Archiv für Oktober 2010

Samstag.

Der ‚Friedensmarsch‘ der ‚Zapatisten‘ nach Mexiko-City: Eine Guerilla präsentiert sich als nationale Kraft – das hat den Indios noch gefehlt!

Die Zeiten, in denen ich die Kulleraugen-Guerilla gut fand, sind lange vorbei. Dafür reichte bei mir die Beschäftigung mit deren Programm. Vielen Leuten ist dieses wiederum völlig egal. Dafür gibts ja schöne T-Shirts und tolle Fotos vom reitenden Commandante Marcos und vermummten Indianern mit Knarren. Hier mal ein Artikel, der sich mit den zentralen Forderungen dieser Leute auseinandersetzt.

„Der Regierung wird die Obhut über das Vaterland entzogen; die Fahne von Mexiko, das oberste Gesetz der Nation, die Hymne Mexikos und das Nationalwappen sind ab heute unter der Obhut der Widerstandskräfte, bis die Legalität, die Legitimität und die Souveränität auf dem ganzen nationalen Gebiet wieder hergestellt sind.” (Erklärung aus dem Lacandona-Wald) „Wir marschieren heute, weil die mexikanische Fahne die Unsere werden soll, aber stattdessen bietet man uns das zerfetzte Tuch des Schmerzes und des Elends ” (Le Monde diplomatique, März)

So marschiert diese Guerilla demonstrativ durchs Land, um ihrem Staat mit einem eigenen patriotischen Beitrag zum Gelingen der Herrschaft zu dienen. Gegenüber einer Herrschaft, die ihren Massen selbst die elementarsten Lebensbedürfnisse gewaltsam streitig macht, treten die Vorkämpfer für ‚Vielfalt‘ im politischen Leben mit dem Schlachtruf ‚Einheit statt Spaltung‘ an und legen den Vertretern der Staatsgewalt die drangsalierten Massen als die besten und aufopferungsvollsten Anhänger Mexikos ans Herz. Die wollen endlich zu einem Staat halten können, der sie als staatstragende Basis gar nicht braucht und schätzt: (mehr…)

Längere Veranstaltungsreihe von jimmy boyle / Junge Linke gegen Kapital und Nation.

Agitare bene

Thesen und Diskussion mit Jimmy Boyle

Ab dem 02.11.2010 bieten wir jeden 1. Dienstag im Monat Thesen zur Diskussion an. Jimmy Boyle ist eine linke Gruppe in Berlin, die immer noch das kapitalistische System für das Grundproblem hält. Was uns genau daran stört, würden wir gerne mit Euch diskutieren. Willkommen sind alle, vorherige Beschäftigung mit den Themen ist nicht vorausgesetzt.

*02. November: Volk*

Was ist das Volk? Worauf beruft sich jemand, wenn er im Namen des Volkes spricht? Welche Stellung hat das Volk im Nationalismus?

*01. 07. Dezember: Sozialstaat *

Viele Menschen sehen im Sozialstaat die Bekämpfung der Armut. Wir meinen, dass er die Armut betreut und erhält, damit der Kapitalismus klappt.

*04. Januar: Privatisierung *

Warum privatisiert der Staat seine Betriebe? Und ist es gut, wenn der Staat sie behält?

*01. Februar: Staat und Religion *

Was Staat und Kirche voneinander haben und warum mitten in der Trennung von Staat und Kirche die Religion so wichtig ist.

*01. März: Lohnarbeit *

These: “Produktiver Arbeiter zu sein ist daher kein Glück, sondern ein Pech.” (Marx)

*05. April: Freiheit und Gleichheit *

Warum die Freiheit zu lauter Zwängen führt und die Gleichheit arme und reiche Menschen schafft.

*Zeit: Jeden 1. Dienstag im Monat, 19.00 Uhr*

*Ort: “Erreichbar”, Reichenbergerstr. 63a* (durch 2 Torbögen hindurch und auf der Rückseite des Hinterhauses den Kellereingang benutzen).

Mit anderen Gruppen arbeiten wir unter dem Dach /Junge Linke — gegen Kapital und Nation/ zusammen. Auf der homepage www.junge-linke.org findet man längere Ankündigungstexte, sonstige Texte und weitere
Diskussionsgelegenheiten.

»Realstadt – Wünsche als Wirklichkeit«.

Seit dem 1. Oktober ist Berlin Schauplatz der großen Stadtausstellung Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit.

Die Ausstellung handelt nicht nur von der Stadt selbst, sondern auch vom Umgang mit ihr. Realstadt.Wünsche als Wirklichkeit zeigt Stadtentwicklung als Projekt vieler Akteurinnen und Akteure. Sie kommen zu Wort – mit alltäglichen Wünschen und spektakulären, idealistischen und ökonomisch motivierten, lokalen und weltumspannenden. Denn: Städte sind aus Wünschen gebaut, von Wünschen bewegt und von Wünschen durchlebt.1

Wenn ich also, und das passiert in letzter Zeit recht häufig, an diesem imposanten Kraftwerk und der daran angebrachten Werbung für die Ausstellung vorbei komme, fallen mir auch so einige „Wünsche“ in Bezug auf ein erstrebenswertes Zusammenleben in einer – meiner – Stadt ein. Ein ganz verwegener wäre zum Beispiel, dass man es doch so einrichten könnte, dass mein Bedürfnis, ein Dach über dem Kopf zu haben und im Winter nicht zu erfrieren, nicht von profitgeilen Arschlöchern, deren staatlich bewachte Besitzrechte an Immobilien, Strom und Wärme produzierenden Einrichtungen dies erst ermöglicht, zu meiner Erpressung ausgenutzt wird, damit ich ihnen – woher ich das bekomme ist dann mein Bier und die Geldbeschaffung gestaltet sich recht schwierig – Geld in den Rachen schmeiße. Als frommer Wunsch formuliert könnte sich meine Vorstellung noch locker in die Reihe anderer idealistischer Vorschläge (an die Herrschaft) einreihen. Doch keine Sorge: Das Wissen, dass sich die Leute, die an den eingerichteten Erpressungsverhältnissen verdienen und der Staat, der sich am so produzierten Reichtum bedient, sich nicht einfach aus ihrer Machtposition wünschen lassen, ist vorhanden. Ist ja auch nicht alles zufällig so geworden, wie es ist. Da bräuchte es dann schon einen Fackelzug nach Zehlendorf und dann würde man… ach, lassen wir das. Für heute. (mehr…)

