Friedrich Schütter - Ein Morscher Baum Trägt Keine Guten Früchte (1972)
Leben:
Der
Sohn eines Hotelbesitzers wanderte
1922 mit seiner
Familie nach Brasilien aus, wo er in
Goyaz und
São Paulo brasilianische Schulen besuchte. 1932 kehrte er nach
Deutschland zurück. Der
Hamburger Oberrealschüler brachte es beim Jungvolk der Hitler-Jugend bis zum Bannführer. Von
1937 bis
1939 ging er wieder nach São Paulo, wo er eine Lehre im Hotelfach absolvierte und in den väterlichen Gastronomiebetrieben arbeitete. Hier betätigte er sich in seiner Freizeit erstmals als Laiendarsteller .
Ab 1939 nahm er am Zweiten Weltkrieg teil und wurde mehrmals schwer verwundet. 1946 gab er sein Debüt als Schauspieler an der Niedersachsenbühne in
Goslar. Von
1947 bis 1949 nahm er Schauspielunterricht bei
Walter Falk und
Helmuth Gmelin in
Hamburg. 1947 trat er in Hamburg an der Bühne „Die
Rampe" auf, dann am
Theater im Zimmer, und gehörte ab 1949 zum
Ensemble des Deutschen
Schauspielhaus.
1951 gründete Schütter zusammen mit dem Schauspieler
Wolfgang Borchert (nicht identisch mit dem 1947 verstorbenen Schriftsteller) das
Junge Theater in Hamburg.
Ziel der beiden Gründer war es vor allem, ein
Forum für zeitgenössische Dramatik wie auch eine Bühne für die Nachwuchsförderung zu schaffen. Erste Spielstätte war die historische
Brücke in den Großen Bleichen. Von dort ging es
1952 in die Neue Rabenstraße,
1956 in die Marschnerstraße (heute:
Theater an der Marschnerstraße) und schließlich 1964 an die Mundsburg.
Am 22. März
1973, dem vierten Todestag von
Ernst Deutsch, wurde das Junge Theater als Reminiszenz an dessen vorangegangene, herausragende Darstellung von Lessings
Nathan der Weise in Ernst-Deutsch-Theater umbenannt. Bis zu seinem Tod
1995 war
Friedrich Schütter Direktor dieses Theaters.
Seit den späten 1950er Jahren machte sich Schütter einen Namen als Schauspieler. Er trat in vielen Kinofilmen und unzähligen Fernsehserien auf, so in
Stahlnetz,
Cliff Dexter,
Percy Stuart,
Hafenpolizei,
Tatort,
Schwarz Rot Gold oder
Der Landarzt.
1967 sah man ihn als Grigori Jewsejewitsch Sinowjew als einer der Hauptdarsteller in dem fünfteiligen dokumentarischen Fernsehfilm Bürgerkrieg in Rußland, mit
Nikolaj Rytkov,
Friedrich G. Beckhaus,
Hubert Suschka und
Albert Venohr in weiteren Hauptrollen.
Wolfgang Schleif führte Regie in dieser ZDF-Produktion.
1986 stand er unter der Regie von
Edwin Marian in dem Politthriller "Cortuga" gemeinsam mit
Angélique Duvier,
Heiner Lauterbach und
Sissi Höfferer vor der
Kamera
Eine seiner bekanntesten
Rollen war die des Chauffeurs Kröger in
Das Erbe der Guldenburgs. Kurz vor seinem Tod spielte er die Titelrolle in dem Fernsehfilm Molls Reisen, eine seiner wenigen Hauptrollen. Von
1979 bis
1987 war Schütter mit der Schauspielerin Angélique Duvier verheiratet, mit der er auf der Bühne in vielen großen Rollen zu sehen war, so in
Antigone,
Der Kaukasische Kreidekreis,
Eurydike oder
Mutter Courage. 1987 trennte sich das
Paar nach elf gemeinsamen Jahren.
Als Synchronsprecher war Schütter untrennbar mit dem kanadischen Schauspieler
Lorne Greene verbunden, den er als
Ben Cartwright in
Bonanza und auch in Kampfstern Galactica sprach. Unvergesslich ist seine sonore Stimme auch durch die Sprechgesangfassung der
Desiderata (Segenswünsche) auf seiner Langspielplatte Ein
Mensch (
1971).
1995 erlag Friedrich Schütter einem Krebsleiden. Er wurde auf dem Friedhof Bergedorf im Hamburger Stadtteil Bergedorf beigesetzt.
Das Ernst-Deutsch-Theater, das mit zeitweiliger Unterbrechung von seiner letzten und auch kulturpolitisch engagierten Ehefrau
Isabella Vértes-Schütter (* 1962) als Intendantin weitergeführt wird, ist weit über Hamburg hinaus für seine lebendige Auseinandersetzung mit Geschichte und Gegenwart bekannt.
Ehrungen:
1971 erhielt Friedrich Schütter den Ehrenpreis Silberne
Maske der Hamburger
Volksbühne.
1984 bekam er die die Auszeichnung als Ehren-Schleusenwärter, der Platz vor dem Ernst-Deutsch-Theater wurde
2002 nach dem Mitbegründer in Friedrich-Schütter-Platz benannt.