Jugendkultur? Und selbstbestimmt?

Soeben bin ich auf die neue Kampagne der JUSO Schweiz, der Piratenpartei und ein paar anderen Organisationen für eine selbstbestimmte Jungedkultur gestossen. Auf der Webseite www.pro-jugendkultur.ch kann man eine Online-Petition unterschreiben und das Parlament darum bitten, so genannte “Killerspiele” nicht zu verbieten. Anlass für diese Petition ist eine Motion von Evi Allemann (SP Bern) für ein Verbot von Killerspielen.

Die JungsozialistInnen Schweiz (JUSO), die Piratenpartei, die swiss e-sports federation sowie GameRights haben mit anderen die Petition lanciert, um den ParlamentarierInnen klar zu machen, dass ihrer Ansicht nach videospiele, in denen Gewalt gegen Menschen Teil des Spiels ist, einen absolut notwendigen und unverzichtbaren Bestandteil der “selbstbestimmten Jugendkultur” sind.

Sie weisen Zusammenhänge zwischen Amokläufen und häufigem Spielen von Killerspielen als Begründung von der Hand. Ihrer Ansicht nach sind die Beziehungen zwischen ebendiesen Amokläufen und anderen Gewaltexzessen und Computerspielen zu vernachlässigbar, als dass man “hunderttausenden” ihr Recht auf das spielen solcher Games verbieten könnte. Das Gamen sei ein verbreitetes Hobby und habe bei gesunden Menschen keinen Einfluss auf die Gewaltbereitschaft. Es sei vergleichbar mit Sport in einem Verein (Fussball o.ä.)

Nun denn, so sollen sie doch eine solche Petition machen und für ihre Spiele kämpfen. Doch der wahre Grund, warum ich hier schreibe, ist ein anderer: es ist der irrwitzige Glaube, Computerspiele seien “Teil einer selbstbestimmten Jugendkultur”!

Erstens sind Games bzw. das Gaming meiner Meinung nach nicht Teil der Kultur. Mein Verständnis von Kultur beinhaltet viele Dinge, aber nicht das Töten von digitalen Menschen während man alleine vor dem Computer sitzt. Kultur bedeutet doch, dass man zusammen mit anderen Menschen etwas unternimmt, diese sieht, mit ihnen spricht, sie vielleicht sogar berührt. Sport, Musik, Unterhaltung, bilnderisches Gestalten, Film, Spiele, Hobbies, Haustiere, mit Freunden oder Familie etwas unternehmen usw. – das ist für mich Kultur. Ich sehe es an mir und vielen anderen Menschen: man spielt ein Spiel, wenn man für sich allein sein möchte oder wenn man damit gewisse Emotionen auslösen oder beruhigen möchte (Entspannung, Frust, Stolz, Macht, usw.)

Mich stimmt es sehr nachdenklich, wenn sich tausende Menschen finden, welche ihre gewalttätigen Spiele schützen wollen. Denn diese Spiele zu spielen ist kaum eine vollkommen unbedenkliche Handlung. Was treibt Menschen dazu, immer detailgetreuere und noch gewalttätigere Games zu kreiren bzw. zu spielen? Warum bekommen sie das Hosenflattern, wenn man ihnen mit einem Verbot zu nahe kommt? Warum sehen sie das “spielerische Töten” von authentisch designten Spielfiguren als Hobby, Kultur oder Spass? Warum fragen sie sich nicht nach dem Ursprung ihres Verlangens, “Stress abzubauen” oder mit ihrem Clan “in den Krieg zu ziehen”?

Evi Allemann hat meiner Meinung nach einen mutigen Schritt gewagt, welcher schon lange nötig war. Sie hat die Diskussion um Sinn und Unsinn der Flucht in die digitale Welt aufgeheizt. Ich stimme allen zu, welche sagen, dass ein Amoklauf und das Gamen nicht direkt zusammenhängen können. Doch dies ist gar nicht die eigentliche Frage, es ist nur der Aufhänger, um die Problematik zu verdeutlichen. Warum müssen wir Gewalt konsumieren? Zuerst war es nur im Film, heute können wir selbst töten. Und es macht uns Spass. Das kann unmöglich ein erstrebenswerter Teil einer Kultur sein!

Und dies führt uns sogleich zum Wörtchen “selbstbestimmt”: Erstens wird es irgendeine nicht-selbstbestimmte Komponente geben in der Entscheidung, Menschen digital zu töten. Zweitens kann die Junged bzw. die Gesellschaft nicht bestimmen, welche Inhalte ihr zur Verfügung gestellt werden. Anders als bei der Musik oder beim Sport, wo ein jeder völlig frei ist bei der Gestaltung seiner Aktivitäten, so muss ein Gamer jene Spiele kaufen und benutzen, welche hergestellt werden. Der durchschnittliche junge Gamer hat keine Möglichkeit, sich sein eigenes, realitätsgetreues Game zu programmieren und “seine eigene Kultur selbst zu bestimmen”…

Von Gender Studies, Frauen und Männern – ein zweiter Versuch

Mit dem Artikel „Gendermainstreaming und Feminismus“ bezweckte ich eigentlich nichts anderes, als mir über meine Ansichten bezüglich „Gleichberechtigung und Gleichstellung“ klar zu werden. Ich bin der Ansicht, dass JEDER Mensch gleichberechtigt ist mit allen anderen. Ich versuche immer, beim Umgang mit Menschen jeweils ein völlig individuelles Verhältnis aufzubauen und mich interessiert primär eigentlich nicht, welchem Geschlecht oder welcher Nationalität (Ethnie) jemand angehört.
Natürlich stelle auch ich gewisse Dinge fest, wenn ich das andere Geschlecht (=Frauen) oder Menschen aus mir fremden Kulturkreisen betrachte. Unterschiede im Denken und Verhalten. Doch für mich stellen diese trotz allem das Ergebnis einer individuellen Entstehungsgeschichte dar. Und ich betrachte mich selbst NICHT als das Mass der Dinge.

Doch wie schon so oft habe ich mich natürlich wieder einmal im Ton vergriffen und mehrere Male ungeschickt und unklar ausgedrückt. Auf wahrscheinlich wurde dies bemerkt und zum Anlass genommen, sich über mich und meine unreifen Ansichten lustig zu machen. Eigentlich bin ich immer froh über solche Dinge, da sie mich zu tieferen Nachdenken anregen. Mir wurde klar, dass ich gar nicht so gefestigte Ansichten habe, vor allem nicht in Sachen „Gesellschaft und Fortschritt“ oder wie man es auch immer nennen möchte. In den Kommentaren des Artikels ging es dann nochmals heftig zu und her – wie auch in den Kommentaren unter meinem Artikel. Besonders verwirrt hat mich der Vorwurf von Michael, darin der Satz

Lieber Protostomia, deine Auffassung von Geschlecht ist letztlich so etwas von verstockt, dass du selbst nicht merkst, wie tief du in der chauvinistischen Ecke bist. (Der hart arbeitende Mann, die Frau welche keine körperliche Arbeit verrichten kann und deshalb auf Hilfe des Mannes angewiesen ist, naturgegebene (!) weibliche Charakteristika und so weiter)

Moooooment… was war mein Fehler?

War mein Artikel tatsächlich chauvinistisch? Ja, aber wohl nur in der Hinsicht, dass ich mir als Mann anmasse über die Stellung der Frau in der Gesellschaft nachzudenken, was im Prinzip ja bereits eine gewisse Anmassung darstellt.

Doch auch etwas anderes wurde mir klar, es fiel mir wie Schuppen von den Augen: Die Stellung der Biologie unter den Geisteswissenschaften ist wohl nicht die Beste. Dies ist in diversen Kommentaren bei wahrscheinlich zu sehen. Vor allem herrschen der Glaube, dass der Mensch sich von der Natur emanzipiert hat und ein gewisses (ideologisches?) Fehlkonzept der „biologischen und kulturellen“ Evolution.

Ich habe meine Ferien nun dazu genutzt, mich passiv ein wenig mit diesen Dingen auseinanderzusetzen und komme zu den folgenden Schlüssen, gegliedert in drei Kapitel.

1. Das Leben als Chauvinist: Lila Pudel, der Schoss des Lebens und ein klein wenig Altruismus
2. Kulturelle Evolution oder Kultur als Ergebnis der Evolution?
3. Gender Studies – nötig oder nicht?
4. Fazit

1. Das Leben als Chauvinist: Lila Pudel, der Schoss des Lebens und ein klein wenig Altruismus

Ich als Mann dürfte mich nicht dazu erdreisten, über die Stellung der Frau in der Gesellschaft zu urteilen. Doch ich tu es trotzdem. Und heute mit noch besserem Gewissen als letztes Mal. Dies deshalb, weil mir klar wurde, warum ich überhaupt über das Thema Gleichberechtigung schreiben wollte bzw. über Gendermainstreaming und Feminismus. Zu letzteren vorweg: Ich mag beides immer noch nicht! Und bezweifle die Daseinsberechtigung der Gender Studies noch immer. Dazu aber später mehr.
Im Forum der Webseite „Wie viel Gleichberechtigung verträgt das Land?“ hat mich mal jemand darauf hingewiesen, dass ich vielleicht noch den „lila Pudel“ in mir trage. Lila Pudel ist eine Bezeichnung für einen Mann, welcher sich den Frauen unterwirft um Vorteile zu erhalten. Ich war mir zuvor gar nicht bewusst, dass es dafür eine Bezeichnung gibt. Ich habe mir natürlich sofort überlegt, wie ich mich denn im privaten gegenüber Frauen verhalte und woher ich diese Verhaltensweisen kenne.
Es gab tatsächlich schon Momente in meinem Leben, wo ich mich Frauen unterwarf um etwas zu erhalten oder zu erreichen. Aber ich unterwarf mich in meinem Leben wohl definitiv häufiger Männern als Frauen, vor allem in der Arbeitswelt hatte ich mehrheitlich männliche Vorgesetzte.

Doch nun zu meinem „Chauvinismus“: Ich vergöttere Frauen für ihre blosse Existenz. Wenn ich eine Frau sehe und sie mir sympathisch ist, so möchte ich sie beschützen oder zuvorkommend sein. Ich habe auch noch gelernt, wie man eine Dame behandelt. Die Türe zu öffnen, auf der Treppe hinter der Frau zu laufen, ihr zur Hand gehen und beschwerliche Arbeiten abnehmen. Wer meine früheren Posts zum Thema Liebe und Beziehung liest (bald gibt’s übrigens ein Update), wird auch feststellen, dass ich ein ziemliches Problem damit habe, mich gegenüber einer Frau als gleichwertig zu sehen – ich betrachte sie meist von unten, für ihre Schönheit, ihre Perfektion und ihre erstaunlichen Fähigkeiten, welche mir alle fehlen.