Deutschlands (Welt)Macht im modernen Krieg erkämpfen: Eine spannende Herausforderung für »Alpha-Mädchen«.

»Alphamädchen an die Front!«

[…] Professor Herfried Münkler, der mit seinem Buch Die Neuen Kriege (Video der Bundeszentrale für Politische Bildung) beschrieben hat, was genau das Neue und Gefährliche an den Kriegen des 21. Jahrhunderts sind, diskutierte mit diesen – hauptsächlich älteren – Männern, es wurden Vorträge von Wissenschaftlern und von Kommandeuren gehalten, und von wissenschaftlichen Kommandeuren und Generälen. Die wenigen Frauen im Publikum waren größtenteils mitgereiste Gattinnen. Nur vereinzelt mischte sich auch einmal eine Frau in die Diskussion ein. Für jemanden wie mich war die Sache zwar überaus spannend, weil ich Einblicke in eine mir sonst fremde Welt bekam, aber ich fragte mich auch, was das für eine moderne Zukunft sein soll, wenn Frauen beim Militär nach wie vor so selten sind.

Ehrlich, was diese Sache angeht, müssen wir echt mal aus den Puschen kommen. Wolf-Dieter Löser, Generaloberst vom Nato Defence College war so mutig, in seiner Vision der neuen Soldat_innen eine Frau zu wählen, die diese Vision verkörperte. Und jetzt kommt’s: Keiner der alten Herren monierte das! Man will uns kluge, junge Frauen gerne dort! Aber wollen wird das denn auch?[…]

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Und was machen die Linken?

Neues Deutschland (sozialistische Tageszeitung): Ausländer sind für was gut, zum Beispiel zum Tore schießen. Für eine bunte Bundesrepublik Deutschland! Kritik an rassistischer Hetze und nationalistisch-herrschaftlichem Blick auf das Volk in Bezug auf seine Tauglichkeit zur Erwirtschaftung (nationalem) Reichtums erübrigt sich.

jungle World (Die linke Wochenzeitung): Die Bundeswehr ist nicht das Antisexismusbündnis Berlin und Krieg kann wohl auch etwas belastend sein. Kritik am Imperialismus erübrigt sich.

Thilo Sarrazin und seine Kritiker: Dummheit und Gemeinheit der Debatte über deutsches Volkstum.

Warum gibt es eigentlich diesen Wirbel um das Buch von Sarrazin? Warum giften die Feuilletons der liberalen Blätter? Warum musste der Autor seinen Platz im Vorstand der Bundesbank räumen? Warum gilt er den Parteien dort als unhaltbar und warum sieht die SPD für ihn keinen Platz mehr in ihrer Partei? Dabei teilen doch die Volksparteien gerade im Prinzipiellen seine Urteile zur Bevölkerungspolitik: Wenn die hiesige Bevölkerung mit und ohne Migrationshintergrund sich als nützliche Ressource für nationales Wachstum, für Zuwachs an innerer und äußerer Macht bewähren soll, dann muss sie nicht nur für brauchbaren und guten deutschen Nachwuchs sorgen, sondern sich gemäß der deutschen Tugenden wie Fleiß, Ordnung, Tüchtigkeit usw., bewähren. Die Gemeinheit dieses politischen Standpunktes, der Lebensqualität und Lebensrecht der Bewohner dieser Republik an ihren Nutzen für Staats- und Kapitalmacht bindet und von der Erfüllung der Maßstäbe von „deutscher Leitkultur“ abhängig macht, wird doch auch dadurch nicht freundlicher, dass regierende Politiker sich bemühen, ihn als Dienst an ihrem Volk, als Sorge um Arbeitsplätze, um Bildung für Unterprivilegierte oder um Kita-Plätze für deren Nachwuchs vorzustellen. (mehr…)

Kapital-Lesekreis im Winter.

Wir bieten einen Kapitalkurs an, weil wir Marx’ Erklärungen sowohl richtig als auch aktuell finden. Die „Kritik der politischen Ökonomie“, so der Untertitel seines Werkes, erklärt, woher der Reichtum im Kapitalismus kommt und wie sich Nutzen und Schaden dauerhaft verteilen.

Marx bietet ungewohnte Gedanken über Gebrauchswert und Tauschwert, konkrete und abstrakte Arbeit, Geld und Nutzen, Arbeit und Reichtum – Begriffspaare, die unsere moderne Welt nicht mehr auseinander halten kann, während sie tatsächlich die härtesten Gegensätze enthalten.

Beginn: 25. Oktober 2010, 18:30 Uhr
Weitere Treffen jeden Montag ab 18:30 Uhr

Ort: Humboldt Universität Berlin (Dorotheenstraße 24)
Seminargebäude am Hegelplatz, Raum 1.607
(S/U Friedrichstraße)

Rückfragen per E-Mail: Kapitalkurs@gmail.com

via Kommentarspalte. Siehe auch Website der Gruppe „Kein Kommentar“.