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Kultur der Gewalt

Das Subunternehmersystem und kollektive Aktionen von BauarbeiterInnen im postsozialistischen China

von Pun Ngai und Lu Huilin (April 2011)

"Die rasante Entwicklung des Bausektors hat die Herausbildung eines in besonderem Maße ausbeuterischen Subunternehmersystems begünstigt. Dieses umfasst zwei Prozesse: die schnelle Kommodifizierung der Arbeit, die vermittels eines Quasi-Arbeitsmarktes in den Dörfern auf dem Land organisiert wird, und die Enteignung der Arbeit während des Produktionsprozesses im Bausektor in den urbanen Regionen. Das für die Reform-Ära in China charakteristische Subunternehmersystem hatte eine endlose Abfolge von BauarbeiterInnenkämpfen für die Auszahlung verspäteter Löhne zur Folge, oft auch in Form gewalttätiger kollektiver Aktionen."

Dieser Beitrag von Pun Ngai und Lu Huilin ist in Sozialgeschichte.Online - Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts - erschienen. Hier zur pdf-Datei

 

China als neuer Mittelpunkt der globalen Arbeiterunruhe

von Beverly Silver und Zhang Lu (Dezember 2010)

Im ersten Teil ihres Aufsatzes analysieren Beverly Silver und Zhang Lu die wachsende ArbeiterInnenmacht in China, und setzen gegen die Behauptung eines Wettlaufs nach unten eine These, die sich auch durch Silvers Buch Forces of Labor zieht: Wo das Kapital hingeht, folgt der Konflikt zwischen Arbeiterklasse und Kapital bald nach. Silver und Zhang wenden sich gegen die Relativierung der Arbeiterunruhe in China als lokal begrenzt und unpolitisch und erkennen gerade in der "Ausbreitung massiver 'spontaner' Störungen von unten" Möglichkeiten zum Wandel - und weniger in der "Entwicklung formaler Organisationen". Im zweiten Teil setzen sich die Autorinnen mit Reaktionen des Kapitals auf die Arbeiterunruhe auseinander, die sogenannten fixes: Verlagerung der Produktionstätten, Einführung neuer Technologien und neue Produktlinien. Im Schlussteil gehen sie dann der Frage nach, welche Folgen "die bedeutende Verschiebung im Kräfteverhältnis zwischen Arbeiterklasse und Kapital" in China für die ArbeiterInnen und die Arbeiterbewegung in anderen Teilen der Welt hat.

Der Aufsatz ist in der Prokla - Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft - erschienen. Hier zur pdf-Datei

 

Unvollendete Proletarisierung

Das Selbst, die Wut und die Klassenaktionen der zweiten Generation von BauernarbeiterInnen im heutigen China

von Pun Ngai und Lu Huilin (Dezember 2010)

"Dreißig Jahre der Deng'schen Reformen haben China zur "Fabrik der Welt" gemacht. Einst als Entwicklungsland betrachtet, stellt China heute für die globale Ökonomie eine vielbeachtete Herausforderung dar. Wenig beachtet wird dagegen die Formierung einer neuen Arbeiterklasse aus mehr als 200 Millionen BauernarbeiterInnen, den nongmingong oder mingong, die vom Land in die Städte gezogen sind und in den letzten dreißig Jahren kontinuierlich in den globalen Kapitalismus eingebunden worden sind. Ihre Migration hat den Weg für die (Semi-) Proletarisierung der chinesischen BauernarbeiterInnen geebnet. Heute erfährt schon die zweite Generation, was dagong, die Arbeit für einen Chef, in den industrialisierten Klein- und Großstädten bedeutet. Welche Formen nimmt die Proletarisierung der BauernarbeiterInnen im heutigen China an? Und in welcher Weise formt die Art und Weise dieser Proletarisierung die neue chinesische Arbeiterklasse?"

Diesen Fragen gehen Pun Ngai und Lu Huilin in ihrem Aufsatz nach, der in Sozialgeschichte.Online - Zeitschrift für historische Analyse des 20. und 21. Jahrhunderts - erschienen ist. Hier zur pdf-Datei

 

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Aufbruch der zweiten Generation

Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China

von Pun Ngai, Ching Kwan Lee u.a. (Oktober 2010)

Im Oktober 2010 erschien bei Assoziation A das Buch Aufbruch der zweiten Generation – Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China mit Beiträgen von Pun Ngai, Ching Kwan Lee und anderen. Das Buch bietet Informationen und Analysen zur Situation und den Kämpfen der WanderarbeiterInnen in China. Millionen WanderarbeiterInnen strömen seit den 1980er Jahren vom Land in die Städte, verrichten dort die harten, monotonen Niedriglohnarbeiten und bilden den Motor des Aufstiegs Chinas zur Fabrik der Welt. Die erste Generation, die in den 1980er und 1990er Jahren loszog, hatte wenige offensive Antworten auf ihr elendes Schicksal und bediente sich weitgehend individueller Widerstandsformen. Die zweite Generation, die in den 2000er Jahren erwachsen geworden und mit der Lohnarbeit angefangen hat, lässt sich dagegen immer weniger gefallen, was sich auch in der Streikwelle ab Mai 2010 zeigte. Das Buch Aufbruch der zweiten Generation lässt aus unmittelbarer Nähe erkennen, wie Chinas neue ArbeiterInnen darum ringen, ihr Leben selbst zu bestimmen. Zugleich bereichert das Buch die theoretische Debatte um die Zusammensetzung einer neuen Arbeiterklasse, die (nicht nur) die chinesische Gesellschaft dramatisch verändern könnte. Mehr...

