Prägende Designer: Roberto Cavalli
Für seine Animal-Prints ist Roberto Cavalli genauso bekannt, wie für sein bis zum Bauchnabel aufgeknöpftes Hemd. In den 1970er Jahren feierte er wild in Saint Tropez und seinen mittlerweile erwachsenen Kindern lehrte er: „Arbeiten, Geld verdienen und wieder ausgeben.“ Ein Credo, nach dem Cavalli heute wie damals lebt.
Mitte der 1970er sorgte Roberto Cavalli für Glamour in der Modewelt: Er schlitze die Kleider an den Seiten auf, ließ die Frauen rückenfrei tragen und sorgte mit Zebra- und Tigerprints, Pelz, Pailetten und behandeltem Leder für einen sexy Damen-Look mit einem Hang zum Freizügigen, aber nie zum Vulgären – obwohl Kritiker seiner Mode von Anfang an etwas anderes behaupteten. Cavalli sagt von sich selbst, dass er die Frauen verehre, sie liebe, und dies in seiner Mode ausdrücken wolle. Mode für Männer finde er hingegen langweilig. Nach der Gründung seines Modelabes 1970 stieg Cavalli schnell zu einem der innovativsten Designer auf. Die künstlerische Ader wurde ihm in die Wiege gelegt.
Die Siebziger in Saint Tropez
Geboren wurde Roberto Cavalli in Castelnuovo del Sabbioni in der Toskana. Sein Großvater war der bekannte Maler Gisueppe Rossi, dessen Werke heute in den Uffizien hängen. Im Alter von 17 Jahren schrieb Cavalli sich in Florenz an der Akademie der Schönen Künste ein und begann bereits während des Studiums in seiner eigenen kleinen Druckerei zu experimentieren. Auf einer Tischtennisplatte entwickelte er ein Verfahren, Leder auf besondere Weise zu bedrucken, das er später patentieren ließ. Durch seine ersten Erfolge eröffnete er eine kleine Boutique in Saint Tropez, die unter anderem berühmte Kundinnen wie Brigitte Bardot anzog. Heut spricht der Modedesigner von dieser Zeit in Saint Tropez nahezu nostalgisch. „So schön wie in den Siebzigern war es nie wieder“, erzählte er in einem Interview der Süddeutschen Zeitung. Er war laut Eigenaussage ein klassischer italienischer Playboy. Er trug die Haare lang, das Hemd aufgeknöpft, arbeitete am Tag in seiner Boutique „Limbo“, schlief auf seinem kleinen Motorboot und war abends auf der Piste im berühmten „Papagallo“. „Warst du drin, warst du dabei“, so Cavalli zur Süddeutschen Zeitung.
Cavalli als Lebensstil
Doch Saint Tropez hat sich für den Designer verändert. Der Genuss des süßen Lebens sei einer Inszenierung gewichen. Das kleine Motorboot von Roberto Cavalli wurde gegen eine 41-Meter-Yacht für 150 Millionen Euro ausgetauscht. Und der Italiener macht kein Geheimnis daraus, dass ein großer Teil seines öffentlichen Auftretens ebenfalls inszeniert ist, um die Marke zu repräsentieren. „Cavalli steht für einen bestimmten Lebensstil“, sagte er im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Er meint damit wohl für Luxus, Glamour und einen Hauch von Protz.
Heute ist seine Marke ein Imperium. Eine Kinderlinie, die berühmten Cavalli-Jeans, Parfüm, Unterwäsche, Sonnenbrillen, Schuhe, Bettwäsche und sogar Wodka. Insgesamt arbeiten rund 800 Leute für ihn, für die Kaufhauskette H&M entwarf er eine überaus erfolgreiche Modelinie, die binnen weniger Stunden ausverkauft war. Prominente Damen tragen seine Kleider bevorzugt, „weil sie sich darin sexy fühlen“. Seinen Stil hat er beibehalten, sowohl seinen eigenen, als auch den seiner kreativen Handschrift. Das Hemd trägt er immer noch offen, mimt den italienischen Macho, obwohl er seit über 25 Jahren mit seiner zweiten Ehefrau, der Österreicherin Eva, verheiratet ist. Denn ein Macho zu sein ist laut Roberto Cavalli keine Frage des Alters, ein Macho ist eine Frage der Einstellung – und dazu, eine sehr italienische.