A.V. Austria Innsbruck
Wappen | Karte |
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Basisdaten | |
Bundesland: | Tirol |
Universität: | Innsbruck |
Gründung: | 9. Juni 1864 |
Verband: | ÖCV |
Eintritt in CV: | 1864 |
Kürzel: | AIn! |
Farben: | weiß-rot-gold |
Mitglieder: | 814 (August 2012) |
Website: | av-austria.at/ |
E-Mail: | chc(at)av-austria.at |
Die A.V. Austria Innsbruck (Abkürzung: AIn) ist eine katholische, farbentragende, nichtschlagende Verbindung im ÖCV, die 1864 gegründet wurde. Sie ist damit die älteste Verbindung dieses Verbandes.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Die ersten Jahre
Die Verbindung wurde am 9. Juni 1864 von zwei Philosophiestudenten, Franz Xaver Schedle und Johann Liberat Wolf, gegründet. Sie ist damit die zweitälteste katholische Verbindung Österreichs (nach der ebenfalls in Innsbruck situierten, von Schweizer Studenten gegründeten Helvetia Oenipontana) und die vierte Verbindung, die dem damals noch Deutschland, Österreich und das heutige Tschechien umfassenden Cartellverband (CV) beitrat. Die Anfangsjahre waren von der liberalen und kirchenfeindlichen Denkweise vieler Professoren und Studenten an der Universität, speziell der schlagenden Corps, und daraus resultierenden Anfeindungen bis hin zu tätlichen Übergriffen geprägt.
Ein gewaltiger Dorn im Auge war den bestehenden Corps vor allem die Ablehnung der Mensur, was zu vielen Provokationen und Ehrbeleidigungen führte. Ein in Couleurkreisen relativ bekannter Austrier beispielsweise, Josef Hinter, späterer Gründer der Carolina Graz, wurde wegen der Ablehnung eines Duells mit einem Schlagenden unehrenhaft aus der kaiserlichen Armee entlassen, und dies war kein Einzelfall. Dennoch gelang es der Austria, binnen sechs Jahren zur größten Verbindung Innsbrucks zu werden.
Von den ersten Tagen an trugen die Mitglieder die Farben weiß-rot-gold (siehe auch: Couleur), die Symbolik dieser Farben ist jedoch nach wie vor umstritten. Eine Interpretationsmöglichkeit: weiß-rot stellen die Landesfarben von Tirol dar, während weiß-gold die Farben der katholischen Kirche sind.
Als Wahlspruch wählte man im Jahre 1864 IN VERITATE LIBERTAS (In der Wahrheit liegt die Freiheit).
1903/1904 wurde in der Nähe der Universität das AUSTRIA-Haus erbaut, welches im Ersten Weltkrieg von alten Herrn der Austria als Lazarett geführt wurde.
[Bearbeiten] Das 20. Jahrhundert
Der Erste Weltkrieg kostete 40 Austriern das Leben und machte eine Neudefinition des Begriffes Patria (als Republik) notwendig. Die Zwischenkriegszeit war für die Austria anfangs eine harte Bewährungsprobe, allein schon, was die Erhaltung des Hauses anbelangte. Aber bereits 1927 hatten die Aufnahmegesuche, auch vieler deutscher Studenten, solche Ausmaße erreicht, dass eine Tochterverbindung, die K.A.V. Rheno-Danubia Innsbruck, gegründet werden konnte. Austrier bestimmten maßgeblich die Politik dieser Zeit mit.
Die Machtergreifung der NSDAP im Jahre 1933 und die baldige „Gleichschaltung“ auch des CV führte zur Abspaltung des Österreichischen Cartellverbandes (ÖCV). 1933 gründete sich in Deutschland Austria Köln. Mit dem Einmarsch der deutschen Truppen 1938 wurde die Austria verboten. Sieben Austrier wurden in KZs eingesperrt, zwanzig mehr oder weniger lange inhaftiert und fünf Austrier fanden ihren Tod im KZ. Nach der Befreiung konnte das Verbindungsleben wieder aufgenommen werden. 1946 konnte nach sieben Jahren Unterdrückung wieder das erste offizielle Stiftungsfest gefeiert werden.
