Mallorca und die Folgen: Aogo gesperrt

20. August 2013

Am Ende des Berichts ist noch eine Ergänzung zum Fall Aogo zu lesen, die ich um 23.58 Uhr eingefügt habe.

„Gucci hier, Gucci da – und Mallorcaaaa, und Mallorcaaaa, und Mallorcaaaa . . .“ Das wäre doch ein Super-Titel für den Rest-Sommer-Hit. Irgendwie summe ich mir dieses Ding schon den ganzen Tag vor – und je länger ich das mache, umso besser gefällt mir das. Die erste Strophe könnte wie folgt lauten:

Ohne Training sind die Tage,
super-schön, gar keine Frage,
das 1:5 ist abgehakt,
ein Fan ist der, der nicht mehr fragt,
weshalb, warum und auch wieso?
Das ist vorbei – wir sind ganz froh,
am Samstag geht es nach Berlin,
dort heißt es abends weiterzieh’n:
Gucci hier, Gucci da – und Mallorcaaaa, und Mallorcaaaa, und Mallorcaaaa . . .“

Nun gut, es wäre toll, wenn „Lotto“ daraus etwas machen könnte. Wird bestimmt ein Hit. Rest-Sommer-Hit eben. Wenn der HSV schon nicht fußballerisch glänzen kann, dann vielleicht in der Hitparade. Und was Dante vom FC Bayern kann, das kann der HSV, der Dino der Liga, doch schon lange. Oder?

Heute war ja wieder Training. Und die knallharte Analyse des 1:5-Debakels gegen Hoffenheim. Obwohl mir dieser Untergang schon fast zur Nebensache zu verkommen scheint, denn im Moment sthet ja ein Name im Blickpunkt: Aogo. Dennis Aogo. Der flog doch tatsächlich nach Mallorca. An seinem freien Tag. Darüber regt sich nun ganz Hamburg auf. Und der gesamte HSV. Aber über die katastrophale Leistung beim 1:5 gegen Hoffenheim? Das verkümmert zum Randthema. Viel wichtiger ist ja Aogo. Darf der das? Ich habe beste Freunde, und die haben eine Wohnung auf Mallorca. Und wenn die montags auf die Insel geflogen sind, dann saß mitunter auch ein HSV-Profi an Bord. Morgens hin, abends zurück. Und niemand hat sich darüber aufgeregt. Andere Hamburger fahren mit der U-Bahn nach Volksdorf, um in die dortige Badeanstalt zu gehen, HSV-Profis setzen sich an ihrem freien Tag in den Last-minute-Flieger nach Mallorca. Sechs Stunden Strand und Sonne genießen, dann wieder zurück – tut der Seele und den müden Beinen super-gut. Und am Dienstag ist dann Training. Wie das geht? Könnten Interessierte ja mal bei – zum Beispiel – Paolo Guerrero erfragen. Obwohl ich nicht weiß, ob der jemals nach einem 1:5 und an einem (!) freien Tag nach Mallorca geflogen ist. Dass er geflogen ist, das ist Tatsache. Für ein paar Stunden der spanischen Sonne entgegen. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Thorsten Fink hat sich über den Aogo-Flug geärgert, daraus macht er keinen Hehl. Er sagt: „Ich gebe der Mannschaft doch keine zwei Tage frei, damit einer nach Mallorca fliegt. Er sollte in sich gehen, er sollte sich fragen, was er tun kann, damit es besser wird. Natürlich sollte er Abstand bekommen, aber Abstand heißt nicht, nach Mallorca fliegen. Auch wenn er sich dort mit seinem Berater getroffen hat. Das ist natürlich nicht okay, aber an seinem freien Tag kann er das machen – wir können ihm das auch nicht verbieten. Aber letztlich schadet er sich selbst dadurch. Ist doch klar, dass er dadurch auch Kredit bei der Mannschaft verliert. Darüber muss er sich Gedanken machen, Und schauen, ob er am Wochenende dabei ist.“

Grundsätzlich sagte Thorsten Fink zur „Akte“ Aogo: „Er ist Nationalspieler, aber im Moment muss einfach auch mehr kommen von ihm, auch mit dem Drumherum, nicht nur mit dem, was im Training angeboten wird. Er ist im Moment nicht gesetzt, er muss kämpfen, wie alle anderen Spieler auch, um wieder rein zu kommen, trotz allem sind wir ein Team, und er kann auch kämpfen, um wieder rein zu kommen. Am Wochenende wird es aber natürlich nach dieser Aktion schwer für ihn.“

An diesem Dienstag sprach auch Sportchef Oliver Kreuzer schon mit Aogo und sagte später: “eine solche Aktion geht gar nicht, das hat Dennis eingesehen. Klar ist auch, dass so etwas nicht unsanktioniert bleibt, gegen Hertha am Sonnabend wird Dennis Aogo nicht im Kader sein.”

Schade. Ich finde ja, dass der Aufstand, der jetzt um den Flug von Dennis Aogo gemacht wird, zu groß ist. Aber als Ablenkungsmanöver natürlich ideal geeignet. Mir wäre aber wichtiger, dass darüber gesprochen wird, warum der HSV denn so katastrophal schlecht gegen Hoffenheim gespielt hat? Warum die Defensive so große Lücken aufwies, warum kein Aufbauspiel stattfand, warum die Laufarbeit nur Kreisliga-Niveau hatte, warum es nicht eine Torchance in 90 Minuten gegeben hat, warum der HSV noch immer nicht gelernt hat, blitzschnell von Angriff auf Abwehr umzuschalten, und, und, und. Natürlich hätte Aogo Fingerspitzengefühl an den tag legen können, wenn er tatsächlich mit der U-Bahn nach Volksdorf gefahren wäre – aber niemand hätte dann gewusst, ob er dort auch tatsächlich an die 1:5-Klatsche gedacht hätte. Und daran, was er hätte besser machen können. Er ist doch auch erst in der 76. Minute für den verletzten Marcell Jansen ins Team gekommen. Da stand es bereits 1:4 . . .

„Wir haben gegen Hoffenheim viele Fehler gemacht, davor, beim 3:3 auf Schalke, haben wir vieles richtig gemacht – nun haben wir die Fehler angesprochen. Wir fangen am Anfang eines Spiels vielleicht auch ein wenig zu offensiv an. Das heißt, dass wir immer denken, dass wir den Zuschauern unbedingt zeigen, dass wir Hoffenheim mit 3:0, 4:0 schlagen werden. Aber ich hatte vor Hoffenheim gewarnt. Das ist eine gute Mannschaft. Und wenn man dann schnell 0:1 hinten liegt, dann schwindet des Selbstvertrauen, dann wird der Druck größer – und daran müssen wir arbeiten“, sagt Trainer Thorsten Fink am ersten Trainingstag der Woche. Er sagt auch: „Wir müssen wissen, dass wir, wenn wir zu Hause spielen, nicht jeden Gegner auseinander reißen können. Wir sind nicht der FC Bayern und Borussia Dortmund, wir müssen Geduld haben. Bis zur 70. Minute mal das 0:0 halten, um dann ein Tor zu machen – so wie Dortmund nun gegen Braunschweig.“

Gegen Schalke lag der HSV auch (noch schneller als gegen Hoffenheim) zurück, aber er konnte das Spiel dann noch drehen. Fink sagt: „Wir dürfen dann nicht alles nach vorne werfen, um schnell den Ausgleich zu machen. Wir müssen es uns langsam erarbeiten, wir dürfen dem Gegner nicht so ins offene Messer laufen, wir müssen in der einen oder anderen Situation defensiver denken. Und vielleicht darauf warten, dass wir mal ein Standard-Tor schießen, um damit das Spiel dann drehen zu können. Das sind ein paar der Dinge, die ich der Mannschaft heute gesagt habe.“

Und ich denke da an den nächsten Gegner, der in eineinhalb Wochen in den Volkspark kommt: Eintracht Braunschweig. Der Aufsteiger hielt, wie oben schon erwähnt, am Sonntag 75 Minuten (!) lang bravourös ein 0:0 in (!) Dortmund. Das ist mit diesem HSV doch im Moment absolut unvorstellbar. Hinten die Null? Die steht doch eher vorne. Da werden noch so gute Worte des Trainers kaum helfen – er sollte sich vielmehr darauf beschränken, endlich einmal Beton anzurühren. Wobei ich dann daran denken muss, mit welchem Personal eigentlich? Kann der HSV mit seinem jetzigen Kader überhaupt versuchen, mal die Null hinten zu halten? Ich glaube, dass das gar nicht geht. Weil es zu wenige Spielertypen gibt, die eher defensiv statt offensiv denken. Und dann auch so spielen. Tomas Rincon fällt mir ein, ansonsten aber keiner . . . Braunschweig hat das aber in Dortmund super gemacht, der HSV jedoch hätte das nicht hinbekommen, davon bin ich restlos überzeugt. Beim HSV klingelt es immer viel zu schnell – hinten.

