Amoklauf
Täter in Dossenheim war ein Sportschütze
Im nordbadischen Dossenheim schießt ein Mann um sich. Zwei Teilnehmer einer Versammlung von Wohnungseigentümern sterben noch am Tatort. Dann richtet sich der Täter selbst. Das Motiv ist völlig unklar. Von Christian Jung
In Dossenheim nahe Heidelberg (Baden-Württemberg) ist ein 70 Jahre alter Mann Amok gelaufen und hat mehrere Menschen getötet und verletzt.
Der Mann sei in der Gaststätte des Vereins TSG Germania Dossenheim, wo das Treffen stattfand, des Raumes verwiesen worden, teilte die Polizei mit.
Die Verletzten wurden in umliegende Krankenhäuser gebracht. Einige von ihnen schwebten in Lebensgefahr.
Um 18.51 Uhr geht die Horrornachricht bei der Polizei ein. Mehrere Anrufer melden, dass es in Dossenheim bei Heidelberg in der Vereinsgaststätte der TSG Germania 1899 eine Schießerei gegeben habe. Wenige Minuten später beginnt ein Großeinsatz von Polizei und Rettungskräften, den die kleine Gemeinde noch nicht erlebt hat.
"Überall war Polizei, Scharfschützen lagen auf Hallendächern und ein Hubschrauber kreiste über dem Sportgelände", berichtet der 24-jährige Auszubildende Björn Merkle, der wenige Meter vom Tatort entfernt wohnt und das Geschehen mit seinem Handy dokumentierte. Der Einheimische chattete gerade mit Freunden, als er auf der Straße panisch schreiende Menschen sah.
Offenbar ist zu diesem Zeitpunkt völlig unklar, ob der Täter noch lebt und mit seiner Waffe frei umherläuft. Auch deshalb sperrt die Polizei das Gelände weiträumig ab. Schaulustige werden auf Abstand gehalten.
Täter sollte nicht mehr an Treffen teilnehmen
Schon kurz nach der Schießerei ist TSG-Vereinspräsident Willi Ortlipp am Tatort. "Bei einer Versammlung einer Hausverwaltungsgesellschaft hat ein etwa 70-jähriger Mann um sich geschossen", sagt Ortlipp, der vom Wirt der Gaststätte über das Geschehen informiert wurde. Offenbar sei der Mann bei dem Treffen von acht bis zehn Wohnungseigentümern in einem Nebenzimmer im Obergeschoss des Raumes verwiesen worden. Wenige Minuten später sei er mit einer Waffe zurückgekommen und habe geschossen, sagt Ortlipp.
"Der Täter stürmte nach den Schüssen aus dem Nebenzimmer die Treppe herunter. Dort begegnete er einem Kellner, dem er sagte: 'Dir mache ich nichts.' Im Foyer richtete er sich selbst", schildert Ortlipp das weitere Geschehen. Wenige Minuten später ist klar: In der Gaststätte liegen drei Tote.
Außerdem gibt es fünf Verletzte, eine schwer verletzte Person muss wenig später in ein Spezialkrankenhaus geflogen werden. Von den Schüssen aufgeschreckte Vereinsmitglieder leisten sofort Erste Hilfe und eilen mit Handtüchern herbei. "In den Armen einer Frau ist eines der Opfer verstorben", sagt Ortlipp.
Besonders schlimm ist für ihn, dass durch einen Querschläger eine unbeteiligte Frau einen Streifschuss am Kopf abbekam. "Sie saß mit ihrem Mann und zwei Kindern auf der Clubhaus-Terrasse beim Essen", berichtet der 62-Jährige. "Ich fühle mich ganz mies und schlecht", fügt Ortlipp hinzu. Insgesamt seien etwa 50 Menschen zum Tatzeitpunkt auf dem Vereinsgelände gewesen, unter ihnen etwa zehn Kinder. Sie sollen aber nach Polizeiinformationen außer Lebensgefahr sein.
Bestürzt ist auch ein Immobilienmakler, der noch bei einsetzender Dunkelheit an einer Polizeiabsperrung steht. "Meine Schwiegermutter ist regelmäßig in der Gaststätte. Ich habe sie gleich angerufen. Zum Glück war sie zu Hause. Das ist alles sehr schockierend", sagt der Mann. Eine Bürokauffrau ist ebenfalls betroffen. "In der Gaststätte bin ich öfters. Ich hoffe, dass niemand dabei ist, den ich kenne."
Amokläufer war ein Sportschütze
Weniger auskunftsfreudig ist dagegen die Polizei. Ihr Sprecher Dieter Klumpp bestätigt nur, dass es sich bei den Toten um drei Männer handle. Darunter sei auch der mutmaßliche Täter. Bestätigt wird lediglich, dass bei einem Streit einer Eigentümerversammlung der spätere Täter des Raumes verwiesen wurde, mit einer Pistole zurückkam und das Feuer eröffnete.
Inzwischen ist klar, dass der Amokläufer mehrere Waffen besaß - und zwar legal. Baden-Württembergs Innenminister Reinhold Gall (SPD) sagte in Sindelfingen: "Es war wieder ein schrecklicher Vorfall, bei dem ein Sportschütze beteiligt war." Der Mann benutzte bei der Tat eine großkalibrige Waffe, erklärte das Innenministerium. Insgesamt besaß er legal sieben Waffen.
Gall forderte erneut das Verbot großkalibriger Waffen. Diese benötigten Sportschützen nicht, sagte der Minister. Menschen, die Schießsport betrieben, müssten "intensiv kontrolliert" werden. Er könne nicht glauben, dass so ein Mann nicht vorher schon einmal aufgefallen ist.
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