Zehn Postings bei Google+:

▶▶▶ Kleine Änderung beim Vorspann der +tagesschau - jetzt ist das vom Smartphone bekannte Icon (ARD-Eins im Kreis auf Weltkugel) integriert. Beispiel-Video: http://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts30542.html

Wer alte Vorspänne mag, wird übrigens dies hier mögen: http://intern.tagesschau.de

intern.tagesschau.de

▶▶▶ "Man sollte nie eine Antwort geben, bevor man die Frage bekommen hat", sagte Wolfgang Lippert der Leipziger Volkszeitung auf die Frage, ob er als "Wetten dass..?"-Moderator bereitstünde. Gefragt habe ihn bisher aber keiner.

▶▶▶ "Hers was a life worthy of a Russian novel"
Nachruf auf Stalins Tochter Lana Peters in der New York Times
http://nyti.ms/vEYqPf

▶▶▶ Das Design der Aldi-Nord-Plastiktüte stammt von Günter Fruhtrunk, einem Star der documenta 4. #heuteinderFAZgelernt

▶▶▶ Wenn jemandem das Leben crasht, können viele mit etwas viel bewirken. Das wäre jetzt eine solche Gelegenheit.

Maximilian Buddenbohm originally shared this post:

holy fruit salad!: Wohnungslos

▶▶▶ "There's one more security feature you can check! You need a single point light source. Locate the frosted maple syrup leaf window. It has a transparent outline. Place the window very close to your eye. By looking through it at a single point light source, you will see a circle of numbers matching the note's value that appears through the window."

(Kanadas neuer 100-Dollar-Schein hat einige Sicherheitsmerkmale, die hoffentlich nicht regelmäßig an kanadischen Supermarktkassen überprüft werden.)

Bank of Canada: The New $100 Note http://www.youtube.com/v/7chpllnU-To?hl=en&fs;=1&autoplay;=1

▶▶▶ Die lieben Kollegen aus dem achten Stock links haben sich für das einzige Satiremagazin +extra 3 jetzt eine weitere einprägsame Webadresse gesichert: http://plus.google.com/104987491168318275668

Und um sich gleich vorbildlich in die Google+-Gemeinde zu integrieren, gibt es ein unwiderstehliches Angebot zum Start: Die ersten 100 Einkreisungen sind komplett kostenfrei, Einkreiser 101-200 haben ein 60-tägiges Rückgaberecht bei Nichtgefallen (Kassenbeleg aufbewahren!).

Bitte dieses Angebot großzügig verteilen, sonst muss extra 3 den Versicherungsvergleichs-Spammern auf Google+ die Studenten abluchsen oder einen Crosspromotion-Pakt mit ZonGo Holunder schließen. Das kann wirklich niemand wollen.

extra 3

▶▶▶ Swooooosh macht der Skispringer -- weil der Tonmann vom norwegischen Fernsehen auf seinem Keyboard auf die entsprechende Taste gedrückt hat. Ernsthaft! Norwegens NRK zeigt in dem Video (auf Norwegisch), wie das passiert: Publikumsjubel auf Tastendruck, Kuhglocken, Hundebellen, Hubschrauber, Anlauf des Springers, Absprung, Landung. Das hätte ich nicht geglaubt, wenn's mir jemand erzählt hätte.

(Auf http://nrkbeta.no/2011/11/18/lyden-av-en-mann-som-flyr-forbi/ sind noch mehr Videos und auch eine ausführliche Begründung dafür: Publikum zu laut, Kameras zu weit weg, daher Ton nicht immer vorhanden -- und Ton ist eben unglaublich wichtig fürs Fernsehen.)

Lydlegging av hopp, Ski-VM 2011 http://www.youtube.com/v/oDHS-TklEvM?hl=en&fs;=1&autoplay;=1&start;=37

▶▶▶

Auf dem rechten Auge blind - Harald K. der Verfassungsschützer - EXTRA 3 - NDR http://www.youtube.com/v/73WYiOpQPYY?hl=en&fs;=1&autoplay;=1

▶▶▶ Ich habe gestern eine Fußballreportage angeschaut. (Das muss aber unter uns bleiben.)

