Es ist sicher ein halbes Jahr her, seit ich zum letzten Male auf meinem Blog etwas geschrieben habe und es sah sicher so aus, dass Duab wieder einmal in der Versenkung verschwunden war. Und das war auch so. Doch, regelmäßige Leser*innen mögen sich erinnern, gab es schon einmal eine deutlich längere Pause. Was ich damit sagen will: Duab lebt und ich werde versuchen, in der nächsten Zeit wieder mehr zu schreiben. Dieser Beitrag wird daher nur eine Einstimmung sein, auf das was noch kommen wird. (mehr…)
Archiv der Kategorie 'Gender'
Manche wissenschaftliche Studien bringen Ergebnisse, die wirklich keinen Menschen überraschen. So hat letztens die Universität in Montreal einen Versuch gemacht, inwiefern „hypermaskuline“ (sprich: sexistische) *Männer* sich im Straßenverkehr in einer Testsituation verhalten würden. Und, oh Wunder, es kam heraus, dass diejenigen *Männer*, die besonders „hypermaskulin“ (eigentlich ist das ein Schimpfwort) waren, besonders rücksichtslos und schnell gefahren wären. Raserei ist ja kein neues Phänomen und es verwundert auch nicht, dass es gerade eine bestimmte Gruppe von *Männern* ist, die dadurch nun speziell auffällt. (mehr…)
Ganz unbefangene Diskussionen können immer ein krasses Ende nehmen und doch so einige Leute auch entlarven. So ging es in einem Chat um Jamaika, woraufhin ich darauf aufmerksam machen wollte, dass dort eine sehr krasse Homophobie vorherrscht und Homosexuelle verfolgt und gar ermordet werden. Das wurde mir teilweise nicht geglaubt oder auch heruntergespielt. Doch es sind leider traurige Fakten, denn Homosexualität ist weltweit nicht unbedingt anerkannt, vor allem in vielen afrikanischen oder islamisch geprägten Staaten ist sie komplett verboten. In Frankreich hingegen ist Homosexualität (zumindest im Privaten) bereits seit der französischen Revolution erlaubt – mit einigen zeitlichen Ausnahmen, etwa während der Besetzung duch Nazideutschland. (mehr…)
So ein Urteil war eigentlich längst überfällig: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hob nun das Verbot von Eizellspenden auf, nachdem ein österreicherisches Paar dagegen geklagt hatte, da die Frau unfruchbar war und eine Einzellspende benötigte, was in Österreich (und auch in der BRD) aber verboten ist. Der Gerichthof begründete sein Urteil damit, es gäbe keine „objektiven oder vernünftigen“ Gründe, eine Eizellspende zu verbieten. Im Gegensatz zu Einzellspenden sind Samenspenden ja auch in fast allen Ländern erlaubt, dem Gericht zufolge sei dies eine Ungleichbehandlung, da es einige Paare gibt, die eben auf Einzellspenden angewiesen sind. Für Österreich (als Staat) gibt es zwar noch die Möglichkeit, Berufung einzulegen, aber wenn dieses Urteil durchkommt (was ich annehme), dann müssen einige Staaten ihre Gesetze ändern. (mehr…)
Es gibt immer mal wieder kontroverse Themen, wo manche sagen, mensch dürfe sich nicht einmischen, denn das ist alles zu weit weg und geht uns auch alles gar nichts an. Da kann es auch schonmal um gewisse Traditionen gehen, die in gewissen Regionen der Welt alltäglich sind, die aber unserem Wertesystem (und in diesem Falle meinem Wertesystem) komplett zuwider laufen. Und da ich kein*e Freund*in des Kulturrelativismus bin, werde ich in diesem Beitrag ein solches Thema ansprechen: Den sogenannten „Brautpreis“ in Uganda. Bei dieser Tradition muss der zukünftige Ehemann für seine gewünschte Braut bei den Eltern „bezahlen“ (heute mit Elektrogeräten u.ä.), bevor die Hochzeit vollzogen werden kann, quasi das Gegenteil einer „Mitgift“. Das allein wäre ja noch kein so großes Problem, aber daraus entspinnen sich einige Konsequenzen, die nicht hinnehmbar sind. (mehr…)
Heute fand in Münster (NRW) eine Demonstration von christlich-fundamentalistischen Abtreibungsgegner*innen statt. Sowas darf natürlich nicht ohne entsprechende Gegenaktionen ablaufen, und so wurde die Demonstrationen zeitweise komplett „übernommen“ und später massiv gestört – durch Sprechchöre und Trillenpfeifen. Das war sicher kein sonderlich guter Tag für die radikalen Christ*innen. Nebenbei mischten sich auch noch einige Mitglieder lokaler JN-Gruppen unter die Demonstration. Mit Nazis scheinen diese Christ*innen also keine Probleme zu haben. Auch, wenn die Route der Kreuzträger*innen eigentlich relativ zentral war, waren die Gegenaktionen ein voller Erfolg und die Christ*innen sind sicherlich nicht zufrieden nach Hause gefahren.
