Project
„Eine elektrische Banane, ein Mammut im Garten, ein singender Fliegenpilz und der Synthe-Säuser – oder aber Avantgarde, Kult und Underground sind Begriffe, die für das Gesamtkunstwerk AG Geige aus Karl-Marx-Stadt stehen. 1986 gegründet, wurde die Band schnell zum Geheimtipp in den einschlägigen Klubs der DDR und schaffte es bis zum abrupten Ende 1993, sich nicht vereinnahmen zu lassen. Musik mit elektronischen Elementen, dadaistische Texte, ein monotoner Sprechgesang, kryptische oder bewusst alberne Kostüme und Masken auf der Bühne sowie der Einsatz von Malerei und Film – Multimedia, bevor man den Begriff kannte – prägten den Stil der AG Geige. Die konsequente Verweigerung von Sinn und die Inthronisierung des Absurden waren nicht nur Ausdruck des Lebensgefühls einer Generation, sondern in einem Land, wo noch die banalste Lebensäußerung als politisches Bekenntnis verstanden wurde, eine subversive Strategie.
Der Chemnitzer Carsten Gebhardt setzt ihr ein Denkmal, indem er Bandmitglieder befragt und in Collagen aus Musik und Super-8-Filmen die spezifische AG-Geige-Ästhetik aufleben lässt. Szene-Größen wie Ronald Galenza, Christoph Tannert und Lutz Schramm beschreiben das Konzept eines nur vordergründigen „Dilettantismus“ hinter dem sich „Profitum und gelebte Schrägheit“ verbargen. Insofern ist Gebhardts Werk ein würdiger „Amateurfilm“.
Die subversive Saat ist übrigens aufgegangen: Die Söhne zweier Bandmitglieder gründeten Kraftklub, den Kult von heute. Denn auch die AG Geige wollte nicht nach Berlin.
Grit Lemke
Katalog des 56. Internationales Leipziger Festival für Dokumentar-
und Animationsfilm
http://www.aggeigefilm.de/
Nach seiner Premiere auf dem Int. Dokumentarfilmfestival in
Leipzig unternahm der Film eine sehr erfolgreiche Tour durch
ausgewählte Programmkinos.
Die DVD richtet sich in erster Linie an alle Interessenten und
Fans, die keine Möglichkeiten hatten, den Film auf einer der
Veranstaltungen zu sehen. Darüber hinaus beinhaltet sie ein Stück
Musik- und Zeitgeschichte der DDR und ermöglicht Einblicke in den
verblüffend freien künstlerischen Produktionsprozess.
Einmal independent – immer independent!
So unabhängig wie damals AG Geige agierte und kürzlich die
Produktion des Dokumentarfilms lief, genauso unabhängig soll jetzt
der Vertrieb der DVD stattfinden. Der Umweg über die von
BWL-Absolventen auf Effizienz getrimmten Ramschregale der
Medienmärkte ist nicht interessant.
Deshalb ist der Verkauf der DVD im Eigenvertrieb geplant, online
und über einschlägige Independent-Shops.
Das Geld wird für eine 1.000er DVD-Auflage inklusive aller
Kosten für
- Pressung
- Layout
- Druck (Plakat, DVD-Cover und Booklet mit Songtexten)
- und Gebühren (GEMA, Versand etc.) verwendet.
Jeder Euro, der über das Fundingziel von 3.000 Euro hinaus
erzielt wird, fließt in eine Erhöhung der Auflage.
Der Produzent Randy Fischer, der während seiner jahrelangen
Arbeit in der Chemnitzer Clubszene (Atomino u.a. zusammen mit
AG-Geige Frontmann Jan Kummer) immer wieder auf den Namen AG Geige
stiess, hat gemeinsam mit ein paar Freunden dieses Projekt vor
Jahren angeschoben.
Er hatte bis dahin noch nie an einem Film mitgearbeitet, geschweige
denn, einen selber produziert. Was er aber an schrägen Texten und
skurrilen Auftritten, an Storys von grenzenloser Irritation und
künstlerischer Freiheit zu sehen und zu hören bekommen hatte, das
ging mit seinen Bilder aus der DDR überhaupt nicht zusammen. Er
konnte gar nicht anders, als diesem Phänomen nachzugehen und
soviel wie möglich des noch vorhandenen Materials
festzuhalten.
Mit dem Filmemacher Carsten Gebhardt fand er einen Partner, der die
Gruppe damals selbst erlebt hatte und sich noch gut an den Moment
des erstmalige Einlegens der nur in Insider-Kreisen erhältlichen
AG Geige Kassette erinnern konnte - und auch an die Verstörung,
die Texte und Musik damals in ihm auslösten.
Wir haben dieses Projekt mit der Unterstützung der Mitglieder
von AG Geige und vieler Helfer über den Zeitraum mehrerer Jahre
verfolgt und schließlich 2012 den Film zur Aufführung
gebracht.
Gefördert wurde das Projekt von der Sächsische Landesanstalt für
privaten Rundfunk und neue Medien – SLM und der Stadt Chemnitz /
Kulturbüro.
Randy Fischer – www.atomino-club.de
Carsten Gebhardt – www.carstengebhardt.eu