.aktuelles

Honda-Arbeiterinnen fotografieren sich beim Streiken

Streikwelle in China

Mitte Mai ist in China die erste offensive Streikwelle in dieser Weltwirtschaftskrise losgegangen. Sie zeigt, dass die Antworten des Kapitals auf die Kämpfe der Arbeiterklasse notdürftige Krücken sind, die nicht weit tragen. Die Verlagerung der Produktion, der Einsatz von Technologie, die Spekulation auf den Finanzmärkte – diese drei typischen Fluchtversuche kommen an ihre Grenzen. Beverly Silver hat sie als fixes bezeichnet, als schnelle Hilfsmittel, die keine langfristige Lösung sind. [weiter ...]



Artikel aus der neuen Wildcat:

Weltmeister Uruguay

Buchbesprechung: Uruguay. Ein Land in Bewegung

Am 1. März 2010 hat José »Pepe« Mujica, ein ehemaliger Guerillero, Mitbegründer der MLN-Tupamaros und langjähriger politischer Gefangener, das Präsidentenamt in Uruguay übernommen. »Bei aller kritischen Distanz zur Politik des Mitte-Links-Bündnisses Frente Amplio, das seit dem 1. März 2005 die Regierung des Landes stellt, bleibt festzuhalten, dass der 29. November 2009, der Tag der Wahl »Pepe« Mujicas, ein historischer Moment ist, der wohl nur im Lebensweg Nelson Mandelas eine Parallele findet.« Damit leiten die HerausgeberInnen das Buch Uruguay – Ein Land in Bewegung ein, das pünktlich zum Amtsantritt erschienen ist.[weiter ...]



Wir haben in der Wildcat 86 mit dem Artikel Die Iranische Revolution 1979 den Hintergrund der iranischen Revolution im Einzelnen geschildert. Hier ein Nachtrag zum Februaraufstand:

Der iranische Aufstand

Der Aufstand vom Bahman 1357 (Februar 1979) bildet den wichtigsten Abschnitt der iranischen Revolution in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Er wurde in der Folgezeit aus mehreren Perspektiven erklärt und bewertet. Die Ideologen auf der politischen Rechten (die Ideologen des islamischen Staats inbegriffen) halten an der Vorstellung von einem »Sieg der islamischen Revolution« fest. Weitverbreitet – auch in Kreisen der Linken – ist die Auffassung, hier habe keine Revolution, sondern eine Inszenierung durch Mullahs stattgefunden, die von ausländischen Mächten unterstützt wurden. Die Niederlage der revolutionären Bewegung hat solchen Interpretationen den Weg bereitet. Doch diese Einschätzungen verdecken eher die Wirklichkeit des Aufstands, als dass sie ihn erklären. Was hat sich im Februar 1979 ereignet? [weiter ...]



Als kleinen Vorgeschmack auf die Wildcat 87 bringen wir hier einen Bericht über den Streik der ägytischen Fischereiarbeiter, der nicht mehr ins Heft passte.


Der Streik der ägyptischen Fischereiarbeiter in Griechenland

In Nea Michaniona, einem Dorf in der Nähe von Thessaloniki (Nordgriechenland), fand von Januar bis April 2010 ein Streik der Fischereiarbeiter aus Ägypten statt. Die meisten von ihnen arbeiten seit 25 Jahren in Griechenland. Aufgrund einer Vereinbarung zwischen Ägypten und Griechenland aus den 1980er Jahren werden sie mit Acht-Monats-Verträgen (vom 1. Oktober bis 31. Mai) angestellt. In der Branche gibt es aufgrund der starken Arbeitsintensivierung sehr viele Arbeitsunfälle. Im November 2009 ertrank ein Arbeiter bei der Arbeit auf einem Boot.

Die Bosse zwangen die Fischereiarbeiter, zu Löhnen von 300 oder 400 Euro (anstatt 1200-1300 Euro) monatlich an sieben Tagen pro Woche unter schlechten Bedingungen zu arbeiten. Außerdem wurden sie von der Arbeiterversicherungsanstalt (IKA) zu einer anderen Versicherung (OGA) umgemeldet, die schlechtere Sozialleistungen bezahlt.

