Archiv für November 2007

Guter Artikel in der jungen Welt

Der Schwarze Kanal: Aufklärungsfundis. Von Werner Pirker.

Einmal quer durch Kulturalismus, Chauvinismus, Aufklärung und Rassismus geballert.

In Bruckners Schrift erscheint Ayyan Hirsi Ali als der Inbegriff des »freien Individuums«, das sich todesmutig aller kollektiven Zwänge einer tradierten Gesellschaft entledigt hat. Daß sie ihre Individualität auf eine unsolidarische Weise auslebte, sie in Holland einer restriktiven Ausländerpolitik huldigte, die letztlich zu ihrer eigenen Abschiebung führte, erscheint nicht als Makel, sondern als Ausdruck individueller Überlegenheit. »Als Somalierin«, schreibt Bruckner, »verkündete sie die Überlegenheit Europas über Afrika«. Das ließ sie die Unterlegenen auch spüren. Bruckners trägt seinen europäischen Kulturchauvinismus mit dem Gestus des Kulturpessimisten vor. »Es läßt sich nicht leugnen«, schreibt er, »die Feinde der Freiheit kommen zuerst aus den freien Gesellschaften, aus jenem Teil der aufgeklärten Eliten, die der übrigen Menschheit – ja sogar den eigenen Mitbürgern – den Genuß demokratischer Rechte verwehren, falls diese das Pech haben, einer anderen Religion oder Ethnie anzugehören als sie selbst.« An Europas Überlegenheit haben alle teilzuhaben, so lange ihnen eine Frau Hirsi nicht die Ausländerpolizei ins Haus schickt.

Eine Art Stellungnahme zu Werner Pirker kann ich mir an dieser Stelle wahrscheinlich nicht sparen. Wie viele andere hat Pirker realisiert, dass mensch sich als Linke_r und Antikapitalist_in nicht einem völkisch-faschistischen Mob, einer Volksgemeinschaft gegenübersieht, sondern eher einem auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingeschworenem und emotional-antifaschistisch gewendetem Kollektiv von Gesinnungsdeutschen. Da gehören natürlich auch „Antideutsche und andere Liberale“ dazu (siehe „Wir als Deutsche“). Die Schlüsse, die er daraus zieht, sind – und das ist dann bitte wahrzunehmen – andere als die Elsässers. Die Polemiken Pirkers, der ebenso wie einst Bahamas-Redakteure, Tabubrüche vollzieht und inszeniert, gehen mir dann doch desöfteren zu weit, zumal bei der Polemik immer der Inhalt leiden muss.
Ein Reaktionär, wie Elsässer ist er nicht, allerdings oft ebenso ungenießbar.

Bestes Antifa-Transpi evar.

Leider kann mensch sich in dem Artikel der jungen Welt nur eine verkleinerte Fassung des Transparentes anschauen (wird etwas größer, wenn du draufklickst). Trotzdem muss ich das verlinken. Wunderschön, wie 90er Jahre Retro-Look mit einer hooliganistischen Ästethik („Los jetzt!“) und Akira (*schmacht*, das waren noch Zeiten) verbunden.

In diesem Sinne: Los jetzt!

Ob grün, ob braun…

Aus gegebenem Anlass.

In Erinnerung an Conny.

Eure Argumente sind unerreichbar

Torsun, ein Nazi-Rocker, der sich ins Bild geschmuggelt hat und mehrere, von der Straße weggefangene vollständige Idioten, die widerlicherweise von Reportern öffentlich lächerlich gemacht werden.

„Der Gegen-Schal“

Bin ich eigentlich der einzige Mensch, dem dieser Hype um das sogenannte „Anti-Pali“ seltsam vorkommt? Alle reaktionären Denkschulen (?) deren Anhängerschaft anscheinend für Antideutsche und andere Idiot_innen mit dem Tragen der Keffiyah ausgedrückt wird, sollen wohl auf dem Anti-Lappen negiert werden. Herauskommt dabei ein Pali-Tuch, auf das Davidsterne, Sex-Toys, mutmaßliche E-Pillen, Kondome und Viagra-Tabletten gedruckt sind. Auch wenn dies einen humorigen Umgang mit der „Problematik“ ausdrücken soll, so wird doch die Sinnlosigkeit des Vorhabens deutlich, alles, was irgendwer, irgendwie mit dem Pali-Tuch seiner Umwelt sagen will, auf einem Anti-Pali zu konterkarieren. Seit wann die Träger_innen der Keffiyah Sex, „sich Sachen in den Arsch stecken“ und Medikamente ablehnen… Erklärt es mir.
Überlagert wird dies alles noch durch die subkulturelle Party-Attitüde der angepeilten Zielgruppe. Und am Ende bleibt es, ein mehr oder weniger modischer, mit verschiedenen Mustern bestickter Lappen, der im Winter warm hält, woanders vor Sand und Sonne schützt und für jede_n etwas anderes bedeutet.

