Wenn ich mir so anschaue, wie sich immer größere Teile der deutschen Linken aufführen, empfinde ich einfach nur noch Mitleid. Das völlige Fehlen irgendeiner Art von Reflektionsfähigkeit ist schon fast nicht zu fassen.
Erstmal wird davon abgesehen, dass anscheinend immer weniger Leute gewillt sind, die Ost-West-PDS zur Interessenvertretung zu wählen. Für eine Kritik am parlamentaristischen, reformistischen Kurs der PDS reicht es ja offensichtlich hinten und vorn nicht. Das aber anscheinend noch nichtmal über die volkstümlische Kritik der Basis (!) an der Partei gesprochen wurde… Angesichts dieses Maßes an Regression fehlen mir die Worte. Ich kann das einfach nicht adäquat beschreiben, lest es euch selbst durch. „Eine Partei für alle?“. Die Rosa-Luxemburg-Konferenz wurde anscheinend tatsächlich durchgeführt, um zu klären, ob es neben der PDS überhaupt noch „marxistische“ Organisationen braucht. Das impliziert, dass an der PDS keine Kritik besteht und auch nicht erwünscht ist.
Ich kann mich diesbezüglich nur noch der „Gruppe Internationaler SozalistInnen“ (GIS) anschließen und ihr Flugblatt zitieren, dass nun schon zum zweiten Mal auf der Liebknecht-Luxemburg-Lenin-Demonstration verteilt wurde:
„Bündnis mit Verrätern bedeutet Niederlage“, wusste schon Karl Liebknecht zu berichten.
Das kommunistische Programm ist nicht kompatibel mit Leuten, denen der Leichengestank des Stalinismus anhaftet oder die sich die Neuerfindung der Sozialdemokratie auf die Fahnen geschrieben haben.
Wirkliche Befreiung ist nicht mit, sondern nur gegen solche Gestalten zu haben. Eine „Linke“, der die Affirmation von Lohnarbeit, Staat und Nation quasi zur zweiten Natur geworden ist, gehört nicht gestärkt sondern gespalten! Das alljährliche LL-Ritual gemahnt geradezu zum Aufbau einer marxistischen Organisation, die in der Lage ist über Publikumsbeschimpfung hinaus, zur Aktion überzugehen.
Angesichts der täglich zu konstatierenden Verwerfungen des Kapitalismus ist die Aktualität der Losung „Sozialismus oder Barbarei“ evident. Wir stehen vor der Wahl: Entweder im Einklang der Restlinken Gefahr laufen, in Theorie und Praxis hinter etwaige Segnungen der „freiheitlichen demokratischen Grundordnung“ zurückzufallen, oder diese zugunsten eines Bessern, in kommunistischer Absicht zu zerschlagen. Letzteres mag sich vielleicht etwas schwierig anhören, ist es aber nicht, wenn man sich vergegenwärtigt, was Rosa in den Wirren des Ersten Weltkrieges zum Besten gab: „Wir sind nicht verloren und wir werden siegen, wenn wir zu lernen nicht verlernt haben.“
Das ganze Flugblatt hier.
P.S.: „Demokratischer Sozialismus“, das stand, peinlichkeitsbezogen, kurz vor der Kotzgrenze. Wenn eine politische Organisation sich damit begnügt, sich zur Positionierung schlicht als „Links“ zu bezeichnen, so sagt dies einiges aus. Fremdscham^10