht (1924) weiterlesen

Historische Filmkritik: Die Nibelungen (1924)

von Benjamin Weiß

Standbild aus "Die Nibelungen".
Der Auslöser der Tragödie: Der Mord an Siegfried (Paul Richter) im ersten Teil von „Die Nibelungen“ (1924). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.

Deutsches Kulturgut?!: Die Handlung des Films

„Dem deutschen Volk zu Eigen“ – mit der Einblendung dieser Worte lässt Fritz Lang sein zweiteiliges und viereinhalbstündiges Filmepos „Die Nibelungen“ beginnen. Die Widmung macht deutlich, worum es dem wohl bekanntesten Regisseur der Weimarer Republik geht: Er will patriotisches Kulturgut schaffen und deutsche Literatur besingen. Deswegen auch gliedert sich sein Werk in Gesänge – und schlägt damit eine Brücke zum hochmittelalterlichen Nibelungenlied. Historische Filmkritik: Die Nibelungen (1924) weiterlesen

Historische Filmkritik: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922)

von Tobias Marggraf

Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens“ ist ein Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau und wurde 1922 in Deutschland uraufgeführt. Der Film gehört zu den ersten Horrorfilmen und orientiert sich frei an der Geschichte des Romans Dracula von Bram Stoker: Der junge Thomas Hutter (Gustav von Wangenheim) wird von seinem Chef, dem Häusermakler Knock (Alexander Granach), beauftragt ins Schloss von Graf Orlok (Max Schreck) zu reisen und ihm dort ein Anwesen gegenüber Hutters Wohnung in Wisborg anzubieten. Historische Filmkritik: Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens (1922) weiterlesen

Studentische/r Volontär/in gesucht

Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe. LWL-Flaggen zusammen mit der Westfalen-Flagge. Foto: LWL.
Für die Menschen. Für Westfalen-Lippe. LWL-Flaggen zusammen mit der Westfalen-Flagge. Foto: LWL.

Das LWL-Institut für westfälische Regionalgeschichte in Münster sucht zum 1. Juli 2015 eine/n studentische/n Volontär/in mit einem Stellenumfang von 11 Wochenstunden. Aufgaben sind u.a.  die Mitarbeit am Internet-Portal “Westfälische Geschichte” sowie die Betreuung der zugehörigen Mailingliste. Weitere Informationen finden Sie in der Ausschreibung. Bewerbungsschluss ist der 27. Mai 2015.

Historische Filmkritik: Das Cabinet des Dr. Caligari (1920)

von Niklas Demes

Dr. Caligari (Werner Krauß) in den typischen, expressionistischen Kulissen von „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.
Dr. Caligari (Werner Krauß) in den typischen, expressionistischen Kulissen von „Das Cabinet des Dr. Caligari“ (1920). Mit freundlicher Genehmigung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung, Wiesbaden.

Mit seinem expressionistischen und neuartigen Stil verzückte „Das Cabinet des Dr. Caligari“ Anfang der 1920er Jahre das Publikum der Kinos in In- und Ausland. So schrieb beispielsweise der Berliner Börsen-Kurier in einer kurzen Mitteilung:

„Die Decla Film Gesellschaft bittet uns, mitzuteilen, daß der expressionistische Film DAS CABINET DES DR. CALIGARI erneut im Marmorhaus läuft. Sie sei außerstande die vielen Anfragen nach Terminen und Theatern, in denen der Film vorgeführt wird, direkt zu beantworten.“1 Historische Filmkritik: Das Cabinet des Dr. Caligari (1920) weiterlesen

  1. Zit. n. Guntram Vogt, Die Stadt im Kino. Deutsche Spielfilme 1900-2000, Marburg 2001, S. 87. []

Blog zur Praxis- und Berufsorientierung für Historikerinnen und Historiker