Trotz der Erpressung durch die Unternehmer und dem in der Krise zunehmenden Terror von Teilen der ansässigen Bevölkerung machten sie Front gegen ihre Ausbeuter, gingen sie auf die Straße, streikten und blockierten die Produktion. Unterstützung bekamen die Streikenden nur von PAME und Leuten aus der anti-autoritären Szene von Thessaloniki, die vor Ort und auch im Gericht auftraten. Die Solidaritätsversammlung aus Thessaloniki organisierte während des dreimonatigen Streiks Demos, Diskussionsveranstaltungen, Kundgebungen und Konzerte zur finanziellen Unterstützung der Streikenden. [weiter ...]



Nachruf auf Romano Alquati

Vor etwas über einem Monat, am 5. April 2010, starb in Turin Romano Alquati. Andere waren schnell genug und haben im Web das Ihre dazu gesagt – siehe z.B. Für Romano Alquati.

Die Untersuchungsphase von Beginn der 60er Jahre bis zum Heißen Herbst 1969 war keine »Vor-Phase« des Operaismus. Alle ernsthaften Beschäftigungen mit der Geschichte der Klassenkämpfe in Italien zeigen: Es war eine einzigartige Etappe in der Geschichte der Klassenkämpfe überhaupt! Eine der ganz wenigen Beispiele, wo sich Externe und Interne, Studis und Arbeiter auf produktive Weise zusammengetan und voneinander gelernt haben. Und Romano Alquati war einer der ganz wichtigen Inspiratoren in dieser Phase.

Wir veröffentlichen im Folgenden einen kurzen Nachruf von Sergio Bologna und einen unserer Ansicht nach sehr wichtigen Text von Romano Alquati selber. Wir hatten ihn Mitte der 80er Jahre ins Deutsche übersetzt und in TheKla 6 veröffentlicht, er war aber bisher im Web nicht verfügbar. Es handelt sich um ein Referat von 1967, in dem er den Zusammenhang zwischen weltweiter Kapitalverwertung und der Entstehung einer globalen Arbeiterklasse zu skizzieren versucht. Dabei positioniert er die Klassenkämpfe in Italien am entwickeltsten Punkt in Turin als einen »Mittelpunkt« zwischen hochqualifizierten und tertiarisierten Arbeiten einerseits und den Zulieferketten im globalen Süden andererseits. Auch wenn er es im Jargon der 60er Jahre und in seiner kryptischen Sprache tut – als wir den Text fast 20 Jahre später entdeckten, hat es uns umgehauen, wie aktuell er noch immer war – und wie antizipierend er in den 60er Jahren gewesen sein musste!

Praktisch waren seine frühen Untersuchungstexte für uns am wichtigsten. Sie haben uns geholfen, vom anpolitisierten »Rumjobben« zu einem politischen Ansatz zu kommen, bei dem wir ernsthaft die eigenen Erfahrungen und Wünsche mit einer Analyse der Klassenzusammensetzung und einem Eingreifen in aktuelle Klassenkämpfe zusammenbringen konnten. Unsere Jobbergruppe in Karlsruhe fühlte sich Anfang der 80er Jahre durch das gemeinsame Lesen v.a. des Olivetti-Texts regelrecht nach vorne katapultiert. Auch heute lohnt es sich noch (und immer wieder!) diesen Text zu lesen; hier machte der Operaismus den entscheidenden Schritt über alle sozialistischen Selbstverwaltungs-Utopien hinaus: es geht nicht drum, die Fabriken selber zu verwalten; der Kommunismus entsteht aus dem täglichen Antagonismus des Arbeitsprozesses, gegen die kapitalistische Maschinerie, gegen die Fabriken. Indem die ArbeiterInnen gezwungen sind, »die Regeln zu übertreten«, um ihre Arbeit machen zu können, indem sie sich gegenseitig helfen (müssen), um überhaupt den Akkord zu schaffen, entsteht ein Graubereich, zu dem kein Unternehmer und kein Industriesoziologe Zugang hat. Hier setzt die con-ricerca ein.



