18.12.2011
Franz Schandl
Auch in seinem neuesten Buch beweist Slavoj Žižek sich als Großmeister der Sprunghaftigkeit
In den Köpfen herrscht die Matrix: „Ganz gleich wie sehr wir den natürlichen Reproduktionskreislauf stören, wir vertrauen auf die Natur und erwarten, dass sie ihren stabilen Lauf fortsetzt. Ganz gleich wie viel wir spekulieren, wir vertrauen auf den Markt und erwarten, dass er sich wieder erholt. Dieses grundsätzliche Vertrauen ist mehr als eine nur psychologische Kategorie. Es konstituiert erst unseren Realitätssinn.“ (S. 304) „Wir glauben nicht weniger, sondern viel stärker, als wir uns zu glauben einbilden.“ (S. 8) Weiterlesen »
15.12.2011
Julian Bierwirth
Wer über Arbeit reden will, sollte über die Zeit nicht schweigen. Wenn der Kapitalismus in seinem Wesen auf dem Terror der Arbeit beruht, dann ist dieser bei Lichte betrachtet nicht mehr als die Tyrannei der Zeit.
Kaum etwas dürfte – neben der Arbeit – dem modernen Menschen so in Fleisch und Blut übergegangen sein wie die Zeit. Nicht nur, dass wir uns selber aufgrund unseres Alters oder doch zumindest aufgrund der Zugehörigkeit zu einem bestimmten Lebensabschnitt definieren (und somit über so etwas wie einen Lebenslauf verfügen) – wir sind auch darüber hinaus in ein umfangreiches und sich neuerdings ständig wandelndes Zeitregime eingebunden. Egal ob in der Schule, am Arbeitsplatz, beim Gang zum Amt oder bei der Anmeldung zur Prüfung – überall begegnen uns abstrakte, unser Leben reglementierende und sich stetig wandelnde Zeitvorgaben, die einzuhalten von uns verlangt wird – zumindest wenn wir denn bekommen wollen, wonach uns der Sinn steht. Weiterlesen »
11.12.2011
Doping am Arbeitsplatz dürfte langsam aber sicher zum Normalfall werden
Peter Samol
Um in der Arbeitsgesellschaft als vollwertiges Mitglied zu gelten, genügt es für gewöhnlich nicht, eine Arbeit zu haben. Man muss darüber hinaus auch ein gewisses Maß an Leistung vorweisen. Meistens ein sehr hohes. Sonst drohen Anerkennungsverlust, Druck von Seiten der Kollegen bzw. Vorgesetzten und nicht selten am Ende der Rauswurf. Darüber hinaus verdichten sich in allen Berufsfeldern stetig die Leistungsanforderungen, meist begleitet von wachsendem Konkurrenzdruck und der Angst vor Stellenstreichungen. Um all dem besser gewachsen zu sein und damit man nach außen hin immer noch den fleißigen und belastbaren Mitarbeiter geben kann, steigt die Bereitschaft zur Einnahme von Medikamenten, die der Leistungssteigerung dienen sollen. Allein in Deutschland putschen sich mehr als zwei Millionen gesunde Menschen regelmäßig auf, um besser mit ihrer Arbeit fertig zu werden. Das sind fünf Prozent aller Beschäftigten. Es ist zu befürchten, dass diese Art des Medikamentenmissbrauchs künftig zunehmen wird. Weiterlesen »
10.12.2011
Anmerkungen zu Heinz-Jürgen Voß’ „Geschlecht. Wider die Natürlichkeit“
Julian Bierwirth
Nicht selten ist es so, das im Untertitel eines Buches das eigentliche Programm vorgegeben wird. So auch in diesem Fall: Natürlichkeit ist der Ausgangspunkt und der zentrale Gegenstand der Argumentation dieses Buches. Denn im Laufe der Jahrhunderte, so stellt Voß gleich zu Beginn des Buches fest, haben sich die Begründungsmuster für gesellschaftliche Herrschafts- und Unterdrückungspraktiken verändert. Während lange Zeit der Wille eines kaum je beweisbaren Gottes als Ursache für die spezifische soziale Stellung einzelner Menschen angegeben wurde, so stehen heute die Naturwissenschaften, allen voran die Biologie, hoch im Kurs der Legitimationsbeschaffung. Weiterlesen »
07.12.2011
Vortrag und Diskussion mit Markus Mersault und Lothar Galow-Bergemann
Donnerstag, 15. Dezember 2011, 19.00 Uhr
Regensburg, LEDERER e.V., Lederergasse 25 Weiterlesen »
06.12.2011
Franz Schandl
In folgendem Aufriss soll der überaffirmative Arbeits„begriff“ des Nationalsozialismus als Zuspitzung und Ausdehnung des obligaten gesellschaftlichen Wertekonsenses dechiffriert werden.