 

"Sie haben das selbst organisiert"

Die Streikwelle in China von Mai bis Juni 2010

(Oktober 2010)

Der Artikel beschreibt den Ablauf und die Hintergründe der Streiks in der chinesischen Automobilindustrie und darüber hinaus. (Er stammt aus dem Buch: Pun Ngai, Ching Kwan Lee u.a.: Der Aufbruch der zweiten Generation. Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China. Berlin, 2010). Mehr...

 

China in der Krise: Grund zur Panik?

(März 2009)

Der Beitrag zeichnet den Zusammenhang von Krise und Klassenkämpfen in den letzten drei Jahrzehnten in China nach und geht auf die Auswirkungen der aktuellen Weltwirtschaftskrise in China ein. (Eine gekürzte Fassung erschien im März 2009 in der Zeitschrift wildcat #83.) Mehr...

 

Interview mit Pun Ngai

(Dezember 2008)

Die Autorin von Made in China und Co-Herausgeberin von dagongmei. Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen spricht über die Lage und die Kämpfe der migrantischen Fabrikarbeiterinnen, ihre Haltung gegenüber Staatsgewerkschaften und Regierung, die Formierung einer Arbeiterklasse und einen neuen Klassendiskurs in China. (Das Interview erschien im Dezember 2008 in der Zeitschrift Grundrisse #28). Mehr...


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dagongmei. Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen

von Pun Ngai und Li Wanwei (September 2008)

Seit den neunziger Jahren wandern in China Millionen junge Frauen vom Land in die Industriezonen an der Küste; dagongmei, arbeitende Schwestern, werden sie genannt. Sie stellen die Arbeitskraft der neuen globalen Fabrik, aber sie sind auch Subjekte der entstehenden größten Sozialbewegung der Welt. Wissenschaftlerinnen und Aktivistinnen aus Südchina haben in der Industriestadt Shenzhen Kontakt zu den dagongmei aufgenommen, sie in ihren Wohnheimen besucht und ihren Widerstand gegen Überarbeitung, Niedriglöhne und Gesundheitszerstörung unterstützt. Aus einem Interviewprojekt ist dieses Buch entstanden. Die Frauen erzählen von der Diskriminierung in der Familie auf dem Land, den Gefahren der Wanderung, den Bedingungen in den Wohnheimen und an den Fließbändern. Es wird deutlich, welch bittere Erfahrungen sie machen und wie sehr sie um ihren Raum und ihre Freiheit kämpfen müssen. Gegen arrangierte Ehen, despotische Vorgesetzte und ihren staatlichen Ausschluss aus der urbanen Gesellschaft finden sie trotz aller Probleme Wege des Widerstands. Sie erkämpfen sich ein neues Selbstbewusstsein als dagongmei, organisieren Demonstrationen und entwickeln ihre Macht in Streikbewegungen gegen das internationale Kapital. Mehr...

 

Unruhen in China-CoverUnruhen in China

wildcat-Beilage (Dezember 2007)

中国 zhongguo, China. Neben den kitschigen Vorstellungen von Stäbchenessen, Kungfu und Kulturrevolution erscheinen uns die Skylines der neuen Metropolen, die reichen Kader und Fabrikbosse... und die Kehrseite: Abbruchbagger, Sweatshops und Bergwerkstote. Hinter all diesen Bildern steht ein tumultartiger Prozess sozialer Umwälzung und Neuzusammensetzung, eine Dynamik kapitalistischer Verwüstung und sozialer Kämpfe. Zwischen den Umschlagseiten des Heftes zu China werdet ihr auf viele Momente dieser Dynamik treffen. Das 闹 nao ist die Unruhe, der Lärm und Tumult. Es steht für die proletarischen Störenfriede, die AktivistInnen der Proteste und Revolten der Bauern und Arbeiterklassen gegen Enteignungen und Lohnraub, Ausbeutung und Vertreibung. Das 拆 chai malen die Abrisskolonnen in den Städten auf die alten Häuser, um den BewohnerInnen zu sagen, dass sie verschwinden müssen. Es bedeutet Demontage und Zerstörung nicht nur der Häuser sondern auch der alten sozialen Zusammensetzung. Diese Zerstörung und die Revolten, die eine neue soziale Kraft hervorbringen, stehen hier im Mittelpunkt. Mehr...

 


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