Thorsten Fink weiter: „Wir müssen jetzt nach vorne schauen, es ist erst der zweite Spieltag, es ist noch nicht viel passiert – außer dass wir wieder erst einmal viel Kredit verloren haben, aber wir können uns das wiederholen, weil die Saison noch lang ist. Wichtig ist nun, dass wir am Wochenende wieder ein gutes Spiel machen, um uns damit wieder Selbstvertrauen und Sicherheit zurück zu holen.“ Finks Erkenntnis ist auch: „Es reicht nicht gegen Hoffenheim zu Hause, wenn wir ein oder zwei Prozent weniger machen als auf Schalke, das haben wir ganz klar gesehen. Und dann wird man nervös, das drückt sich dann in Unsicherheit aus – da müssen wir ganz einfach stabiler werden.“ Achterbahn, ick lass dir grüßen. Das war in den vergangenen Jahren ebenfalls und immer so. Rauf und runter ging es, munter, munter. Einfach stabiler werden klingt gut, aber wie machen? Daran müsste doch eigentlich schon seit zwei Jahren gearbeitet werden. Fink blickt optimistisch nach vorne: „Wir können auch in Berlin gewinnen, das wissen wir – wir müssen dort ein gutes Spiel machen, wichtig ist, dass die Mannschaft dort gut auftritt und ein gutes Spiel macht, dann werden die Ergebnisse auch kommen.“ Und dann och einmal Fink: „Unsere Mannschaft ist auch für eine positive Überraschung immer mal gut . . .“

Du lieber, lieber Fußball-Gott, hast Du diese Sätze vernommen? Und wenn ja, dann setze sie bitte auch mal wieder in die Tat um. Im Moment kommen mir die Sätze von Thorsten Fink wie die Sätze eines Wanderpredigers vor. Ich hoffe zudem, dass seine Spieler es vernehmen, verinnerlichen und auch versuchen werden, sie in die Tat umzusetzen. Und wenn das gelingen sollte, dann, so sagt Fink, „dann können wir trotz dieser 1:5-Niederlage gegen Hoffenheim noch einen guten Saisonstart haben“.
Wenn.

Zu den zwei freien Tagen, die es am Sonntag und Montag gegeben hat, sagte der HSV-Coach: „Heutzutage ist jeder überrascht, wenn man mal zweit Tage frei gibt, früher haben das große Trainer auch mal gemacht. Ich habe das gemacht, weil die Mannschaft vielleicht auch mal Ruhe braucht, sich mental ausruhen muss, auch mal in sich gehen muss um sich zu fragen, was man dann nun wirklich falsch gemacht hat. Jeder sollte sich selbst mal Gedanken machen, auch auf seine Leistung konzentrieren, aber auch mal abschalten. Manchmal ist es dann auch wichtig, dass man mal abschaltet. Natürlich auch mit dem Hintergedanken, dass die Mannschaft vorher zwei Wochen auch nicht frei hatte.“ Fink sagt weiter: „Ich denke, es war die richtige Maßnahme. Wir werden es dann am Sonnabend sehen, ob es richtig war. Hat man dann Erfolg, sagen alle, dass es genau richtig war. Hat man aber keinen Erfolg, sagen alles, dass das falsch war. So ist das. Aber die Verantwortung trage ich, und das nehme ich dann auch auf meine Kappe – weil ich denke, dass es im Moment das Beste für die Mannschaft ist.“

Ob es personelle Veränderungen geben wird, lässt Thorsten Fink – natürlich – noch offen: „Ich bin kein Freund davon, schon am Anfang der Woche über Veränderungen zu sprechen. Ich möchte auch die Mannschaft nicht schon am zweiten Spieltag total durcheinander werfen. Eigentlich deutet vieles darauf hin, dass wir die Mannschaft auch gerne mal einspielen lassen würden. Aber, es kann trotz allem mal eine Veränderung geben. Nur alles durcheinander wirbeln, das machen wir nicht.“ Schon deswegen werden die 90 Minuten von Berlin zu einem richtungsweisenden Spiel für den HSV.

Immer wieder kam Thorsten Fink bei seinen Erklärungen auf das Schalke-Spiel zurück, dass in seinen Augen „sehr gut“ war – und auch in den Augen (fast) aller Hamburger. Die Medien haben den HSV nach dem 3:3 rauf und runter gefeiert. Zu viel? Haben das die Profis nicht verkraftet – oder falsch verstanden? Haben die Spieler vielleicht gedacht, dass sie schon wieder ganz oben mitspielen können? Thorsten Fink: „Das denke ich nicht, dass die Spieler so gedacht haben. Wir wissen dass, wir nicht ganz oben mitspielen können. Unter die ersten vier Clubs zu kommen, das ist sowieso klar, dass das kein Thema ist. Und nach diesem Spiel muss man auch nicht darüber reden, ob wir Platz fünf oder sechs erreichen. Es fällt natürlich immer schwer, mit Lob zu leben, Hamburg ist eine Medien-Stadt, aber damit müssen die Jungs umgehen können. Wenn man aber immer nur gelobt wird, ist das auch schwierig.“

Als Thorsten Fink gefragt wurde, was er nun machen kann, damit es wieder berauf geht mit seiner Mannschaft, antwortet er: „Junge, das kann ich den Spielern sagen, aber ich kann nicht mit ihnen auflaufen. Ich kann reden, ich kann es mit den Spielern besprechen, ich kann trainieren – aber was kann ich noch tun? Es gibt nichts mehr. Ich mache die Mannschaft heiß, das kann ich. Was das betrifft, ist das schon in Ordnung, denke ich. Und dann? Was gibt es noch für Möglichkeiten? Zaubern kann man nicht.“ Und weiter: „Ich muss nach vorne schauen, ein Trainer muss nach vorne schauen, positiv bleiben, ein Vorbild bleiben. Wenn ich das nicht mache, wird die Mannschaft auch nicht folgen . . .“ Zudem wird der Coach in dieser Woche viele Einzelgespräche führen, viel mehr als sonst. Und im Mittelpunkt wird dabei stehen: „Was können wir verbessern?“

Hoffentlich werden diese Lösungen noch rechtzeitig gefunden.

An diesem Nachmittag hat der HSV übrigens zweimal trainiert. Morgens gab es einen Lauf durch den Volkspark, nachmittags zwei Stunden auf dem Rasen. Erst Aufwärmarbeit, dann 90 Minuten Spiel A gegen B. Bei A spielte Jonathan Tah, bei B Heiko Westermann. Ein Hinweis auf Sonnabend? Das A-Team gewann nach Toren von Hakan Calhanoglu, Rafael van der Vaart (Elfmeter), Jacques Zoua und Maximilian Beister mit 4:2, die beiden Gegentore erzielten Westermann und Artjoms Rudnevs.