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onlinejournalismus.de » Preisverdächtige Webreportagen

Testbild

Staatstrojaner

Eine kurze Visualisierung.

Ich hab mal probiert, den netzpolitischen Scoop des Jahres halbwegs verständlich zu visualisieren. In der Hoffnung, dass ich es halbwegs verstanden habe. (Korrekturen höchst willkommen!)


(Direktlink zum Video bei Vimeo, alternativ auch bei YouTube)

Hut ab, lieber Chaos Computer Club — die Analyse des Staatstrojaners ist allein schon bewundernswert, aber ebenso erstaunlich gut ist der CCC medial mit diesem Schatz umgegangen. Ich weiß nicht, ob der CCC oder die FAZ auf den Begriff »Staatstrojaner« gekommen ist, aber auch das ist ein kluger Zug gewesen: Für den Ausgespähten ist es natürlich gleich, ob die Malware von Bundes- oder Länder-Seite kommt. Und an die Vorgaben des Bundesverfassungsgericht müssen sich schließlich alle halten.

Nachtrag: FAZ-Herausgeber Frank Schirrmacher: Zur Erklärung des BMI: Der CCC spricht von »Staatstrojaner«. Das Wort ist bewusst gewählt.

Wer mehr lesen möchte:
CCC.de: Chaos Computer Club analysiert Staatstrojaner (mit Analysebericht als PDF-Dokument)
Frank Rieger (CCC): Anatomie eines digitalen Ungeziefers
FAZ: Der deutsche Staatstrojaner wurde geknackt
Kai Biermann, Zeit Online: CCC enttarnt Bundestrojaner
Matthias Thieme, Frankfurter Rundschau: Die Privaten hinter dem Bundestrojaner
Frank Schirrmacher, FAZ: Code ist Gesetz
Markus Beckedahl, netzpolitik.org: 0zapftis: Bayern als erstes Bundesland im Verdacht


Zehn Jahre

Nach dem 11. September.

Den Nachmittag des 11. September habe ich ziemlich von Anfang an vor CNN und BBC World verbracht. Was ich gemacht habe, bevor das erste Flugzeug ins World Trade Center eingeschlagen ist, weiß ich nicht mehr, es kann nicht besonders wichtig gewesen sein.

Dank des Internets kann ich diese Momente auch zehn Jahre danach abspulen – der zweite Flugzeugeinschlag, wieder und wieder, das kurze Statement von Bush, dann irgendwann die Einblendung »Reports of fire at Pentagon«, dann wird das Weiße Haus evakuiert. Und unzählige Dinge, die sich später als Missverständnis herausstellen: ein Feuer auf der Mall in Washington, ein Feuer im Außenministerium, ein weiteres Flugzeug im Anflug auf Kapitol oder Pentagon.

Ich kann mich sehr genau an den Moment erinnern, an dem mir die Tragweite endgültig dämmerte, und auf YouTube ist er auch noch zu sehen:

Das war um 15.50 Uhr (9.50 Uhr New York), als CNN meldete, dass der amerikanische Luftraum geschlossen wird. Ich hätte bis eine Minute vorher gesagt, dass das überhaupt nicht möglich ist. Der erste Flugzeugeinschlag ist gerade einmal eine Stunde her, aber es ist klar: Die Regeln dafür, was möglich und was unmöglich ist, ändern sich jetzt sehr schnell.

Im Gedächtnis geblieben sind mir auch die Tage danach; viele Versuche hierzulande, Entsetzen und Mitgefühl in Symbolik auszudrücken. Ein Blumenmeer vor dem US-Konsulat an der Alster, das sich gerade in eine Festung verwandelte; die Schweigeminute am 13. September, bei der die Arbeit für fünf Minuten ruhte und das Radio Barbers Adagio for Strings spielte; Changing the Guard auf Amerikanisch; und dabei schauten die USA in den Tagen danach verständlicherweise wenig bis gar nicht ins Ausland.