In nem Comment habe ich gerade so einen guten Kalauer gemacht, dass ich ihn auch hier nochmal verwerten muss:
Wie war das mit “aus Scheiße Geld machen”? ADs mit überteuerten Putzlappen abzocken, ist eigentlich ne gute Idee. Und das nennt mensch dann „Kunst“.

P.S.: Kulla, wenn es ein „Gegen-Schal“ wäre, dann wäre das Ding sehr dünn und würde nicht warmhalten und in keinem Fall eine Alternative zum Pali.

It has begun.

Best of Riotporn(-Videos) – updated

Prag im Ausnahmezustand, Nazi-Aufmarsch verhindert, militante Actions noch und nöcher, die tschechische Antifas machen Nazis platt und wir können uns das alles angucken.

Nun, wo wir uns alle schön gefreut haben, sollten wir vielleicht nochmal drüber nachdenken, ob es denn tatsächlich Aufgabe einer „linksradikalen“ Bewegung sein kann, zusammen mit den staatlichen Ordnungskräften nicht angemeldete Demonstrationen zu verhindern. Wenn die Sache der Antifa und die des Staates soweit zusammengehen, dass die unterschiedlich gewandeten Einsatzkräfte eigentlich nur ihre Taktiken abzustimmen bräuchten, dann geht wohl was verkehrt.
Wer am 08. Mai 2005 in Berlin dabei war, weiß, was ich meine.

Interessanter Artikel zu Kurdistan in der jungen Welt

Roter Stern und Öcalan-Bilder. Von Nick Brauns.

difficulteasy hat nun ein Kind. Ein eigenes.

Es ist soweit: diffi hat ein Kind.
Herzlichen Glückwunsch. Jetzt fängt der Ernst des Lebens an.
Mit wenigen anderen Entscheidungen kann mensch sich selbst soviel Verantwortung auflasten, wie mit der Zeugung eines Kindes. Die nächsten 20 – 30 Jahre wird diffi einen Großteil seiner Zeit damit beschäftigt sein, dass Kind zu ver- und zu umsorgen, es zu erziehen, er muss Geld, Klamotten, was nicht so alles anfällt, heranschaffen.
Wird es ihm das Mädchen mal danken? Nein, wird es nicht. Spätetestens mit der Pubertät (die fängt übrigens immer früher an) wird sich ein unbändiger Hass auf Welt, Vater und Mutter bahnbrechen. Unsympathische, schlecht gekleidete FreundInnen werden die Eltern aus dem Social Ranking verdrängen.
Ich habe nie verstanden, warum sich Menschen so etwas anschaffen, schon garnicht, warum mensch sich die Mühe macht, ein eigenes auszubrüten. Warum nicht einfach eines aus Ländern kaufen adoptieren, wo es genügend davon gibt und die preiswert, aber trotzdem hochqualitativ! hergestellt werden?
Vielleicht ist es der Prozess des Ausbrütens und der Geburtsakt. Ich zumindest weiß sicher, dass ich sehr, sehr froh bin, dass niemals mitmachen zu müssen. Zumindest nicht wieder. Als ich das erste Mal auszog, war das für mich auch ziemlich belastend. Vermute ich zumindest, erinnern kann ich mich wie so oft, nicht.

Warum kann sich bei mir keine Freude regen? Ganz einfach, ein neues Leben ist entstanden und diffi wird es wohl kaum unterlassen, alle Welt auf dem Laufenden zu halten. Erste Schritte, erste Worte… Das Gefühl „langsam alt zu werden“, welches sich beim Beobachten des menschlichen Reifeprozesses einstellt, war eigentlich immer Eltern und engen Freund_innen vorbehalten. Nun, darf wahrscheinlich jede_r, die_der den Planet Blogsport liest oder immer mal bei difficultiseasy vorbeischaut, das Gleiche erleben. Na vielen Dank auch.

Mein Lösungsvorschlag: Diffi ich will ein Kind von dir!

Edit: Um das Mal auszuführen: Ich verkaufe veradoptiere euer Kind an reiche Yankees1. Der Erlös wird geteilt und ihr könnt euch dann ein neues (ob voll erzogen oder noch richtig süß) aus dem Trikont kaufen adoptieren. Das neue Kind wird höchstwahrscheinlich süßer, exklusiver (braune Haut oder vielleicht Mandelaugen?), später attraktiver und vor allem dankbarer, als „das andere“ (so wollen wir sie ab jetzt nennen). Und Geld bleibt auch noch über. Deal?

  1. Zylinder, Monokel, KEINE Zigarre. Bei denen wird es schönes Leben führen können, siehe „umbrella.blogsport.de“ [zurück]

P.S.: Ich sollte mir abgewöhnen, einen (wenn auch sehr, sehr jungen Menschen mit schlechten Manieren, Problemen mit der Aussprache usw.) Menschen mit Namen „es“ anstatt „sie“ zu nennen :D .