Archiv für Januar 2008

»Die Unangepaßten aussortieren«

Interview in der jungen Welt mit Freerk Huisken. Nichts weltbewegendes, aber wenn meine Zeitung des Vertrauens mir mal einen Gefallen tut, möchte ich das auch honorieren.

Leider wurde schon vorher in der Zeitung eine „Kritik“ am Vortrag publiziert, die fast ohne Argumente auskam und sich über das Ausbleiben von Auftritten sog. Nummerngirls aufregte. Naja, was solls.

[…] Zum ersten Punkt: Es ist ebenso verbreitet wie praktisch, Menschen, die in dieser Gesellschaft aus der Rolle oder auffallen, mit dem Hinweis auf ihre Biologie auszusortieren. Bei der Biologisierung oder Naturalisierung gesellschaftlicher Vorgänge nebst ihren Resultaten wird die Natur des Menschen für all die Handlungen verantwortlich gemacht, mit denen sich Menschen im Kapitalismus mit Willen und Bewußtsein mehr oder weniger vernünftig durchzuwurschteln versuchen – für schlechte Noten, für schlechtes Benehmen, für kriminelle Delikte, aber auch für »ungehöriges« politisches Denken und Handeln. Dann sind Menschen eben »verrückt« oder »ticken nicht ganz sauber«, sind einfach »unbegabt« oder gleich »krank«. […]

Ghetto Gaza.

Angesichts linker Staats- und Kriegsfreunde, die ihre rassistischen Vernichtungsphantasien in die Welt ´rausballern und am liebstens die „ganze Brut1 sterben lassen“ würden (Übersetzungsdienst von wendy.blogsport.de), möchte ich hier eine kleine Artikelsammlung der letzten Tage verbreiten.
Auch nur ein bisschen drüberlesen zeigt: Es wird immer schlimmer. Schon am Anfang der menschenverachtenden Blockade, ja eigentlich schon davor, war die Lage im Widerstandsherd Gaza beschissen. Es fehlte an allem, außer vielleicht an Gewalt. Innerpalästinensischer und natürlich israelischer. Mittlerweile wird es wirklich akut: Kein Strom, kein Wasser, kein Essen, keine Medikamente.
Ein_e Schelm_in, die dabei denkt, dass Ziel der israelischen Regierung sei die Vollendung des zionistischen Staatsgründungsprojektes, die endgültige Vertreibung der absoluten Mehrheit der Palästinser_innen aus ihrer Heimat. Die – achso solidarischen – Regierungen der arabischen Nachbarstaaten wollen indes nichts wissen, von ihren palästinensischen „Brüdern und Schwestern“. Einen Einstrom hochpolitisierter und -radikalisierter palästinensischer Flüchtlinge würde ihre Länder ökonomisch und innenpolitisch destabilisieren. Also verhindern ägyptische Soldaten die Einreise von Palästinenser_innen und forcieren ihre Ausweisung.
Die Palästinser_innen haben keine mächtigen Freunde und Unterstützer, keine Hoffnung für die nächsten Jahre.
Die USA unterstützen Israel, solange dessen Kurs die arabischen Partner der us-amerikanischen/westlichen Weltordnung nicht zu sehr aufregt. In Israels Plänen kommen die Palästinenser_innen nur als zu beseitigende Variable vor.

„Wenn es eine hoffnungslose Lage in der Welt gibt, dann die der Palästinenser“, Dr. Herbert Fertl.

„Hebt die Blockade auf!“, Rüdiger Göbel.

Humanitäre Katastrophe im Gaza-Streifen.

Gaza befreit sich selbst. Karin Leukefeld.

Friedensgruppen gegen Gaza-Blockade.

»Rettet unser Leben«
Mohammed Omer, Gaza-Stadt

Weitere Artikel mit Gaza-Bezug.

  1. Mit Brut ist natürlich nicht die Hamas gemeint. Bozic hat die zionistische Logik verinnerlicht. Keine abgeschlossene israelische Staatsgründung mit palästinensischem Staat. Kein Pali-Staat ohne Palis. Perfekt, die Heim- und Schutzstätte aller Juden kann errichtet werden. Alle – und Ivo – sind glücklich. [zurück]

MPunkt zu Bozic, außerdem.