Aber auch seit meinem Interesse an der Biologie sehe ich bei vielen Tierarten, dass sich der Mann bzw. das „Männchen“ oftmals zu Gunsten der Frau bzw. des „Weibchens“ opfert. Dazu aber mehr im nächsten Kapitel. Was ich sagen möchte: Ich möchte ein Gentleman sein. Frauen sind jene Mitglieder der Gesellschaft, welche das Wunder des Lebens austragen können und sie sind es, welchen für diese Wahrnehmung dieser „Aufgabe“ gedankt werden muss. Respekt und ein wenig Altruismus (ja, ich glaube, dass es so etwas tatsächlich gibt) sind wichtig, ja sogar nötig. Vielleicht bin ich seltsam, vielleicht tatsächlich verbohrt. Aber damit kann ich leben und solange ich Frauen zum lächeln bringen kann (was etwas vom Schönsten ist, das es gibt) so habe ich etwas richtig gemacht und werde es wieder tun.

Zudem: Dies ist ein Blog, ein sich-auseinandersetzen-mit-diversen-Gedanken und unterscheidet sich von meinen Handlungen in der realen Welt. Also wenn ich hier darüber fabuliere, wie ich Frauen kenne, liebe und achte, dann muss ich trotzdem bei jeder Einzelnen meine Verhaltensweisen anpassen und sie als individuellen Mensch betrachten.

2. Kulturelle Evolution oder Kultur als Ergebnis der Evolution?

Die meisten Menschen glauben wohl, der Mensch selbst habe sich von der Natur „emanzipiert“ oder sei in irgendeiner subjektiven Weise „besser“ oder „weiter entwickelt“ als andere Lebewesen. Sie nehmen sich selbst nicht als Teil der Natur wahr. Pflanzen, andere Tiere und Mikroorganismen werden konsequent ignoriert und als leblose Objekte dargestellt.

Doch was unterscheidet Homo sapiens von anderen Tieren, speziell den Menschenaffen? Die Fähigkeit, komplexe Sprachen zu lernen sowie Werkzeuge zu benutzen. Als Gegenleistung (trade-off) hat H. sapiens keinen bevorzugten Lebensraum mehr und ist schutzlos Wind und Wetter ausgeliefert (mangelndes Fell, Wärmeisolation, UV-Schutz). Der durchschnittliche Mensch ist auch nicht zu sportlichen Leistungen fähig, laufen und sitzen sind das einzige, was viele Menschen können.
In unseren warmen Zimmern sitzend, gemütlich Kaffee trinkend und im Internet surfend etabliert sich in uns der Glaube, wir seien etwas besonderes. Und das sind wir NICHT. Bei Betrachtung von geologischen Zeitspannen (=Millionen von Jahren) wird zudem klar, dass wir eine evolutiv extrem junge Art sind!

Das führt uns weiter zum eigentlichen Thema: Gibt es eine „kulturelle Evolution“ oder ist unsere Kultur das Ergebnis der Evolution? Kultur, Gedanken, Ideen, Erfindungen sowie Moral oder Religion sind die Ergebnisse von Kommunikation und Überlebenskampf. Durch ihre Fähigkeit, miteinander zu sprechen, waren unsere Vorfahren wohl in der Lage, gewisse Gesellschaftsformen aufzubauen und weiter zu entwickeln. Wenn man kommunizierte und sprach, war es wahrscheinlicher zu überleben. Dies leuchtet uns ein. In einer Gruppe, in welcher die Mitglieder miteinander reden können, sind Vorgänge wie die Jagd, das Wandern oder das Siedeln weitaus effizienter zu regeln. Mit der Sprache kam die Intelligenz – oder umgekehrt. Auf jeden Fall entwickelten sich beide wohl gemeinsam weiter. Intelligentere Individuen haben grösseren Erfolg in Gesellschaften. Dies lässt sich sowohl beim Menschen als auch bei Affen oder anderen Säugetieren beobachten. Wer listig, berechnend und geschickt ist, kann unter Umständen mehr erreichen als der „gute Trottel.“ Zudem haben Populationen mit einem grösseren Pool an Intelligenz und Wissen die Macht, weniger entwickelte Populationen zu verdrängen oder auszurotten. Man vermutet heute auch, dass es Homo sapiens war, welcher Homo neandertaliensis (Neandertaler) AUSGEROTTET und GEGESSEN hat. Zahlreiche andere Beispiele aus neuerer Zeit existieren. Mit der Auslöschung einer Gesellschaft bzw. Population verschwindet auch deren Wissen und „kulturellen Eigenheiten“. Auch hier gibt es viele Beispiele, z.B. die Eroberung von Südamerika durch die spanischen Konquistadoren, welche die Männer der einheimischen Stämme töteten und somit ihr Erbgut in die indianischen Gesellschaften einbrachten, indem sie sich die Frauen nahmen. Der Mensch hat eine lange und blutrünstige Geschichte der innerartlichen Konkurrenz um Lebensräume und Ressourcen – wie jede andere Art von Lebewesen. Doch anstatt dass der Mensch Reisszähne oder Krallen entwickelte, nahm seine Intelligenz zu. So zumindest argumentieren moderne Hypothesen über die Evolution der Menschen.

Nun denn: Wenn Intelligenz und Sprache das Ergebnis der Evolution waren und innerartliche Konkurrenz sowie das Formen von kooperativen Gruppen „gesellschaftliche“ (=verhaltensbiologische) Charakteristika hervorbringen können, warum massen sich denn gewisse Menschen an, der kulturellen Evolution ihren biologischen charakter abzustreiten?

Die kulturelle Evolution ist Bestandteil der biologischen Evolution! Somit sind auch gesellschaftliche Phänomene durch biologische Prozesse determiniert. Unsere Intelligenz – und damit meine ich die GESAMTHEIT DER INTELLIGENZ (also soziale, kommunikative, kreative, abstrakte usw.) – ist schliesslich durch nichts anderes determiniert wie durch den Aufbau unseres Gehirns. Dieser wiederum wird durch die genetischen Programme auf der DNA sowie die phänotypische Plastizität (Veränderlichkeit eines Organismus durch die Umwelt, in der er aufwächst und lebt) determiniert. Daraus folgt, dass jene Voraussetzung für eine „kulturelle Evolution“, die Intelligenz, ein biologisches Merkmal ist. Ergo ist auch die Kultur selbst ein biologisches Merkmal.

In “Biology” von Campbell et al, einem der meist-gekauften und bekanntesten Lehrbücher für Biologie überhaupt, steht zum Beispiel folgendes:

Over our recent evolutionary history, we have built up a diversity of structured societies with governments, laws, cultural values, and religions that define what is acceptable behaviour and what is not, even when unacceptable behaviour might enhance an individual’s Darwinian fitness. Perhaps it is our social and cultural institutions that make us distinct and that provide those qualities in which there is the least continuum between humans and other animals.

Cambell, N.A. (2008) Biology, 8th edition. Pearson Education Inc. Page 1142.

Diese Erkenntnis verändert nichts als das eigene Verständnis von der Welt und dem Menschen. Gesellschaftliche Prozesse und Diskussionen finden auch statt, ohne dass dieser Erkenntnis Rechenschaft getragen wird. Denn wir können nie anders als uns natürlich und „menschlich“ zu verhalten und es ist Teil unseres Habitus, die Gesellschaftsform stetig zu verändern, zu diskutieren und zu bestimmen, welche Form und welche Regeln uns wohl am besten weiterbringen. Und dazu gehört auch die Diskussion über die Rolle der Geschlechter. Was vor 50 oder 100 Jahren gut war, ist nicht zwingend heute auch noch gut. Die Gesellschaft war wohl in gewissen Teilen von den Männern dominiert. Doch ich bezweifle, dass nur Machtansprüche und Dominanz-Kämpfe dafür verantwortlich waren. Im Verlaufe der Evolution bleibt erhalten, was sich bewährt. Und wenn man bedenkt, dass heute ca. 7 Milliarden Menschen existieren, hat es sich sehr wohl bewährt. Doch die Zeiten ändern sich und mit ihnen die Stellungen der Geschlechter, die Bildung, die Verfügbarkeit von Ressourcen und vielleicht auch die durchschnittliche Intelligenz (auch wenn mir letzteres meist nicht so scheint).

Und ja: Die Unterscheidung von Lebewesen aufgrund ihres Geschlechts ist sehr wohl sinnvoll. Denn die Existenz bzw. Nichtexistenz des Y-Chromosoms ist das grundlegendste Merkmal, welches alle Menschen teilen. Punktvariationen im gesamten Genom oder eine Charakterisierung nach Allelen macht aufgrund einer sowieso vorhandenen und für das Überleben der menschlichen Art absolut notwendigen genetischen Vielfalt ist heute noch nicht Routinemässig möglich. Aber das Y-Chromosom, also ein Sechsundvierzigstel des Chromosomensatzes ist es, welches unsere Morphologie, unseren Stoffwechsel (Muskelaufbau, Fettverbrennung, Hormonelle Konstitution) sowie einen Teil unseres Verhaltens steuert. Homo sapiens zeigt wie viele Tiere einen ausgesprochenen Sexualdimorphismus, das heisst die Frauen sehen während ihrer Geschlechtsreife ganz anders aus als die Männer. Und wer das nicht intuitiv erkennt, besitzt wahrscheinlich eine besondere Form der sexuellen Identität. Und das Argument, dass nicht alle Menschen die zur Reproduktion benötigten Attribute besässen, ändert nichts an der Tatsache, dass alle Menschen entweder weiblich oder männlich sind. Das Geschlecht wird schliesslich nicht durch die Fähigkeit zur Reproduktion bestimmt, sondern durch ein einzelnes Chromosom. Und ich meine explizit das biologische Geschlecht im Falle des Menschen.

PS: Sehr spannend sind Texte zum Thema Promiskuität und andere tierische Fortpflanzungsstrategien. Es ist absolut unklar, ob die ursprüngliche Fortpflanzungsstrategie von Homo sapiens die Promiskuität, die Polygynie oder die Polyadrie war. Wir sind wohl immer noch am herumproben, was denn am besten hinhaut ;)

3. Gender Studies – nötig oder nicht?

Nun noch zu dem, was eigentlich Anstoss zur Diskussion gab: Gender Studies und Gendermainstreaming. Ich bin immer noch der Überzeugung, dass Gender Studies eigentlich nichts anderes machen, als eine nicht wirklich nötige Diskussion um die Ungleichheit der Geschlechter vom Zaun zu brechen und Erklärung dafür suchen, warum Frauen eben anders sind als Männer und wie man sie gleichstellen kann und trotzdem den Unterschieden Rechenschaft zu tragen. Und diese Phänomene untersuchen schliesslich auch Psychologie, Soziologie, Medizin, Biologie (inkl. Soziobiologie, Verhaltensbiologie, Evolutionsbiologie, Genetik und Genomik, Physiologie), Philosophie, Pädagogik und so weiter und so fort.

