22.08.13

EU-Überweisungen

Ab Januar droht Chaos beim Lastschrift-Verfahren

In wenigen Monaten werden bargeldlose Zahlverfahren durch europäische Varianten ersetzt. Doch es gibt riesige Probleme – denn deutsche Unternehmen und Banken sind offenbar mangelhaft vorbereitet.


Bei der Sepa-Umstellung könnte es zu Problemen kommen. Denn viele Unternehmen und Institutionen haben sie einfach nicht auf dem Schirm
Foto: dpa Bei der Sepa-Umstellung könnte es zu Problemen kommen. Denn viele Unternehmen und Institutionen haben sie einfach nicht auf dem Schirm

Ein Großteil der deutschen Unternehmen ist nach Angaben der Finanzaufsicht nicht oder nicht ausreichen auf den neuen europäischen Zahlungsverkehr und das neue europäische Lastschriftverfahren ab kommendem Jahr vorbereitet.

Eine Umfrage unter Banken und Sparkassen habe ergeben, dass nach deren Einschätzung bislang "lediglich ein Drittel der Firmenkunden vollständig" für den einheitlichen Euro-Zahlungsverkehr gewappnet sei, teilte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) mit.

Den "größten Informationsbedarf" sähen die Banken bei kleinen und mittleren Unternehmen sowie Vereinen.

Ab Februar wird es ernst

"Besonders schleppend" verlaufe die Umstellung bei Unternehmen und anderen Kunden, die Lastschriften bei Banken und Sparkassen einreichten, teilte die BaFin mit. Erst ein Prozent der Lastschriften werde nach den neuen europäischen Standard ausgefertigt, der ab Februar kommenden Jahres gilt.

Die BaFin kritisierte, dass viele Banken und Sparkassen nichts über den Stand der Vorbereitungen ihrer Firmenkunden und bei Vereinen im Zusammenhang mit dem Einheitlichen Euro-Zahlungsverkehrsraum (SEPA) wüssten.

Mehr als die Hälfte der Banken und anderer Zahlungsdienstleiter könne "keine Aussage" dazu treffen, wie fit ihre Kunden für die SEPA-Umstellung seien.

Zu wenig Personal bei den Banken

Die Bankengewerkschaft DBV warnt vor Problemen bei Überweisungen durch Personalengpässe bei den Banken. "Ohne zusätzliches Personal droht das Chaos", sagte DBV-Vorstand Stephan Szukalski der "Süddeutschen Zeitung".

Die Finanzinstitute seien auf die Umstellung auf die neuen europäischen Kontonummern (IBAN) nicht ausreichend vorbereitet.

Viele der neuen Belege müssten manuell nachbearbeitet werden, doch schon jetzt seien die entsprechenden Abteilungen in den Banken überlastet. Sollten die Angestellten den zusätzlichen Aufwand nicht abarbeiten können, drohten Verzögerungen bei der Abwicklung von Überweisungen, warnt die Gewerkschaft.

Banken sollen Kunden gezielt ansprechen

Banken müssten einzelne Kunden und Kundengruppen, die mit Lastschriften arbeiteten, "gezielt ansprechen und entsprechend unterstützen", forderte die BaFin. Hier gebe es zwar bereits seit über einem Jahr Bemühungen. Diese hätten bislang jedoch nicht ausgereicht. Die BaFin befragte für die Untersuchung 1783 Zahlungsdienstleister, darunter vor allem Banken und Sparkassen.

Für Lastschriften und Überweisungen gelten im Zusammenhang mit der SEPA-Umstellung ab Februar 2014 neue Regeln. Für Unternehmen und Vereine ist dies mit gewissen Herausforderungen verbunden. Sie müssen etwa ihre Buchungssoftware für SEPA umstellen und neue Bankverbindungsdaten ihrer Kunden für Lastschriften erfassen oder alten Daten umrechnen

Die bisherigen Kontonummern und Bankleitzahlen werden ab Februar abgeschafft und durch neue internationale Kontonummern ersetzt, die sogenannten IBAN (englisch: International Bank Account Numbers). Diese bestehen aus 22 Stellen. Daneben benötigen die Unternehmen bis 2016 noch zusätzlich die internationale "Bankleitzahl" BIC.

SEPA-Standard ist verpflichtend

Zudem müssen sich Lastschriften-Einreicher – wie Unternehmen und Vereine – bei der Bundesbank eine sogenannte Gläubiger-ID besorgen, eine Nummer, mit der sie als Gläubiger im Zahlungsverkehr eindeutig identifiziert werden können.

Für neue Einzugsermächtigungen müssen sich Unternehmen und Vereine dann auch entsprechende neue SEPA-Mandate ausstellen lassen.

Der SEPA-Standard ist ab Februar für Unternehmen und Vereine verpflichtend. Verbraucher können in einer Übergangszeit bis Februar 2016 für inländische Überweisungen auch noch die bisherigen Verbindungsdaten nutzen, sofern ihre Bank das zulässt.

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