Vor hundert Jahren füllten Juleps ganze seiten in amerikanischen Cocktail-Menues. Der berühmteste ist wohl der Mint Julep aus Bourbon Whiskey, Zuckersyrup, Crashed Eis und Minzblättern.
Aus dem Arabischen stammt das Wort “Gulap”, das ein Getränk aus Rosenwasser bezeichnet. Im 15. Jahrhundert tauchen in Europa erste Erwähnungen eines “Julepe” oder “Julep” auf. Man versetzte bittere Medizin mit Zucker und Minze um sie besser trinkbar zu machen.
Aussiedler brachten den Drink in die Neue Welt und auf einer Plantage im konföderierten Süden der USA stelle man sich die dekadente Situation vor, dass sich morgens um Elf Uhr zwei benachbarte Plantagenbesitze auf der Verander einer herschaftlichen Villa treffen. Mit Blick über reiche Baumwollfelder liessen sich die Herren einen eiskalten Cocktail aus Cognac im Silberbecher reichen. Es gab noch keine Eismaschinen und das Eis wurde in großen Blocks in unterirdischen Höhlen seit dem letzten Winter aufbewahrt. Nachdem die Reblaus in Europa sämtliche Rebstöcke zerstört hatte, greift man auf hiesigen Whiskey zurück. Grundsätzlich können in einem Julep aber auch Scotch, Rye, Rum, Gin oder Champagner kombiniert werden
Klassischer Mint Julep im Edelstahl oder Silberbecher
Nach den Worten von Colonel Joe Nickell, kann ein echter Mint Julep nur durch die sorgfältigen Hände eines Gentleman aus den Südstaaten der USA geschaffen werden. Er zählt in seinem Buch “The Kentucky Mint Julep” eine Vielzahl an Variationen auf. Besonderes Augenmerk wird immer auf die langsame Zubereitung gelegt und ich kenne einige Bars, in denen ich Mint Julep nur in Verbindung mit einer Flasche Bier bestelle; das Bier habe ich bereits ausgetrunken, bis der Barkeeper mit der Herstellung eines einzelnen Juleps fertig ist.
Silberbecher im Froster vorkühlen, zur Not tut’s auch ein Longdrink-Glas. 3 – 4 frische Minzzweige vom Stiel entfernen und die Blätter im Becher leicht andrücken damit ätherische Öle austreten. 1 – 2 Barlöffel Zuckersirup hinzugeben und mit Crushed Ice zur Hälfte auffüllen. Dann 3 – 4 cl Whiskey übergiessen und rühren. Weiter rühren. Noch mal 3 – 4 cl Whiskey dazugeben. Rühren. Crushed Ice dazugeben und weiter rühren. Mit Eis auffüllen, ein Minzzweig zwischen den Handflächen anklatschen und als Dekoration oben ins Eis stecken, gerne mit einer Prise Puderzucker bestreuen, ein kurzer Trinkhalm sollte etwas über dem Minzzweig enden und die Nase direkt in der Minzwolke platzieren. Durch das ständige Umrühren ist der Drink extrem kalt, an der Außenwand des Bechers bilden sich Eiskristalle und für das Tauwasser benötigt man eine dicke Serviette als Untersetzer. Jetzt hat man – auch bei hochsommerlichen Temperaturen – sehr lange was von seinem Drink.
Ich halte es für eine Unsitte, den Julep noch mit Soda zu verwässern. Allerdings bin ich auch über jedes Prozent Alkohol dankbar, das der Whiskey weniger hat, schließlich trinkt man reinen Whiskey mit etwas Schmelzwasser. Je mehr Zeit man sich also auf seiner Hollywood-Schaukel bei Trinken lässt, um so angenehmer.
Vor Jahren habe ich einen Mint Julep Wettbewerb ausgerufen und in der folge duzende von Interpretationen probiert. Zur gleichen Zeit habe ich praktisch meinen Geruchs- und Geschmackssinn verloren, was in meinem Job einer berufsunfähigkeit gleich kommt. Es hat etwas gedauert, bis ich den Zusammenhang mit der Minze gefunden habe. Die ätherischen Öle in der Minze betäuben die Zunge und die Riechfähigkeit.