Archiv der Kategorie 'des Antisemitismus'

Neonazi-Nachrichtenportal-Altermedia: „Ich mach´ mir die Welt, wie sie mir gefällt“.

Bei Altermedia1 macht man mal wieder einen Skandal aus dem Skandal: In Österreich hat sich nämlich die jüdische Gemeinde verbitten lassen, dass ein Hundemagazin mit dem „Judenstern“ gegen die in ihren Augen skandalöse Diskriminierung von Pitbulls Front macht. Das zeigt ziemlich wenig Respekt vor den Opfern des nationalsozialistischen Antisemitismus. Ob sich Pietät automatisch einstellt, wenn man sich den Antisemitismus richtig erklärt, halte ich für fraglich; zumindest will man dann keinen Juden mehr an den Kragen, was ein nicht zu leugnender Fortschritt wäre.

Interessant fand ich beim Altermedia-Beitrag aber eher, dass sich dort und in der Kommentarspalte scheinbar in wenigen Sätzen gleich mehrere sich gegenseitig widersprechende Wahnvorstellungen über Antisemitismus und vor allem die Judenvernichtung Nazi-Deutschlands finden lassen. Ja: scheinbar. Denn ich bin glücklicherweise kein Experte darin, dieses Gedankengewusel auseinanderzuklamüsern.

Aber eigentlich müsste dabei sein: „Holocaust? Hats doch eh nie gegeben!“, „Juden? Sollen sich mal nicht aufregen, wenn der Judenstern verwendet wird!“, „Judenstern? War doch genau richtig, wie man das Ding damals verwendet hat!“, „Holocaust? Super Sache!“, „Juden? Die sind doch böse/Viehzeug!“. Mehrfach inkommensurabel.

Das man das „Geplärre“ einstellen soll, angesichts der Tatsache, dass man als böses, Hunden gleichwertiges Etwas bezeichnet wird, verwundert doch. Und gegen Antisemitismus sollen die blöden Juden am Besten auch nichts sagen, auch nicht, wenn sich Nazis drüber lustig machen und darüber sinnieren, dass vielleicht ein neuer Holocaust mal wieder ganz gut wäre. Würde einen zwar direkt betreffen, aber… Diese Judenvernichtung wiederum, die man grad noch feixend begrüßt hat, hats natürlich nie gegeben! In einem Kommentar kulminiert das Ganze: Zentralrat der Juden bleib´ mal locker, schließlich ist so eine Selektion von Hunden mit anschließender Vernichtung eine schlimme Sache – ähnlich dem Holocaust, an dem das Ganze erklärt wird. Also, wenn es den gegeben hätte…

Reaktionäre Ideologien haben halt ganz eigene Zwecksetzungen und wenn sie diese erfüllen, müssen sie ganz offensichtlich auch nicht in sich schlüssig sein.

  1. Lese ich ab und an, wenn mir ganz, ganz, gaaaanz langweilig ist. Alte Gewohnheiten und so… [zurück]

Blogroll und Termin.

Nach dem Blogroll- und erste-Seite-Scan scheint mir „Attacke“ ein ganz cooler Mensch zu sein und hat es somit in meine Blogroll geschafft.

Außerdem möchte ich einen Termin empfehlen. Via.

Wir laden euch herzlich dazu ein, die Seminare zu besuchen und interessante Diskussionen zu führen.

Es bleibt dabei: Die Analyse und die theoretische Bildung bleiben das Fundament für das praktische Engagement.

Programm:

Peter Decker (Redaktion GegenStandpunkt):
Demokratischer Rechtsstaat und Faschismus – Gegensatz oder Zwillingspaar?

Ist der Faschismus ein unerklärlicher und grundloser Absturz aus den Gefilden seriöser Politik und ein Verbrechen gegen die deutsche Nation? Oder ist er eine alternative Variante, Staat zu machen, die im kapitalistischen Staat und dem von ihm diktierten Leben der Nation immer wieder ihre Basis und ihre Gründe findet?