„Sieg der Arbeit“ heißt ein Buch, das der Nazi-Schriftsteller Anton Zischka (1904-1997) im Jahr 1941 im Goldmann Verlag veröffentlicht hat. „Kein schönerer Sieg der Arbeit ist je erfochten worden als der jenes ausgebluteten, niedergetretenen Deutschlands, das zu sich selbst fand, aus eigenster Kraft den Sieg errang über die reichsten und mächtigsten Imperien der Welt.“ (Z:15) In aller Welt sei jetzt „sichtbar, dass die Arbeit die Regentin unseres öffentlichen und privaten Lebens ist.“ (Z:23) Arbeit sei fortan nicht Mühsal, sondern „schöpferische Lust“ (Z:23). „Denn in Deutschland ist seit 1933 Arbeit eine Ehre.“ (Z:288) „,Der Betrieb ist eine zum Nutzen von Volk und Staat arbeitende Leistungsgemeinschaft‘, sagt der § 1 des deutschen Gesetzes zur Ordnung der Arbeit.“ (Z:288) „Der Arbeitsvertrag ist dadurch in ein gegenseitiges Treue- und Fürsorgeverhältnis umgewandelt und das Arbeitsverhältnis auf eine völlig neue Grundlage gestellt worden. Die Arbeit ist Dienst, nicht mehr ,Ware‘; Ehre, nicht mehr Fron.“ (Z:289) „Die Wertung des Menschen nach seiner Arbeit, nach seiner Einstellung gegenüber dem Volksganzen ist heute so selbstverständlich geworden…“ (Z:289) Weiterlesen »
04.12.2011
Julian Bierwirth
Warum also ist es die Arbeit, die den Wert schaffen soll? Die hier verfochtene Antwort lautet: weil Wert keine Naturkonstante ist, sondern ein spezifisches gesellschaftliches Verhältnis ausdrückt. Weiterlesen »
02.12.2011
Petra Ziegler
Applaus garantiert. „Nicht die Maschinen brauchen Arbeit, die Menschen brauchen Arbeit!“ – Eine beinahe unverhüllt verrückte Ansage, vorgetragen im Duktus unumstößlicher Wahrheit. Wer allen Ernstes über die „sinnstiftende“ Wirkung von Tankstellenaushilfsjobs und dergleichen schwadroniert, kommt im deutschsprachigen Talk ungestraft davon. Weiterlesen »
11.09.2011
Des causes sous-jacentes de la crise financière
English version – Versión española – Deutsche Version
Norbert Trenkle (Mai 2008) Weiterlesen »
10.08.2011
Ernst Lohoff
Dermaßen rasant sind die Aktienkurse seit der Pleite des Bankhauses Lehman Brothers im Herbst 2008 nicht mehr gepurzelt. Welt Online zufolge haben sich in der vergangen Woche weltweit Vermögenswerte von fünf Billionen Dollar in Luft aufgelöst. Nach der Herabstufung der Bonität von US-Staatsanleihen durch die Rating Agentur Standard & Poor’s dürfte es an den Finanzmärkten noch weiter bergab gehen. Weiterlesen »