Wer es möchte, soll doch Gender Studies studieren und in sein Leben einbinden. Ich möchte mir aber nicht die ganze Zeit sagen lassen, was Frauen oder Männer besser können und warum Frauen im landesweiten Durchschnitt weniger verdienen usw. Ich bin so weit, mein Leben auch ohne diese Erkenntnisse zu leben, denn wie gesagt möchte ich auf jedeN einzelneN individuell eingehen können. Zudem liegt es nirgendwo in meiner Hand, unmittelbar auf solche Dinge Einfluss zu nehmen. Das einzige was ich kann, ist bei Abstimmungen oder Kampagnen Position zu beziehen.

Des weiteren führen Gender Studies nicht zwingend zu einer gleichberechtigten Gesellschaft! Hierzu einfach EIN HYPOTHETISCHES, FREI ERFUNDENES BEISPIEL: Ein Gruppe Forscher aus der Geschlechterforschung findet heraus, dass Frauen aus klar bestimmbaren Gründen in Mathematik und Physik im Durchschnitt tatsächlich nicht so wettbewerbsfähig sind wie ihre männlichen Mitstudenten oder Arbeitskollegen. Die Studie findet auch heraus, dass Förderunterricht nichts bringt. Was nun? Die Wirtschaft wird innert Jahren die Schotten dicht machen und kein Arbeitgeber würde mehr freiwillig eine Frau in eine Versicherung, Bank oder eine Naturwissenschaftliche Position einstellen, wenn es daneben männliche Bewerber hat. Und was dann auf den Plan rückt, ist offensichtlich: Gendermainstreaming.

Ich möchte damit sagen: Wissenschaft muss der Befreiung der Gesellschaft und der Entwicklung (=Evolution?) des Wissens und Könnens dienen. Mit alten gesellschaftlichen Werten und Vorstellungen räumt man meiner Meinung nach mit “geschlechterblinder” Wissenschaft besser auf als mit Gender Studies oder ähnlichem. Man muss doch den Menschen beibringen, die alten Konstrukte und Vorstellungen über eine “richtige Gesellschaft” zu vergessen. Und dabei kann der evolutionsbiologische Ansatz sehr hilfreich sein. Nicht aber Feindbilder von “patriarchalischen” Gesellschaften oder Angst vor “Gender”… (jaaaaaaaa, ich bin ja nicht besser als alle anderen… NOCH nicht ^^)

Ich traue einfach einer Wissenschaft nicht, wenn sie aus einem politischen Auftrag heraus entstanden und nach politischen Schwerpunkten forscht. Ein Naturwissenschaftler erforscht auch nicht, was eine gesellschaftlich-politische Ideologie von ihm erwartet – sonst wäre es kein Naturwissenschaftler.

4. Fazit

Ich bin ein Verehrer der Frauen und habe kein Problem damit, ihnen angenehmere Leben zuzustehen als mir selbst. Dies soll ihr Privileg sein. Doch ich habe ein Problem damit, wenn man das Geschlecht eines Menschen ausspielt auf Kosten des anderen. Also bei Quotenregelungen, bei Förderungsprogrammen, bei Wahlen jedwelcher Art oder sonstigen Verfahren (Rechtssprechung Sorgerecht o.ä.).

Die „kulturelle Evolution“ ist wie all unser Verhalten und unsere Errungenschaften (aber auch unserer Probleme) Ergebnis der biologische Evolution. Einen „biologischen Unterschied der Geschlechter“ zu leugnen oder zu behaupten, der Mensch habe sich „von der Natur emanzipiert“ oder was auch immer ist meiner Meinung nach dumm. Und nun muss mir kein Philosoph kommen, sonst zeig ich ihm seine Urinstinkte :)

Gender Studies sind süss, aber nicht nötig. Wir können unsere Vorurteile und die wissenschaftlichen Erkenntnisse aus anderen Forschungsrichtungen auch verarbeiten, ohne eine scheinbar übergeordnete Instanz, welche immer alles nach Geschlechterkonformität beurteilt. Zudem: Schon nur der Name „Geschlechterforschung“ sagt ja bereits, dass die Forschenden von nicht vereinbaren Unterschieden zwischen denselben ausgehen… passt irgendwie nicht so recht ins Bild, wenn doch anderswo ganz anderes behauptet wird ;)

Gendermainstreaming und Feminismus – oder warum Frauen keine Männer sind

Eigentlich habe ich beim Verfassen des Artikels “Vom Militär, Zivilschutz und Zivildienst” gar nicht primär an Gender und Gleichstellung gedacht. Mir schien es einfach ein interessanter Gedankengang, das System einmal von dieser Seite zu betrachten. Doch wie es der Zufall wollte, wurde mein Artikel in einem Forum namens “Wie viel Gleichberechtigung verträgt das Land” verlinkt und ich erhalte nun täglich Besucher von dieser Seite. Dies hat mich neugierig gemacht. Mir war zuvor nicht bewusst, dass es eine so grosse Anti-Feminismus-Bewegung gibt im deutschsprachigen Raum.

Wichtig: Vor dem Lesen dieses Artikels bitte diesen Abschnitt genau lesen: Ich selbst bin weder Feminist noch Anti-Feminist und habe mich eigentlich nie wirklich für die sogenannte Gleichstellungsfrage interessiert. Mein Credo ist die absolute Vorurteilslosigkeit gegenüber allen Menschen. Ich versuche, niemals einen Menschen aufgrund seines Aussehens oder seines Geschlechts zu beurteilen, bevor ich ihn persönlich kenne. Somit stellt sich für mich nie die Frage, ob ich eine Frau einem Mann “gleichstellen” muss, da ich sie sowieso individuell bewerte bzw. versuche, sie (oder ihn) als Individuum mit einzigartigen Eigenschaften und Fähigkeiten zu betrachten.

Damit bin ich noch nie schlecht gefahren, im Gegenteil! Ich kenne viele Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen und Werdegängen und mit allen habe ich individuelle Verhältnisse und Gepflogenheiten, jeder von ihnen bereichert mich in irgendeiner indiviudellen Weise.

Nun aber, mit der Entdeckung dieser riesigen Communities für oder gegen Feminismus und Gender-Mainstreaming, habe ich begonnen, mich ein wenig genauer damit auseinander zu setzen. Ich musste mich selbst fragen, was ich eigentlich von dieser ganzen Sache halten soll und wie ich Position beziehen würde, wenn ich gefragt würde oder dies aufgrund einer politischen Situation tun müsste. Ich fand heraus, dass ich für die Klärung dieser globalen Frage zuerst die folgenden kleinen Fragen beantworten muss:

1. Inwiefern sind wir Menschen den überhaupt “gleich” bzw. “unterschiedlich” und was kann die Naturwissenschaft zu Klärung dieser Frage beitragen?

2. Die “Gleichmacherei” und die damit verbundenen Schwierigkeiten

3. Gendermainstreaming  – warum ich davon gar nicht überzeugt bin

4. Zusammenfassung

1. Inwiefern sind wir Menschen den überhaupt “gleich” bzw. “unterschiedlich” und was kann die Naturwissenschaft zu Klärung dieser Frage beitragen?

Die Frage lässt sich ganz einfach beanworten: Erstens gibt es biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Zweitens ist jeder Mensch, egal ob Frau oder Mann, ein komplett einzigartiges Individuum, charakterisiert durch seine genetische Konstitution, seine Erziehung und das Umfeld, in welchem er aufgewachsen ist bzw. in welchem er sich im Moment befindet. Männer haben andere Stärken als Frauen – biologisch determinierte Unterschiede in Stoffwechsel, Entwicklung und Verhalten. Hormonelle und anatomische Unterschiede, geformt durch Tausende von Jahren der Evolution haben den Geschlechtern Körper gegeben, welche zur Erfüllung bestimmter Aufgaben besser oder schlechter geeignet sind. Die Evolution hat einem Geschlecht die Aufgabe des Gebärens, dem anderen die Aufgabe des Ernährens gegeben. Daran ist nichts schlechtes. Frauen (Weibchen) sind “bestimmt” dazu, die Kinder zu gebähren und der Mann (Männchen) versorgt die Frau in der Zeit der Schwangerschaft und des Stillens mit Nahrung. So zumindest war es vor ein paar Tausend Jahren. Es gab keine Ausnahme. Besonders spannend in diesem Zusammenhang sind übrigens Fragen der Partnerfindung und Partnerbindung, der Veränderungen welche Menschen in einer Beziehung durchmachen und der Bedeutung von Familien und Gesellschaften (Bildung kooperativer Gruppen und Populationen). Doch auch das Sozialverhalten ist einem ständigen Evolutionsprozess unterworfen. Wer sich am besten anpasst in einer Gesellschaft und dabei die meisten Ressourcen für seine Nachkommen und seine Familie sammeln kann, hat den grössten reproduktiven Erfolg. Das ist ein Fakt und kann von niemandem abgestritten werden. Heute gilt: Wer das meiste Geld verdient, kann bzw. könnte die meisten Kinder ernähren und sein Erbgut und einen Teil seiner Weltanschauung am erfolgreichsten weitergeben.

Die biologische und die kulturelle Evolution waren es, welche die Frauen und Männer von heute zu dem geformt haben, was sie sind. Die “patriarchalische Gesellschaft” ist nicht eine Erfindung der Männer, sondern entstand unter sehr vielen Einflüssen. So sind auch die Frauen mitverantwortlich für die heutige Form der Gesellschaft. Sie haben schliesslich während tausenden Jahren bei der Paarung jene Männchen bevorzugt, welche die erfolgversprechendsten Merkmale aufwiesen. Heute lebende Männer des Anti-Feminismus oder des Patriarchats zu beschuldigen ist also gleich falsch, wie Frauen als minderwertig zu bezeichnen oder sie auf ihre Funktion als “Gebärmaschinen” zu reduzieren.

