Für eine wissenschaftliche Dokumentation erklang erstmals seit vielen Jahren wieder die berühmte Apostelglocke in Anklam. Wie zu sehen ist, wurde sie dabei von Hand geläutet. Die Apostelglocke ist ohne Zweifel eines der bedeutendsten mittelalterlichen Glockenkunstdenkmäler Norddeutschlands und darüber hinaus. Sie wurde im Jahre 1450 von der Monkehagen-Werkstatt geschaffen. Die Glocke mit den Durchmessern 1824/1820/ 1700 mm (dazu später mehr) besitzt den Nominalton h° +10. Ihr Gewicht liegt ca. bei 4500 kg. Die Apostelglocke erhält ihren Namen von den an der Schulter umlaufenden (unterhalb der Inschriftenzeile) Rundmedaillons, welche meisterhaft gezeichnete (geritzte) Brustbilder der Apostel zeigen. Eine Darstellung findet sich hier: http://www.evangelischer-kirchenbauverein.de/Anklam.htm Auf der Flanke finden sich weitere meisterhafte Ritzzeichnungen, eine Kreuzigungsgruppe sowie Bildnisse des Hl. Nikolaus, der Hl. Barbara und der Hl. Ursula. Die Ritzungen sind hier zu sehen: http://www.evangelischer-kirchenbauverein.de/Anklam.htm Insgesamt zeigt sich die Apostelglocke als ein künstlerisches Meisterwerk und Hauptwerk mittelalterlicher Glockenritzungen dessen kunsthistrorischer Wert nicht hoch genug angesetzt werden kann. GESCHICHTE DER APOSTELGLOCKE: Die Apostelglocke wurde ursprünglich für die benachbarte St. Nicolaikirche gegossen und war die größte Glocke des dortigen Geläutes. Am 29. April 1945 wurde die St. Nicolaikirche von zurückweichenden deutschen Truppen in Brand geschossen. Das bedeutende mittelalterliche Geläut der Kirche wurde bis auf die Apostelglocke vollständig zerstört. Die Apostelglocke stürzte beim Turmbrand aus ca. 50 m Höhe schwer beschädigt zu Boden. Die Glocke büßte beim Absturz ihre Krone ein und erlitt einen Materialausbruch in der Schärfe. Durch die enorme Hitzeeinwirkung schwitze die Glocke in Teilen der Innenseite Zinn aus. Durch die Erwärmung der Glocke und den Aufschlag auf den Boden erfolgte zudem eine leichte Verformung der Glocke (vgl. auch Durchmesserangaben). Das unkontrollierte Abkühlen der Glocke und die Zinnausschwitzungen haben dazu geführt, dass das originale Klangbild der Glocke zerstört wurde. Da die St. Nicolaikirche schwer beschädigt war und die benachbarte St. Marienkirche (ebenfalls mit schweren Kriegsschäden) bereits 1947 schon wieder benutzt werden konnte, erfolgte die Aufhängung der Apostelglocke in der St. Marienkirche zusammen mit zwei neugegossenen Glocken. Leider wurde der Glockenstuhl für eine solch große Glocke zu schwach gebaut und die Apostelglocke in ein stark verkröpftes Stahljoch gehängt. In der DDR Zeit wurde die Apostelglocke allerdings noch elektrisch geläutet. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde ein berechtigtes Läuteverbot für die Apostelglocke aufgrund der Glockenstuhlsituation, des verkröpften Stahljoches und den schweren Schädigungen der Glocke selbst ausgesprochen. Seitdem schweigt die Glocke und gibt nur noch ein bildhaftes Zeugnis von der meisterhaften Kunstfertigkeit ihres Gießers und Ritzmeisters ab. RESTAURIERUNGSPROJEKT "EINE STIMME FÜR ANKLAM" Die Evangelische Kirchengemeinde Anklam hat sich für die Sanierung der Glockenanlage entschieden. Damit einhergehend ist es nötig, den Glockenstuhl zu überarbeiten. Der Gemeinde wurde zudem der Neuguß von vier Glocken empfohlen, um dem Kirchbau ein angemessenes Geläut zu verschaffen. Die Kosten werden mit ca. 250.000 EUR veranschlagt. Aufgrund dieser enormen Summe ist die Gemeinde auf Spenden angewiesen. Bitte unterstützen Sie das Spendenprojekt unter: http://kirche-anklam.de/index.php/gemeinde/109-spendenprojekt-qstimme-fuer-anklamq

• published: 10 Sep 2011
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