So, und dann gab es heute noch vom Sport-Informations-Dienst diese Geschichte:

„Zu viele, die es einfach nicht können“ – Hrubesch kritisiert HSV

Ex-Europameister Horst Hrubesch hat die Situation beim schwach in die Bundesliga gestarteten Hamburger SV mit deutlichen Worten kritisiert. „Die ganze Struktur beim HSV stimmt nicht. Es sind zu viele, die es einfach nicht können – und es machen“, sagte der langjährige Torjäger der Hanseaten in der Sendung „Sport und Talk aus dem Hangar 7“ bei Servus-TV. Der 62-Jährige äußerte in diesem Zusammenhang die Hoffnung, dass sich ehemalige Teamkollegen für den Traditionsklub zur Verfügung stellen. Der frühere Abwehrchef Ditmar Jakobs lehnt jedoch ein solches Engagement ab. „Die Interessen haben sich mit zunehmendem Alter verschoben. Da sind mir im Zweifelsfall meine Enkeltöchter wichtiger“, sagte Jakobs dem SID. In einem SID-Interview hatte sich Manfred Kaltz bereits zu Jahresbeginn ebenfalls ablehnend geäußert: „Ich bin nie gefragt worden, ohnehin kann ich beim HSV kein System erkennen. Von den Möglichkeiten her müsste der Verein kontinuierlich zu den Top fünf der Liga gehören.“

Und auch das gab es noch, obwohl das für den HSV wohl kaum relevant werden dürfte:

Die Transferperiode I im deutschen Profifußball 2013/2014 endet nicht am 31. August, sondern erst am 2. September. Weil der übliche Stichtag 31. August auf einen Samstag fällt, bleibt Vereinen und Spielern diesmal 48 Stunden mehr Zeit für Transfers. Anträge müssen der Deutschen Fußball Liga am 2. September bis 12.00 Uhr vorliegen. Bis 18.00 Uhr müssen die Vertragsunterlagen eingereicht sein. Das geht aus der DFL-Homepage und einem Bericht von „kicker online“ hervor. Da die DFL keine spezifische Fristenregelung hat, gilt nach „Kicker“-Angaben die allgemeine Fristenregelung des BGB (Paragraf 193). Demnach verschiebt sich die Frist auf den nächstfolgenden Werktag, wenn der Stichtag kein Werktag ist (dpa)

Und ganz zum Schluss noch etwas zum Schmunzeln – oder vielleicht auch nur zum Nachdenken. Von unserem „Matz-abber“ „lastlibero“ – aus dem Blog übernommen:

Ich konstatiere:

Der Trainer ist schuld, denn er hat keine Taktik und erreicht die Mannschaft nicht mehr.
Der Trainer hat nicht schuld, denn so einen Sauhaufen kriegt kein Trainer auf die Kette und außerdem sind schon alle Trainer vor ihm gescheitert also kann gar nicht immer der Trainer schuld sein.

Die Mannschaft ist schuld, denn sie ist satt, hat keine Führungsspieler und ist charakterschwach.
Die Mannschaft ist nicht schuld, da sie vom Trainer schlecht eingestellt und trainiert wird.

Die Kaderzusammenstellung ist schuld, denn für viele Positionen gibt es durchschnittliche Spieler im Überfluss, für andere Positionen praktisch gar keine brauchbaren Spieler.
Die Kaderzusammenstellung ist nicht schuld, denn schließlich haben wir 19 Nationalspieler, nach denen sich andere Trainer die Finger lecken würden.

Arnesen ist schuld, der hat nur Schrott verpflichtet.
Arnesen ist nicht schuld, der durfte kein Geld ausgeben und mehr war mit den Mitteln halt nicht zu holen.

Kreuzer ist schuld, der ist ein Buddy von Fink und holt auch nur Nulpen.
Kreuzer ist nicht schuld, der ist gerade drei Monate hier.

Der AR ist schuld, denn er wirft dem operativen Geschäft permanent Knüppel zwischen die Beine und sein intrigantes Verhalten färbt auf die Spieler ab.
Der AR ist nicht schuld, denn der steht ja nicht auf dem Platz sondern überwacht nur die Arbeit des Vorstands.

Der Vorstand ist schuld, denn er tut nichts, um die angespannte Situation zu verbessern und Geld in die Kasse zu bekommen und wirtschaftet den Verein zugrunde.
Der Vorstand ist nicht schuld, denn er hat ja noch die Altlasten von Bernd Hoffmann zu stemmen und mehr als das, was er leistet, ist halt nicht drin.

Die Ehemaligen sind schuld, weil die immer nur meckern und aus dem Eck kommen, wenn es nicht läuft.
Die Ehemaligen sind nicht schuld, denn sie zeigen ja schon auf, was falsch läuft, nur hört niemand auf ihre Fingerzeige.

Die Fans sind schuld, denn sie sind immer so ungeduldig und pfeifen so schnell und sind nicht bereit, den Weg des Neuaufbaus geduldig mit zu begleiten.
Die Fans sind nicht schuld, denn trotz dieser grauenhaften Vorstellungen, die uns seit mehr als zwei Jahren geboten werden, kommen sie immer noch in Scharen und supporten.

Die Supporters sind schuld, denn diese betonköpfigen Traditionalisten verhindern im Verein moderne Strukturen, mit denen die Handlungsfähigkeit verbessert werden kann.
Die Supporters sind nicht schuld, denn sie stehen ja nicht auf dem Platz und sind die einzigen, welche sich dem finsteren Einfluss bösartiger Investoren erfolgreich entgegenstemmen.

Die Strukturen des Vereins sind schuld, denn sie verhindern effektives Arbeiten und ziehen Vereinsmeier an, welche gar nicht in der Lage sind, einen Profifußballverein optimal zu leiten.
Die Strukturen des Vereins sind nicht schuld, denn Strukturen schießen keine Tore und außerdem sind es die handelnden Personen, die unfähig sind, und außerdem finden das europäische Parlament und alle Fußfallfans außerhalb von Hamburg diese Strukturen total klasse.

Bernd Hoffmann ist schuld, denn seine Schuldenpolitik hat den jetzigem Vorstand jegliche Handlungsfähigkeit genommen.
Bernd Hoffmann ist nicht schuld, denn unter seiner Führung haben wir Gewinne gemacht und standen unter den TOP 20 in Europa.

Das Dino-Image ist schuld, denn es führt zu Selbstzufriedenheit und lähmt das Vorwärtskommen.
Das Dino-Image ist nicht schuld, denn es ist ein Markenzeichen, um das uns die halbe Welt beneidet und das echt ganz viel Kohle einbringt mit dem Verkauf von Plüschdinos.

Matz-ab ist schuld, denn da tummeln sich nur Negativlinge, Schwarzseher und Nörgler, die auf die Stimmung um Gesamtverein drücken.
Matz-ab ist nicht schuld, denn dort finden sich knallharte Zustandsanalysen, zu denen die Verantwortlichen nicht in der Lage zu sein scheinen.

Die Hamburger Medien sind schuld, denn sie stürzen sich wie Geier auf jede noch so kleine Story, um eine möglichst negative Stimmung rund um den Verein zu erzeugen.
Die Hamburger Medien sind nicht schuld, denn sie geben ja nur wider, wie es um den Verein bestellt ist.

Lee Congerton ist schuld, denn er war nie da und hat leere Mappen hinterlassen.
Lee Congerton ist nicht schuld, denn er hat ja nichts gemacht und wer nichts macht, macht auch keine Fehler

Hab ich etwas vergessen?

Ich, aber das hole ich nun nach. Am Mittwoch wird im Volkspark um 10 Uhr trainiert

PS: Aufsichtsrats-Mitglied Hans-Ulrich Klüver hatte heute Ärger mit dem Ordnungsdienst und sagte mir: “Falls irgendwo erscheinen sollte, dass ich den Ordner tätlich angegriffen haben soll, so muss ich das hiermit richtigstellen. Nicht ich habe etwas getan, sondern der Ordner ist gegen mich mit beiden Händen vorgegangen. Deshalb werde ich auch einen Anwalt einschalten.”