Zehn Jahre später ist der 11. September genau so traurig. Dass es eine beträchtliche Zahl von Menschen gibt, die an eine Verschwörung mit Tausenden Mitwissern in Politik, Flugsicherung, Militär, Wissenschaft und Medien glauben, macht es nicht besser.

Wer trotzdem mehr lesen oder sehen will:
- Die New York Times hat ein Special namens The Reckoning zusammengestellt, in dem es um sehr unterschiedliche Folgen des 11. September geht: die Hinterbliebenen, Ground Zero, die Kriege, die Muslime in Amerika
- Beim Guardian erzählen Fotografen in einem Video, wie sie den Tag erlebt haben
- Immer noch sehenswert: BBC Conspiracy Files zu den Verschwörungstheorien rund um den 11. September
- CNN-Berichterstattung auf YouTube: 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14


Copy that

Dirk von Gehlen lobt die Kopie.

Apple bezichtigt Samsung der Kopie: Fällt ein extrem flacher Computer, dessen Oberseite nur aus einem umrahmten berührungsempfindlichen Bildschirm besteht, unter ein Apple-Designpatent fürs iPad? Samsung widerspricht und beruft sich unter anderem auf Stanley Kubrick. In einer Szene aus »2001: A Space Odyssey« liegt vor jedem der Astronauten auf dem Tisch ein flaches Gerät, dessen Oberseite aus einem umrahmten Bildschirm besteht. (Die US-Patentrechtler haben für die von Samsung eingereichten Gegenbeweise den schönen Begriff prior art, der im Deutschen zum drögen »Stand der Technik« wird.)

Ein Standbild aus dem Film 2001: A Space Odyssey

Im Streit um die Frage, wo bei Tablets die Kopie beginnt, verteidigt sich Samsung also mit einem YouTube-Zitat — von dem die Rechteinhaber des Films vermutlich nichts wissen.

Die Frage nach Kopie und Original taucht dauernd auf: Wenn Werbern ihre Auszeichnung wieder abgenommen wird und wenn Minister plötzlich keinen Doktortitel mehr haben, wenn die Lizenzeinkünfte für Bitter Sweet Symphony bei den Rolling Stones landen, wenn kopierte Medikamente plötzlich den Kampf gegen Aids in armen Ländern ermöglichen und, viel alltäglicher, wenn Tauschbörsennutzer im Auftrag von Film- und Musikindustrie verfolgt werden.

Buchcover von Mashup (mit Kopie)

Dirk von Gehlen, der Chefredakteur von jetzt.de (den ich, transparenzhalber gesagt, vom Grimme Online Award kenne), hat sich die Kulturgeschichte der Kopie vorgenommen — er will sie von ihrem schlechten Ruf befreien und nimmt im Gegenzug dem genialen Original ein bisschen von seinem Glanz. Interviews und ein 50-seitiges Glossar runden Mashup: Lob der Kopie ab.

Eine blinde Verteidigung ist es nicht, im Gegenteil, das Buch ist Schaum-vor-dem-Mund-frei, ein gelassener Gang vorbei an Terrakotta-Kriegern, Rezeptsammlungen, DJ-Turntables, Lionel Messi und, ja, Numa Numa Guy Gary Brolsma. Wenn »Mashup« den Status quo des Urheberrechts infrage stellt, dann nicht aus deprimierter Einsicht ins Unausweichliche oder umgekehrt aus Freude darüber, sondern weil es gesellschaftlich und kulturell nottut. Wir werden noch an vielen Stellen mit der Frage nach Kopie und Original konfrontiert. Mehr Wissen um dieses Wechselverhältnis und die geschichtlichen Wurzeln des Urheberrechts können wir dafür gut gebrauchen.

(Ein paar Buchseiten gibt es als Leseprobe online bei Suhrkamp, dazu stellt der Autor in seinem Blog 20 Songs vor, die im Buch eine Rolle spielen.)

