Erfurt, 9. November 2014 Szenen der Demonstration von CDU, NPD, AfD, Neonazi-Gruppen und Bürgern
- Duration: 3:13
- Updated: 10 Nov 2014
9. November, Erfurt. Demonstration gegen ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis in Thüringen. Zum 76. Jahrestag versammeln sich CDU, NPD, AfD, Neonazi-Kameradschaften und Bürger gemeinsam auf dem Domplatz. Im Verlauf werden fremdenfeindliche Parolen und Neonazi-Slogans gerufen, einige Menschen werden auch attackiert.
Es ist der 76. Jahrestag der Reichspogromnacht und der 25. Jahrestag des Mauerfalls. Bis zu 4.000 Menschen versammeln sich in Erfurt. Viele wollen auf DDR-Unrecht wie Ausbürgerungen und Zensur aufmerksam machen. Doch am Ende schreien dutzende von ihnen Neonazi-Parolen und Hunderte skandierten "Bodo raus", womit der aus dem "Westen" stammende Bodo Ramelow (Die Linke) gemeint ist, welcher sich im "Osten" nun um das Amt des Ministerpräsidenten bewirbt. Auch nach 25 Jahren sind bei vielen Menschen hier die Mauern in den Köpfen nicht verschwunden und auf dem Platz ist eine teils aggressiv-fremdenfeindliche Grundstimmung wahrnehmbar. Mehrere rechte Gruppen aus Weimar, Kahla, Nordhausen, Greiz, Erfurt und anderen Städten sind angereist. Die größte Ansammlung mit bis zu 35 Personen zieht schnell auch das Interesse der Sicherheitskräfte auf sich. In der Folge geraten jedoch die verteilten kleineren Neonazi-Gruppen aus dem Fokus. Für die Mehrheit der Anwesenden werden diese gar nicht als Neonazis wahrgenommen, ohnehin ist das Motto eher "Jede stimme gegen Rot-Rot-Grün zählt". Auch die neugewählten Landtagsabgeordneten der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag entzünden brennende Fackeln, darunter Wiebke Muhsal und Corinna Herold. Immer wieder werden in der Menge Kritiker als vermeintliche "SPD-Verräter" denunziert, beschimpft oder rausgedrängt. Mehrfach kommt es zu Attacken durch Teilnehmer der "Lichtermeer"-Veranstaltung auf Gegendemonstranten. Einer Person wird unvermittelt ins Gesicht geschlagen, einem Anderen ein Transparent zerrissen. Ein älteres Ehepaar mit einem Schild "Demokratische Wahlen anerkennen" wird von "Lichtermeer"-Teilnehmern als "Kommunisten- und Sozialistenschweine" beschimpft, von einer Menge rabiat bedrängt, zum Verschwinden aufgefordert und umhergeschubst. Sie beteuern, keine Kommunisten zu sein, doch das hilft ihnen wenig. Als ein Lichtermeer-Teilnehmer versucht, ihr Plakat anzuzünden greift schließlich ein Polizist ein, das Ehepaar muss sich aus Sorge um die eigene körperliche Unversehrtheit zurückziehen. Währenddessen schallen an anderer Stelle "Deutschland den Deutschen"-Rufe und "Wir sind die Deutschen, was seit ihr". Die Neonazis bleiben bis zum Schluss in der Versammlung. Halbherzige Distanzierungen des Veranstalters (Stellvertretender Vorsitzender der Thüringer CDU-Mittelstandsvereinigung) erweisen sich als Lippenbekenntnisse. Am Ende der Redebeiträge wird durch einen Teil der "Lichtermeer"-Teilnehmer die Nationalhymne gesungen. Erfurt, 9. November 2014.
Kontakt: d.warnecke@dcemail.com
http://wn.com/Erfurt,_9._November_2014_Szenen_der_Demonstration_von_CDU,_NPD,_AfD,_Neonazi-Gruppen_und_Bürgern
9. November, Erfurt. Demonstration gegen ein rot-rot-grünes Regierungsbündnis in Thüringen. Zum 76. Jahrestag versammeln sich CDU, NPD, AfD, Neonazi-Kameradschaften und Bürger gemeinsam auf dem Domplatz. Im Verlauf werden fremdenfeindliche Parolen und Neonazi-Slogans gerufen, einige Menschen werden auch attackiert.
Es ist der 76. Jahrestag der Reichspogromnacht und der 25. Jahrestag des Mauerfalls. Bis zu 4.000 Menschen versammeln sich in Erfurt. Viele wollen auf DDR-Unrecht wie Ausbürgerungen und Zensur aufmerksam machen. Doch am Ende schreien dutzende von ihnen Neonazi-Parolen und Hunderte skandierten "Bodo raus", womit der aus dem "Westen" stammende Bodo Ramelow (Die Linke) gemeint ist, welcher sich im "Osten" nun um das Amt des Ministerpräsidenten bewirbt. Auch nach 25 Jahren sind bei vielen Menschen hier die Mauern in den Köpfen nicht verschwunden und auf dem Platz ist eine teils aggressiv-fremdenfeindliche Grundstimmung wahrnehmbar. Mehrere rechte Gruppen aus Weimar, Kahla, Nordhausen, Greiz, Erfurt und anderen Städten sind angereist. Die größte Ansammlung mit bis zu 35 Personen zieht schnell auch das Interesse der Sicherheitskräfte auf sich. In der Folge geraten jedoch die verteilten kleineren Neonazi-Gruppen aus dem Fokus. Für die Mehrheit der Anwesenden werden diese gar nicht als Neonazis wahrgenommen, ohnehin ist das Motto eher "Jede stimme gegen Rot-Rot-Grün zählt". Auch die neugewählten Landtagsabgeordneten der AfD-Fraktion im Thüringer Landtag entzünden brennende Fackeln, darunter Wiebke Muhsal und Corinna Herold. Immer wieder werden in der Menge Kritiker als vermeintliche "SPD-Verräter" denunziert, beschimpft oder rausgedrängt. Mehrfach kommt es zu Attacken durch Teilnehmer der "Lichtermeer"-Veranstaltung auf Gegendemonstranten. Einer Person wird unvermittelt ins Gesicht geschlagen, einem Anderen ein Transparent zerrissen. Ein älteres Ehepaar mit einem Schild "Demokratische Wahlen anerkennen" wird von "Lichtermeer"-Teilnehmern als "Kommunisten- und Sozialistenschweine" beschimpft, von einer Menge rabiat bedrängt, zum Verschwinden aufgefordert und umhergeschubst. Sie beteuern, keine Kommunisten zu sein, doch das hilft ihnen wenig. Als ein Lichtermeer-Teilnehmer versucht, ihr Plakat anzuzünden greift schließlich ein Polizist ein, das Ehepaar muss sich aus Sorge um die eigene körperliche Unversehrtheit zurückziehen. Währenddessen schallen an anderer Stelle "Deutschland den Deutschen"-Rufe und "Wir sind die Deutschen, was seit ihr". Die Neonazis bleiben bis zum Schluss in der Versammlung. Halbherzige Distanzierungen des Veranstalters (Stellvertretender Vorsitzender der Thüringer CDU-Mittelstandsvereinigung) erweisen sich als Lippenbekenntnisse. Am Ende der Redebeiträge wird durch einen Teil der "Lichtermeer"-Teilnehmer die Nationalhymne gesungen. Erfurt, 9. November 2014.
Kontakt: d.warnecke@dcemail.com
- published: 10 Nov 2014
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