PSPS: Im Fall “Paul Scharner” sollte bekanntlich der Versuch gestartet werden, den Vertrag gegen eine entsprechende Gebühr (!) aufzulösen. Beide Parteien schienen sich einigen zu können, doch das Angebot, das der HSV dem Österreicher unterbreitet hat, entsprach nicht den Vorstellungen des Spielers. Deswegen wurde nicht nur diese Vertragsauflösung abgelehnt, sondern wohl auch alle weiteren Versuche. Es gibt offenbar keine mehr. Scharner wird auch nicht zur U 23 des HSV gehen, er schaltet nun aus diesem Grund einen Anwalt ein – und er wird beim HSV bleiben. Ende offen.
Wenn ich das so von außen beobachte und einen Kurz-Kommentar abgeben sollte, denn wäre es dieser: “Das sieht nach Krieg aus . . .”
(ergänzt um 21.47 Uhr)

Jetzt noch die Ergänzung zum Fall Aogo: Am Abend wurde bekannt, dass nicht nur der deutsche Nationalspieler Dennis Aogo am Wochenende auf der Insel Mallorca weite, sondern auch HSV-Teamkollege Tomas Rincon. Wie sich der Club in dieser Angelegenheit verhält, wird sich wohl an diesem Mittwoch entscheiden. Auch in diesem Fall scheint möglich, dass Rincon, der am 1:5 gegen Hoffenheim nicht mitgewirkt hat, am Sonnabend im HSV-Kader fehlen wird.
(ergänzt um 23.58 Uhr)

18.39 Uhr

Entsetzen und Ratlosigkeit

19. August 2013

Der HSV ist in aller Munde. Das hat ein Auftritt geschafft – dieses unglaubliche 1:5 gegen Hoffenheim. In der Stadt gibt es nur dieses eine Thema: HSV. Der HSV und die 1:5-Klatsche, die 1:5-Katastrophe. Ich bin immer noch total entsetzt, und mir fliegen die Mails nur so um die Ohren. Wobei ich eines einmal klarstellen muss: Ich habe hier gestern einen Brief und dazu einige Mails, die schon im Blog als Beiträge liefen, veröffentlicht. Es muss mir also niemand schreiben, um so einmal zitiert zu werden – es genügt der Blog. Und da rauscht es zurzeit ja ordentlich im Karton – kein Wunder. Und ein Thema spielt dabei bislang nur am Rande eine noch unterschätzte Nebenrolle: Zuschauer. Beziehungsweise keine Zuschauer. 47 483 Fans waren beim Hoffenheim-Spiel – noch. Club-Chef Carl-Edgar Jarchow hat es heute bei den Kollegen der Mopo richtig gesagt: „Wenn wir weiterhin so spielen, werden wir Probleme mit unseren Zuschauern bekommen.“ Das stimmt – und stimmt nicht, denn die Probleme gibt es schon. Und die, die am Sonnabend nach dem 1:4 aufstanden und die Arena verließen, die werden so schnell ganz sicher nicht wiederkommen. Das ist die Gefahr: Diese Mannschaft, das sollte sich jeder einmal vergegenwärtigen, diese Mannschaft spielt die treuesten und besten Fans aus dem Stadion! Aufwachen, HSV, und aufwachen, ihr HSV-Profis!

Dass es nun jede Menge bester Ratschläge für den HSV gibt, ist klar – das war in Krisenzeiten immer so – aber wir haben ja noch keine Krise. Wir haben jetzt erst zwei Spieltage hinter uns. Bedenklich ist es trotz allem.

Sky Experte Stefan Effenberg hat über die Situation beim HSV gesagt: „Van der Vaart ist schon derjenige, der die meiste Last auf den Schultern trägt. Aber es ist ja auch kein anderer da. Man braucht im Team eine Achse, an die sich jeder anlehnt, aber die ist nicht da. Du spielst gegen den HSV, nimmst van der Vaart aus dem Spiel und schon hast du das Spiel im Griff.“

Aber das ist ja nicht das einzige Problem. Es drückt doch überall der Schuh. Überall. Es liegt doch nicht nur an Rafael van der Vaart, ob der nun gut oder schlecht drauf ist – es liegt doch dann auch an den anderen zehn Leuten, die mit ihm auf dem Rasen stehen. Stehen. Fußball ist ein Laufspiel, und es wird mir beim HSV einfach zu wenig gelaufen. Andere Mannschaften, da liege ich mit vielen meiner Freunde, Bekannten und auch befreundeten Experten auf einer Linie, viele Mannschaft laufen ganz einfach viel mehr. Und schneller. Da müssen wir gar nicht so weit suchen, da genügt es, wenn man sich das Hoffenheim-Spiel noch einmal ansieht. Wie die Jungs gelaufen sind, gesprintet sind, wie sie von Angriff auf Abwehr umgeschaltet haben, wie sie die Räume zugestellt haben, wie sie sich auch gegenseitig geholfen haben ständig Anspielstationen für den Nebenmann gebildet haben, das war eine Augenweide. Und ist in dieser Form beim HSV nicht zu sehen. Null. Oder auf jeden Fall viel, viel zu wenig.

Ich habe heute mit einigen Altmeistern des HSV gesprochen, die jedes Spiel ihres Vereins sehen. Da hörte ich oft das blanke Entsetzen oder totale Ratlosigkeit heraus.

Horst Schnoor, Torwart der Meistermannschaft von 1960, sagte mir: „Nach einer solchen Niederlage muss man sich schon Sorgen machen. Wir haben alle etwas anderes erwartet, aber das 3:3 von Schalke wurde ja nun in Wolfsburg mit dem 0:4 relativiert. Wir waren viel zu optimistisch. Nun müssen wir aufpassen, dass wir in den nächsten Spielen genügend Punkte holen, sonst geht der Abstiegskampf wieder los.“ Woran aber liegt es, dass der HSV so schlecht spielt? Schnoor: „Wir spielen zu Hause immer nach dem gleichen Muster – und verlieren auch immer nach dem gleichen Muster: Wir fangen uns ein schnelles Tor ein, und dann rennen wir offen hinterher – und dann knallt es.“

Horst Schnoor weiter: „Ich will jetzt nichts gegen Thorsten Fink sagen, darauf lege ich großen Wert, der hat jetzt genügend Sorgen. Aber wir müssen vielleicht mal anders stehen, getreu dem Huub-Stevens-Motto: die Null muss stehen. Wir haben offensichtlich Schwierigkeiten, gegen gut gestaffelte Mannschaft das Spiel zu machen. Das dauert alles zu lange und ist viel zu umständlich.“ Und was sagt ein Torwart zu Rene Adler: „Er tut mir leid, denn er wurde gegen Hoffenheim absolut allein gelassen. Dann kann kein Torwart der Welt etwas halten. Nein, nein, an Adler liegt es nicht.“

Woran dann? Schnoor über den HSV ganz allgemein: „Wie hat sich den Dortmund wieder gefangen? Die waren schon tot, lagen am Boden – und dann? Dann haben drei Männer das Ding wieder belebt: Watzke, Zorc und Klopp. Drei Männer. Aber beim HSV wollen sie alle mitreden, das ist unser großes Problem. Und ich weiß nicht, wie das jemals geändert werden soll. Ich weiß es nicht.“

Und sportlich, Herr Schnoor: „Neue Spieler können wir nicht mehr kaufen, es gibt kein Geld. Da muss gearbeitet, gearbeitet und nochmals gearbeitet werden. Zu den zwei Tagen, die nun frei gegeben worden sind, möchte ich nichts sagen, der Trainer wird wissen, warum er das so getan hat.“

