Der Schwarze Kanal: Aufklärungsfundis. Von Werner Pirker.
Einmal quer durch Kulturalismus, Chauvinismus, Aufklärung und Rassismus geballert.
In Bruckners Schrift erscheint Ayyan Hirsi Ali als der Inbegriff des »freien Individuums«, das sich todesmutig aller kollektiven Zwänge einer tradierten Gesellschaft entledigt hat. Daß sie ihre Individualität auf eine unsolidarische Weise auslebte, sie in Holland einer restriktiven Ausländerpolitik huldigte, die letztlich zu ihrer eigenen Abschiebung führte, erscheint nicht als Makel, sondern als Ausdruck individueller Überlegenheit. »Als Somalierin«, schreibt Bruckner, »verkündete sie die Überlegenheit Europas über Afrika«. Das ließ sie die Unterlegenen auch spüren. Bruckners trägt seinen europäischen Kulturchauvinismus mit dem Gestus des Kulturpessimisten vor. »Es läßt sich nicht leugnen«, schreibt er, »die Feinde der Freiheit kommen zuerst aus den freien Gesellschaften, aus jenem Teil der aufgeklärten Eliten, die der übrigen Menschheit – ja sogar den eigenen Mitbürgern – den Genuß demokratischer Rechte verwehren, falls diese das Pech haben, einer anderen Religion oder Ethnie anzugehören als sie selbst.« An Europas Überlegenheit haben alle teilzuhaben, so lange ihnen eine Frau Hirsi nicht die Ausländerpolizei ins Haus schickt.
Eine Art Stellungnahme zu Werner Pirker kann ich mir an dieser Stelle wahrscheinlich nicht sparen. Wie viele andere hat Pirker realisiert, dass mensch sich als Linke_r und Antikapitalist_in nicht einem völkisch-faschistischen Mob, einer Volksgemeinschaft gegenübersieht, sondern eher einem auf die freiheitlich-demokratische Grundordnung eingeschworenem und emotional-antifaschistisch gewendetem Kollektiv von Gesinnungsdeutschen. Da gehören natürlich auch „Antideutsche und andere Liberale“ dazu (siehe „Wir als Deutsche“). Die Schlüsse, die er daraus zieht, sind – und das ist dann bitte wahrzunehmen – andere als die Elsässers. Die Polemiken Pirkers, der ebenso wie einst Bahamas-Redakteure, Tabubrüche vollzieht und inszeniert, gehen mir dann doch desöfteren zu weit, zumal bei der Polemik immer der Inhalt leiden muss.
Ein Reaktionär, wie Elsässer ist er nicht, allerdings oft ebenso ungenießbar.