Sunday, bloody sunday.

Das Massaker der englischen Armee und ihrer irischen Helfershelfer an friedensbewegten Bürgerrechtsaktivist_innen im irischen Derry hat sich wieder einmal gejährt. Es war der endgültige Schluss der friedlichen Versuche eine irische Unabhängigkeit herzustellen und markierte auch den Anfangspunkt einer weiteren Spaltung der Widerstandsfront in „Fundis und Realos“.

(mehr…)

„Kein Verzicht mehr!“

Auch, wenn einem vieles am Streik der Eisenbahner_innen im letzten Jahr nicht sympathisch war, die Tendenz zur Verweigerung der Unterordnung der eigenen Bedürfnisse unter „Sachzwänge“, Profitlogik, Konzerninteressen und die der Nation, das war schon was.
In der jungen Welt hat der schreibende Arbeiter „Jim Knopf“, der im Berufsleben Bahnbegleiter ist, eine klassenbewusste Zusammenfassung des Arbeitskampfes geschrieben.
Irritierend ist die kriegerische Rhetorik, aber da kann ich drüber hinweg schauen. Vorab kritisieren möchte ich nur die völlige Überwertung der sog. Solidarität „der Masse“ bzw. der Arbeiter_innen. Machen wir uns nichts vor, da kam kaum etwas. Soli-Adressen, schön und gut, aber solidarische Aktionen oder Streiks gab es kaum. Und das die Leitungen der anderen Gewerkschaften noch nicht einmal Solidarität mit der GDL heucheln musste, gibt gut Auskunft über die Stärke und Macht der massenhaften Solidarität.
Vor dem Siedepunkt heruntergekühlt. Lesenswert, als Ergänzung sind die Links unter einem anderen Beitrag von mir äußerst hilfreich.

Etwas älter ist der Kommentar von „Wedel“ (Vorname unbekannt…) zum Thema Nokia und dem ganzen Rumgejaule, das sich wieder entlädt. Arbeiter_innen, die ohne jede Einsicht in die hiesigen und heutigen Verhältnisse wehklagen und deren – bisher – härteste Aktion der Bitt-Gang nach Canossa, hier Finnland, zur Presse-Konferenz von Nokia war, um dort, munitioniert mit dem Argument, dass mensch sich doch wunderbar hat vernutzen lassen und dem Konzern genutzt hat, zu erbetteln, dass das Werk nicht geschlossen wird.

Eine Diskussion, die ich mir gerade durchlese und die auch um das Thema Gewerkschaften und so weiter geführt wird, findet ihr bei neoprene.

Dear Devohrah…

…du hast dich hart blamiert. Du bist auf den gerade aktuellen Pseudo-Hype-Zug aufgesprungen, um dann festzustellen, dass der noch garnicht richtig losgefahren ist und du außerdem auf dem falschen Gleis eingestiegen bist.
Und dann wirst du auch noch dafür kritisiert! Schluss! Lasst mich in Ruhe! Wachen! Wacheeen! Ne, so hast du das natürlich nicht gesagt, du hast in einem wunderbar geradebrechten Englisch und trotzdem total arrogant geschrieben, dass sich jemand wie ich, der ja so böse Antisemit_innen-Gruppen, wie die ARAB und die ALB in der Linkliste hat, garnicht zur Party K9-Crisis äußern darf. Damit war die Sache für dich erledigt. Doch für andere anscheinend nicht.
Die Kavallerie kam, in Gestalt von tenpounds, einem, leider (gerade?) inaktiven Blogger, den ich sehr schätze und der ganz offensichtlich auch um einiges besser Englisch spricht als du. Leider hast du seinen Kommentar gelöscht, egal, ich mache ihn hier nochmal der Allgemeinheit zugänglich, weil er einfach zu geil war!

dear devorah,

we, your humble english-speaking readers, deeply appreciate your attempt to write in a language that is not condemned eternally due to the crimes of those german-speaking NAZIS back there in the thirties and forties. BUT, as the sensitive person you are, you’ll have to admit: your english is shite. but well, what can we expect from a person who (who! not “how”!) claims for itself to be a “grown-up”, “antideutsch”-liberal, ergo: a right-wing idiot who hates children? nothing, i suppose. so i advise you to FUCK OFF AND DIE ’cause, ya know: wendy is much stronger than you. nothing more to say.

greetz,

tenpints of really good plain.

p.s.: “to be”. “being”. “maybe”. NOT “maybee” – a bee is a bee! summmmmmmmm, you know?