Frauen sind Männern in keiner Weise “unterlegen” – aber auch umgekehrt gilt dieses Prinzip. Es ist immer eine individuelle Frage der persönlichen Stärken und Schwächen, der Erziehung und des Umfelds. Aber auch eine Frage der schulischen Bildung und der individuellen Intelligenz. Dieser Umstand führt uns zu Kapitel 2:

2. Die “Gleichmacherei” und die damit verbundenen Schwierigkeiten

Obwohl das Wort “Gleichmacherei” üblicherweise von Konservativen und Rechtsextremen benutzt wird und von humanistischen und linken Kreisen grundsätzlich gemieden wird, beschreibt es gewisse Tendenzen und Prozesse ziemlich gut. Aus der Emanzipation und dem Feminismus hervorgegangen sind viele Ideen und Vorstellungen, dass man die biologischen Geschlechter in keiner Weise mehr berücksichtigen soll bei gesellschaftlichen Fragen. Frauen und Männer müssen “in allen Bereichen des Lebens gleichgestellt sein” schreiben z.B. die JungsozialistInnen Schweiz auf ihrer Homepage. Diese anfänglich absolut einleuchtende Forderung kann aber rasch zu sehr speziellen Ableitungen führen. Ich möchte dazu ein paar Beispiele geben.

  • Binnen-i und korrekte Schreibweisen: Hin und wieder benutze ich auch die “korrekte” Schreibweise mit der männlichen und weiblichen Form. Doch meist ist mir das Erscheinungsbild des Textes wichtiger, als eine kleine Zahl von Feministinnen, welche glauben, den Fortschritt der Emanzipation am Erscheinungsbild der Deutschen Sprache messen zu können. Und das Gekreische um das Binnen-i ist mitunter ein Grund, weshalb ich nicht mehr an Veranstaltungen einer gewissen Partei gehen werde. Wenn eine politische Organisation die Zeit und Energie hat, sich mit solchem Mist herumzuschlagen, dann ist sie die Energie nicht wert, welche man stattdessen zu Blog-Schreiben verwenden kann :)
  • Gleichstellung im Bett: Ungeachtet der biologisch determinierten Unterschiede in der Anatomie der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane sowie der unterschiedlichen Bewertung derselben im Kontext der Evolution fordern diverse Feministinnen eine Gleichstellung der Geschelechter im Schlafzimmer. So soll zum Beispiel Frauen dabei geholfen werden, ebenfalls Orgasmen zu erleben. Dass solche Ideen schlichtweg weltfremd sind, leuchtet jedem schlauen Kopf ein. Jeder Mensch hat einen eigenen Zugang zur Sexualität und das einzige, was man für eine “Gleichstellung im Bett” machen könnte, wäre eine angemessene Aufklärung und auf einen sorgfältigen Umgang mit der Sexualität ausgerichteten Bildung – unter anderem im Elternhaus, wo heute nach wie vor Aufklärung und Sex tabuisiert werden oder die Eltern selbst zu wenig aufgeklärt sind. Danach liegt die Entscheidung bei jedem selbst und hängt im höchsten Grad vom jeweiligen Partner ab. Und ich persönlich hatte stets den Eindruck, dass ich bei sexuellen Akten weitaus mehr Kalorien investiere als die andere Person im Bett (weshalb ich auch so dünn bin :-P )
  • Gleicher Lohn für alle: Das klingt so weit vernünftig. Aber wie oft habe ich erlebt, dass Männer in verschiedenen Betrieben den Frauen die körperliche Arbeit abnehmen und ihnen, bedingt durch körperbau-bedingte Vorteile zur Hand gingen. Eine Pauschalforderung ist immer etwas gefährliches und würde ich so nicht unterstützen. Doch wo eine Frau die identische Arbeit wie ein Mann leistet (z.B. in einem Büro), ist keine Diskussion möglich! Gleicher Lohn für gleiche Arbeit lautet die Devise – und wer leistet in einem Betrieb schon die genau gleiche Arbeit wie seine Arbeitskollegen?
  • Frauenförderungsprogramme: Zahlreiche Universitäten bieten sogenannte “Frauenförderung” an. Man möchte z.B.  junge Frauen beim Einstieg in die Naturwissenschaften helfen oder sie in Laufbahnfragen spezifischer beraten. Doch Tatsache ist, dass an Gymnasien und Universitäten mehr Frauen als Männer eingeschrieben sind. Ich sehe auch in Fächern wie Biologie und Pharmazie, dass mehr als die Hälfte der Studierenden weiblich sind. Und als Single gefällt mir das. Doch ich sehe nicht ein, warum eine Frau eine spezifischere Förderung in fachspezifischen Fragen braucht, als ein Mann. Fachliche Kompetenz hat kein Geschlecht und gerade in naturwissenschaftlichen Fächern (Biologie, Physik, Mathematik, Chemie, Nano, Pharmazie, Medizin) sind “soziale Fähigkeiten” oder “typisch weibliche Charaktereigenschaften” vordergründig weniger wichtig als fachliche Brillanz. Und diese hat man oder man hat sie nicht. In anderen Fächern wie Pädagogik, Jura oder Wirtschaft hingegen sind Networking-Fähigkeiten von weitaus grösserer Wichtigkeit.
  • Frauenquoten: Linke Parteien und Feministinnen fordern oft, dass man den Frauenanteil in Parlamenten und Firmen mittels Quotenregelungen ausgleichen soll. Oft wird gewünscht, dass gleich viele Frauen wie Männer in einem Gremium sitzen. Ich persönlich finde diese Forderung ein wenig speziell. Ähnlich wie bei den Förderungsprogrammen für akademische Laufbahnen zählen bei politischen oder unternehmerischen Tätigkeiten fachliche Kompetenz und Motivation weitaus mehr, als die Existenz eines einzelnen Chromosoms. Wie oft musste ich schon erleben, dass aufgrund von Quotenregelungen auf Biegen und Brechen eine Frau in eine Position gezerrt werden musste und dort entsprechend unqualifiziert oder unmotiviert war, weil sie sich einfach überreden liess von diversen Personen. Quotenregelungen machen keinen Sinn, wenn es zu wenig oder zu schlecht qualifizierte Frauen (oder Männer!) gibt für ein Gremium. Dasselbe gilt natürlich auch umgekehrt! Es sollte immer jene Person gewählt oder befördert werden, welche den Anforderungen am besten Gerecht wird.


3. Gendermainstreaming  – warum ich davon gar nicht überzeugt bin

Der Begriff Gendermainstreaming wird von verschiedenen Gruppierungen anders erklärt und bewertet. Während Feministinnen es als unverhandelbares Werkzeug zu einer besseren Welt sehen, sehen es die Skeptiker (u.a. auch Protostomia) als blosses Lobbying für die Förderung der Frauen zu Lasten der Männer. In meinen Augen ist die Geschlechterforschung und das daraus resultierende Gendermainstreaming nichts anderes als lächerlich. Hervorgegangen aus der Frauenforschung mit dem Anspruch, die Frau in einer von Männern dominierten Gesellschaft zu erforschen, hat sich die Geschlechterforschung rasant zu einer völlig ideologisierten und politischen Bewegung gewandelt – von Wissenschaft keine Spur mehr. Alles was die Genders “erforschen”, kann auch von der Psychologie, der Soziologie und der Biologie erforscht werden – es braucht keine neue “Wissenschaft”! Und damit es einfach mal gesagt ist: Gender Studies sind sowieso KEINE Wissenschaft – sind politisches Agenda-Setting mit einem ganz einfachen Zweck, und zwar Frauen dazu auszubilden, die heute noch von Männern besetzen Posten in der Gesellschaft durch das Verstehen der “männlichen Denkweise” (falls es so etwas denn wirklich gibt) zu erobern und sich den Platz in der “Welt von Karriere und Erfolg” zu sichern. Keine Wissenschaft mit politischen Motiven darf ernst genommen werden.

So zumindest wird es einem von ebensolchen Genders erklärt und da niemand mit Verstand gerne Geld in dieses Phänomen der Zeit stecken möchte, muss eben mit diversen low-budget-Studien die Notwendigkeit der Gender-Wissenschaften bewiesen werden. Einen guten Artikel zum Thema Gender habe ich bei Brainlogs gefunden: “Was erlauben Gender?” Äusserst lesenswert!

Aber auch sehr spannend ist die Frage, nach Gleichstellung in Berufen mit schwerer körperlichen Arbeit. Müllmänner, Metallbauer, Strassenbauer, Maurer, Tunnelbauer, Kanalarbeiter, Arbeiter auf Ölbohrinseln und natürlich unzählige andere. Dies sind nur die naheliegendsten Beispiele. Noch immer sind es Männer, welche die “schweren” Arbeiten erledigen. Doch seltsamerweise hat noch nie jemand einen Gender-Forscher nach Gleichstellung in diesen Berufssparten rufen hören. Das Wort “Gleichstellung” bedeutet bei den Gendern offensichtlich hauptsächlich den Aufstieg der Frauen in die administrativen Berufe der akademischen Sparte. Oder auch der Wehrdienst. Gleichstellung bedeutet, dass jeder Bürger und jede Bürgerin die identischen Rechte und Pflichten hat und nicht, dass in allen akademischen Berufen gleich viel Frauen wie Männer beschäftigt sind. Alles andere ist purer Sexismus und Lobbyarbeit zum Wohle des einen oder anderen Geschlechts.

Oder ebenfalls interessant sind Fragen nach der Gerichtspraxis bei Scheidungen und Sorgerecht um Kinder. Oder bei häuslicher Gewalt. Oder oder oder… ich will nichts werten, ich kenne mich zu wenig aus in juristischen und soziologischen Diskussionen. Aber ins Auge stechen einem schon die einen oder anderen Dinge.

Und noch ein Punkt der “Gleichstellung”: Wenn beide Partner mit Kind(er) berufstätig sind und ihre Nachkommenschaft verwahrlosen lassen, indem sie sie tagsüber in irgendwelche Krippen stecken und Abends vors Fernsehen setzen, passieren auch viele spannende Sachen mit den Kindern. Bin sehr gespannt auf die Studien der nächsten 10 Jahre – aber nicht freudig gespannt!

Und die neuste und schrägste “Ausgeburt” des Gendermainstreamings ist die Frage nach der “sexuellen Identität” – diese soll nun auch vor Diskriminierung geschützt werden (siehe hier). Wie spannend, wo doch das Verbot von Diskriminierung aufgrund der Herkunft, der Weltanschauung oder des Geschlechts alleine bereits ausreichen würden, um sämtliche Diskriminierung einzuschliessen. Und die “sexuelle Identität” ist wohl keine gesellschaftliche relevante Eigenschaft eines Menschen, denn in keinem Fall sollte sie einen Einfluss auf das öffentliche Auftreten und die sozialen Kompetenzen haben. Und in meinen Augen spielt es sowieso überhaupt keine Rolle, was jemand zuhause so treibt – solange ich nichts davon wissen möchte. Und ja, ich würde dazu raten, sich in Sachen Sexualität nicht zu sehr aus dem Fenster zu lehnen – wer weiss denn, was die wirkliche Forschung noch so alles zu  Tage fördern wird (man denke an Schlagwörter wie Genetik, Vererbung, Epigenetik, Mutation, Behinderung, Evolution). Ich persönlich hoffe natürlich, dass die Forschungsergebnisse zu einer verständnisvolleren Gesellschaft führe, aber man weiss nie, welche Gruppierungen das Wort ergreifen werden.