Apropos neue Spieler. Im Sturm ging Heng Min Son verloren, dafür wurde Jacques Zoua geholt. Wie urteilt Horst Schnoor über den Mann aus Basel? „Er soll ja ganz billig gewesen sein, aber wenn er nur einigermaßen gewesen wäre, dann wäre da ja nicht nur der HSV dran gewesen. So doll kann der also beim FC Basel nicht gewesen sein. Und wenn ich mir dann den Modeste, den Stürmer von Hoffenheim ansehe, dann muss ich sagen: da liegen Welten dazwischen. So einen haben wir weit und breit nicht. Maximilian Beister ist ein Konter-Stürmer, Artjoms Rudnevs kämpft und rennt 90 Minuten, macht wenigstens ab und zu mal ein Tor – den würde ich immer spielen lassen. Wir haben keinen besseren Stürmer, auch wenn er technisch Schwächen hat.“ Und der HSV nun in Berlin? Wie wird das? Schnoor: „Ich möchte wetten, dass der HSV dort nicht verliert. Die werden sich alle den Hinter aufreißen – wenn sie Charakter haben.“

Klaus Neisner, Rechtsaußen der Meistermannschaft von 1960 und immer noch (ein) Chef der Altliga des HSV, sagt zum 1:5: „Ich mache mir große Sorgen um den HSV, denn ich glaube, dass in dieser Mannschaft zu wenig Substanz steckt. Ein Rafael van der Vaart ist nicht mehr das, was er früher mal war, er kann nicht mehr der große Leader dieser Mannschaft sein. Das hat er schon seit Beginn dieses Jahres gezeigt, er hat für mich teilweise Alibi-Fußball gespielt. Er lässt sich nach hinten fallen, wird angespielt und spielt den Ball dann dem Nebenmann über sechs, sieben Meter wieder in die Füße.“ Ist denn das Thema Abstieg für den HSV ein Thema – in dieser Saison? Neisner: „Ich glaube nicht, dass der HSV absteigen wird, aber der HSV ist und bleibt für mich eine Wundertüte. Immer wieder mal gute Spiele, aber dann auch solche unbegreiflichen Auftritte wie jetzt am Sonnabend. Es wird sicherlich eine schwere Saison. Ich weiß auch nicht, ob die Spieler wirklich zu 100 Prozent austrainiert sind . . .“

Gert „Charly“ Dörfel, Linksaußen der Meistermannschaft von 1960, befindet zur aktuellen Lage: Das war desolat, keine Frage, aber der HSV hat immer noch mit den Ausläufern der Hoffmann-Ära zu kämpfen – kein Geld, um noch mal vernünftige Spieler kaufen zu können. Und die bräuchte der HSV jetzt dringend, es gibt davon zu wenige. Gegen Hoffenheim ist die Mannschaft wie ein Hühnerhaufen über den Rasen gelaufen. Dennoch glaube ich, dass sich die Spieler fangen werden, die spielen schon in Berlin wieder sehr viel besser. Auch van der Vaart wird noch in Bestform kommen, davon bin ich überzeugt. Und Thorsten Fink wird alles dafür tun, dass seine Mannen nicht wieder wie ein Sauhaufen über den Rasen laufen werden.“

Der Kapitän von 1960, Jochen Meinke (der Stopper), kam am Sonnabend nach dem 1:5 nach Hause und sagte zu seiner Frau: „So spielt ein Absteiger.“ Meinke weiter: „Ich war bedient. Es ist mir unbegreiflich, wie man auf Schalke so gut spielen kann, und dann so etwas. Die haben alle gespielt, als wären sie im Tran. Die waren ja alle viel langsamer als die Hoffenheimer. Und dann die Abwehr – eine Katastrophe. Da werden ja haarsträubende Fehler gemacht, vor allen Dingen von Heiko Westermann.“ Dann ergänzt Jochen Meinke: „Zum Glück ist ein solches Debakel gleich im zweiten Spiel passiert, das öffnet hoffentlich allen die Augen, jetzt weiß jeder, woran er ist. Gegen Hoffenheim haben ja alle versagt.“ Dann sagt Meinke noch: „Wir haben uns im Stadion fragend angesehen, als Thorsten Fink den Milan Badelj ausgewechselt hat – aber da hat wohl jeder Trainer seine eigene Ansicht. Ich aber hätte Badelj niemals ausgewechselt, da gab es doch genügend andere, die viel, viel schlechter waren.“

Und nun? Wie geht es weiter? Jochen Meinke: „Der Trainer darf jetzt keine Rücksicht mehr auf Namen nehmen. Dann nimmt er eben mal den jungen Jonathan Tah rein, oder den jungen Kerem Demirbay – schlechter wird es mit ihnen ganz sicher auch nicht laufen, denn schlechter kann man ja gar nicht mehr spielen. Und die jungen Leute haben vielleicht die viel bessere Einstellung, die wollen, die sind hungrig.“ Und zerreißen sich bestimmt. Meinke: „Ich bin heute noch entsetzt, wie unsere Leute neben hren Gegnern hergelaufen sind – vor allen Dingen bei den Toren. Unfassbar, wie wir immer nebenher trabten, so, als ginge es niemandem etwas an . . .“

Und noch ein Stopper sah dieses 1:5 – Ditmar Jakobs. Macht er sich jetzt schon Sorgen? Der frühere Nationalspieler sagt: „Warum soll ich mir Sorgen machen? Das gab es doch früher auch, dass man mal eine Klatsche bekam. Gegen den KSC haben wir mal 0:4 im Volkspark verloren. Grundsätzlich aber steht fest, dass wir Schwierigkeiten bekommen in dieser Saison. Und wer auch immer gesehen haben mag, dass wir im Sommer 2014 international spielen werden – ich sehe das auf keinen Fall. Da kann man nur sagen: ‚Leute, ihr habt noch 32 Spiele vor euch, wacht auf, reißt euch zusammen.’ Und dann hoffe ich, dass wir alle schon in Berlin am Sonnabend einen ganz anderen HSV sehen werden. Gut war an diesem 1:5, dass diese Niederlage im Kollektiv geschah, denn es waren alle schlecht, da kann sich keiner rausnehmen – außer dem Torwart.“

Ditmar Jakobs sieht allerdings auch nicht nur die Abwehr als schwach an, denn ein Abwehrverhalten beginnt schon wesentlich früher. Und weil nun auch die Führungsspiele, die „älteren Herren“ gefragt sind (und kritisiert worden sind), sagt „Jako“: „Die Jungen müssen genauso mitmachen, und wenn sie abtauchen, dann bekommt jeder erfahrene Spieler ebenfalls große Schwierigkeiten. Da muss schon ein Rad in das nächste greifen, da kann es nicht nur Jung und nicht nur Alt geben – du brauchst elf Leute, die Gas geben und sich einig sind.“ Aber es gibt wohl doch noch Licht am Ende des Tunnels: „Zu Hause tun wir uns schwer, auswärts sind wir besser. Obwohl es gegen den Aufsteiger nicht einfach wird – aber wir müssen das Spiel nicht machen, da wird die Hertha kommen.“

Dann sagt Ditmar Jakobs auch: „Die Medien haben auch eine Mitschuld an diesem Dilemma. Ihr habt sie doch alle aufgebaut, ihr habt sie zu Weltmeistern gemacht – nach diesem grandiosen 3:3 auf Schalke. Als wäre der HSV schon wieder deutscher Meister. Weil er doch auf Schalke wie der FC Barcelona gespielt hat. Eine Woche wurde in Hamburg gefeiert, weil der HSV doch wie Barcelona spielt. Sensationell. Was sollen die Spieler denn glauben? Die laufen dann so gegen Hoffenheim auf, als wären sie der FC Barcelona . . .“ Dann ergänzt Jakobs noch: „Alle wurden sie nach dem 3:3 nach oben gejubelt. Der HSV ganz oben, endlich haben es die Spieler begriffen, nun können sie es – und so haben wir Schalke ausgetrickst . . . Und dann trickst hier Hoffenheim. Und das hat eines gezeigt: Wir sind weiterhin so instabil, wie wir zuletzt immer waren. Das ist Tatsache.“