Ich kann nicht wirklich verstehen, warum sich überhaupt Menschen diesen christlichen Radikalen anschließen, die nicht nur etwa gegen Abtreibung sind, sondern auch noch Homophobie und Sexismus predigen – anti-emanzipatorischer geht es kaum. Oder ist es derselbe Mechanismus wie bei rechtradikalen Gruppierungen, dass sich Menschen dort aufgenommen und als „Teil von etwas“ fühlen können? Ich kritisiere Religion gerne auch im Allgemeinen, aber besonders diese radikalen Gruppen sind teilweise nicht ungefährlich. In den USA wurden gar Abtreibungsärzt*innen ermordet. Zum Glück gibt es in Europa noch keinen so starken christlichen Fundamentalismus.
Angeblich gibt es einen statistischen Zusammenhang zwischen Kircheneintritten und Hinwendungen zur Religion und wirtschaftlich schlechten Zeiten. Das wäre auch logisch, schließlich gäbe es dann noch einen letzten Strohhalm, der nicht vom eigenen Geldbeutel abhängig ist. Und wenn mensch sich fein an die aufgestellten Regeln hält, gibt es im Jenseits auch eine super Belohung – schon tritt das Leben im Hier und Jetzt in den Hintergrund. Blöde nur, dass das Leben im Hier und Jetzt das einzige ist, was zählt und die Vertröstung auf ein besseres Jenseits nur den eigenen Tatendrang hemmt. Doch nur, wenn jetzt etwas getan wird, kann mensch die Welt zum besseren verändern.
Prinzipiell hätte ich an einem privat ausgelebten Glauben auch nicht viel auszusetzen, doch sind alle Religionen auf die eine Art und Weise immer ausgrenzend. Anhänger*innen anderer Religionen werden nahezu immer ausgeschlossen, meist noch Menschen mit anderer Sexualität und anderen Lebensweisen. So eine Form ausgrenzender Ideologie kann kaum zu einem positiven Ergebnis führen, egal, welche tollen Absichten dahinter stecken mögen. Die Fundamentalist*innen treiben diesen ganzen Irrsinn natürlich noch auf die Spitze.
Wohin diese intoleranten und ewig-gestrigen Einstellungen führen können, zeigt ein Fall aus den USA. Dort wird ein Abschlussball abgesagt, weil eine Mitschülerin angekündigt hat, mit ihrer Partnerin zu kommen und dazu einen Smoking zu tragen. Dazu fehlen mir die Worte, wie kann eine homophobe Diskriminierung denn noch offensichtlicher sein? Ich habe ja in einem früheren Beitrag ja schon darauf hingewiesen, dass Sexismus und Homphobie in dieser Gesellschaft keinenfalls überwunden sind. Und nein, Homophobie und Sexismus sind für mich keine tolerierbaren „Meinungen“. Gegen solche „Ansichten“ wurde heute mit den Störungen der christlich-radikalen Demonstration wenigstens etwas getan, doch das kann nur ein Anfang sein, der Anfang eines sehr langen Kampfes.
Da es unter einigen weiblichen Mitgliedern der Pirat*innenpartei (ja, das habe ich jetzt eigenmächtig gegendert) ganz offensichtlich Gesprächsbedarf bezüglich der Gender-Thematik gab und diese Partei wohl doch nicht so „post-Gender“ war, wie sie von sich selbst behauptete, gründete sich eine Art Gruppierung namens „Piratinnen“, ohne jetzt einen Anspruch zu haben, offiziell im Namen der Partei oder aller weiblichen Mitglieder sprechen zu wollen. Als ich davon erfuhr, war ich zunächst skeptisch, weil so eine Gruppierung mir doch dann auch selbst etwas zu geschlechtsfixiert schien, aber als ich dann die Reaktionen auf die Gründung dieser Gruppe lesen musste, wurde ich eindeutig zu einer Sympathisantin.