4. Zusammenfassung

Es gibt biologische Unterschiede zwischen Männern und Frauen und diese sind noch lange nicht ergründet. Die physische und die psychische Konstitution von Frauen und Männern wird u.a. durch molekularbiologische und auf der Vererbung basierende Mechanismen bestimmt. Dass die Gesellschaft so ist wie sie ist, hat viele Gründe, aber die Rollenverteilung der Geschlechter ist wohl eher der kleinste dieser Gründe. Gendermainstreaming und Geschlechterforschung sind häufig nichts anderes Werkzeuge weiblicher Sexistinnen und Feministinnen, welche versuchen, die Rollenverteilungen umzukehren. Dies ist genauso schlecht wie das reine Patriarchat!

Der einfachste Weg zu einer freien, humanistischen Gesellschaft ist das Ablegen sämtlicher Vorurteile gegenüber anderen Menschen und jedes Individuum als ein solches zu betrachten. Wer dies nämlich tut, wird feststellen, dass die ehemaligen Vorurteile sich langsam differenzieren und aufspalten, bis sie eines Tages nicht mehr solche sind. Dann sind es noch “beobachtete Häufungen bestimmter Charakteristika” oder wie man es auch immer sagen möchte – aber sie werden erst bemerkt, nachdem sie sich bei einer Person zeigen – man projeziert sie nicht mehr im Voraus auf ein noch unbekanntes Gegenüber.

Nicht-Gläubige helfen in Haiti!

Die Katastrophe von Haiti hat die Welt erschüttert. Das durch das Erdbeben entstandene Leid und die vielen Tode auf der von Armut geplagten Insel haben die Menschen aufgerüttelt. Der Mensch hat keine Chance gegen die “Natur” bzw. gegen Naturkatastrophen. Und wie es so ist im Universum, nimmt die Natur auch keine Rücksicht auf die Menschen selbst. Egal ob arm oder reich, ob gläubig oder nicht gläubig – einzig der Ort entscheidet, ob eine Katastrophe eintrifft oder nicht. Nach der Katastrophe hingegen entscheidet die Gesellschaftsform der Ansässigen sowie die Weltanschauungen der nicht betroffenen Gesellschaften darüber, wie rasch und in welcher Form geholfen werden kann und die Ordnung wiederhergestellt wird.

Den Opfern des Erdbebens von Haiti helfen unzählige Organisationen und Einzelpersonen. Das Rote Kreuz, Ärzte ohne Grenzen, Unicef sowie viele Regierungen haben Geldbeträge, Hilfsgüter und Helfer nach Haiti entsendet, um den Menschen das Überleben zu ermöglichen.

Doch die Katastrophe hat auch ganz andere Ideen und Organisationen auf den Plan gerufen. Religionsgemeinschaften und religiöse Organisationen fühlten sich in ihrer Pflicht berufen und begannen sofort, Hilfemassnahmen zu ergreifen. Ein Beispiel dafür ist Caritas. Doch nicht nur seriöse und auf Nächstenliebe fokussierte Relgionsgemeinschaften traten auf den Plan; auch fundamentalistische, missionarisch tätige und evangelikale Vereinigungen taten sich daran, zu “helfen.” So reisten Scientology-Vertreter nach Haiti, um die von der Not heimgesuchten Menschen zu rekrutieren. Andere Fundamentalisten – vorallem Bibelfundamentalisten – bezeichneten das Leid der Bevölkerung von Haiti als “selbstverschuldet.” Haiti sei mit dem Teufel im Bunde gewesen und durch das Verfallen an Voodoo und Naturreligionen habe es die von Gott entsandte Katastrophe herbeigeführt. Nochmals andere haben Bibeln und Priester nach Haiti gesendet, um den Menschen zu “helfen”…

Als ich das erste Mal von diesen Dingen gehört habe, wurde ich ziemlich wütend. Wieder einmal wird Gott oder sonstige höhere Wesen (teilweise auch Satan) dazu benutzt, Menschen zu unterdrücken, auszunutzen oder sich selbst Vorteile zu verschaffen. Mit beinahe imperialistischer Grausamkeit kämpfen nun die verschiedenen Religionen darum, die Menschen von Haiti zu bekehren und an sich zu binden.

Das zweite Phänomen, welches während der Opferhilfe auftrat, war der Vorwurf gläubiger Menschen an Atheisten, wieder einmal tatenlos zuzusehen, wie Menschen sterben. Denn nach den Vorstellungen (amerikanischer) Glaubensgemeinschaften stammen Ethik und Moral von Gott und da Atheisten nicht an einen solchen glauben, haben sie auch keine Moral und würden Menschen in Not nicht helfen bzw. es sei ihnen egal. Dies ist natürlich FALSCH. Der Glaube ist nicht verantwortlich für die Moral und die Hilfsbereitschaft von Atheisten ist nicht kleiner als die religiöser Menschen. Und um dies zu beweisen, hat die Richard Dawkins Foundation die Aktion “Non-Believers Giving Aid” (NBGA) ins Leben gerufen. Übersetzt bedeutet das soviel wie “Nicht-Gläubige helfen” und soll die ansonsten anonym spendenden Atheistinnen und Atheisten dazu ermuntern, den Vorwürfen der Religionen zu trotzen und zu zeigen, dass sie ebenso Menschen in Not helfen, wie dies Gläubige tun. Die Aktion verlief bis jetzt leider ziemlich unbeachtet, denn vorallem in jenen Teilen Europas, wo nicht Englisch gesprochen wird, stossen solche Dinge kaum auf Resonanz.

NBGA Ich möchte hiermit alle diejenigen, welche noch spenden möchten und nicht so recht wissen, an welche Organisation, dazu ermuntern, via NBGA an “Ärzte ohne Grenzen” (Doctors without borders) oder an das “Internationale Rote Kreuz” (IRC) zu spenden. Mit einem Klick auf das Bild kommst du auf die Seite der Richard Dawkins Foundation, wo man mit Kreditkarte oder PayPal an die genannten Organisationen Geld überweisen kann.

Für eine ehrliche Hilfe mit dem Motiv der Hilfsbereitschaft – statt religiöser und missionarischer Motive!

The Out Campaign

The Out Campaign: Scarlet Letter of AtheismAb sofort ist Protostomia Teil der “Out Campaign,” der Kampagne für Atheismus und Agnostizismus. Ins Leben gerufen wurde sie von der Richard Dawkins Foundation und ihr Zeichen ist das “scharlachrote A” (scarlet A). Wenn ihr dieses A also auf einer Webseite findet, so wisst ihr, dass der betreffende Blogger Mitglied der Out Campaign ist.
Der nachfolgende Text stammt von OutCampaign.org.

Atheisten standen schon immer an vorderster Front des rationalen Denkens und waren stets Leuchtfeuer der Aufklärung. Jetzt können auch Sie Ihren Idealismus zeigen, indem auch Sie an der OUT Campaign teilnehmen.

Atheisten sind viel zahlreicher, als es die meisten Leute vermuten. KOMMEN SIE HERAUS aus Ihrem Hinterstübchen! Sie werden sich befreit fühlen und Ihr Beispiel wird auch andere dazu ermutigen, ebenfalls HERAUSZUKOMMEN. (Aber “outen” Sie niemanden anderes; warten Sie, bis sie sich selbst OUTen, wenn sie bereit dazu sind.)

reach  out

Die OUT Campaign ermöglicht es jedem Einzelnen, andere wissen zu lassen, dass sie nicht alleine sind. Es kann auch eine nette Art sein, ein Gespräch zu beginnen, und helfen, das negative Bild von »den Atheisten« zu zerstören. Teilen wir der Welt mit, dass wir nicht mehr verschwinden werden, und dass wir denen, die uns verdammen wollen, nicht erlauben, uns in den Schatten zu drängen.

speak  out

Indem mehr und mehr Leute der OUT Campaign beitreten, werden sich immer weniger Leute durch Religion einschüchtern lassen. Wir können anderen zeigen, dass Atheisten in allen Formen, Größen, Farben und Eigenschaften daherkommen. Wir sind Arbeiter und Berufstätige. Wir sind Mütter, Väter, Söhne, Töchter, Schwestern, Brüder und Großeltern. Wir sind Menschen (also Primaten) und wir sind gute Freunde und gute Mitbürger. Wir sind normale Menschen, die es nicht nötig haben, sich an etwas Übernatürliches zu klammern.

keep  out

Es ist Zeit, unsere Stimme zu erheben gegen das Eindringen von Religion in unsere Schulen und in die Politik. Atheisten sind es zusammen mit Millionen anderen Menschen Leid, von denen angegriffen zu werden, die ihre eigene religiöse Einstellung unseren Kindern und unseren jeweiligen Regierungen eintrichtern wollen. Wir müssen das Übernatürliche RAUSHALTEN aus unseren moralischen Prinzipien und aus dem öffentlichen Gemeinwesen.
Es ist Zeit, VORZUTRETEN und…

stand  out

Wir planen viele interessante Aktivitäten für die OUT Campaign, also bleiben Sie dran an OutCampaign.org, um die neuesten Entwicklungen nicht zu verpassen.

Folge der OutCampaign auf Twitter

Und hier noch meine Umfrage zur Religionszugehörigkeit meiner Leser/-innen.

Vom Militär, Zivilschutz und Zivieldienst. Und warum das System abgeschafft gehört!

Zurzeit bin ich gerade damit beschäftigt, mir das Jahr 2010 ein wenig zurecht zu legen und nerve mich gerade über den Zivilschutz. Als Schweizer Bürger bin ich zum Wehrdienst verpflichtet und hatte vor zwei Jahren auch das Vergnügen, an die berühmte “Aushebung” zu gehen. Irgendwelche Nazi-Köpfe liessen da all die jungen Schweizer herumrennen und versuchten uns zu verklickern, wie wichtig das Militär ist. Klaro, wichtig für ihr Ego, welches sie nur in Kampfstiefeln verspüren.