Nachtrag: Warum ich die Kopie lobe – Interview mit Dirk von Gehlen auf iRights.info


Passt schon

Was ich derzeit wohin poste.

Mein persönlicher Social-Media-Workflow

(Das ist keine erklärte Social-Media-Strategie, sondern Selbstbeobachtung und kann sich außerdem jederzeit ändern…)


Umetikettiert

Verfahrenstricks beim US-Schuldenstreit.

Ein West-Wing-Fan weiß natürlich, dass die Verfahrensregeln des US-Kongresses mitunter bizarr sein können:

— Donna: Sam needs more time.
— Josh: All right. Tell him to have a Democrat call for a journal vote. If a member calls for a journal vote, the full House has to approve the previous day’s floor activity.
— Donna: Okay.
— Josh: After that, he can have a member try to attach an amendment to the override vote.
— Donna: What kind of amendment?
— Josh: Doesn’t matter. »To qualify for the estate tax repeal, the estates have to have Astroturf.«
— Donna: And still it’s hard to figure why Congress can’t get anything done.

Das derzeitige Spiel mit dem Feuer um die Verschuldungsgrenze zeigt eine dieser Besonderheiten. Am Freitag hat das Repräsentantenhaus über seinen Gesetzentwurf abgestimmt – die Republikaner dafür, die Demokraten dagegen. Wer sich aber den Gesetzentwurf anschaut, wundert sich: Abgestimmt wurde über einen Gesetzentwurf des Senats, der eine Kommission vorsieht, die sich um das beschleunigte Beantworten von Anfragen nach dem Informationsfreiheitsgesetz kümmern soll (»Faster FOIA Act«).

Was das mit dem Schuldenstreit zu tun hat? Nichts. Das Repräsentantenhaus hat einfach einen Gesetzentwurf genommen, den es vom Senat bekommen hat, und den kompletten Text durch einen anderen ersetzt. Alles was vom Gesetzentwurf geblieben ist, ist quasi der Umschlag mit der Aufschrift S. (für Senate) 627. Warum macht das Repräsentantenhaus das? Um Zeit zu sparen: So könnte das Gesetz nur drei statt fünf Tage im Senat benötigen. (Was es mit filibusters und cloture motions auf sich hat, erklärt USA Erklärt.)

Ein bisschen bizarrer wird es noch: Der Parteiführer der Demokraten im Senat, Harry Reid, hat dann beantragt, dem Schuldenplan der Republikaner zuzustimmen. Das musste er tun, damit der Senat anschließend über einen Antrag abstimmen konnte, sich mit diesem Antrag nicht mehr zu beschäftigen (»Motion to table the Reid motion to agree to the House amendment to the bill«). Was die Senatoren dann auch prompt getan haben.


Oslo/Utøya

Der 22. Juli in Norwegen.

Das norwegische öffentliche-rechtliche Fernsehen NRK liefert seit gestern Nachmittag eine Glanzleistung: Ohne Unterbrechung berichten die Redakteure und Reporter in einer Sondersendung über den schwärzesten Tag in Norwegens Nachkriegsgeschichte. Wer die Breaking-News-Arien amerikanischer Sender kennt, muss NRK hohen Respekt für die Ruhe und Ernsthaftigkeit zollen, mit der das Fernsehen berichtet. (Derzeit ist der Livestream auch fürs internationale Publikum zu sehen.)

Ich habe schon auf Google+ meinen persönlichen Helden gelobt: Tore Bjørgo, Politikwissenschaftler an Norwegens Polizeihochschule mit Spezialgebiet Terrorismus. In den NRK-Hauptnachrichten um 19 Uhr sagte er, dass Terroristen ja versuchen, so viel Angst zu verbreiten, dass sich eine Gesellschaft selbst verletzt. »Wir sind es, die bestimmen sollten, in welchem Land wir leben.« »Es liegt an uns, welche Konsequenzen das hat«.* Das sagte er wohlgemerkt zu einem Zeitpunkt, an dem noch niemand wusste, ob eine Einzelperson oder eine Gruppe hinter den Anschlägen steckt und die internationalen Medien überwiegend über einen islamistischen Hintergrund spekulierten.

