G8-Abitur: Pro und Contra

Abitur in nur noch 8 statt bisher 10 Jahren. Ein Jahr fehlt. Aber tut es das wirklich oder wurde in der Klasse 11 nichts gelernt, was wesentlich für das Abitur und die weitere Entwicklung nützlich gewesen wäre? Bildung ist immer auch ein Teil Persönlichkeitsentwicklung. Mit jeder Information die wir neu dazu gewinnen, entwickeln wir uns unbemerkt ein kleines Stückchen weiter. Fällt das nun weg?

Nachteile des verkürzten Abiturs

Bisher haben viele Schüler, die nach der zehnten Klasse keine Lehrstelle gefunden haben, die Klasse 11 besucht, um die Wartezeit zu überbrücken. Diese Zahlen werden sich vermutlich reduzieren, da der Unterrichtsstoff unmittelbar nach der zehnten Klasse umfangreich wird und der Lerndruck steigt. Zuvor war die elfte Klasse eine Art nützliche Warteschleife in der einige einen Aufenthalt im Ausland geplant und umgesetzt haben und die Anderen langsam aber sicher auf die bevorstehende zwölfte Klasse vorbereitet wurden. Manche Grundkenntnisse, die für die zwölfte und dreizehnte Klasse benötigt wurden, wie in Mathematik und Chemie, können nun nicht mehr langsam und ausführlich erklärt werden, sondern müssen mit Hochdruck schnell und zielstrebig erlernt werden. Wer den plötzlichen Lerndruck nach der zehnten Klasse nicht aushalten kann weil die Orientierung der elften Klasse fehlt, wird sicher abgehen und sich eine Lehrstelle suchen. Für die Lehrer wird es, je nach Wissensstand der Schüler und nach Art der Schule, schwieriger sein, das Wissen aus 3 Jahren in 2 Jahren so in die Köpfe der Schüler zu bekommen, dass der Unterricht nicht nur Vorträgen an der Universität gleicht, sondern als handlungsorientierter Unterricht erlebbar ist und Spaß macht. Neue Lernkonzepte müssen her, die die intrinsische Motivation der Schüler stärken und Spaß an der Thematik Schule machen.

Vorteile des verkürzten Abiturs

Ganz simpel: Schüler sind schneller fertig, können eher eine Berufsausbildung beginnen oder studieren und haben theoretisch ein Jahr eher als bisher ein monatliches Gehalt auf ihrem Konto. Ob diese Theorie in die Praxis übertragbar ist, wird sich in den kommenden Jahren herausstellen. Wer die beiden letzten Jahre zum Abitur durchhält, wird in Zukunft oft für einen Studienplatz geeignet sein, Die Fähigkeit, viel Wissen in kurzer oder begrenzter Zahl zu erlernen, wurde bereits angeeignet. Der Staat spart Geld für das abgeschaffte Schuljahr und könnte dieses in die Ausstattung der Schulen investieren, wie in Schulbücher, Modernisierungsmaßnahmen oder weitere Bildungsmaßnahmen. Wer Abitur machen will, hat nur noch zwei Jahre statt drei Jahren zeitlichen Abstand zu den Schülern, die den Realschulabschluss machen – somit sinkt die Hemmschwelle, das Abitur machen zu wollen, weil bereits 2 Jahre später in das Berufsleben gestartet werden kann.

Neue Chancen durch ein neues Bildungssystem

Es gibt diverse Vor- und Nachteile, die das neue Bildungssystem kennzeichnen. Jeder von uns wird diese Punkte um weitere ergänzen können. Und dennoch müssen die Schüler, Lehrer und auch die Eltern in Zukunft damit zurechtkommen. In den neuen Bundesländern gab es von jeher keine 3 Jahre Endspurt bis zum Abitur, dort wurde schon immer in zwei Jahren unterrichtet, wofür Westdeutschland sich drei Jahre Zeit gelassen hat. Und dennoch sind aus den ehemaligen Abiturienten intelligente, ambitionierte und fleißige Menschen geworden.
Veränderungen müssen nicht schlecht sein, im Gegenteil: sie halten uns und die Gesellschaft lebendig.

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