Ein Bericht über die aktuellen Kämpfe in Griechenland

Hier steht nur noch eine Abrechnung aus:
unsere Abrechnung mit dem Kapital und seinem Staat

In Krisenzeiten – wie in der aktuellen Überakkumulationskrise – entwickeln die Kapitalisten mit Hilfe einer Politik der »Staatsverschuldung« neue Methoden, die Ausbeutung zu verschärfen. Während der kapitalistischen Aufschwünge steigt die private Verschuldung, während des Abschwungs steigt die »Staatsverschuldung«. Private Investitionen in staatliche Schatzbriefe sichern Profite, die als Zinszahlungen aus der direkten und indirekten Besteuerung der ArbeiterInnen abgepresst werden und letztlich das Bankenkapital stärken. [weiter ...]



»Vorabdruck« aus Wildcat 87, Sommer 2010

Die folgende Analyse aus dem krisengeschüttelten England wurde für die Wildcat 87 geschrieben. Bis die im Juni erscheint, müssen wir den Artikel sicherlich nochmal »updaten«. Deshalb veröffentlichen wir ihn hier schon mal.

Im Vorhof der Hölle

Im April 2009 gab das britische Justizministerium Pläne für den Bau einer neuen JVA mit 1500 Plätzen auf dem Gelände des früheren Ford-Werks in Dagenham bekannt. Besser hätte man nicht zusammenfassen können, was das Proletariat von der herrschenden Krisenpolitik zu erwarten hat. Aber am Fortgang der Geschichte zeigt sich auch die gleichzeitige Eindämmung und Vertiefung der sozialen Spannungen im Lauf des letzten Jahres. In Dagenham hat der Staat nach einer großen Kampagne des dortigen Labour-Abgeordneten und des Stadtrats letztlich im Einzelfall nachgegeben: Dieses konkrete Gewerbegebiet wird also nicht von einem Knast verschandelt, aber anderswo sind weiterhin genau dieselben Projekte geplant, und die Regierung wird ihr »Versprechen« halten und 96.000 Menschen einsperren. Die Wildcat-These vom März 2009 – »die Krisenmaßnahmen der Herrschenden zielen bisher nicht auf einen Wiederaufschwung, sondern darauf, politisch zu überleben« – hat sich inzwischen praktisch bestätigt. [weiter ...]



Wer hätte gedacht, dass die bundesdeutsche Linke mit ihrer Kleinphilosophiekunst den strategischen Crash des von ihr doch so gehypten »Postfordismus« vorhersagte?

Hybridmotor oder Klassenkampf

»Fehler is King«

hallte es bis vor kurzen durch die Szenelokale – und hinterließ einen Ohrwurm, demzufolge es nicht so wichtig sei, etwas zu durchschauen und die richtigen Schlüsse draus zu ziehen. Nun macht Toyota mit 8,5 Millionen fehlerhaften Fahrzeugen eine Unternehmensphilosophie daraus. GM ist zwar auch bemüht, liegt aber mit etwas über einer Million Rückrufaktionen wegen defekter Lenkungen weit abgeschlagen. Aber der Trend setzt sich über die Autoindustrie hinaus fort, U-Bahn-, Autobahn- und Gleisbau.

Einbrüche

Die Absätze der BRD-Autoindustrie brechen ein (man rechnet mit einer Million weniger Neuzulassungen in diesem Jahr), Dienstwagensubventionen bleiben aus, Kurzarbeit und Abwrackprämie laufen aus, Dividendenzahlungen fallen aus (Daimler). Was nun? Wird es der Export noch einmal rausreißen? Die deutschen Konzerne haben ihn im Vergleich zum Vorjahr um 57 Prozent gesteigert – vor allem nach China. Ob die Leasingraten für all die Luxuswagen auch bezahlt werden? Ob die Kreditgeber nicht selber bereits pleite sind? Ob sich die Investitionen für noch höhere Stückzahlen bei gesättigten Märkten wohl rechnen?