Heute morgen ist das Fernsehen noch ruhiger. Auf die Idee, Katastrophen-Trailer zu produzieren oder die schlimmsten Bilder mit Musik zu unterlegen, ist NRK nicht gekommen. Ab und an wird gezeigt, wie der Rest der Welt reagiert, z.B. CNN:

CNN-Bildschirm: Norway Attacks mit norwegischer Flagge

Viele große Medien haben ihr Hauptquartier im Osloer Regierungsviertel. Die Mitarbeiter von TV2, VG, Aftenposten und der Nachrichtenagentur NTB mussten ihre Gebäude verlassen. VG hat dann das Webangebot und die meistgelesene Zeitung des Landes aus einem Osloer Hotel produziert, mit hastig gekauften Computern. Auch eine ziemliche logistische Meisterleistung.

Die Reaktion des offizielle Norwegen ist ein kleiner Trost. Ministerpräsident Stoltenberg erklärt mehr Demokratie, mehr Offenheit zur Antwort auf den Terror. Kein Versuch, mit erhöhten Terrorwarnstufen für Pseudo-Sicherheit zu sorgen. Es sieht zumindest am Tag danach so aus, als wenn sich die norwegische Gesellschaft nicht selbst verletzt.

*Nachtrag vom 29.7.: Die NRK-Abendnachrichten vom Anschlagstag sind jetzt online, dann kann ich die Äußerungen von Tore Bjørgo jetzt wörtlich aufschreiben. »Das Kennzeichen von Terroraktionen ist ja, dass Terroristen versuchen, Angst zu erzeugen und Reaktionen hervorzurufen, so dass sich die Gesellschaft selbst schadet. Und deshalb ist es sehr wichtig, dass nicht die Gesellschaft auf so eine Weise reagiert, wie die Terroristen es wünschen, und das ist eine große Aufgabe sowohl für die Politiker als auch für die Zivilgesellschaft, dass man Ruhe und Besonnenheit bewahrt und nicht die Terroristen bestimmen lässt, was für eine Gesellschaft wir haben sollen. Wir sind es, die bestimmen sollen, was für eine Gesellschaft wir haben wollen. [...] Es liegt an uns, welche Konsequenzen wir daraus ziehen wollen.« (»Det som er kjennetegnet ved terroraksjoner er jo at terrorister forsøker å skape frykt og skape reaksjoner slik at samfunnet skader seg sjøl. Og derfor så er det veldig viktig at ikke samfunnet reagerer på en slik måte som terroristene ønsker og det er en stor oppgave både for politikerne og for det sivile samfunn at man bevarer roen og sindigheten og ikke lar terrorister bestemme hva slags samfunn vi skal ha. Det er vi som skal bestemme hvordan vi skal leve i dette landet, og da må man sørge for at man i størst mulig grad greier å bevare det samfunnet vi vil ha. [...] Det er opp til oss hva slags konsekvenser vi vil dette skal ha.«)


Die Normalo-Leser

News of the World und Lesertypologien.

Mit der News of the World (good riddance!) ist ja nicht nur eine gedruckte Sonntagszeitung verschwunden, sondern auch eine Website. Die Marktforscher von Experian Hitwise haben sich angeschaut, wer denn eigentlich die Besucher von newsoftheworld.co.uk waren und zu welchem Konkurrenzangebot sie möglicherweise wechseln.

Hitwise-Netzdiagramm

Das Netzdiagramm unten im Hitwise-Blogeintrag ist nicht ganz einfach zu verstehen — es zeigt an, welche Gruppen über- und welche unterrepräsentiert sind. Ein Lesebeispiel: Ganz oben liegt die blaue Linie bei knapp unter 130 Prozent. Das bedeutet, die Gruppe namens »Alpha Territory« ist bei den Onlinenutzern von dailymail.co.uk (blau) deutlich stärker vertreten als ihr Bevölkerungsanteil. Ist eine soziodemografische Gruppe weder über- noch unterrepräsentiert, liegt der Wert bei 100 Prozent.