Ich jedoch hatte keinen Bock auf diesen Spassverein der Intellektlosen. Einundzwanzig Wochen im Vierfarben-Pyjama herumstehen und sich anschreien lassen widerspricht meiner Vorstellung des menschlichen Zusammenlebens. Zudem möchte ich, wenn ich schon gezwungen werde dazu, etwas sinnvolles machen für die Gesellschaft. Also musste ich die Abwägung zwischen Zivildienst und Zivilschutz treffen. Ich entschied mich für den Zivilschutz und erreichte auch ziemlich rasch, dass ich dort eingeteilt wurde. Ein ABC-Schutz-Pionier soll ich werden.

Doch das war vor zwei Jahren. Heute nun habe ich mal die Agenda angeschaut und gesehen, dass ich im Juli drei Wochen (15 Tage) Grund- und Funktionsausbildung in Langenbruck absolvieren muss. Drei Wochen, in denen Prüfungsvorbereitung oder Ferienjob kaum möglich sein werden. Und warum? Damit ich lerne, eine Kettensäge zu benutzen, einen Generator anzulassen und eine Puppe zu wiederbeleben. Wahrscheinlich bringen sie mir dann auch bei, wie man eine Schaufel benützt oder wie man 15 Tage in absoluter intellektueller Unterforderung verbringen kann. Und ja, das Wunderbarste an der ganzen Geschichte: Ich erhalte einen Sold von 5 Franken am Tag. Für dass ich im Notfall Tag und Nacht im Regen und Matsch herumrenne und Menschen beschütze. Danke, Vater Staat.

Bei der freiwilligen Feuerwehr erhalte ich für JEDE STUNDE Übung 35.00 Franken. Fünfunddreissig. Und ich kann unzählige Dinge lernen (Lastwagenfahren, Atemschutz, Löschen, Retten, Funken, Öl- und Chemiewehr usw.). Als Angehöriger des Zivilschutzes darf ich pro Jahr einen Prozentsatz meines Lohnes dem Staat geben, als Dank dafür, dass er mich herumpfeift, mich nicht bezahlt, mir die Sommerferien nimmt, mich nicht ausbildet und damit er das defizitäre Militär mit den Naziköpfen finanzieren kann und neuen Kampfflugzeuge bestellen kann (in einem Land, wo die Überfliegung vom West- zum Ostende etwa 8 Minuten dauert).

Das Schweizer Militär ist ein Witz sondergleichen. Und das ganze Miliz-Wehrpflichtsystem sowieso. Das System gehört gründlichst abgeschafft und umgebaut.

1. Wehrpflicht für ALLE – oder abschaffen!

Es ist einfach daneben, dass nur Männer wehrpflichtig sind. Ich als überzeugter Vertreter der Gleichberechtigung der Geschlechter stehe dafür ein, dass jeder Mann UND jede Frau in Bezug auf Wehr-, Schutz- oder Weiss-der-Geier-was-Dienst gleichgestellt sind. Eine Frau soll gleich viel verdienen wie ein Mann und die gleiche Ausbildung machen dürfen. Aber sie soll vom Staat auch gleich behandelt werden, wenn’s darum geht, im Dreck herumzukriechen oder Bäume zu zersägen. Und dass mir ja keineR mit dem Kinder-Argument kommt, sonst komm ich mit dem Bauarbeiter-Argument.

Wenn diese Forderung  nun aber auf Widerstand stossen sollte (seitens der Frauen z.B.), so ist die Wehrpflicht sofort abzuschaffen! Und damit meine ich sämtliche Wehrpflicht für irgendwas.

2. Berufsmilitär, Zivilschutz – ohne Zwang!

Anstelle der Wehrpflicht tritt eine Schutzsteuer. Jeder Bewohner und jede Bewohnerin der Schweiz zahlt mit der Steuer einen Schutzbeitrag zu Gunsten des eigenen Schutzes im Katastrophenfalle – analog zur Feuerwehr-Ersatzabgabe. Dieser Beitrag darf ruhig so hoch sein, dass er ordentlich schmerzt, denn es muss ordentlich Kohle reinkommen, damit folgende Aufstellung realisiert werden kann:

  1. Berufsmilitär – Gewährleistung der inneren Sicherheit im Katastrophenfalle. Im Falle grossräumiger Katastrophen, Terror oder kriegerischer Handlungen einzelner Gruppierungen braucht die Schweiz weiterhin eine dauerhaft einsatzfähige und schlagfertige bewaffnete Armee. Diese kann aus wenigen tausend Mann und Frau bestehen und ist dauerhaft einsatzbereit. In Friedenszeiten übernimmt sie auch Unterstützungsaufgaben des Zivilschutzes (siehe nächster Punkt).
  2. Zivilschutz – Instandhaltung der Infrastruktur und Schutz der Bevölkerung im Katastrophenfalle. Mit einer soliden Grundausbildung und einer ordentlichen Bezahlung von mindestens 25 Franken in der Stunde wird ein leistungsfähiger Zivilschutzapparat aufgebaut. Der Dienst in diesem muss attraktiv sein und mit vielen Ausbildungsmöglichkeiten versehen sein. Das heutige Modell ist bereits gut – doch leider fehlt noch der Respekt vor den Zivilschützern (und diesen das Verständnis für das, was sie machen müssen).
  3. Zivildienst – für die Katz. Was soll der Zweck des Zivildienstes sein, wenn es doch genug Menschen gibt, welche für weniger Lohn schwerere Arbeit leisten für die Bevölkerung. Ich sage, den “Zivildienst” abschaffen und jene Berufe und Organisationen stärken und finanziell unterstützen, welche es nötig hätten (karitative Organisationen, Alten- und Behindertenpflege, Unterstützung der Bergregionen und des Gewerbes usw.). Ohne Zivildienst wäre das Geld schneller bei den Menschen. Und wer “nach der Matura ein bisschen Arbeiten möchte und Geld fürs Studium zu verdienen” wird kaum irgendein ernsthaftes Interesse an gemeinnütziger Arbeit haben, denn in dieser wären die Möglichkeiten vielfältiger als beim Zivildienst.

Fazit: Die heutige Wehrpflicht ist lächerlich, da sie zum einen die Männer gegenüber den Frauen krass benachteiligt und zweitens völlig über die Bedürfnisse unserer Zeit hinausschiesst. Zudem hasse ich Militärköpfe und genau diese waren es, welche das heutige System erfunden haben. Ihr Motto war wohl “wer nicht ins Militär geht, muss bestraft werden, weil er dem Vaterland nicht dient” und heute haben wir eine zu gute Bildung und ein zu grosses Wissen um gesellschaftliche Phänomene, um uns das Verharren in solch idiotischen Systemen zu erlauben.

Weiterführender Link zur Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GsOA).

Atheismus ist eine Religion, wie…

Immer und immer wieder liest und hört man Sätze wie “Atheismus is eine Religion, wie das Christentum oder der Islam!” und so dummes Zeug.  Meist ist man eine Sekunde sprachlos ab so viel Blödsinn, doch mit dem soll nun Schluss sein. Hier ein paar passende Antworten auf diesen geistlosen Ausspruch (via godlessblogger).

Atheismus ist eine Religion, wie keine Briefmarken zu sammeln ein Hobby ist.

Atheismus ist eine Religion, wie Gesundheit eine Form von Krankheit ist.

Atheismus ist eine Religion, wie “OFF” ein Fernsehkanal ist.

Atheismus ist eine Religion, wie Abstinenz eine Form von Sex ist.

Atheismus ist eine Religion, wie ein Big Mac gesund ist.

Atheismus ist eine Religion, wie “rasiert” eine Haarfarbe ist.

Atheismus ist eine Religion, wie “durchsichtig” eine Farbe ist.

Atheismus ist eine Religion, wie das Sitzen auf dem Sofa ein Form von Fitness-Übung ist.

Atheismus ist eine Religion, wie Hungern eine Form des Essens ist.

Atheismus ist eine Religion, wie Anarchismus ein politisches System ist.

Zusätzliche Analogien sind mir im Moment nicht mehr eingefallen. Sollten mir aber noch welche einfallen, so werde ich den Artikel entsprechend ergänzen. Oder ihr fügt welche in den Kommentaren an ;)

Kleine Umfrage: Welcher Religion gehören meine Blog-Leser/-innen an?

Liebe LeserInnen und Leser

Soeben habe ich mich gefragt, welchen Religionen oder welchen Weltanschauungen meine Blog-Leser/-innen wohl angehören mögen. Deshalb gibt’s nun zum ersten Mal in der Geschichte von Protostomia eine kleine Umfrage. Ich bin sehr gespannt auf die Ergebnisse!

Herzlichen Dank für’s Mitmachen!

Web 2.0 – Nach dem Selbstmord ein Rückblick

Nun ist es einen Monat her, dass ich mein Facebook-Profil gelöscht habe. Ich hatte im Artikel “Wie wär’s heute mit einem kleinen Suizid?” ein paar Überlegungen zu dieser Web 2.0-Thematik geäussert und fühle mich nun heute wieder in der Lage, noch einmal auf meine dunkle Facebook-Zeit zurückzublicken.

Zuerst folgendes: Ich bereue es nicht, nein, ich freue mich sogar ausserordentlich, dass ich diesen Schritt gemacht habe. Seit ich nicht mehr im Gesichtsbuch angemeldet bin, habe ich plötzlich Ruhe vor den quängelnden Stimmen irgendwelcher Pfeifen oder den lustigen Kommentaren geistig Umnachteter. Ich erhalte auch nicht mehr täglich 10 Nachrichten mit irgendwelchen Fragen oder Aussagen, welche eigentlich genausogut per Email oder Telefon gemacht hätten können oder im besten Fall einfach unterlassen worden wären.

Bis heute weiss ich von 5 Personen meines fast 300 Personen fassenden Freundeskreises auf Facebook, dass Ihnen mein Fehlen aufgefallen ist. Und diese sind genau jene, mit denen ich sowieso Kontakt halte.

Und um meine Gefühle über das Verlassen von Facebook noch ein bisschen besser zu beschreiben, gebe ich hier gerne eine kleine Zusammenstellung der Dinge, die ich an Facebook nicht vermisse.