Die Austria hat in den vergangenen Jahrzehnten die Geschichte und Entwicklung des ÖCV maßgeblich mitgeprägt – sei es in Form der beiden Rechtspfleger Dr. Grossmann und Dr. Kohlegger oder als zehnmaliger Vorort.
[Bearbeiten] Bekannte Mitglieder
- Herbert Batliner, bedeutender Kunstsammler und liechtensteinischer Rechtsanwalt, Bandphilister
- Franziskus von Bettinger, Erzbischof des Erzbistums München und Freising (1909–1917)
- Carl Domanig, Tiroler Heimatdichter
- Alfred Ebenhoch, Landeshauptmann von Oberösterreich (1895–1907)
- Karl Erckert, Landeshauptmann von Südtirol (1952–1955)
- Otto Ender, österreichischer Bundeskanzler (1930–1931) und Landeshauptmann von Vorarlberg (1918–1930, 1931–1934)
- Leopold Figl, österreichischer Bundeskanzler (1945–1953), Außenminister (1953–1959) und Nationalratspräsident (1959–1962)
- Siegfried Gasser, Präsident des Vorarlberger Landtags (1994–1999) und Bürgermeister von Bregenz (1990–1998)
- Heinrich Gleißner, Landeshauptmann von Oberösterreich (1945–1971)
- Franz Greiter, Bürgermeister von Innsbruck (1951–1956)
- Wolfgang Großruck, Nationalratsabgeordneter
- Wilfried Haslauer senior, Landeshauptmann von Salzburg (1977–1989)
- Otto Hittmair, ehemaliger Rektor der Technischen Universität Wien (rec. 1945)
- Adolf Hörhager, starb 1940 im KZ Mauthausen an den Strapazen der Steinbruch-Arbeit
- Theodor Freiherr von Kathrein, Landeshauptmann von Tirol (1904–1916)
- Josef Klaus, österreichischer Bundeskanzler (1964–1970) und Finanzminister (1961–1963), Landeshauptmann von Salzburg (1949–1961)
- Ernst Kolb, österreichischer Minister für Handel und Wiederaufbau (1948–1952) und Unterricht (1952–1954)
- Franz Josef II. von Liechtenstein, Fürst von Liechtenstein (1938–1989)
- Alois Lugger, Bürgermeister von Innsbruck (1956–1983), Landtagspräsident (1965–1979) und Landesrat (1947–1949,1953–1954)
- Ludwig Mooslechner, Arzt und Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus
- Hanns Neubauer, Wirtschaftsminister von Rheinland-Pfalz (1967–1971), Bandphilister
- Romuald Niescher, Bürgermeister von Innsbruck (1983–1994)
- Julius Raab, österreichischer Bundeskanzler (1953–1961)
- Johannes Rauch, österreichischer Politiker (ÖVP)[1]
- Franz Rehrl, Landeshauptmann von Salzburg (1922–1938)
- Eduard Reut-Nicolussi, Völkerrechtler und Politiker
- Ekkart Sauser, Kirchenhistoriker
- Josef Schumacher, Landeshauptmann von Tirol (1935–1938)
- Joseph Schumacher, Theologe
- Kurt Schuschnigg, Bundeskanzler zur Zeit des Ständestaates (1934–1938)
- Richard Steidle, Gründer der Tiroler Heimatwehr und Politiker
- Ludwig Steiner, Diplomat und Politiker (ÖVP)
- Franz Stumpf, Landeshauptmann von Tirol (1921–1935)
- Otto Tiefenbrunner, Rechtsanwalt und Widerstandskämpfer
- Karl Tizian, Präsident des Vorarlberger Landtags (1964–1974) und Bürgermeister von Bregenz (1950–1970)
- Klaus Vieten, Geologe, Professor für Mineralogie und Petrologie an der Universität Bonn
- Josef Weber, Landesminister von Nordrhein-Westfalen (1950–1954)
- Erwin Wenzl, Landeshauptmann von Oberösterreich (1971–1977)
- Jakob Wolf, Mitglied des Tiroler Landtags (seit 2003)
- Richard Wollek, Politiker
- Thomas Zimmermann, Mitglied des Bayerischen Landtags (seit 1994)
[Bearbeiten] Ehrenmitglieder
- Anton Graf von Brandis, Landeshauptmann von Tirol (1889–1904), am 14. Juni 1892 zum Ehrenmitglied erklärt.
