January 2013

Der Sexismus der Sexismusdebatte

Beitrag zur aktuellen, in der breiten Öffentlichkeit, geführten Sexismusdebatte (gefunden auf dem Mädchenblog):

„Auch wir Männer sind von Sexismus betroffen!“
„Was darf MANN denn dann überhaupt noch? Ist flirten jetzt schon verboten?“
„Wie wäre es denn umgekehrt?“
„Meine Güte, wir haben doch echt andere Probleme, nämlich xyz“
„Alles künstlich dramatisiert, Hallo, wir haben doch eine Kanzlerin!“

Zum Kotzen? Zum Kotzen!

Nachzulesen auf Twitter, auf Facebook, auf all den Blogs, in denen derzeit diskutiert wird.
Und das ist auch schon das Kernproblem: Es wird diskutiert. Nirgends ist es für uns Betroffene möglich, uns einfach auszutauschen, gehört, ernst genommen zu werden, unsere Geschichten zu erzählen. Stattdessen gibt es Gegenwind. Gegenwind für etwas, was ein Fakt ist: Weit über 60.000 Tweets und die Erinnerung im Kopf und Herzen nahezu jeder Frau: Ja, genau so etwas ist mir auch schon passiert.

Es. ist. passiert.

Doch was müssen wir tun? Uns rechtfertigen, uns erklären. Was ist denn Sexismus nun genau, und wo sind die Grenzen, und ist es wirklich so schlimm, ist es vielleicht nicht sogar ganz natürlich?
Es wird relativiert, es wird ignoriert, es wird trivialisiert, es wird wegdiskutiert, es wird die Schuld bei Betroffenen gesucht. Gerechtfertigt wird dieses Verhalten mit dem Totschlagargument Nummer 1: Der -trommelwirbel- Meinungsfreiheit!

Was es wirklich ist? Ein Abwehrreflex. Der Beweis für die Existenz von Sexismus. Und vor allem: nicht angebracht. Die Erlebnisse, die Kränkungen, die Wut, die Hilflosigkeit, aber auch die Entschlossenheit und Stärke- das alles geht nicht weg, durch diesen Gegenwind. Keine von uns wird sagen: „Ach ja, du hast Recht, ich lösche sofort meinen Tweet, meine Erinnerung und das Problem.“ Es gibt hier nichts in Frage zu stellen.

Wir haben ein Problem mit Sexismus, das kann niemand weg reden. Es ist ein Fakt. Doch es beweist die existierende Dominanz von Männern, die viele so gern runterspielen würden. Im Grunde genommen ist es eine sich selbst erfüllende Prophezeiung: Frauen lehnen sich gegen die Macht von Männern (ob nun tatsächliche oder propagierte) auf und diese halten dagegen, in dem sie sich aufbauen und abwehren und rum tönen: „Uns geht es doch auch so“. Merkt ihr es? Ihr wollt etwas dominieren, ihr wollt etwas an euch reißen – und wieder landen wir in einem Machtspiel.

Also werden wir weitermachen müssen, weiter aufschreien, weiter schreiben, weiter reden, bis wir nicht mehr überhört werden können. Denn: ernst genommen werden wir zurzeit ausschließlich von uns selbst. Zu wünschen wäre, mann würde uns doch wenigstens diesen Schutzraum, den wir offensichtlich brauchen, gewähren. Einige tun das. Sie unterstützen schweigend, sie sorgen dafür, dass die Debatte verbreitet wird, die Stimmen gehört werden, ohne sich selbst vor sie zu stellen, sie retweeten, sie liken, sie beobachten. Aber sie lassen die reden, um die es geht. Das Internet ist kein Schutzraum, es sei denn es wird straff moderiert. Aber sollte das nötig sein? Ganz sicher nicht.

Die reden lassen, um die es geht, das sollten bitteschön auch Jauch, Will und Co. Die Männer, die in diese Sendungen eingeladen werden, werden deswegen eingeladen, weil sie? Ja, Männer sind! Ist das nicht Sexismus at its best? Brauchen wir etwa unbedingt diese Männer, damit sie die bestehenden Probleme „absegnen“? Brauchen wir sie um ernst genommen zu werden? Na, herzlichen Glückwunsch, genau das ist ja das Problem!
Jetzt könnte mensch entgegnen: Ja, aber sie auszuschließen wäre doch genauso sexistisch. Dabei geht es gar nicht ums Ausschließen. Es geht schlichtweg darum, ob in einer solchen Show Menschen sprechen, die auch etwas beizutragen haben, etwas voranbringen, oder nur zur Manifestation des Sexismus beitragen oder diesen verteidigen. Und es geht darum, Menschen zu helfen. Warum keine Menschen bei Jauch oder Will eingeladen werden, die beispielsweise bei Beratungsstellen arbeiten? Das würde ja bedeuten, dass das Problem ernst genommen wird.

Aber verdammt noch mal: Es geht hier um sexuelle Übergriffe an Frauen, um strukturelle Macht – endlich trauen sich Betroffene an die Öffentlichkeit zu gehen. Warum gibt es nicht eine reine Frauen-Runde in einer solchen Talkshow? Warum nicht zu diesem Zeitpunkt einen Schutzraum gewährleisten, wenn doch ersichtlich ist, dass von vielen Männern nur Angriffe zu erwarten sind? Wie sollen Frauen die Probleme benennen können, wenn sie die meiste Zeit damit beschäftigt sind, sich zu rechtfertigen?

Eine breite, allumfassende Sexismusdebatte, die alle Geschlechter umfasst, ist sicher mehr als notwendig, aber hier sollte es zunächst nur um den Schutz und Hilfe für Betroffene gehen.
Ich bin eine Betroffene, und nachdem ich mir diese Sendungen angesehen habe, hat sich an meiner Position nichts geändert, im Gegenteil, ich werde noch mehr in einen Raum gedrängt. Es fühlt sich nur eher an wie ein Panic Room und weniger wie ein Schutzraum, den ich freiwillig verlassen kann.

Auf dem Mädchenblog findet ihr noch weitere Beiträge zum Thema!!

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The Las Vegas IWW will be Holding its First Monthly Meeting Sat., Feb. 2nd

The Las Vegas Industrial Workers of the World will be holding our first official monthly meeting on Saturday, February 2nd at 4pm. We will be discussing and finalizing our official bylaws (view text file here), and will also be electing a treasurer, delegates, and other necessary positions for our branch to be certified as an official GMB. In addition, we will decide how often to formally meet, on what days, how long meeting should last and other related issues.
This meeting is an open meeting and can be attended by the general public. Prospective members and those wishing to find out more about the IWW are welcome to attend, but will not be able to participate directly in any decisions or votes that might take place.
What is the IWW?:
The IWW is a member-run union for all workers, a union dedicated to organizing on the job, in our industries and in our communities. IWW members are organizing to win better conditions today and build a world with economic democracy tomorrow. We want our workplaces run for the benefit of workers and communities rather than for a handful of bosses and executives.
We are the Industrial Workers of the World because we organize industrially.
This means we organize all workers producing the same goods or providing the same services into one union, rather than dividing workers by skill or trade, so we can pool our strength to win our demands together. Since the IWW was founded in 1905, we have made significant contributions to the labor struggles around the world and have a proud tradition of organizing across gender, ethnic and racial lines long before such organizing was popular.
For more info visit: IWW.org
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