»Alpha Territory«? In Deutschland sind die Sinus-Milieus einigermaßen bekannt, die Medienforscher arbeiten unter anderem mit der MedienNutzerTypologie. Um Leute solchen Typologien zuzuordnen, muss man etwas über sie persönlich erfahren, ihre Werte, Ziele, Interessen und Aktivitäten. Das kann man sich aber auch einfacher machen — und das tun beispielsweise Kreditkartenfirmen: mit Geodemographie. Ich weiß vielleicht nicht, wer da eine Kreditkarte haben will, aber ich weiß, wo er wohnt. Postleitzahl HP18 0SB ist vertrauenswürdig, Postleitzahl E9 6EA eher nicht.

Eine dieser Klassifikationen nennt sich ACORN, und die Typologien heißen so langweilig wie die deutschen — »well-off working families with mortgages« zum Beispiel. Ein neueres Konkurrenzsystem heißt Mosaic und wurde vom selben Menschen entwickelt, die Schubladen haben aber originellere Namen (PDF-Broschüre). »Active Retirement: Bungalow Quietude«, »Careers and Kids: Soccer Dads and Mums« oder »Claimant Cultures: Worn-Out Workers« sind ziemlich anschaulich. Es gibt in der Gruppe »Liberal Opinions« auch den Typ »Bright Young Things«. Wer möchte das nicht sein?

(Wer wissen will, warum es schrecklich sein kann, in »Happy Families: Families Making Good« zu landen, kann einen langen Guardian-Artikel über Kreditkarten-Schulden lesen.)

Um endlich zur News of the World zurückzukommen: Experian setzt sein Mosaic-System auch ein, um Internetnutzer einzusortieren. Und wer sind sie nun, die Onlineleser der News of the World? Etwas überdurchschnittlich junge Familien (»New Homemakers«), ein bisschen unterdurchschnittlich ländlich Abgeschiedene, ansonsten: fast durchgehend der Durchschnitt.

Dass die gedruckte News of the World kein bloßes Schundblatt der working class war, zeigen andere Studien. Zeitungsleser werden nämlich seit Jahrzehnten nach der sozialen Schicht des Hauptverdieners eingestuft, von A über B, C1, C2 und D bis E. Begehrt sind vor allem die ABC1-Leser, also die obere bis untere Mittelschicht: weniger begehrt ist C2DE. In der letzten Leserstudie (April 2010-März 2011) erreichte News of the World 2,9 Millionen ABC1-Leser, dazu noch einmal 4,5 Millionen C2DE-Leser. Die News of the World erreichte also jeden Sonntag mehr ABC1-Leser als Sunday Telegraph, Observer und Independent on Sunday zusammen, wie der Observer etwas deprimiert ausgerechnet hat.


Gib mir ein B!

Eine kleine Erinnerung an Blogger.com.

Powered by Blogger

Vor zehneinhalb Jahren habe ich Blogger.com gerettet. Oder zumindest habe ich es probiert.

Etwas über 40 Mark habe ich damals in zwei 10-Dollar-Scheine getauscht und in einen Umschlag gesteckt, dazu ein Blatt schwarzes Papier, damit die Scheine nicht zu sehen sind. Brief und Geld landeten bei Pyra Labs in San Francisco, der Firma hinter Blogger.com, die von den gesammelten Spenden neue Server kaufen wollte. Aber es war auch klar, dass es um mehr als Server geht: Blogger war damals ein kostenloser Dienst, Pyra Labs eine kleine Firma mit fünf Leuten, Geschäftsmodelle (»Blogger Pro«) lediglich in Planung.

Ende Januar 2001, knapp einen Monat nach dem Spendenaufruf, schrieb Blogger-Mitgründer Evan Williams auf, dass die Wahrheit noch düsterer aussieht: We are out of money, and I have lost my team. Blogger.com war plötzlich nur noch eine Person, und die anderen, die nicht mehr Blogger.com waren, bloggten darüber.