Nothing more to say.

P.S.: Interessantes bei waiting.

Küss mich, Genosse!

Wer sich jetzt heiße Geschichten aus dem Privatleben von Wendy erhofft, wird enttäuscht: Es geht um eine anscheinend superbe TV-Sendung, die ich gerade verpasst habe. Ich zitiere den Berliner Kurier:
„Jenny findet heraus, dass ihre spießige Mutter früher ein Hippie und ihr Vater ein ostdeutscher DJ war. Plötzlich (?, Wendy) macht sie einen Zeitsprung und findet sich am Tag vor ihrer Zeugung wieder, dem Tag des Länderspiels der BRD gegen die DDR 1974 (0:1! Wendy). Da verliebt sich Frank, ihr Vater, in sie – aber sie muss ihn mit ihrer Mutter verkuppeln, Alex, verkuppeln. – Unterhaltsamer Zeitsprung-Spaß

Hat das wer gesehen und kann etwas dazu beitragen? Das tolle Bild aus dem Kurier finde ich gerade nicht im Netz, werde es aber vielleicht nachreichen können.

Nun guck „Der Wald vor lauter Bäumen“ auf 3sat, der soll gut sein, Bildungsfernsehen, ist mir aber erstmal egal. Schließlich muss ich nur die Zeit bis 00:20 überbrücken, denn dann kommt „Viva Maria!“ auf ARD: (mehr…)

Wieder geschafft.

Puh, mit einem – wieder mal – überwältigendem Ergebnis wurde der bestaussehendste Staatsmann nach Sean Connery und Bon Vivant wieder ins kubanische Parlament gewählt. Auch die (überwundene?) schwere Krankheit Castros schien für das kubanische Volk eher für den alten Haudegen zu sprechen. Der verlinkte Artikel liefert alles an Informationen, was mensch braucht. Mehr weiß ich auch nicht über die Wahl, aber da scheint wohl alles mit rechten Dingen abgelaufen zu sein. Keine Demos, keine Unruhen, keine Straßentheateraktionen, keine Opposition. Und wenn doch, sitzen die jetzt alle im Knast. :D

Auf eine weitere Amtszeit!

Afrika in Den Haag

Als diesen Kurs unterstützend begleitendes Medium schreibt Der Spiegel derzeit fleißig Afrikas Historie als besetzter Kontinent um. Der weißen Herrschaft einen janusköpfigen Charakter zubilligend, präsentiert er den europäischen Kolonialismus als zivilisationsbringende Lichtgestalt und gewalttätigen Ausplünderer in einem. Indem das »Nachrichtenmagazin« die anhaltend nachwirkende koloniale Schuld an der afrikanischen Dauerkrise geschichtsrevisionistisch relativiert, schafft es zugleich die Voraussetzungen, Afrika selbst – oder stellvertretend auch: deren Eliten – für den Zustand des Kontinents alleinverantwortlich zu machen. Jüngstes Beispiel: »Der Schlächter von Monrovia«.

An sich nichts neues, trotzdem interessant, zu mal das ja auch gerade in (post-)linken Kreisen en vogue wird.

Noch was zum Lachen: Die sog. „FAU“ im Kampf gegen „Überausbeutung“ und „unbezahlte Praktika“. Einerseits Affirmation, andererseits Kampf gegen Windmühlen. Welche_r Arbeitergeber_in stellt denn bitte schön bezahlte Praktikant_innen ein?

Bankrotterklärungen.