Die Unternehmer ergreifen die Krise mal wieder als Gelegenheit: Trotz massiver Qualitätsprobleme (siehe Rückrufaktionen) werden in den Autofabriken – wie auch anderswo – weiterhin die Kosten gedrückt. Drei Viertel der Betriebe beantragten bislang Kurzarbeit. Was als Überbrückung propagiert wird, ist ein Angriff auf allen Ebenen. Psychologisch werden Existenzängste geschürt, körperlich werden die Leute mit verkürzten Taktzeiten und ausgedehnten Produktionszeiten an ihre Grenzen getrieben; rechtlich wird getestet, wie weit die Arbeitsgesetzgebung gedehnt werden kann.

Ausblicke?

Immer weiter treibt es auch die radikale Linke auseinander. Viele stecken mittendrin in der Verarmung. Hoffentlich haben noch genug Leute die Power aufzugucken und genau(er) hinzuschauen, um zu verstehen was hier gerade abgeht, und um dagegen aufzumucken!

Hybridmotor oder Klassenkampf ...
[weiter ...]

Wildcat 86 ist in den Buchläden!

Krise: Rückblick und Ausblick

Im Krisenartikel der Wildcat 86 gucken wir uns nochmal die Vorgeschichte und den bisherigen Verlauf der globalen Krise an, denn die nächsten Monate entscheiden darüber, ob der Dominoeffekt eines Staatsbankrotts die dritte Welle auslöst, oder ob sie das abwenden können und die US-Bondblase erst nächstes Jahr platzt. Entscheidend sind dabei die Kämpfe gegen die nun deutlich werdenden radikalen Spar- und Lohnsenkungsprogramme. Wenn Griechen, Iren, Balten... sich gegen die radikalen Sparprogamme auflehnen, kracht das europäische Kartenhaus zusammen. Die Streiks in Griechenland graben bereits den Euro an.
Die Notenbanken beginnen in diesen Tagen mit dem Ausstieg aus den Stützungsprogrammen, In der zweiten Jahreshälfte werden die sozialen Auswirkungen der Krise(npolitik) auch in der BRD ankommen. Die harten Sparpläne in Griechenland, Spanien usw. zeigen uns, wo es hingehen soll. Die dortigen Kämpfe sind auch die unseren! [weiter ...]

Wir empfehlen ausdrücklich, die Krisenartikel in den letzten Heften der Wildcat zu lesen!
wildcat 85: Alle Hoffnungen richten sich auf China
wildcat 83: Alles in Frage stellen – Teil II
wildcat 82: Globale Krise


Vorabdruck aus Wildcat 86 / Frühjahr 2010

Link zum geplanten Migrantenstreik am 1. März in Italien:
in deutscher Sprache

Wir veröffentlichen hier den Artikel von Mimmo Perrotta ungekürzt, der leider nicht vollständig in die Zeitung passte.

Rosarno, Europa

Mimmo Perrotta

Rosarno ist eine Kleinstadt mit 15.000 Einwohnern in der Piana di Gioia Tauro in der Provinz Reggio Calabria. Am 7. Januar werden hier drei vom Feld zurückkehrende afrikanische Immigranten, die wegen der Zitrusfruchternte da sind, darunter ein Asylbewerber aus Togo, von drei »hiesigen Jungs« angeschossen. Hunderte von MigrantInnen, unterbezahlten saisonalen LandarbeiterInnen, die unter katastrophalen Bedingungen in zwei stillgelegten Fabriken und in verlassenen Bauernhäusern wohnen und permanent Opfer von Aggressionen und Übergriffen werden, gehen in Rosarno auf die Straße und lassen ihre Wut an Autos und Müllcontainern aus. Die Polizei greift ein. Zwei Tage lang kommt es zu Auseinandersetzungen mit den kalabrischen Bürgern, die die ImmigrantInnen zum Teil weiter verprügeln und beschießen und auf den Feldern Menschenjagden veranstalten.