Zwölf Dinge, die ich an Facebook NICHT vermisse

  1. Einladungen in irgendwelche komischen Gruppen mit Titeln wie “Ich könnte X pausenlos die Fresse polieren” oder “Für jedes Mitglied spende ich 1 Rappen” o.a.
  2. Einladungen oder Aufforderungen zu irgendwelchen Solidaritätsbekundungen mit irgendwelchen Parteien oder Organisationen überall auf der Welt wie z.B. alle Umweltschutzorganisationen, alle sozialistischen Politiker der Welt, alle “JUSOs in irgendwelche Provinzparlamente” usw.
  3. Einladungen oder Aufforderungen zu irgendwelchen Solidaritätsbekundungen mit Ländern oder Opfer irgendwelcher Katastrophen oder Demonstrationen usw. Gruppen und Seiten wie “Solidarität mit dem Iran” sind nichts anderes als witzig.
  4. Einladungen zu irgendwelchen behinderten Quizzes wie “Welche Sexposition bist du?” oder “Wann wirst du sterben?”
  5. Einladungen zu irgendwelchen bescheuerten Spielen, welche den einzigen Zweck haben, irgendwelche “Extras” zu verkaufen. Sehr seriös…
  6. Mühsame Chat-Kontakte mit irgendwelchen seltsamen Leuten, welche man nur einmal im Leben gesehen hat.
  7. Die Vorstellung der Leute, ein “Online-Status” bedeute, man ist 1. am Computer und hat 2. Lust mit ihnen zu chatten.
  8. Zurückgebliebene Posts auf die Pinnwand à la “hey wie gehts? ich schreib mit mega komisch deutsch aber es ist halt facebook LOL haha… glg”
  9. Möchtegern-lustige Kommentare von 15-jährigen mit einer Million Schreibfehler pro Wort.
  10. Die Vorstellung, alles was auf Facebook gepostet oder gesagt wird, gelte auch im echten Leben auf die gleiche Weise.
  11. Die besch*** langsame Plattform und die extrem holprige Benutzeroberfläche.
  12. Die Privatsphären-Klausel der AGB. Dort fehlt ja nur noch der Satz “Wenn Sie sterben, gehen Ihre Organe und Ihre Krankengeschichte in den Besitz der Facebook Inc. über, welche diese nicht an Dritte weiterverkauft (wie die Fotos, die statistischen Auswertungen und kompromittierende Details).

Zudem: Für jemanden wie mich, welcher gerne regelmässig die Welt wissen lassen möchte, was in ihm vorgeht, empfehle ich immer Twitter. Das Kurznachrichtenportal (übrigens auch elementarer Bestandteil des Web 2.0) bietet enormes Potential, vorallem weil man gerade zu spezifischen Themen Links oder Kommentare suchen lassen kann.

Joa. Soviel dazu. Und nun empfehle ich wärmstens die Webcomics von “The Oatmeal” zu Thema Facebook:

Zudem empfehle ich die “Web 2.0 Suicide Machine,” mit welcher man sich automatisch aus Facebook löschen lassen bzw. virtuellen Web 2.0-Suizid begehen kann.

Missverständnisse über die Evolution und ihre Mechanismen

Unglücklicherweise besitzen viele Menschen falsche Vorstellungen von der Evolution. Manche davon sind einfache Missverständnisse, entstanden während dem Prozess des Lernens, möglicherweise aus der Schule oder aus den Medien. Andere dieser Vorstellungen stammen von absichtlichen getätigten Versuchen, sich in das Verständnis des Prozesses einzumischen und diesen zu beeinflussen – hauptsächlich durch Menschen, welche entweder fundamentalistische religiöse Ansichten besitzen oder einfach äusserst ignorant sind gegenüber der Wahrheit.

Anbei findet ihr eine Serie von verbreiteten Falschvorstellungen von der Evolution und die Anworten, welche diese Falschvorstellungen beheben können (sollten)…

Inhaltsverzeichnis

Missverständisse über die Evolution und wie sie funktioniert:

  1. “Evolution is eine Theorie über den Ursprung des Lebens.”
  2. “Evolution ist wie das Heraufsteigen einer Leiter des Fortschritts; Organismen werden immer besser.”
  3. “Evolution bedeutet, dass sich das Leben ‘durch Zufall’ verändert hat.”
  4. “Natürliche Selektion beinhaltet, dass Organismen ‘versuchen, sich anzupassen.’”
  5. “Natürliche Selektion gibt den Organismen, was sie ‘brauchen.’”

Missverständnisse über die Belege der Evolution:

  1. “Evolution ist ‘nur eine Theorie.’”
  2. “Evolutioon ist eine wackelige Theorie und wird zusammenbrechen, sobald die Wissenschaftler das Vertrauen in sie verlieren.”
  3. “Lücken in der Kette der Fossilien widerlegt Evolution.”
  4. “Die Evolutionstheorie ist nicht vollständig und ist nicht in der Lage, eine komplette Erklärung des Lebens zu geben.”
  5. “Die Evolutionstheorie ist fehlerhaft, aber die Wissenschaftler wollen das nicht zugeben.”
  6. “Evolution ist nicht Wissenschaft, denn sie ist nicht beobachtbar oder überprüfbar.”
  7. “Die meisten Biologen sind nicht mehr gleicher Meinung, wie Darwin und Wallace das waren.”

Missverständnisse über die Implikationen der Evolution:

  1. “Evolution führt zu unmoralischem Verhalten. Wenn Kindern lernen, dass sie Tiere sind, werden sie sich wie solche verhalten.”
  2. “Evolution unterstützt “das Recht des Stärkeren” und versucht die Not und Unterdrückung gewisser Menschen zu rationalisieren.”

Missverständisse über die Evolution und die Religion:

  1. “Evolution und Religion sind nicht verträglich.”

Missverständisse über das Lehren der Evolution:

  1. “Lehrer sollten ‘beide Seiten’ lehren und ihre Schüler für sich selbst entscheiden lassen.”
  2. “Evolution selbst ist ‘religiös.’”

Missverständisse über die Evolution und wie sie funktioniert

Missverständis: “Evolution is eine Theorie über den Ursprung des Lebens.”

Antwort: Die Evolutionstheorie behandelt hauptsächlich die Veränderung des Lebens nach dem Ursprung. Die Wissenschaft untersucht zwar, wie das Leben begann, aber diese Untersuchungen sind nicht der zentrale Fokus der Evolutionstheorie. Unabhängig von der Art der Entstehung, danach verzweigte und diversifizierte es sich. Und die meisten Studien über Evolution fokussieren sich auf diesen Prozess.

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Missverständnis: “Evolution ist wie das Heraufsteigen einer Leiter des Fortschritts; Organismen werden immer besser.”

Antwort: Es ist wahr, dass natürliche Selektion jene Individuen auslöscht, welche in einer speziellen Situation schlecht angepasst sind, aber für die Evolution ist “gut angepasst” gut genug. Kein Lebewesen muss perfekt sein. Zum Beispiel haben sich viele Arten (Moose, Haie, Pilze, Protisten) seit langer Zeit nicht mehr verändert. Sie steigen keine Leiter empor. Sie sind ihrer Umwelt genug gut angepasst um zu überleben und sich fortzupflanzen – und das ist alles, was sie für ihre Existenz brauchen.

Andere Arten haben grosse Veränderungen und Diversifizierungen durchgemaacht – aber das bedeutet nicht, dass sie “besser” wurden. Immerhin muss etwas, was heute “besser” ist, vor Millionen von Jahre nicht auch “besser” gewesen sein. Veränderungen des Klimas, von Flussläufen oder neue Rivalen oder Fressfeinde – was in einer Umgebung “gut” ist, muss in einer anderen Umgebung nicht zwangsläufig auch gut sein. “Fitness” hängt zusammen mit der Umwelt, nicht mit dem Fortschritt.

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Missverständnis: “Evolution bedeutet, dass sich das Leben ‘durch Zufall’ verändert hat.”

Antwort: Der Zufall ist mit Sicherheit ein Faktor der Evolution, aber ebenso wichtig sind nicht-zufällige Mechanismen. Zufällige Mutation ist die ultimative Quelle genetischer Variation, doch die natürliche Selektion, also jener Prozess welcher bestimmt, ob gewisse Variationen überleben oder nicht, ist nicht zufällig.

Zum Beispiel überleben gewisse aquatische Tiere eher,  wenn sie sich im Wasser schnell bewegen können. Die Geschwindigkeit hilft ihnen, Beute zu fangen oder vor Gefahren zu flüchten. Tiere wie Haie, Thunfische, Delfine oder Ichthyosaurus entwickelten stromlinienförmige Körperformen, welche ihnen schnelles Schwimmen ermöglichen. Als diese Stromlinienform entstand, überlebten jeweils eher diese Tiere, welche eine optimalere Form besassen. Das führte dazu, dass sie sich in ihrer Umwelt erfolgreicher fortpflanzten, was wiederum zu mehr Nachwuchs mit denselben Merkmalen führte (Vererbung). Das ist nicht “zufällige” Selektion! Zu sagen, Evolution entstehe “durch Zufall” ignoriert die Hälfte des Prozesses.

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Missverständnis: “Natürliche Selektion beinhaltet, dass Organismen ‘versuchen, sich anzupassen.’”

Antwort: Natürliche Selektion führt zu Anpassung, aber dieser Prozess beinhaltet kein “versuchen.” Natürliche Selektion beinhaltet genetische Variation und Selektion unter verschiedenen Individuen einer Population. Entweder hat ein Individuem Gene, welche gut genug sind damit es überlebt und sich fortpflanzt – oder es hat sie nicht. Aber es kann nie die richtigen Gene durch ausprobieren bzw. “versuchen” erhalten.

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Missverständnis: “Natürliche Selektion gibt den Organismen, was sie ‘brauchen.’”

Antwort: Die natürliche Selektion hat keine Absicht und kein Gefühl; sie kann nicht sehen, was eine Art “braucht.” Wenn eine Population Individuen beinhaltet, welche durch ihre genetische Konstitution in einer bestimmten Umgebung besser überleben, dann werden diese Individuen mehr Nachwuchs haben und die Population wird sich verändern – “evolvieren.” Wenn diese genetische Konstitution aber nicht in dieser Population vorkommt, kann diese trotzdem überleben, sich aber nicht gross weiterentwickeln. Oder sie stirbt aus. Aber sie wird nie etwas von der natürlichen Selektion “erhalten,” wenn es das “braucht.”

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Missverständnisse über die Belege der Evolution

Missverständnis: “Evolution ist ‘nur eine Theorie.’”

Antwort: Wissenschaftliche Theorien sind Erklärungen, welche auf einer Linie von Belegen basieren. Sie erlauben es, sich bewahrheitende Voraussagen zu trefen und wurden auf viele Arten geprüft (validiert, falsifiziert). Dagegen existieren umgangssprachliche Definitionen des Begriffs “Theorie” wie z.B. “Vermutung” oder “Ahnung.” Diese Definitionen führen oft zu unnötiger Verwirrung über Evolution oder Wissenschaft im Allgemeinen, obwohl sie nicht das Geringste damit zu tun haben.

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Missverständnis: “Evolution ist eine wackelige Theorie und wird zusammenbrechen, sobald die Wissenschaftler das Vertrauen in sie verlieren.”

