Syrien
Der Westen darf Assads Massenmord nicht zulassen
Hat Damaskus tatsächlich Gas gegen die eigene Bevölkerung eingesetzt? EU und USA verwenden nun starke Worte gegen das Regime. Ob sie ihren Worten Taten folgen lassen, bleibt leider offen. Leider. Von Richard Herzinger
Noch lässt sich der massive Einsatz von Chemiewaffen durch das syrische Regime nicht eindeutig belegen. Verweigert Damaskus doch den UN-Inspektoren, die vor Ort den früheren Gebrauch von Giftgas gegen die Zivilbevölkerung untersuchen sollen, den Zugang zu dem Schauplatz dieses mutmaßlichen horrenden Verbrechens gegen die Menschlichkeit.
Doch die Indizien sind erdrückend. Dass es sich bei der Behauptung, syrische Truppen hätten bis zu 1300 Menschen mit Nervengas umgebracht, um eine bloße Propagandalüge der Opposition handeln könnte, ist unwahrscheinlich. Die Bilder so vieler Opfer mit einschlägigen Symptomen zu fälschen, wäre extrem schwierig. Hat es sich aber tatsächlich um einen Angriff mit chemischen Kampfstoffen gehandelt – wer außer dem Assad-Regime hätte ihn in diesem Ausmaß ausführen können?
In jedem Fall ist die Weltöffentlichkeit, die sich an den Bürgerkrieg in Syrien zu gewöhnen begonnen hat, durch die jüngste Eskalation der Gewalt wieder an dessen entsetzliche Realität erinnert worden. Rücksichtslos bombardiert und beschießt Assads Armee die Zivilbevölkerung – selbst ohne Giftgas ein dauerndes, grausames Massaker, das die zivilisierte Menschheit nicht dulden darf.
Der Westen und die Gewaltexzesse
Doch das syrische Regime fühlt sich unangreifbarer denn je, weil militärisch in der Oberhand und von Russland und China vor Behelligungen durch einen unentschlossen lavierenden Westen geschützt. Auf Washingtons wachsweiche, widersprüchliche Anmahnung einer "roten Linie" gibt Assad keinen Pfifferling. Bewahrheitet sich, dass er Giftgas einsetzen ließ, wäre dies auch als zynische Demonstration zu werten: Seht her, wir machen mit unseren Opfern, was wir wollen!
Die westliche Furcht, durch Bewaffnung der Rebellen Dschihadisten zu fördern, treibt indes verzweifelte Regimegegner erst recht in deren Arme. Zeigt der Westen nicht endlich Stärke, die auch eine glaubhafte Androhung militärischer Reaktionen beinhalten muss, nimmt er immer weitere Steigerungen der Gewaltexzesse in Kauf.
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