Am 9. Januar werden 1300 AfrikanerInnen (Regulären1 wie Irregulären) vom Staat in sogenannte Identifikations- und Abschiebezentren (CIE)2 in Crotone und Bari deportiert; andere verlassen die Stadt auf eigene Faust und gehen vor allem nach Neapel und in die norditalienischen Städte. Alle müssen Rosarno ohne Lohn für die bisher geleistete Arbeit verlassen. Andere verstecken sich weiter auf den Feldern in der Piana und setzen die Zitrusfruchternte fort, die noch bis März geht. Insgesamt werden 66 Verletzte gezählt (30 ImmigrantInnen, die teilweise Aufenthaltserlaubnisse aus humanitären Gründen bekommen, 17 Ortsansässige und 19 Polizisten), sieben ImmigrantInnen und drei Rosarneser werden festgenommen. Hundert irreguläre ImmigrantInnen werden aus den CIE in Bari und Crotone abgeschoben. [weiter ...]


::: Kopenhagen ::: Cop15 :::

ArcelorMittal soll auf Emissionsrechten im Marktwert von über einer Milliarde britischer Pfund sitzen. Mit solchen Zertifikaten kaufen sich Unternehmen das Recht, bestimmte Mengen von CO2 auszustoßen, und so viele Emissionszertifikate hatte ArcelorMittal geschenkt gekriegt! Der Cop-Klimagipfel sollte für einen noch »breiteren liquiden Karbonmarkt« sorgen – denn: »Öko-Zertifikate befriedigen nicht nur das gute Gewissen, sie haben auch ein hervorragendes Blasenpotential.« Nach dem Scheitern des Gipfels wurde ArcelorMittal ein bisschen ärmer, denn die Kurse für CO2-Verschmutzungsrechte fielen am Montag schlagartig um fast neun Prozent.

Wem das alles nur spanisch vorkommt, oder wer wissen will, was das alles mit der kapitalistischen Krise zu tun hat, wie die neue Blase funktioniert und wie wir emanzipatorische Perspektiven im Klimakampf entwickeln können, sollte die folgende drei Texte lesen:

VSA-Verlag 336 Seiten, EUR 22.80


aus Wildcat 85

Wenn beim Angeln der Schwimmer in Bewegung kommt, ist die Freude groß. Peinlich, wenn der Köder längst abgefallen ist, und der Angler weiter grinst. Ähnlich wirkte die Euphorie der letzten Wochen, die in den Marktbewegungen den »Aufschwung« sehen und die Krise vergessen machen wollte. »Dubai« hat der Euphorie einen Dämpfer versetzt, die Entwicklungen in der Autoindustrie deutlich gemacht, wohin die Reise geht.

»Diesmal müssen die im Westen anfangen!«

Gedanken und Versuche eines ostdeutschen Autoarbeiters

Dammbrüche

In der letzten großen Krise der Autoindustrie Anfang der 90er Jahre war allenthalben von »Dammbrüchen« die Rede. Die Unternehmer nutzten die Krise, um Produktivitätssteigerungen durchzusetzen, von denen sie zuvor nur träumen konnten. Im historischen Vergleich müssen wir heute von Erdbeben reden: erst Opel, nun Daimler.
GM kündigt an, in Europa alle Werke zu erhalten, aber 20 Prozent der Stellen abzubauen. Damit wollen sie im Eiltempo nachholen, was in den USA seit 2003 gelaufen ist: die »Big Three« sowie Nissan, Toyota und Honda senkten die Arbeitskosten und strichen 100000 Jobs. Daimler will 20% der C-Klasse in den USA produzieren und von dieser Entwicklung direkt profitieren.[weiter...]


aus Wildcat 85

Iran: ein neuer Anlauf?