Antwort: Wissenschaftler diskutieren nirgends, ob Evolution stattgefunden hat, aber sie diskutieren darüber, wie sie stattgefunden hat. Die Details und Mechanismen des Prozesses sind stark kontrovers. Kreationisten o.ä. mögen solche Debatten über das wie gehört haben und sie falsch interpretiert haben als Debatten darüber, ob Evolution stattgefunden hat. Evolution ist solide Wissenschaft und wird weltweit von allen Wissenschaftler und Gelehrten dementsprechend behandelt.

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Missverständnis: “Lücken in der Kette der Fossilien widerlegt Evolution.”

Antwort: Die Tatsache, das manche Übergangsfossilien nicht existieren oder noch nicht gefunden wurden, widerlegt nicht die Evolution. Evolutionsbiologen erwarten nicht, dass alle Übergansformen als Fossilien gefunden werden und realisieren, dass viele Arten gar keine Fossilien hinterlassen. Viele Organismen fossilieren schlecht und die Umweltbedingungen, unter welchen Fossilien entstehen können, sind nicht sehr häufig bzw. verbreitet. Deshalb sagt die Wissenschaft auch voraus, dass für viele evolutionäre Veränderungen immer Lücken in der Kette der Fossilien bleiben werden – selbst wenn man die ganze Erde umgraben würde.

Doch eine Tatsache ist diese: Man hat bereits viele Übergangsformen als Fossilien gefunden. Zum Beispiel wurden Fossilien gefunden, welche den Übergang zwischen modernen Vögeln und ihrer Vorfahren (Theropoden) zeigen. Oder zwischen Walen und deren terrestrischen Vorfahren.

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Missverständnis: “Die Evolutionstheorie ist nicht vollständig und ist nicht in der Lage, eine komplette Erklärung des Lebens zu geben.”

Antwort: Die Evolutionstheorie ist eine ständig fortschreitende Arbeit. Neue Entdeckungen werden gemacht und Erklärungen werden angepasst, wenn notwendig. Und somit ist Evolutionsbiologie wie jede andere Wissenschaft. Forschung führt zu weiterem Wissen. Während wir zwar nicht alles über die Evolution wissen (wie auch bei anderen Wissenschaftszweigen), wissen wir doch bereits eine jede Menge über die Geschichte des Lebens, das Muster der Abstammungsaufspaltung durch die Zeit und die Mechanismen, welche diese Veränderungen ausgelöst haben. Und in der Zukunft werden wir noch viel mehr wissen. Heutzutage ist die Evolution nur eine sehr gut abgestütze Erklärung für die Vielfalt des Lebens – und mehr möchte sie auch noch gar nicht sein!

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Missverständnis: “Die Evolutionstheorie ist fehlerhaft, aber die Wissenschaftler wollen das nicht zugeben.”

Antwort: Wissenschaftler haben die vermuteten “Fehler,” deren Existenz gerne von Kreationisten behauptet wird, genau untersucht und keine Belege für deren Existenz gefunden. Diese Fehler basieren auf Missverständnissen der Evolutionstheorie oder auf Fehlinterpretationen der Belege. Wissenschaftler arbeiten weiter daran, die Theorie zu verfeinern, aber das bedeutet nicht, sie ist fehlerhaft. Zudem: Wissenschaft ist ein Gebiet mit sehr grossem Wettbewerb und grosser Konkurrenz. Wenn je jemand tatsächlich Fehler finden sollte, wäre er mehr als erfreut, diese aufzuzeigen!

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Missverständnis: “Evolution ist nicht Wissenschaft, denn sie ist nicht beobachtbar oder überprüfbar.”

Antwort: Evolution ist beobachtbar und überprüfbar.  Das Missverständnis hier ist jenes, dass Wissenschaft beschränkt sei auf kontrollierte Experimente in Labors, durchgeführt von Leuten in weissen Kitteln. Tatsächlich ist der grösste Teil der wissenschaftlichen Arbeit das Sammeln von Belegen und Hinweisen in der echten Welt, wo beobachtbar ist, wie Dinge miteinander wechselwirken. Astronomen können keine Sterne in den Händen halten und Geologen können nicht zurück in die Vergangenheit reisen, aber in beiden Fällen können die Wissenschaftler eine Menge lernen, indem sie verschiedene Belege benutzen um korrekte und nützliche Erklärungen über ihre Studiengbiete abzugeben. Dasselbe gilt für das Studium der evolutionören Geschichte des Lebens auf der Erde. Und in Tat und Wahrheit wurden die meisten Mechanismen der Evolution studiert durch direkte Experimente (=im Labor mit Leute in weissen Kitteln) – anders als in anderen Wissenschaften.

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Missverständnis: “Die meisten Biologen sind nicht mehr gleicher Meinung, wie Darwin und Wallace das waren.”

Antwort: Darwin’s Idee, dass Evolution grundsätzlich auf einem langsamen und geradlinigen Pfad abläuft, wurde modifiziert. Dies deshalb, um die Idee einzubringen, dass Evolution durchaus auf einem sehr rapiden Niveau ablaufen kann unter bestimmten Bedingungen. In diesem Sinne wird der “Darwinismus” kontinuierlich modifiziert. Die Modifizierung von Theorien mit dem Zweck, dass diese die beobachteten Fakten besser beschreiben, ist eigentlich sogar genau das, was die die Wissenschaft tagtäglich macht – per definitionem.

Weiter gilt zu erwähnen, dass es nie glaubwürdige Angriffe auf die Prinzipien von Darwin gab. Die einzige Herausforderung war, neuartiges Wissen (wie z.B. die Tatsache, dass die Umwelt durchaus einen Effekt auf die genetische Konstitution haben kann) in die Theorie einzubauen. Aber Darwin’s Grundidee blieb unverändert der Kern der Evolutionstheorie.

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Missverständnisse über die Implikationen der Evolution:

Missverständnis: “Evolution führt zu unmoralischem Verhalten. Wenn Kindern lernen, dass sie Tiere sind, werden sie sich wie solche verhalten.”

Antwort: Der Mensch ist ein Mitglied des Tierreichs. Wir teilen anatomische und biochemische Merkmale mit anderen Tieren und wir haben viele Verhaltensweisen, welche andere Tiere auch haben: Wir kümmern uns um unsere Jungen, formen kooperative Gruppen usw. Aber es gibt Verhaltensweisen, welche typisch sind für eine bestimmte Tierart. In diesem Sinne verhalten sich Menschen wie Menschen, Schnecken wie Schnecken und Eichhörnchen wie Eichhörnchen. Es ist mehr als unwahrscheinlich, dass Kinder sich wie eine Qualle oder ein Fuchs verhalten, nur weil sie wissen, dass wir mit allen anderen Tieren verwandt sind.

Die Evolutionsforschung macht keine ethischen Aussagen über richtig oder falsch. Sie hilft einfach dabei zu verstehen, wie sich das Leben verändert hat und noch verändern wird mit dem Lauf der Zeit. Es ist an uns als Gesellschaft und Individuen zu entscheiden, was ethisches oder moralisches Verhalten ist.

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Missverständnis: “Evolution unterstützt “das Recht des Stärkeren” und versucht die Not und Unterdrückung gewisser Menschen zu rationalisieren.”

Antwort: Im 19. und 20. Jahrhundert entstand der “Sozialdarwinismus” als Ergebnis eines fehlgeleiteten Versuchs, Erkenntnisse der Evolutionsforschung auf die Gesellschaft zu übertragen. In dieser Philosophie sollte eine Gesellschaft die Schwachen und Unintegrierten fallen und sterben lassen, was nicht nur gute Politik wäre (Staatshaushalt usw.), sondern moralisch auch noch gerechtfertigt. Evolution durch natürliche Selektion bot natürlich Unterstützung für solche Ideen, denn so gab es den Menschen das Recht, Landstriche zu erobern und Völker zu töten, weil diese ja “schlechter angepasst” waren. Dies ist aber ein MISSVERSTÄNDNIS der Evolutionstheorie und hat NICHTS mit der Wissenschaft zu tun.

Die “Wissenschaft” um den Sozialdarwinismus wurde widerlegt. Biologische Evolution hat den Test der Zeit bestanden – Sozialdarwinismus nicht!

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Missverständisse über die Evolution und die Religion:

Missverständnis: “Evolution und Religion sind nicht verträglich.”

Antwort: Religion und Wissenschaft sind zwei sehr verschiedene Dinge. In der Wissenschaft werden nur natürliche Dinge verwendet, um Phänomene zu erklären, während die Religion mit Glauben jenseits der natürlichen Welt umgeht.

Die Vorstellung, dass man immer zwischen Wissenschaft oder Religion entscheiden muss, ist falsch. Natürlich gibt es gewisse religiöse Vorstellungen welche der Wissenschaft explizit widersprechen (z.B. die Erschaffung der Erde in 7 Tagen oder dass die Erde 6′000 Jahre alt sei), doch die meisten Aspekte von Glauben und Wissenschaft widersprechen sich nicht und die meisten religiösen Gruppierungen haben auch keine Konflikte mit der Wissenschaft – im Gegenteil: Gewisse Theologen verspüren durch die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Lebens auch eine gewisse Bereicherung ihres Glaubens.

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Missverständisse über das Lehren der Evolution:

Missverständnis: “Lehrer sollten ‘beide Seiten’ lehren und ihre Schüler für sich selbst entscheiden lassen.”

Antwort: Betrachtet man die riesige Bandweite an kreationistischen Weltanschauungen, gibt es einfach nicht “zwei Seiten,” welche man vorstellen kann. Und in jedem Fall gehören religiöse Ansichten nicht in einen naturwissenschaftlichen Unterricht. Schüler sollten wissenschaftliche Theorien mit wissenschaftlichen Argumenten diskutieren – und nicht in den Glauben gesetzt werden, sie müssten sich zwischen zwei Seiten entscheiden. Die Wissenschaft erdreistet sich auch nicht zu verlangen, im Religionsunterricht genügend berücksichtig zu werden.

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Missverständnis:”Evolution selbst ist ‘religiös.’”

Antwort: Evolutionsbiologie ist Wissenschaft. Punkt. Das Studieren der Evolution basiert auf Fakten und Beobachtungen aus der Natur. Das ist nicht Religion! Religion beinhaltet das Glauben an Dinge, welche nicht beobachtbar oder belegbar sind.

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Ich hoffe sehr, dass jemand etwas mit dieser kleinen Zusammenstellung anfangen kann. Für Anmerkungen oder Ergänzungen wäre ich sehr froh, benutzt doch dazu die Kommentarfunktion oder das Kontaktformular. Besten Dank.

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