Hamburg

Ich sehe was, was du nicht siehst (2017)

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• published: 13 Feb 2017
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Gerade geboren, haben die meisten Kinder in Deutschland erst einmal blaue Augen. Doch oft ist das noch nicht die endgültige Farbe. Die Melanozyten, die den Farbstoff für die Augen produzieren, beginnen meist erst verzögert mit ihrer Arbeit. Wenn sie loslegen, können aus blauen Babyaugen noch grüne oder braune werden. Melanin - der Farbstoff für alle Augenfarben "Die Melanozyten sind zwar bei Geburt bereits vorhanden, aber sie fangen mit der Pigmentbildung erst um den sechsten Lebensmonat an", erklärt Prof. Martin Spitzer, Direktor der Klinik für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Der Farbstoff heißt Melanin und ist braun. Nur ein bisschen davon färbt blaue Augen grün, ein bisschen mehr und die Augen werden braun. Allein die Konzentration des einen braunen Farbstoffs bestimmt also alle Augenfarben. Während der Pigmentbildung sieht die Augenfarbe der Kinder oft etwas undefiniert aus – schwankend zwischen blau, grün und grau. Daran können Eltern erkennen, dass bereits Melanin eingelagert wurde, der Prozess aber noch nicht abgeschlossen ist. Erst nach 12 bis 18 Monaten ist die endgültige Augenfarbe sichtbar – dann stellen die Zellen die Pigmentbildung wieder ein. Blaue Augen sind eigentlich farblos Blaue Augen sind eigentlich gar nicht blau, sie sehen nur so aus - wie der Himmel oder das Meer. Denn auch Luft und Wasser sind ja eigentlich nicht blau, sondern farblos. Dass sie blau erscheinen, ist reine Physik. Das Sonnenlicht, das ins Auge fällt, hat alle Farben des Regenbogens. Doch die einzelnen Farben haben unterschiedliche Eigenschaften. Das rote Licht ist langwellig, es fließt zwischen den Zellen im Auge hindurch und wird einfach absorbiert. Das blaue Licht hingegen ist kurzwellig, es stößt im Auge eher an Widerstände, wird gestreut und aus dem Auge zurückgeworfen. Deshalb leuchten eigentlich farblose Augen blau. Braune Augen am häufigsten Braune Augen kommen weltweit am häufigsten vor. Das liegt daran, dass die braune Farbe bei der Vererbung besonders durchsetzungsstark ist. Hat ein Elternteil braune, das andere blaue Augen, ist es eher wahrscheinlich, dass das Kind braune Augen bekommt. Haben beide Eltern blaue Augen, ist das beim Kind auch eher der Fall. "Aber die Vererbung ist nicht so einfach, wie man sie aus dem Biologie-Unterricht mit den mendelschen Regeln kennt. Sie ist zwar ähnlich, sodass man sagen kann: 'Braun ist häufig dominant, aber eben nicht immer dominant'", erklärt Prof. Martin Spitzer. Mindestens 16 Gene sind an der Ausbildung der Augenfarbe beteiligt, da kommt es immer wieder zu Überraschungen. Wenn Eltern mit dunklen Augen ein hartnäckig blauäugiges Kind bekommen, muss das also noch lange kein Kuckuckskind sein: "Es ist zwar eine Ausnahme, aber es kommt mit gewisser Regelmäßigkeit vor, weil die Vererbung der Augenfarbe eben nicht einen klassisch mendelschen Weg verfolgt, sondern durchaus auch Abweichungen zeigt", erklärt Spitzer. Ob die große Palette der Augenfarben beim Menschen Kunst der Natur ist oder ein Zweck dahintersteckt, ist nicht abschließend geklärt: "Blaue Augen kommen fast nur in Europa vor oder in Bevölkerungen mit Menschen europäischer Herkunft, wie zum Beispiel Nordamerika. Warum sie sich entwickelt haben, ist unklar," erklärt Prof. Spitzer, "bei der hellen Haut erklärt man es sich ja so, dass es ein Vorteil ist, für die Menschen in Gegenden mit wenig Sonnenlicht für die Vitamin-D-Produktion. Ob das für das Auge auch zutrifft, ist unklar." Autorin: Christine Seidemann (NDR)