Die Linke weltweit diskutiert sehr kontrovers über die Mobilisierungen vor und nach den Wahlen im Iran, bringt diese aber selten mit der globalen Krise und der schweren Wirtschafts- und Regierungskrise im Iran in Verbindung. Dabei liegen diese Bezüge auf der Hand.



aus Wildcat 85

»Dem Zerfall der APO was entgegensetzen...«

Teil II des Interviews mit Genossen der RZ

Die 68er Bewegung war in der BRD ja eigentlich eine '67er Bewegung: die Mobilisierung gegen den Schahbesuch und vor allem nach dem Mord an Benno Ohnesorg. Ihr wart damals 18, habt in West-Berlin gelebt, wart bereits an Eurer Schule politisch aktiv...

M: Ich war '67 in Berlin Steglitz auf einem Gymnasium, hab bei der SMV und der Schülerzeitung mitgearbeitet, hatte Kontakte nach Kreuzberg in literarische Kreise hinein, wir haben Gedichte geschrieben, uns vorsichtig in Richtung Diskotheken zu bewegen angefangen. Ich war beschäftigt mit Musik... Die Prügelattacken im Juni '67 auf die Demonstranten gegen den Schah an der Oper und die darauf folgende Erschießung von Ohnesorg hab ich nur in der Presse mitbekommen, weil wir auf Klassenfahrt in Rom waren [weiter ...]


aus Wildcat 85

Nur wenn wir das antiimperialistische Erbe überwinden...

Die Unterstützung der »Befreiungsbewegungen« in Angola, Zimbabwe und Namibia, überhaupt die Solidarität mit den Kämpfen im »Trikont« wurde in den 70er Jahren zur Orientierungslinie für eine ganze Generation. Eine Orientierung, die ohne große Theorie auskam, weil sie gegen die blanke Ungerechtigkeit in der Welt Sturm lief.

Trotz verheerender Erfahrungen mit der Niederschlagung dieser Bewegungen – und noch schlimmer: mit den erfolgreichen Befreiungsbewegungen an der Macht (Zimbabwe, Südafrika, Nicaragua…), folgen heute in Bezug auf Venezuela viele immer noch der paranoiden Logik: »der Feind meines Feindes ist mein Freund«. Kritik an Chavez nutze nur dem US-Imperialismus usw. Berichte über die reale soziale Situation in Venezuela erreichen die Fans dieses »Sozialismus des 21. Jahrhunderts« gar nicht. [weiter ...]

... eröffnet sich die Perspektive der sozialen Revolution!



»The last gasp of the old economic model« hatte ein Wirtschaftsexperte die Scheinblüte des chinesischen Aktien- und Immobilienbooms im Sommer genannt. Und die letzten Atemzüge des alten Modells gilt nicht nur für Chinas Exportmodell, sondern auch für den Iran und für den Antiimperialismus eines Chavez – das versucht das Titelbild der Wildcat 85 rüberzubringen: Der Iran erstickt am Versuch, die Revolten und Bewegungen im Land zu unterdrücken, China bläst sich mit Krediten auf, um sein längst abgestürztes Entwicklungsmodell weiterzutreiben. Das chinesische Regime hat sich in eine Zwickmühle manövriert: Es muss die Spekulation abbremsen, riskiert damit aber einen Krach. Die Alternative, die Blasen immer weiter zu treiben, ist auch nicht gerade verlockend: sie werden später umso gewaltiger platzen. Allzu frisch ist die Erinnerung an den Immobiliencrash in den USA. Und auch im eigenen Haus feiert man dieser Tage nicht nur den 60. Jahrestag der Volksrepublik: genau vor zehn Jahren gab es eine Welle platzender Kredite, die an unrentable Staatsunternehmen vergeben worden waren. Zum »bail out« wurden damals Anleihen ausgegeben und in »Bad Banks« ausgelagert. Letzte Woche waren sie fällig – und wurden einfach um weitere zehn Jahre verlängert. Sie liegen bei der China Construction Bank, der zweitgrößten Bank der Welt, die gerade mal die Zinsen begleichen kann, aber niemals die Kredite zurückzahlen wird.