Und zur Erinnerung fügt „Jako“ noch an: „Wir haben am 26. September 1987 mal 2:8 in Mönchengladbach verloren. Das war auch grausam. 2:3 hieß es, und plötzlich sind alle nach vorne gelaufen. Ich stand dahinten teilweise allein gegen vier Borussen – und Tor. Aber solche Tage gibt es. Der Unterschied zu heute ist aber der, dass wir damals Qualität in der Mannschaft hatten. Wir hatten einen Manfred Kaltz, Dietmar Beiersdorfer, Thomas Kroth, Thomas von Heesen, Uwe Bein und zum Beispiel einen Bruno Labbadia. Solche Leute fehlen doch heute. Und auch ein Uwe Seeler ist ja mit dem HSV einst 1:8 in Oberhausen untergegangen.“ Der Rat von Jakobs: „Man darf sich jetzt nicht ins Höschen machen, man muss mutig und mit Herz auftreten, als wäre nichts gewesen. Man darf keinen Schiss haben, ganz klar. Und nun harren wir der Dinge, die da auf uns zukommen werden.“

Das macht auch ein weiterer HSV-Nationalspieler von einst, nämlich Holger Hieronymus. Der frühere DFL-Geschäftsführer war beim 1:5 live dabei – und ging, gemeinsam mit Jakobs, etwas früher. Hieronymus will sich eigentlich gar nicht äußern, sagte aber immerhin: „Jeder, dem der HSV nicht egal ist, und dazu zähle ich mich auch, macht sich schon seine Gedanken. Und das sind schon recht ernste Gedanken, das muss ich schon sagen. Dieses 1:5 war schon überraschend, das muss ich schon sagen – mehr aber auch nicht.“

In der DPA aber hat Deutschlands Mittelstürmer-Idol Nummer eins noch zum HSV Stellung bezogen:

Fußball-Idol Uwe Seeler hat den Hamburger SV vor vorschnellen Aktionen nach der hohen Niederlage gegen 1899 Hoffenheim gewarnt. Nach dem zweiten Spieltag der Fußball-Bundesliga sei noch nicht die Zeit gekommen, alles in Frage zu stellen. „Natürlich bin ich bedröppelt und niedergeschlagen. Mit dem 1:5 habe ich in meinen kühnsten Träumen nicht gerechnet“, sagte der 76-Jährige am Montag der Nachrichtenagentur dpa: „Das ist so im Fußball, jetzt muss man aufstehen und neu angreifen.“ Er glaube, dass sich die Mannschaft am kommenden Samstag bei Hertha BSC zusammenraufen werde.

Zur Kritik von Sportdirektor Oliver Kreuzer an der fehlenden Verantwortung der Führungsspieler bei den Norddeutschen sagte der ehemalige Stürmer: „Das ist immer so, dass die Erfahrenen die Mannschaft führen müssen. Ich hoffe, dass sie nun das Zepter übernehmen“.

Verstärkungen will Seeler angesichts der schwierigen finanziellen Lage nicht fordern: „Natürlich müssten noch neue Leute kommen, wenn wir oben mitmischen wollten. Aber wir wissen um die Situation und müssen uns durchwurschteln.“ Er lasse sich überraschen, was bis Ende des Monats und der Wechselfrist in der Bundesliga passiere. „Es wird für Kreuzer immer schwieriger, alle wissen, dass der HSV Not hat“, betonte Seeler. Um neu zu investieren, müssen die Hamburger zunächst einige ihrer fünf aussortierten Spieler von der Gehaltsliste bekommen.

Und dann gibt es auch etwas von Felix Magath, der nun wieder in fast aller Munde ist weil er zum HSV zurückkehren soll. Über Facebook meldete sich der „Held von Athen“ zu Wort:

Von „www.magath.net”:

„Nach meiner ersten Karriere als Spieler habe ich die zweite Karriere als Trainer gemacht und bin am überlegen, ob es Zeit für eine dritte Karriere ist oder ob ich die Trainerkarriere noch fortsetze. Bei dieser Entscheidung will ich mir Zeit lassen, aber natürlich bin ich offen für interessante Möglichkeiten. Sicher ist: Ich will noch was machen! Das Fußballgeschäft boomt und es gibt um den Fußballsport so viele Möglichkeiten.“

Zum Thema HSV: „Ich habe versucht, im Frühjahr hinter die Kulissen zu schauen und zu sehen, wer da welche Entscheidungen trifft – das war mir aber nicht möglich. Momentan ist das Bild, das der HSV in der Öffentlichkeit abgibt, nicht so schön. Natürlich ist der HSV der Verein, der mir am nächsten steht. Dort war ich zehn Jahre als Spieler, habe große Erfolge gefeiert. Wenn man zehn Jahre bei einem Verein ist, hat man schon was hinterlassen und ist emotional anders gebunden.“

So, dann möchte ich noch auf das morgige Dienstag-Training hinweisen. Es soll um 10 Uhr gelaufen werden, ob die Spieler überhaupt auf den Trainingsrasen kommen werden, entzieht sich meiner Kenntnis.

19.03 Uhr

“Es bringt nichts, in Panik zu verfallen”

18. August 2013

Nach einem 1:5 gibt es zwei Tage frei. Nach einem 1:6 hätte es wahrscheinlich drei Tage frei gegeben, nach einem 1:7 dann vier – oder die ganze Woche. Letzteres ist nur ein Gerücht, aber die zwei Tage sind Tatsache. Die waren schon vor dem Anpfiff vereinbart, ein 1:5 kann da den Bock auch nicht mehr umschmeißen. Wat mutt, dat mutt – sagt der Hamburger, besondere Spiele erfordern eben auch mal besondere Maßnahmen. Und vielleicht ist diese Auspann-Entscheidung ja auch genau die richtige. Aus zweierlei Gründen. Erstens wirkten die HSV-Spieler – allein durch die Reisen zur Nationalmannschaften – etwas überspielt, und zweitens erinnern wir uns doch noch an die 2:9-Niederlage von München. Danach wurde uns allen eine knallharte Analyse zum Saisonende und Aufräumarbeiten versprochen. Und was ist gekommen? So gut wie nichts. Deswegen sind diese zwei freien Tage doch viel ehrlicher. Jeder weiß genau, dass er sich von dem 1:5-Debakel erholen kann – ob nun Spieler, Verantwortliche oder auch die Fans.

Ich wünsche an dieser Stelle allen Beteiligten beste Erholung. Mir auch. Zumal ich wirklich nur schlecht und herzlich wenig geschlafen habe, nach dieser Vorführung für den HSV. 0:30 Uhr total aufgekratzt ins Bett, um 04.23 Uhr wieder wach geworden – und nur an dieses 1:5-Desaster gedacht. Wo führt das hin?

„Mir tun die Zuschauer leid, dass die für eine solche Scheiße noch Geld bezahlen müssen. Das wird eine Kackwoche und eine ganz harte Saison“, sprach Nationaltorhüter Rene Adler – das war das Erfreulichste an diesem Nachmittag – Klartext. Dabei spielt der HSV doch eigentlich wie die deutsche Nationalmannschaft. Ohne Defensive. Jedes Spiel ein Tag der offenen Tür. Schießbuden-Fußball vom Allerfeinsten. Wer nur auf Tore steht, egal für welchen Verein, der ist im Volkspark bestens aufgehoben. Da steht ein Nationaltorwart zwischen den Pfosten, und dennoch gibt es mal so locker acht Gegentreffer in nur zwei Spielen. Mit einem Dreisatz (?) könnte man sicherlich ausrechnen, wo der HSV in Sachen Gegentreffern am Ende der Saison stehen könnte. Tasmania lässt grüßen.

