Wo stünde
ICH in der Stunde der Bewährung?
Diese Frage stellt sich quasi zwangsläufig jedem Menschen, wenn er sich mit Geschichte beschäftigt. Geschichte, wie sie an unseren Schulen gelehrt wird, macht einen entscheidenden
Fehler bei der Vermittlung: Sie versäumt es, den Schülern klar zu machen, das Geschichte eben nicht endet. Sie geht immer weiter.
Jeder von uns ist ein Teil von ihr.
Der
Mensch ist ein
Egoist. Er bezieht alles auf sich.
Auch Geschichte. Vergangenheit ist für die meisten alles, was vor der eigenen Geburt stattfand. Die Gegenwart, die
Zeit, in der er selber lebt, und die Zukunft interessieren ihn nur in sofern, wenn er davon ausgehen muss, diese selber noch zu erleben. Alles, was nach seinem Tod stattfinden wird, interessiert die meisten von uns überhaupt nicht. „Nach mir die Sintflut", meint für die meisten meistens ebenso: „Vor mir die Sintflut". Sie könnten diese Sintflut also verhindern, doch dafür fehlt ihnen das entscheidende Motiv: Selbstlosigkeit. Verkraftbar ist die Sintflut nur deshalb, weil jeder, der sie billigend in Kauf nimmt, davon ausgeht, schon tot zu sein, wenn sie sich ereignet.
Viel Zeit muss nicht investieren, wer in der Geschichte nach Personen sucht, die bereit waren, der „nach mir die Sintflut"-Haltung zu trotzen, sprich, ihre persönliche Zukunft zu verkürzen, den eigenen Tod in Kauf zu nehmen, da sie in ihrer Gegenwart erkennen mussten, dass sie Teil einer Geschichte wurden, die im
Desaster für alle enden würde.
Mut ist sehr selten in der Geschichte. Selbstlosigkeit kommt kaum vor.
Menschen, die man im Anschluss entweder zu Verrätern oder
Helden hochstilisiert oder in den Staub tritt, zeigen in der Stunde der Bewährung vor allem
Courage. Sie wissen nicht, was auf sie zukommen wird, wenn sie in ihrem
System rebellieren, aber sie stellen sich ihrer
Angst und treten aus der Masse heraus, um den Massen zu helfen.
Das macht diese Menschen angreifbar, und meistens müssen diese Personen für ihr Tun mit ihrem
Leben bezahlen, denn die Massen sind in der
Regel unfähig, Solidarität und Gegenwart zu kombinieren. Massen zeigen Anerkennung meist posthum. Sprich für Menschen, die erst sterben mussten, um bei den Massen Anerkennung zu finden.
Wo stünde ICH in der Stunde der Bewährung?
Wäre ich beispielsweise zwischen 1933 und
1945 eher wie die
Geschwister Scholl gewesen?
http://de.wikipedia.org/wiki/Geschwister_Scholl
Oder aber Hitlers Sekretärin?
http://www.youtube.com/watch?v=rvYoFt1-_k0
Heute nennt man Menschen, die ein persönliches Risiko eingehen, um die Gesellschaft vor größerem Schaden zu bewahren, oft
Whistleblower.
http://de.wikipedia.org/wiki/Whistleblower
Whistleblower sind Menschen, die Staatsgeheimnisse verraten, wenn sie nicht nur glauben, erkannt zu haben, sondern wissen, dass der Staat seine Bürger massiv belügt und die Grundrechte des Staates selber mit Füßen tritt.
Vor der Erfindung des Internets war ein Whistleblower auf ein großes Medienhaus angewiesen.
Eine Zeitung, eine TV- oder
Radiostation, einen Verlag, um die Geheimnisse zu veröffentlichen.
Daniel Ellsberg wäre in den 60ern ohne die
Washington Post oder die
New York Times für immer im Gefängnis verschwunden.
http://www.youtube.com/watch?v=eEKGZk3OjHM
Heute ist das anders. Menschen wie
Julian Assange,
Bradley Chelsea Manning oder ganz aktuell
Edward Snowden, haben erst durch die Digitalisierung der Medien ihre Durchschlagskraft erhalten. Sie können auch aus der völligen Deckung heraus weiter publizieren und die Menschen aufklären.
Dennoch bezahlen Whistleblower für ihr Tun einen extrem hohen, persönlichen Preis. Alles was
WIR, die Gesellschaft, ihnen zurückgeben können, ist unsere Solidarität. Unsere Unterstützung. In der Gegenwart.
Am 30.
August 2013 verlieh die
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler, gegründet
1959 u.a. durch
Carl Friedrich von Weizsäcker, in
Berlin an Edward Snowden den Whistleblower-Preis
2013. Natürlich ohne, dass
Snowden persönlich erscheinen konnte. Er ist der aktuelle
Staatsfeind Nr.1 der
USA. Diese Preisverleihung muss für die USA mehr als ein Schlag ins Gesicht sein. Der
VDW hat mit diesem Preis die Vereinigten Staaten provoziert.
http://www.vdw-ev.de/index
.php/de-DE/
KenFM sprach mit Reiner
Braun, Geschäftsführer beim VDW, über das Motiv, den Preis an Snowden zu verleihen, den Amerikaner mit jetzt russischem
Pass.
Ein Gespräch, das aufrütteln muss, da es jeden von uns mit der Frage konfrontiert, wohin diese Gesellschaft eigentlich driftet, und ob wir es uns als
Gemeinschaft eigentlich leisten können, den herrschenden Imperialismus weiter werkeln zu lassen, immer in der
Hoffnung, ab
Punkt X würden die Verantwortlichen schon selber einlenken.
Die Verantwortlichen sind WIR.
http://www.vdw-ev.de
http://www.kenfm.de
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- published: 12 Sep 2013
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