Wenn ich mir so anschaue, wie sich immer größere Teile der deutschen Linken aufführen, empfinde ich einfach nur noch Mitleid. Das völlige Fehlen irgendeiner Art von Reflektionsfähigkeit ist schon fast nicht zu fassen.
Erstmal wird davon abgesehen, dass anscheinend immer weniger Leute gewillt sind, die Ost-West-PDS zur Interessenvertretung zu wählen. Für eine Kritik am parlamentaristischen, reformistischen Kurs der PDS reicht es ja offensichtlich hinten und vorn nicht. Das aber anscheinend noch nichtmal über die volkstümlische Kritik der Basis (!) an der Partei gesprochen wurde… Angesichts dieses Maßes an Regression fehlen mir die Worte. Ich kann das einfach nicht adäquat beschreiben, lest es euch selbst durch. „Eine Partei für alle?“. Die Rosa-Luxemburg-Konferenz wurde anscheinend tatsächlich durchgeführt, um zu klären, ob es neben der PDS überhaupt noch „marxistische“ Organisationen braucht. Das impliziert, dass an der PDS keine Kritik besteht und auch nicht erwünscht ist.

Ich kann mich diesbezüglich nur noch der „Gruppe Internationaler SozalistInnen“ (GIS) anschließen und ihr Flugblatt zitieren, dass nun schon zum zweiten Mal auf der Liebknecht-Luxemburg-Lenin-Demonstration verteilt wurde:

Bündnis mit Verrätern bedeutet Niederlage“, wusste schon Karl Liebknecht zu berichten.

Das kommunistische Programm ist nicht kompatibel mit Leuten, denen der Leichengestank des Stalinismus anhaftet oder die sich die Neuerfindung der Sozialdemokratie auf die Fahnen geschrieben haben.

Wirkliche Befreiung ist nicht mit, sondern nur gegen solche Gestalten zu haben. Eine „Linke“, der die Affirmation von Lohnarbeit, Staat und Nation quasi zur zweiten Natur geworden ist, gehört nicht gestärkt sondern gespalten! Das alljährliche LL-Ritual gemahnt geradezu zum Aufbau einer marxistischen Organisation, die in der Lage ist über Publikumsbeschimpfung hinaus, zur Aktion überzugehen.

Angesichts der täglich zu konstatierenden Verwerfungen des Kapitalismus ist die Aktualität der Losung „Sozialismus oder Barbarei“ evident. Wir stehen vor der Wahl: Entweder im Einklang der Restlinken Gefahr laufen, in Theorie und Praxis hinter etwaige Segnungen der „freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ zurückzufallen, oder diese zugunsten eines Bessern, in kommunistischer Absicht zu zerschlagen. Letzteres mag sich vielleicht etwas schwierig anhören, ist es aber nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, was Rosa in den Wirren des Ersten Weltkrieges zum Besten gab: „Wir sind nicht verloren und wir werden siegen, wenn wir zu lernen nicht verlernt haben.

Das ganze Flugblatt hier.

P.S.: „Demokratischer Sozialismus“, das stand, peinlichkeitsbezogen, kurz vor der Kotzgrenze. Wenn eine politische Organisation sich damit begnügt, sich zur Positionierung schlicht als „Links“ zu bezeichnen, so sagt dies einiges aus. Fremdscham^10

Großartige Plakate…

…gibts wieder bei „politischesplakat.tk“, interessant ist dieses Mal, dass es sich um alte Plakate handelt. Viele wurden wohl gemalt, andere collagenartig gefertigt, in andere Fotos reingearbeitet. Sehr interessant, ich hab mich sowieso immer gefragt, wie die Leute vor Photoshop und Gimp Plakate gemacht haben. Mein absoluter Favorit, was Style, Botschaft, Pathos und supersympathische abgebildete Leute angeht, ist dieses hier:

Sooo putzig, dass „die KOMMUNISTEN“ tatsächlich abgebildet sind… „Guckt mal, so sehen die aus. Garnicht so schlimm, wie es sich anhört“.
Ungewollt genial, wie der heroische, männlich-zupackende Ueber-Kommunist und die verschmitzt bis verschämt lachenden Partei-Mitglieder miteinander kollidieren. Naja, pathosgeladen bleibts trotzdem. Gefällt.

Ansonsten ein gut gemeinter Rat für alle Macker: Schäm dich, Schwätzer!