Die Hoffnungen, China könnte zur Lokomotive für die Weltwirtschaft werden, sind völlig illusorisch. Näher an der Realität scheint Karl Heinz Roth zu liegen, der im Juli vom möglichen »Ende der Volksrepublik China« sprach – siehe auch das update dazu in der neuen Wildcat! [lies weiter...]


Wildcat 85 seit Donnerstag in den Buchläden!

Endlich, der Aufschwung!

»Investmentbanker stellen einen Aufwärtstrend fest«, schreibt die New York Times. »Weiterer Fortschritt in der Geschäftswelt «, berichtet das Wall Street Journal. »Ökonomen sehen Zeichen einer Erholung«, »Kräftiger Aufstieg an den Börsen«, melden andere. Einige Blätter schreiben, dass sich in Amerika ein Bischof zu Wort gemeldet habe, der das große »Misstrauen« in der Welt der internationalen Finanzanleger geißele. So etwas halte die wirtschaftliche Erholung bloß unnötig auf.

Die Schlagzeilen könnten aus den letzten Wochen sein–stammen aber aus dem Jahr 1931, in der kurzen Erholungsphase der great depression, der schärfsten Wirtschaftskrise des 20. Jahrhunderts. [weiter ...]

Wir räumen unser Lager! Wer im Oktober die Wildcat abonniert, bekommt als Geschenk die Nr. 72 mit der einzigen Wildcat-Musik-CD!


Der Streik bei Ssangyong Motors in Südkorea endet mit einer Niederlage und heftiger Repression

von Loren Goldner

Am 5. August ging nach 77 Tagen der Streik mit Werksbesetzung bei der Ssangyong Motor Company in Pyeongtaek, Südkorea, zuende. Diese bedeutete für die 976 ArbeiterInnen, die die kleine Autofabrik am 22. Mai besetzt und sie gegen wiederholte, quasi-militärische Angriffe gehalten hatten, so viel wie eine vollständige Niederlage. Und schlimmer noch, denn nach der Kapitulation gab es Verhaftungen und Vernehmungen Dutzender Streikender durch die Polizei. [weiter...]


Großbritannien:

Staatliche Kontrolle und proletarische Reproduktion

Seit seinen Anfängen hatte der Wohlfahrtsstaat auch immer eine Kontrollfunktion. Nach dem Zweiten Weltkrieg ging es nicht nur darum, unzufriedene und aufrührerische Arbeiter durch Zugeständnisse stillzuhalten, sie sollten auch durch eine zentralisierte Organisation ihrer Reproduktion in den Staat eingebunden und somit besser kontrollierbar werden; der Staat gewann eine genauere Einsicht in die Lebensumstände der ArbeiterInnen und konnte bestimmte Aspekte gezielter regulieren. [weiter...]


»Die herrschenden Klassen sind von wilder Panik erfasst und haben einen Paradigmenwechsel vollzogen«

Ausschnitt aus einem Gespräch mit Karl Heinz Roth zum Erscheinen seines Buchs »Die globale Krise« (mehr davon in der Wildcat 85, September 2009).
Das Buch hat sich aus einem ersten Papier und anschließenden Diskussionen entwickelt. [weiter...]