Ich war begeisterter Blogger-Nutzer seit Juli 2000. Eine Webseite ins Netz zu stellen, das war damals schon kein übermäßiges Problem. Aber eine Website aktuell zu halten, das war kein Vergnügen: Erst die neue Seite basteln, händisch per HTML oder in einem hässlichen Programm. Dann die alten Seiten ändern, die Links auf die neue Seite enthalten sollen. Dann Grafiken und Seiten per FTP-Programm auf einen Server laden. Dann testen und entdecken, dass irgendwo noch eine spitze Klammer fehlt. Und dann kamen Blogger & Co. und machten das Aktualisieren so wunderbar leicht! Ins Netz zu schreiben war nicht mehr nur theoretisch möglich, sondern kostete nicht mehr als einen Klick auf »Post & Publish«.

Blogger und Pyra Labs hatten also einfach etwas Besseres verdient als den Untergang, das fand zum Glück nicht nur ich. Evan Williams bekam einen neuen Server und Blogger kam über die Runden, bis schließlich 2003 Google den Laden übernahm. »Blogger war nie perfekt, aber Blogger war ganz weit vorne«, schreibt Nico Lumma. Stimmt — die Blogger-Nutzerschaft ist nach und nach abgewandert, je nach Gemütslage und Technikliebe zu Radio UserLand und Movable Type und Typepad, Antville und twoday.net, Textpattern und WordPress, Tumblr und Posterous. Aber nie wieder zurück zu den Zeiten, wo Text ins Netz schreiben bedeutete, Dateien irgendwohin hochzuladen.

Google hat laut Mashable jetzt vor, die Marke Blogger.com einzumotten. Dann heißt es eben künftig »Google Blogs«, macht nichts, die Gründer und die meisten Nutzer von damals sind ohnehin längst auf und davon.

Als Dank für die Spende habe ich übrigens Wochen später einen Brief aus San Francisco bekommen. Den Aufkleber mit dem Blogger-B habe ich bis heute aufbewahrt, soeben eingescannt und in mein Blogsystem hochgeladen. Push-button publishing for the people — the revolution will be bloggerized!

Aufkleber mit dem Blogger.com-Logo


Wo bin ich?

Ein Spiegel-TV-Studio für Vergessliche.

Spiegel TV ist jetzt in ein neues Studio in der Hamburger Hafencity umgezogen und feiert das mit einem Video.

Spiegel-TV-Studio

Der Monitor rechts, auf dem »Spiegel TV Magazin« steht, wird leider ein bisschen verdeckt von der Einblendung »Spiegel TV Magazin«. Aber glücklicherweise gibt es ja links auch noch einmal drei Monitore, auf denen der Schriftzug »Spiegel TV« durchläuft. Falls die Moderatorin den Namen der Sendung vergisst (das Studio ist ja schließlich virtuell), steht er auch noch einmal auf der Rückseite der Moderationskarten in ihrer Hand.

Aber was ist das da im Hintergrund? Doch nicht etwa…

Schriftzug Spiegel TV auf der Studio-Deko

Aber ja. Der Sendungsname steht da insgesamt bestimmt nicht weniger als 200 Mal.


Outtakes

Fernsehen mit bin Laden.

Irgendwo im Pentagon hat jemand den Auftrag bekommen, die in Abbottabad gefundenen Videos zu einer DVD für die Medien zusammenzustellen. Und dann hat irgendjemand sogar ein DVD-Menü dafür erstellt.

DVD-Menü

DVD-Menü: Video of Bin Laden Watching Bin Laden Footage

Da wüsste man natürlich gern, wer in diesem Haushalt für die Programmplatz-Vergabe zuständig war (wenn es denn nicht nur eine Video-Aufzeichnung von woanders ist). Al-Jazeera auf 1, BBC Arabic auf 2, DW-TV Arabic auf 17, okay. Aber Bloomberg auf 18 und 19?


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