Was dort der Gründerin an Kommentaren entgegen flog, war nicht sicher nicht bloß eine Form von berechtigter Kritik, sondern ging teilweise sehr deutlich in den Bereich des offenen Sexismus, den diese ach so emanzipatorische Partei doch überwunden haben wollte. Das Thema schlug allgemein hohe Wellen und auch andere Medien griffen die Diskussion in der Partei auf. Allein diese kontroverse Diskussion bezüglich der Gründung einer Gruppe mit dem Namen „Piratinnen“ und das aufmerksam machen auf gewisse Missstände in der Partei zeigen deutlich, dass sie eben nicht post-gender, in Einzelfällen wahrscheinlich nichtmal post-sexismus ist. Aber ich will hier gar nicht weiter auf die konkrete Diskussion bei der PP eingehen, das ginge dann doch zu weit und ich habe auch keinen Einblick in parteiinterne Strukturen. (Und wenn ich hier so unbeschwert weiterschwafele, kommt noch eine piratige Web-2.0-Flotte an und zerpflückt mich .)
Eine ganz ähnliche Problematik gibt es auch in vielen Teilen der linksradikalen „Bewegung“. Da kann mensch sich noch so emanzipatorisch und politisch korrekt geben, das kann auch bloß Fassade sein. Macker*innengehabe, blöde Sprüche, dominantes Gesprächsverhalten, sogar offener Sexismus sind unter Linksradikalen auch vorhanden, vielleicht nicht so häufig wie im Rest der Gesellschaft, aber dennoch. (Der Anteil bei organisierten Linksradikalen mag noch geringer sein, aber ich kann nur mutmaßen.) Nun, ich denke, da zeigen sich 15-20 Jahre Erziehung, wo sicher bei den meisten sicher kaum ein post-gender oder anti-sexistischer Schwerpunkt gesetzt wurde. So leicht legt mensch das auch nicht ab.
Das ist alles eigentlich sehr schade, denn wo immer gegen Kapitalismus, Rassismus und Faschismus gekämpft wird, bleibt, meiner bescheidenen Meinung nach, der Kampf gegen den umfassenden alltäglichen Sexismus vollkommen auf der Strecke. Und der ist in der Gesellschaft präsent wie eh und je, vielleicht nicht mehr auf dieselbe Art und Weise wie früher, aber das Patriarchat existiert immernoch genau wie sexistische Klischees und Rollenmodelle. Menschen, die aus diesen versuchen auszubrechen, werden blöde angeguckt und angemacht. Allein der Blick in eigentlich alle Massenmedien zeigt, wie mensch sich zu verhalten hat – seinem Geschlecht entsprechend. Da werden Unterschiede herbeibeschworen und durch ewiges Wiederholen in die Köpfe zementiert. Dagegen was zu unternehmen, wäre wirklich mal post-gender.
Viele Formen der offenen Diskrimierung mögen zwar verschwunden sein, aber solange Menschen aufgrund ihres Geschlechtes teilweise geringeren Lohn bekommen oder angegriffen werden, existiert keine Gleichheit oder gar Gleichberechtigung. Auch wenn wir uns die Ministerpräsident*innen der Ländern anschauen (wäre Althaus nicht zurückgetreten, hätte ich hier nicht gendern müssen) oder auch die Minister*innen, so gibt es da ein deutliches Ungleichgewicht, ähnlich ist es auch in den Vorstandsetagen großer Unternehmen. Anders als mit Sexismus (sprich: Patriarchat) lässt sich das kaum vernünftig erklären. Und die Alltagskultur fordert ja auch eine innergeschlechtliche Solidarität statt einer intergeschlechtlichen oder anti-geschlechtlichen.
Schön wäre es, einfach sein (soziales) Geschlecht ablegen zu können und dann ohne Probleme durch den Alltag zu kommen. Aber es ist wesentlich leichter, sich zu einem Geschlecht zu bekennen, sonst wird mensch oft einfach nicht akzeptiert. Ich wünschte mir ein wenig mehr Engagement in diese Richtung. Kaum kommen in einem Lied mal Textzeilen mit „schwarz-rot-gold“ vor, kocht die linksradikale Szene, aber wenn wir mal konsequent Lieder mit sexistischen Klischees abstrafen würden, würde es ähnliche Reaktionen geben wie bei der Gründung der Piratinnen. Zu Guter Letzt werde ich noch ihren Spruch kopieren, denn der ist wirklich super:
Klarmachen zum Gendern!