- Manfred Paul Dierich, deutscher Mediziner und Hygieniker
- Heinrich Drimmel, österreichischer Unterrichtsminister (1954–1964), Ehrenmitglied
- Josef Krainer junior, Landeshauptmann der Steiermark (1981–1996)
- Helmut Mader, Präsident des Tiroler Landtags (1994–2008), Ehrenmitglied
- Hans Bernhard Meyer, deutscher Jesuit und Liturgiewissenschaftler, Ehrenmitglied
- Michael Mayr, österreichischer Bundeskanzler (1920–1921), Ehrenmitglied
- Alois Mock, österreichischer Außenminister (1987–1995) und Vizekanzler (1987–1989)
- Alois Partl, Landeshauptmann von Tirol (1987–1993), Ehrenmitglied
- Anton von Petzer, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung, Ehrenmitglied
- Hugo Rahner, Theologe, Ehrenmitglied
- Josef Ratzenböck, Landeshauptmann von Oberösterreich (1977–1995), Ehrenmitglied
- Herwig van Staa, Landtagspräsident Tiroler Landtag, ehem. Landeshauptmann von Tirol
- Karlheinz Töchterle, Bundesminister für Wissenschaft und Forschung, ehem. Rektor der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck (Ehrenmitglied 2012)
- Hans Tschiggfrey, Landeshauptmann von Tirol (1957–1963)
[Bearbeiten] Literatur
- Peter Stitz: Der akademische Kulturkampf um die Daseinsberechtigung der katholischen Studentenkorporationen in Deutschland und in Österreich von 1903 bis 1908. Gesellschaft für CV Geschichte, München 1960 (Der Weisse Turm 3)
- Gerhard Hartmann: Für Gott und Vaterland - Geschichte und Wirken des CV in Österreich. Lahn-Verlag, Wien 2006, ISBN 3-7840-3362-8
- Stephan Neuhäuser: Wer wenn nicht wir? – 1934 begann der Aufstieg des CV. In: Wir werden ganze Arbeit leisten – Der austrofaschistische Staatsstreich 1934. BoD, Norderstedt 2004, ISBN 3-8334-0873-1
- Siegfried Schieweck-Mauk: Lexikon der CV- und ÖCV-Verbindungen. Gemeinschaft für deutsche Studentengeschichte, Würzburg 1997, ISBN 3-89498-040-0
- Florian Werr: Geschichte des Cartell-Verbandes der katholischen deutschen Studenten-Verbindungen. Paderborn 1890
- Gerhard Popp: CV in Österreich 1864–1938. Hermann Böhlau, Wien 1984, ISBN 3-205-08831-X
- Österreichischer Verein für Studentengeschichte, Farben tragen – Farbe bekennen 1938–1945 – Katholische Korporierte in Widerstand und Verfolgung. Wien 1988
- Friedhelm Golücke: Das Schrifttum des CV und des ÖCV 1844–1980, eine Biographie. Würzburg 1992
- Siegfried Schieweck-Mauk: „Durchhalten, so lange es geht!“ – Der CV und seine Verbindungen in der NS-Zeit, in: Alcimonen-Blatt (Eichstätt) 17/1997, S. 56-75 [= Vortrag, gehalten am 12. Oktober 1997 bei der Studentenhistorikertagung in Würzburg]; ähnlich in: Globulus 5 (1997), S. 76-86 [abgeändert für eine koprationsfremde Leserschaft]; auch ähnlich: »Durchhalten, solange es geht!« - Ein katholischer Studentenverband im Dritten Reich: Der „CV“, in: GDS-Archiv 4 (1998), S. 53-67
- Gerhard Hartmann: Der CV in Österreich – Seine Entstehung, Geschichte und Bedeutung. Lahn-Verlag, Wien 2011 (4. Auflage), ISBN 3-7840-3498-5
- Peter Stitz: Der CV 1919–1938: der hochschulpolitische Weg des Cartellverbandes der katholischen deutschen Studentenverbindungen (CV) vom Ende des 1. Weltkrieges bis zur Vernichtung durch den Nationalsozialismus. Gesellschaft für CV-Geschichte, München 1970 (Der Weisse Turm 4)