aus Wildcat 84

»Unsere Konzepte waren nicht mehr adäquat…«

Gespräch mit Ex-Militanten der RZ   

Wildcat hat sich seit den 80er Jahren immer mal wieder mit dem bewaffneten Kampf in der BRD beschäftigt. Das blieb fruchtlos, weil in der BRD – im Gegensatz etwa zu Frankreich oder Italien, wo solche Diskussionen in den 80er und 90er Jahren in aller Härte liefen – offensichtlich niemand die angesprochenen Fragen öffentlich diskutieren wollte. Stattdessen wurden alle heißen Themen verdrängt, so dass Verräter und Staat in der öffentlichen Debatte oft mehrere Schritte voraus waren. Im Zusammenhang mit einem der letzten Prozesse gegen den Zusammenhang der Revolutionären Zellen sind uns nun aber GenossInnen über den Weg gelaufen, die Lust auf Diskussion und Aufarbeitung haben. Einer sagte noch: »Einen Vorteil hat es, wenn man wegen Revolutionäre Zellen verurteilt ist. Man kann jetzt offen drüber reden!« Das haben wir versucht. Das Interview soll als Angebot verstanden werden: hier sind Leute, die über solche Fragen auch öffentlich diskutieren wollen. [weiter...]


Fabrikbesetzung im Motorenwerk in Pyongtaek, Südkorea

plus Update vom 17. und 21. Juli

von Loren Goldner 

Der Streik bei Ssangyong Motors, Südkorea, weist ähnliche Dynamiken auf wie der Kampf um Visteon in Großbritannien oder die Kämpfe um die Umstrukturierung der Autoindustrie weltweit. Allerdings nahm er die Ausmaße einer regelrechten Fabrikbesetzung an, mit Vorbereitung auf eine gewaltsame Verteidigung des Werks, falls dies notwendig werden sollte. Und somit ist es in Südkorea der erste Kampf dieser Art seit Jahren. [weiter...]

neueste Infos und Bilder auf libcom.org


aus Wildcat 84

Ein post-ford istischer Streik

Bericht über die Auseinandersetzung bei Ford-Visteon in Großbritannien

Am 31. März 2009 gab Ford-Visteon die Schließung von drei Fabriken in Großbritannien und die Entlassung aller 610 ArbeiterInnen bekannt... Am 1. April besetzten die ArbeiterInnen in Belfast ihre Fabrik. Innerhalb von zwei Stunden kamen schon mehrere hundert lokale UnterstützerInnen vorbei. Zwei Verwalter des Wirtschaftsprüfungsunternehmens KPMG [...] weigerten sich zu gehen. Also sperrten die ArbeiterInnen sie in einem Bürocontainer ein – wo sie 36 Stunden ohne Essen blieben, bevor sie endlich bereit waren, zu gehen! So viel sinnloser Einsatz für ihren Job … [weiter...]


aus Wildcat 84

Polit-Fiction: Der wahre Mörder in diesem Krimi …

   Des Kapitalismus neue  Kleider

von Paolo Giussani 

Wie, schon vorbei? Was für eine lustige Krise! (mit Update vom 28. Juni 2009)

Gewisse Typen, von denen die Welt heute so voll ist, dass man nicht mehr weiß, wo man sie hinpacken soll, nennt man in Italien Arschgesichter. Unglaublich, wie Alan Greenspan weiterhin nach rechts und nach links predigt, anstatt sich auf irgendeiner einsamen Insel, 3000 Meilen von der nächsten Küste entfernt, zu verstecken. Und er findet sogar Zuhörer! In der Financial Times vom 29. Juni 2009, mitten in einem Wust von Lügen und unlogischen Argumenten, die aus seinem ganze 70 Zeilen langen Text ein Meisterwerk von ideologischem Schwindel machen, schämt er sich nicht zu versichern, [weiter...]

versione italiana


[ältere Texte und Meldungen...]
Wildcat 87
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Beilage:
Marx, Weltkrise, Arbeiterklasse
 
 
 
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Beilage:
Ausgrabungen
Hochaktuelle Fundstücke aus der Zeitschrift
»Primo Maggio« 
 
 
 
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Beilage:
»Gurgaon, Indien: Neue Stadt, neues Glück – neue Kämpfe?«
 
 
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Beilage:
»Der Mai/Juni 1968« –
Eine verpasste Gelegenheit
der Arbeiterautonomie
 
 
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Beilage:
»Unruhen in China«
 
 
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Film und Booklet:
»Porto Marghera –
die letzten Feuer«
 
 
 
 
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