Dazu passend schrieb mir am 15. August der „Matz-abber“ Jörn T. aus Hamburg einen Brief (ja, auch das gibt es noch!), der mich heute (Sonntag) erreichte. Er beklagte sich darin über den HSV generell und schloss mit den Sätzen: „Ich könnte hier noch Seitenweise die Fehler und Probleme auflisten, doch ich erspar mir das, denn es würde ja doch nichts ändern. Allerdings eine Frage hätte ich noch, und wenn Sie diese für sich selbst ehrlich beantworten, dann können Sie vielleicht meine Unzufriedenheit nachvollziehen. Wann hat der HSV zuletzt ein Spiel souverän ohne Gegentor gewonnen – und ohne dass bis zum Schluss gezittert werden musste? Ich kann mich an kein solches Spiel in den letzten Jahren erinnern. Sie etwa?“

Nee, nee, wenn es nicht alles so traurig wäre, dann könnte man lachen . . .

Zumal es ja nicht nur die Defensive ist, die nicht funktioniert. Der HSV hatte diesmal fast keine Torchance. Mal abgesehen von einem Fallrückzieher und einem Weitschuss von Hakan Calhanoglu. Das ist doch auch sensationell. Weil es doch nicht gegen Bayern München, Borussia Dortmund oder Leverkusen ging, sondern „nur“ gegen Hoffenheim. Die drei Punkte von diesem Spiel waren bei vielen HSV-Fans vorher schon fest eingeplant, die drei Punkte vom kommenden Wochenende gegen Hertha BSC ebenfalls, und die drei Zähler gegen Eintracht Braunschweig selbstverständlich auch. Der HSV sollte nach vier Spieltagen ungeschlagen und mit zehn Punkten auf den Spuren der Spitzenclubs sein. War alles schon beschlossen und verkündet. Und nun das.

Der HSV steht an einem ganz gefährlichen Punkt. HSV-Fan Thomas B. schrieb mir heute, und ich stelle nur einen Ausschnitt davon rein:

. . . das klingt jetzt bestimmt komisch. Bitte entschuldigen Sie. Ich stehe noch unter Schock. Ich komme jetzt auch zum Punkt. Ich verliere meine Leidenschaft zu unserem HSV.
Ich bin ein ganz normaler Fan (auch wenn meine Frau jetzt etwas anderes behaupten würde). Ich bin verheiratet habe zwei Töchter (4-7 Jahre) und bin in einem Hamburger Unternehmen HH Leiter vom Controlling. Ich besitze seit Jahren einen Dauerkarte und verfolge das ein eine oder andere Auswärtsspiel live im Stadion. Aber ich bin an einem Punkt angelangt bzw. stehe kurz davor, dass mich das Ergebnis und somit unser HSV nicht mehr interessiert. Früher habe ich gelitten mich gefreut. Was für tolle Spiele haben wir in unserem Stadion gesehen.

Ich habe meine beiden Töchter am Tage ihrer Geburt beim HSV angemeldet. Meine Frau fragte mich ob ich verrückt sei. Ich sagte nur – Wir sind alle HSVer. Leider schwindet dieses Gefühl. Ich bin Fan von diesem Verein. Mittlerweile glaube ich aber, dass ich Fan von der Vergangenheit bin. Aber diese ist leider vorbei. Ich kann es einfach nicht verstehen warum sich eine Mannschaft 20 Minuten vor Schluss aufgibt. In dieser Zeit hätte man noch etwas drehen können. Wie kann ein Kapitän sich auswechseln lassen. Ich war selber mal Kapitän… Ich wäre nie vom Platz gegangen selbst wenn mir ein Bein gefehlt hätte. Was muss noch alles passieren?

Ich finde es beeindruckend, dass immer noch knapp 50 000 Zuschauer zu unseren Heimspielen kommen. Aber es werden immer weniger. Warum erkennt keiner das Potenzial von diesem Verein?
Ich könnte Ihnen noch soviel schreiben. Der Höhepunkt gestern war gar nicht das Spiel, sondern Hr. Ertel beim Stimmenfang zu beobachten. Mein Kumpel und ich dachten nur – der Gute hat es aber nötig – 15 bis 18 J. Jungen von sich zu überzeugen . . .

HCS schrieb:

698 km An- und 698 km Rückreise per PKW. Hundert Euro für die Karten bezahlt. Sechs Treffer bei herrlichem Fußballwetter erlebt. Warum kann ich mich eigentlich nicht freuen? Ach ja, weil ich HSV Mitglied bin und weil meine “Lieblinge” pomadig, arrogant, ohne Laufbereitschaft aufgetreten sind. Quer, zurück, einen Meter vor und wieder von vorne. Nur gut das die TSG nicht alle Fehler genutzt hat. Und trotzdem hatte das ganze einen Sinn. Seit heute verstehe ich die Motzer an dieser Stelle denn das heute, das war grausam unterirdisch. Einer Bundesligamannschaft einfach nur unwürdig. Jeder Arbeitnehmer würde nach so einem Auftritt Konsequenzen bekommen.

Hamburg-rulez schrieb:

Ganz ehrlich… ich bin jetzt richtig HSV Müde… dieser Verein hat es geschafft meine Liebe zu zerstören….
unser Bild nach außen und unsere Führung sind einfach nur noch das letzte. und ganz ehrlich ich kann diesen Fink nicht mehr sehen und hören…. Wie der aufstellt und wechselt kann kein Mensch nach vollziehen…. wir
brauchen einen Vollbluttrainer… Ich werde jetzt am we meine Zeit besser nutzen…. Solange Spieler wie Westermann, Zoua, vdV, Jansen, Dickmeier und Arslan spielen dürfen, werden wir nichts reißen…. Dieter hat gefragt, warum die Leute die Lust an diesem Verein verlieren, schau einfach mal ohne HSV-Brille die Spiele, Dieter!

Die Ruhrpottraute schrieb:

Was genau wurde in der Vorbereitung eigentlich trainiert? Wo genau lagen nochmal die Probleme in der Vorsaison? Ach genau wir haben 1. viel Ballbesitz und wissen damit nichts anzufangen und 2. kriegen wir ständige Gegentore durch Konter und Standards.

Was davon ist besser geworden? Moment… nichts!!!!

Das muss Fink doch auch erkannt haben, dass wir uns immer gegen die gleichen Mannschaften zu Hause so schwer tun. Ich glaube alle lieben es nach HH zu fahren Auswärts. Schön kompakt stehen und ein wenig Druck auf die IV und den 6er der sich fallen lässt. Dann wartet man auf den Fehlpass oder eine Standartsituation und nimmt die 3 Punkte mit. Ich könnte echt ausrasten. Jeder Zweitligist stellt uns so vor Probleme. Klar sah das auf Schalke gut aus aber warum? Weil die genauso schlecht sind (siehe 4:0) und weil wir da Auswärts spielen und ein wenig mehr Raum bekommen als zu Hause. Vielleicht sollte man jetzt mal anderen Spielern die Chance geben. Jiracek, Rincon, Skjelbred etc. Wenn nicht jetzt, wann dann? Und bitte bitte endlich diese Scheiß-Ballbesitzstrategie aufgeben. Wir sind nicht FC Barcelona und Arslan ist kein Schweini.

Ach und so nebenbei bemerkt warum genau sollen wir dieses Jahr besser sein als letztes? Son weg und das einzige was Sobiech besser kann als Slobo oder Michael ist die Sprache. Mit dieser Taktik wird es einfach nichts werden.