Phase2 – Zeitschrift gegen die Realität:
Rassismus, Antisemitismus und die gesellschaftliche Basis des Naziproblems

1. Was bestimmt den inhaltlichen Konsens auf den sich die Nazis berufen können?
2. Woher kommt die Übereinstimmung zwischen Nazis und weiten Teilen der Gesellschaft?
3. Wie ist das eigene Verhältnis zur Ideologie der Nazis?
4. Was für Möglichkeiten gibt es gegen das gesellschaftliche Problem vorzugehen, von dem die gewalttätigen Nazis nur ein Ausdruck sind?

Jimmy Boyle Berlin (Junge Linke gegen Kapital und Nation):
Blut, Boden, (Reichs-)Mark

Was störte Faschisten am Kapitalismus? Wie wollten und wollen sie Ökonomie einrichten – und was ist “sozialistisch” an ihrem Nationalen Sozialismus? Bonustrack: Was ist dran an der Vorstellung, dass Arbeitslosigkeit Leute zu Faschisten werden lässt?”

Ex-Proletarisches Komitee Berlin:
Antifaschismus statt Klassenkampf?

Kann Antifaschismus als Ideologie mehr sein als die Verteidigung des bürgerlich-demokratischen kapitalistischen Normalzustands? Wie kann das Vakuum, dass die bürgerlichen Parteien hinterlassen gefüllt werden?

Veranstalter: Antifaschistische Revolutionäre Aktion Berlin (ARAB)

Ort: Haus der Demokratie und Menschenrechte | Greifswalder Str.4
Nähe U-BHF Alexanderplatz | Tram-Station “Am Friedrichshain”

Ich wäre nicht Wendy, wenn es hierzu nicht noch einen tollen, wahrscheinlich recht unbekannten Song geben würde, der wahrscheinlich das theoretische Niveau weiter Teile der Antifa-Szene hervorragend widerspiegelt und, nebenbei gesagt, noch richtig gut treibt:

„Der Faschismus war kein Rechtsstaat!“

Jemanden, der bei einer Diskussion letztens diese These geäußert hat, möchte ich die wichtigsten Teile der diesbezüglichen Passage im Buch „Der Faschismus und seine demokratische Bewältigung“ zugänglich machen. Natürlich ist es allen anderen auch empfohlen, das mal zu lesen, hab ich auch vor einiger Zeit gemacht.

An die Macht gekommen, hat Hitler, wie versprochen alle möglichen Staatsgrundsätze außer Kraft gesetzt, die spätestens heute als heilige Kühe rechtsstaatlich-demokratischer Verhältnisse gelten, auch wenn sie nach wie vor ncht überall und immerzu gelten: Vorgegangen ist er gegen „Die Selbstständigkeit der Justiz“ und die „Gewaltenteilung“ überhaupt; gegen das Wahlkämpfen und die Wahlen; gegen die unverwüstliche ideologische Spruchweisheit bürgerlicher Gewalthaber: „Gewalt darf kein Mittel der Politik sein!“
Dagegen hat Hitler praktisch und theoretisch darauf bestanden, daß das Recht die Verlaufsform politischer Gewalt ist, daß Gewalt das Mittel und in Gestalt des Staates auch die Sache ist, um die es in der Politik geht. Wert gelegt hat er auf die Klarstellung, daß Recht „mit den Waffen der nackten Gewalt“ gestiftet wird, daß „die Waffe der brutalen Gewalt, berharrlich und rücksichtslos eingesetzt“ (MK S. 188f.), die Geburtshelferin jeder Rechtsordnung ist. Auch hat er darauf hingewiesen, daß das geltende Recht keine Instanz ist, die über den Agenten der politischen Macht angesiedelt ist, sondern daß im herrschenden Recht nur ein zur Macht gelangtes politisches Interesse waltet, dem sich alles zu unterwerfen hat.
(mehr…)