Das war nur ein kleiner Querschnitt aus den Beiträgen der „Matz-abber“. Und ich kann diese Aufgeregtheiten schon verstehen. So darf sich eine Mannschaft einfach nicht präsentieren – so nicht! Ich weiß ja nicht, wie es nach dem Spiel in der Kabine war, aber der Sportchef sagte, es war total ruhig. Im Gegenteil dazu wurde es in den Presserunden lauter. Ich bekomme das ja nicht mehr mit, weil ich dann auf den Weg zu „Matz-ab-live“ bin, aber die DPA schreibt:

. . . Thorsten Fink rastete nach unbequemen Reporterfragen komplett aus. Der 1:5-Offenbarungseid gegen den vorjährigen Fast-Absteiger 1899 Hoffenheim und insgesamt acht Gegentore in zwei Partien zum Saisonstart trieben dem Trainer des Hamburger SV die Zornesröte ins Gesicht: „Das war Scheiße, aber ich kann nicht aufgeben.“ Er fühlt sich von seinen Profis im Stich gelassen. „Nein, es lag nicht an der taktischen Ausrichtung, der Gegner war technisch besser und schneller“, stellte Fink fest und brüllte los: „Ich bin nicht genervt, ich bin kampfeslustig“. Auch der Niederländer van der Vaart bekam sein Fett weg: „Ich habe gehofft, dass Rafael das noch mit Erfolg rumreißen kann . . .“

Aber der Kapitän blieb diesmal blass, wurde auch noch in der 80. Minute ausgewechselt (als dritter Wechsel) und dabei von vielen Fans gnadenlos ausgepfiffen. Vielleicht aus deswegen, weil Rafael van der Vaart bei seiner Auswechslung stinksauer die Spielführerbinde einfach und lustlos aufs Spielfeld geworfen hatte. „Da kann man mal drüber weg sehen, es gibt Schlimmeres“, sagte Sportdirektor Oliver Kreuzer, der eher alle HSV-Routiniers kritisierte. Allerdings scheint Kreuzers Kabinenpredigt nach der 0:4-Blamage im Benefizspiel bei Dynamo Dresden (vor zweieinhalb Wochen) schon wieder und vor allen Dingen auch recht schnell verpufft.

Quo vadis, HSV?

Aus Angst vor dem Abstieg wurden im Vorjahr zu dieser Zeit schnell noch zwei Spieler verpflichtet und ein Berg Schulden angehäuft, van der Vaart und Jiracek kamen als Soforthilfe. Und diesmal? Die Kasse ist, wir schreiben es hier Woche für Woche, beinahe Tag für Tag, wer will das noch lesen und hören? Die Kasse ist so etwas restlos leer, restloser geht es gar nicht. Restlos! Restlos leer! „Verstärkung kann man nur holen, wenn man Geld hat“, sagte auch Thorsten Fink am Sonnabend. Und Oliver Kreuzer gab zu: „Es bringt jetzt nichts, in Panik zu verfallen und fünf neue Spieler zu holen – zumal wir das Geld dazu gar nicht haben.“ Dem ZDF (und dem Kollegen Nils Kaben) hatte Kreuzer am Tag zuvor noch gesagt: „Die Mannschaft von heute braucht Verstärkung, die Mannschaft, die 3:3 auf Schalke spielte, braucht keine Verstärkung.“ Na denn, suchen wir es uns aus, welche Mannschaft wir bevorzugen . . .

Thorsten Fink resümierte nach dem Debakel: „Die Mannschaft lässt mich seit eindreiviertel Jahren nicht einmal zwei bis drei Spieltage durchatmen.“ Und weiter: „Unser Defensiv-Verhalten war sehr, sehr, sehr schlecht. Das war ein Lehrbeispiel, wie man es nicht macht. Wir brauchen nichts zu beschönigen, ganz klar, müssen aber trotzdem nach vorne schauen und uns den Kredit bei den Fans zurückholen.“ Dann sagte Fink auch: „Die Saisonziele werden nicht revidiert.“ Oliver Kreuzer sagte zu diesem nicht ganz unwichtigen Punkt: „Mit dieser Leistung von gestern, das ist ganz klar, haben wir da oben nichts zu suchen. Mit der Leistung von gestern reicht es sicherlich nicht. Aber wenn die Mannschaft in der Lage ist, die Leistung, die sie eine Woche vorher gebracht hat, in 30 oder 25 Spielen zu bringen, dann haben wir berechtigte Chancen auf Platz sechs.“

Kreuzer zeigte aber, das muss auch festgehalten werden, für die desaströse Leistung vom Sonnabend kein Verständnis und nahm sich am Tag nach dem Debakel auch seine Führungsspieler vor: „Wenn diese Spieler binnen einer Woche einen solchen Leistungsabfall haben, können das die anderen nicht auffangen. Man sieht dazu, dass die erfahrenen Spieler in solchen Phasen auch Probleme mit sich selbst haben und überfordert sind, Stabilität in unser Spiel zu bringen.“ Kreuzer weiter: „Wir müssen und werden dieses Spiel knallhart analysieren. Sicher kann man mal ein Spiel verlieren, aber es geht um die Art und Weise.“

Zu den zwei freien Tagen sagte Oliver Kreuzer: „Das ist eine Sache des Trainers, er wird seine Gründe haben. Thorsten ist heute in Nürnberg und schaut sich den kommenden Gegner an. Das ist seine Entscheidung.“ Teilen Sie die Entscheidung? Kreuzer: „Thorsten hat so entschieden, weil letzte Woche viele Nationalspieler unterwegs waren und es keinen freien Tag gegeben hatte. Dieser Entschluss stand schon vor dem Spiel fest. Er wollte nicht unbedingt nur aufgrund dieses Spiels seine Entscheidung zurücknehmen.“ Nach diversen Nachfragen zu diesem brisanten Thema sagte Kreuzer auch noch: „Ich habe vor dem Spiel gewusst, dass der Trainer zwei freie Tagen geben wird, das ist richtig. Dass er trotz dieses schwachen Spiels gegen Hoffenheim trotzdem frei gibt, das wusste ich auch, das haben wir nach dem Spiel besprochen. Diese Entscheidung trage ich mit.“ Und: „Alle anderen Fragen dazu müssen Sie dem Trainer stellen. Ich stelle mich jetzt nicht hier hin und stelle Entscheidungen des Trainers in Frage. Sie können den Trainer fragen, warum er so entschieden hat, welchen Sinn er darin sieht. Was mit der Mannschaft passiert, das entscheidet der Trainer.“

Ich glaube ja auch, dass eine Woche wie die vergangene, in der der HSV von vorne bis hinten gelobt und schon als neuer Meister gefeiert wird, absolut schädlich ist. Zu viel Lob (nach einem 3:3 auf Schalke) verkraften die „Stars“ nicht, das ist schon seit Jahrzehnten ein Hamburger Phänomen. Diese „Stars“ glauben dann auch tatsächlich, dass sie „Stars“ sind. Und so spielen sie dann auch. Wobei mir dann – das ist die logische Konsequenz – das Herz und die Leidenschaft völlig fehlen. Man bewegt sich wie ein „Star“, lässt die anderen laufen. In fast allen Bundesliga-Mannschaften, die ich an diesem Wochenende gesehen habe, liefen und rannten sich die Spieler die Lunge aus dem Leib. Da wird „gerötelt“ bis zum Umfallen. Nur beim HSV gibt es dann solche Spiele wie die vom Sonnabend, wo vornehm hanseatisch zu Werke gegangen wird. Gegangen im wahrsten Sinne des Wortes. Statt sich zu zerreißen und alles für die Raute zu geben, wird getrabt und oft nur zugesehen. Erschütternd.

Schlimm am Rande waren auch die Prügeleien während des Spiels und nach dem Spiel. Die machen nichts besser, eher ist das Gegenteil der Fall.

Und noch eines am Rande. Mir tränen die Augen, wenn ich vor dem Fernseher sitze und den Neu-Mönchengladbacher Max Kruse sehe. Als der noch beim FC St. Pauli spielte, wollten viele HSVer ihn in den Volkspark holen. Aber wir wissen von einem maßgeblichen Herrn des und beim HSV, der über Kruse damals befand: „Der ist zu langsam . . .“

Es klingt wie Hohn, wenn man dazu diesen langsamen HSV sieht – wie Hohn.

PS: Morgen (Montag) ist frei.

PSPS: In der Regionalliga hat die Zweite des HSV beim VfR Neumünster mit 3:1 gewonnen. Kerem Demirbay erzielte dabei das 1:0, Robert Tesche das Tor zum Endstand. Es geht doch! Glückwunsch.

17.44 Uhr

Nächste Einträge »